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Intelligenz- und Wochenblatt für . Frankenberg mit Sachsenburg und Umgegend. 50. Mittwochs, den 28. Ium. 1854. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Stadlrath dringt hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß der diesjährige erste hiesige Jahrmarkt nicht, wie in mehreren Kalendern und Jahrmarktsverzeichnissen irrthümlich ange- künvigt ist, den 3. Juli, sondern erst den 10. Juli d. I. abgehaltcn werden wird. Mittweida, am 6. Juni 1854. Der Stadtrat h. Hofmann, Brgrmstr. Ueber Ernteaussichten. Die Saaten stehen in ganz Sachsen in üppiger Fülle, auch aus den andern Staaten Deutschlands lauten die Nachrichten äußerst günstig und man darf den Aussichten nach auf ein gesegnetes Jahr rech nen. Der Klee- und Graswuchs ist ganz ausge zeichnet, so daß schon jetzt — wenn es sonst die nasse Witterung gestattete — Klee abgelrocknel und dürre gemacht werden müßte. — Außer den in der Brut sicher verwahrten Raupen, deren es eine Menge giebt, welche auch den Oostbäumen, na mentlich den Kirschen und Pflaumen, und den Schnecken, welche letztere den'Gurken und Goh- ncngewächsen viel Schaden zugefügt, ist das Un geziefer durch die Witterungselnflüffe ziemlich un terdrückt, und selbst Maikäfer gab es nur wenige. Auffallend ist es, daß auch die Feldmaus sich in diesem Jahre nur sehr wenig bemerkbar macht. Die Nachtfröste im Juni, obschon sie sich am Kar toffelkraut stark gezeigt/ haben Schaden nicht ver ursacht. Die Kartoffel ist im Frühjahre fast all gemein so früh gepflanzt, daß bei irgend anhal tender Wärme und Feuchtigkeit die neue Kartoffel ausgebildet sein wird, bevor die gewöhnliche Pe riode des Krankwerbens, Ausgang Juli oder An fang August, cingetreten sein wird. Der kalte und nasse Mai bat freilich einer Menge kränkli chen Dbstbäumen den Tod gebracht und nament lich dürfte die Aepfclernte eine spärliche werden. — Bon allen Selten fragt man sich, woher bei so vortrefflichen Ernte-Aussichten die Theuerung aller Lebensbedürfnisse komme? Dle Antwort dürfte wohl sein: daß die Mißernten in Frankreich und England im vorigen Jahre, indem von dort aus ungeheuere Auskäufe in ganz Deutschland ge macht wurden und der Krieg ein erheblicher Grund dafür sein mögen, daß wir sosehr leiden müssen. Doch wollen wir hoffen, daß es bald besser werden wird, denn eine gesegnete Ernte steht nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, Frankreich, Nordamerika und Egypten in Aus sicht, so lauten die Berichte. Es läßt sich also, wenn nicht so sehr bedeutende Ereignisse dazwischen treten, wohl erwarten, daß trotz des Kriegsbedarfs bald ein schnelles Fallen der Körner- und Kartoffelpresse statlsinden wird und daß alle Diejenigen, welche die Preise jetzt noch in die Höhe zu schwindeln suchen und ihre Borräthe zurückhalten, einen ungeheuer» Verlust werden erleiden müssen. Und das ganz von Rechtswegen! Denn cs giebt keinen schändlicheren Wucher, als den mit Lebensmitteln. Mithin, ihr Mittelstände, ihr armen Handwer ker und Handarbeiter, verzaget nickt, der alte gute Gott lebt noch, der auch uns hoffentlich bald wieder sorgen- und kuminerlosere Tage bringen wird