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l, rdick em il! »bl! ei' Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. für Reicheckand, Siegmar, Neustadt, Raicnftcin md Rattluff. dL' Kor!-! >ttfeS . Kn» Arb-^ Tschic' n S"! vers^ iche. , Use-" mpsc^ 17. Sonnabend, den 30. April 1910. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und FrUeur Thiem in Rottluff entgegen genommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigeu-Annahme in der Expeditton bis spätestens Freitags nachmittags S Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Vercinsinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Ausruf. Die Kirchengemeinde Reichenbrand mit Siegmar rüstet sich zu einer seltenen und be deutsamen Feier, dem 100jährigen Jubiläum der Kirche, welches, so Gott will, am 26. und ?/- Juni a. e. begangen werden soll. Voraussichtlich wird diese Jubelfeier zu einem Feste ach gestalten, an dem in unterschiedsloser Weise alle Gemeindeglieder non Reichenbrand und «iegmar einmütig sich beteiligen. 2m Großen und Ganzen hat der unterzeichnete Kirchen- dvrstand bereits das Programm für die Feier festgesetzt. Den Mittelpunkt derselben wird der nestgottesdienst Sonntag, den 26. Juni norm. 10 Ahr bilden, dem ein Festzug mit Musik dvraufgehen soll. Am Abend des 26. Juni wird ein Kirchenkonzert veranstaltet werden dem geselliges Zusammensein in den Sälen des Gasthauses zu Reichenbrand sich anschlietzen Ml. Montag, den 27. Juni norm. 10 Ahr soll für die gesamte Schuljugend von Reichenbrand Und Siegmar ein besonderer Festgottesdienst stattfinden. Einem Geburtstagskinde pflegt man beschenke darzubringen. Es darf die zuversichtliche Erwartung ausgesprochen werden, daß Unsere altehrwürdige Kirche anläßlich des Jubelfestes in dankbarer Liebe mit reichen Gaben Macht wird. Möchte gelegentlich dieses Festes der hochherzige Sinn der Gemeindeglieder von ^eichenbrand und Siegmar in erhebender Weise zum Ausdruck kommen; werden doch viele Uch bewogen fühlen, ihren Dank, den sie der Kirche schuldig sind, entweder durch ein persönliches beschenk oder durch einen Beitrag zu einem solchen zu bezeugen. Namentlich an die Besser- Mellten in Reichenbrand und Siegmar möchte der unterzeichnete Kirchenvorstand die herzliche Mte richten, die festliche Gelegenheit wahrzunehmen, um für die in so mancher Beziehung Ueuen würdigen Schmuckes bedürftige Jubilarin eine Ehrengabe zu stiften und damit die Festesfreude in wesentlicher Weise erhöhen zu helfen. Irgendwelche der Kirche zugedachte Gaben "erden in der Pfarre sowie in den Gemeindeexpeditionen von Reichenbrand und Siegmar Entgegengenommen. Reichenbrand, den 15. April 1910. Der Kirchcnvorstand. . Rein, Pf. Bekanntmachung. - Am 30. April 1910 wird der 1. Termin Einkommen- und Ergänzungssteuer sowie der "tempelbetrag für Miet- und Pachtverträge fällig. Diese Steuern sind spätestens bis zum 2l. Mai 1910 die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. , Nach Ablauf dieser Frist wird gegen die Säumigen das Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsver- 'Men eingelettet. Reichenbrand, am 29. April 1910. Der Gemeindcvorstand. . Bogel. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine findet in hiesiger Gemeinde vom 28. April bis 7. Mai 1910 statt. Reichenbrand, am 25. April 1910. Der Gemeindcvorstand. Vogel. MamtWchiiU, die MMbüchek zu WWbrM beir. In den letzten Jahren ist die Zahl der Leser der Volksbibliothek zu Reichenbrand nicht unerheblich gestiegen. Das ist ein erfreuliches Zeichen. Wir stehen aber auch in ernster Zeit. Mit aller Energie gilt es den Kampf gegen schlechte verderbliche Lektüre zu führen. Es ist schon mancher junge Mann durch das Lesen von Schauerromanen, die auf die Erregung der niederen Leidenschaften spekulieren, vergiftet und verdorben worden. Gute Bücher ins Haus zu bringen, wird heute allgemein als dringend notwendig anerkannt. Darin liegt die Aufgabe, die sich die allerorten gegründeten Volksbibliotheken gestellt haben. Die Erfüllung solcher Aufgabe wird aber wesentlich davon abhängen, daß in den Häusern und Familien die Väter und Mütter, die Söhne und Töchter durch entschiedene Zurückweisung jener bekannten zwar billigen aber wertlosen Romanhefte, die immer wieder angepriesen werden, und durch fleißige Benutzung der Volksbibliothck tatkräftig für die Bekämpfung der Schmutzliteratur mit eintreten. Infolge der durch die größere Leserzahl gewonnenen Mehreinnahmen, namentlich aber durch die dankens werte bereitwillige Unterstützung des Gemeinderates ist es möglich gewesen, für die Reichenbrander Volks bibliothek, welche gegenwärtig 1198 Bände umfaßt, einige neue lesenswerte Bücher zu erwerben. Die freundlichen Leser seien namentlich auf folgende neuen Werke aufmerksam gemacht: Heinr. Seidel, Vorstadtgeschichten, Band 1 und 2. — Ompteda, Sylvester v. Geyer, Bd. 1 u. 2. — Eschstruth, Hofluft, Bd. 1 u. 2; dieselbe, Sternschnuppen. — Jacobs, Seemannshumor, Bd. 1 u. 2. — Heimburg, Lumpenmüllers Lieschen. — Straumer, Allerlei aus dem Erzgebirge, Bd. 1 u. 2. — Raabe, Die Leute aus dem Walde; derselbe, Gesammelte Erzählungen. — Herm. Kurz, Der Sonnen wirt. — Wolfg. Kirchbach, Der Leiermann von Berlin. — Jos. Lauff, Der Mönch von St. Sebald. — Otto Ernst, Vom geruhigen Leben. — Rud. Greinz, Bergbauern. — Wils. Spech, Menschen, die den Weg verloren. — Storm, Sämtliche Werke. — Sven v. Hedin, Transhimalaja. — Spyri, Was soll denn aus ihr werden? dieselbe, Was aus ihr geworden ist. Reichenbrand, den 22. April 1910. Die Verwaltung der Volksbibliothek. Rein, Pf. Bekanntmachung. Am 30. April 1910 wird der 1. Termin Einkommen- und Ergänzungssteuer sowie der Stempelbetrag für Miet- und Pachtverträge fällig. Diese Steuern sind spätestens bis zum 21. Mai 1910 an die hiesige Ortssteuereinnahme abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist wird gegm die Säumigen das Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsver fahren eingeleitet. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 29. April 1910. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Verloren: 2 Portemonnaies mit Inhalt. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 29. April 1910. Pflichtfeuerwehr-Uebung. Sonntag, den 8. Mai 1910, vorm. Ve? Uhr findet auf dem hiesigen Turnplätze eine Aebung der I. Abteilung der Löschmannschaft statt. Die Aebungsmannschaften erhalten noch besondere Ladung. Rottluff, am 28. April 1910. Der Gemeindevorstand. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 26. April 1910. Vorsitzender: Gemeindevorstand Geißler. , 1. Kenntnis wird genommen: a) von der Verpflichtung des Vor- Mnden als Gerichtsschöppe; b) von dem Stande der Angelegenheit, Beleuchtungsanlage für die gesamte Bahnhofstraße betr.; c) von einer Einladung der freiw. Feuerwehr zu der am 4. Mai er. hier statt- Menden Zusammenkunft der Wehren der Amgegend; ch von dem Stande der Angelegenheit, Errichtung einer Gemeindesparkasse im Msigm Orte bett. . 2. a) 1 Gemeindeanlagenreklamation wird erledigt, b) 1 Neuein- Mtzung zu den Gemeindeanlagen wird vorgenommen. .. 3. Von anderweiter Heranziehung der sogen. Forenser zu den Migen Gemeindeanlagen wird einstimmig abgesehen. Der zur Er- ^bung der Grundbesitzanlagen maßgebende Prozentsatz wird von 30 "Uf 25 °/g herabgesetzt. . 4. Das von der Königlichen Forsttevierverwaltung Rabenstein Ar Gemeinde überwiesene Wellenreisig soll an die vorgeschlagenen ^rrsonen zur Verteilung gelangen. 5. Die in zwei Armensachen gefaßten Beschlüsse eignen sich nicht °Ur Veröffentlichung. 6. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. ?. Wegen Inwegfallbringung der bei Beerdigungen in Rottluff «Ur Erhebung kommenden Wegegebühren will man bei dem Kirchen- ""rstande zu Rabenstein vorstellig werdens 8. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. 9. Mit Rücksicht auf die bei Erhebung der Hundesteuer wiederholt «k Tage getretenen Schwierigkeiten beschließt man, vom Iahre 1911 pro Hund durchgängig 5 M. Steuer zu erheben und genehmigt 'nen diesbezügl. Regulativnachttag. . 10. Wegen Erneuerung des Fensteransttiches im Gemeindeverwal- ^Ngsgebäude sollen Kostenanschläge eingefordert werden. . 11. Am mehreren Aebelständen abzuhelfen, soll die Limbacher- ^nße zwischen Hälsig und Ziegler durchschleust werden. 12. a) Ein Gesuch um Beseitigung von Straßenbäumen wird «MückgesteUt. b) Die Verpachtung der Gemeindegrundstücke soll durch EN Vorsitzenden und einem Gemeinderatsmitgliede erfolgen. Schattenblume. Originalroman von Irene v. Hellmuth. Nachdruck verboten (Fortsetzung». . „Das Bild erregte allgemeines Aussehen," sagte Viktor, eingetretene Schweigen unterbrechend. „Es war in einer Kunsthandlung ausgestellt und weil ° mir so gut gefiel, so kaufte ich es. Der Händler hat U die Geschichte des Malers erzählt, — es soll ihm sehr blecht gehen; der arme Kerl wurde mitten im emsigen Schaffen und Streben vom Unglück ereilt. Sein Vater soll große Summen unterschlagen haben, man setzte ihn hinter Schloß und Riegel und nun hat der junge Künstler seine zahlreichen unversorgten Geschwister zu ernähren. Er kämpst wie ein Held gegen die Not an, indem er Tag und Nacht arbeitet, am Tage malt und des Nachts schriftliche Arbeiten erledigt, um zu verdienen. Er hat unbedingt Talent, dieser junge Künstler, — ich zahlte unbedenklich den geforderten Preis — aber jetzt weiß ich erst, was mir auf den ersten Blick an dem Bilde so sehr gefiel." Er brach ab und schaute prüfend erst das Gemälde, dann Gerda an — immer von einem zum andern. Dann schüttelte er den Kopf. „Das ist doch seltsam," murmelte er, „sehr seltsam, — es fällt mir jetzt erst auf — das Mädchen auf dem Bilde — finden Sie nicht, daß es Ihnen gleicht?" Das letztere hatte er ganz leise gesprochen, um von Ada nicht verstanden zu werden. Gerda suchte sich zu fassen. Sie war aber vor innerer Bewegung keines Wortes mächtig. Der Anblick des Bildes hatte sie tief erschüttert.. Den ganzen Schmerz, all das bittere Weh, das Alfred empfanden, brachte er hier ergreifend zum Ausdruck. Es war ihr mit einem male klar, er dachte noch an sie, er hatte sie nicht vergessen, davon gab dies Gemälde Zeugnis. Eine unendliche Sehn sucht nach den lieben, ehrlichen Augen überkam sie plötzlich, eine Sehnsucht nach ihrer ersten Liebe. Und ohne sich weiter um die Anwesenden zu kümmeru, eilte sie nach kurzem Gruße zum Hause hinaus, so daß Ada ihr nicht zu folgen vermochte. Kopfschüttelnd schaute Viktor ihr nach. „Seltsames Mädchen!" murmelte er. Fast atemlos langte Gerda auf der Mühle an. Rosel empfing sie mit verweintem Gesicht. „Um Gotteswillen, du hast geweint, — was ist denn geschehen?" fragte das junge Mädchen angstvoll. „Es hilft nichts, — erfahren mußt du es doch," stam melte die Alte, während sie die Schürze vor das Geficht hielt und in bitterliches Schluchzen ausbrach. „Wir müssen nun fort von hier, die Mühle wird verkauft! Vorhin sagte es mir der Müller. Niemand will ihm das Geld vorstrecken, das ihn retten könnte. — Diese hartherzi gen Menschen — nichts ist imstande, ihren Sinn zu ändern! Sie haben es darauf abgesehen, den armen Müller zu Grunde zu richten." „Fort von hier — aber wohin?" fragte Gerda, die sehr blaß geworden war. „Das weiß ich noch nicht, dein Großvater ist wie geistes abwesend, ich konnte gar nichts mit ihm ansangen. Und er hat doch immer seine Zinsen pünktlich bezahlt, nicht einen Tag zu spät. Nun behauptet der Wirt, das Kapital nicht mehr länger entbehren zu können. Der Müller überlebt die Schmach nicht, wenn sein Anwesen zwangsweise verkauft wird." „Aber liebe Rosel, es muß doch einen Ausweg geben!" jammerte Gerda. „Ja, sobald einer kommt und leiht dem Müller das nötige Geld, dann ist ihm geholfen. Weißt du, — neulich — erzählte ich dem Herrn Viktor Bolz von unserer Not und er sprach davon, uns aus der Klemme helfen zu wollen. Aber ich glaube, er hat es schon wieder vergessen. Du kommst ja doch öfters mit ihm zusammen, da könntest du wohl nebenbei eine Bemerkung machen, daß es für feine Hilfe jetzt die höchste Zeit wäre." „Ich? — Nein, das tue ich nicht! — Das kann ich nicht!" stieß Gerda hervor. „Viktor Bolz ist auch nicht besser als alle anderen! Er liebt Ada Helldorff, will sich mit ihr dem nächst verloben, und scheut sich nicht, dabei — andere mit verliebten Augen anzusehen! Schämen sollte er sich, das arme Mädchen so zum Narren zu haben!" „Das hätte ich aber von dem nicht gedacht," meinte Rosel nachdenklich. „Ja, ja, die Männer sind zu schlecht heutzutage." „Wo ist der Großvater jetzt?" begann Gerda wieder. „Er ist gleich in seine Schlafstube gegangen," berichtete die Alte. „Als er aus dem Dorfe zurückkam, da machte er so verstörte Augen, daß ich mich fast fürchtete und gab mir auf, alles vorzubereiten, denn wir müßten nun bald fort von hier. Die Mühle würde verkauft, er sei ein Bettler, ein Faulenzer, der nichts mehr tauge. „Und hat sein Lebtag fleißig gearbeitet," fügte Rosel hinzu. „Freilich, seit dem Unglück ist er ein anderer geworden, er ging dem Geschäft nicht mehr so nach wie sonst, es freute ihn halt nichts mehr, als die Trudel tot war. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern." Gerda ging den Großvater aufzusuchen. Sie wußte zwar selbst nicht, was sie ihm sagen sollte, um ihn zu trösten, aber vielleicht fiel ihr doch etwas ein. Sie stieg die steile Treppe empor und horchte an der Türe. Kein Laut drang zu ihr.