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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840623
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-23
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Ke-artion und Lrprdition Johanvesgasse 33. -Prkchknndcn drr Urdaclion: Lormütags 10—12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. D>r»ck r>»«e;-,itler «»nulcr«»t, «ach, stch »>« «edacn»» man vnd,»»Nch. «»»«h«e »er für «te nS4ftsol«en«e N«««er »esttmmten Au sc rate an Lachentagr« bis rt Uhr Nachmittag«, an Sann- ,«n» Aesttageu früh hi« ,,v Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-IinnaI>me: vtt« Ale««, Universilätsstraße 81, Laut« Lösche, Kaiharmmstraßi 18, p. «nr bis '/,t Uhr. 175. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd GcschSftsverkchr. Auflage I8,«00. Abonnementspreis oiertelj. 4'/, Mk. incl. Briiigerloün L Mk.. durch die Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar lO Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal ge,', lzt) ohne PostbesSrderung 30 Mk. mit PostbesSrderung 48 Mk. Iiikrait sigespaltcne'Pctitzkile so Pf. GrSstece Lchristen laut unserem Preis verzeichnis;. Tabellarischer u. Zissernsatz nach HSHerm Tarif. iittlnmrn unter dem Nrdactionsstrich die Spaltzeile öO Pf. Inserate sind stets an die vxprvttton zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumeranilo oder durch Pest- Nachnahme. Montag den 23. Juni 1884. 78. Jahrgang. Bestellungen ans das -ritte Quartal 1884 -es Leipziger Tageblattes (Auflage L8,««0) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, JohanncSqaste Nr. 33, gelangen lasten. Außerdem werden von sömmtlichen hiesigen ZeitungSfpediteirren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und ausgeführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Abonnementspreis beträgt pro Quartal L Mark S« Pfennige, inclufive Bringerlohn S Mark, durch die Post bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefördernng 39 Mark, mit Postbeförderung 48 Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der JnsertionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige, für Neclamen aus Petitschrift unter dem NcdactionSstrich 50 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unserm Preisverzeichniß, tabellarischer und Ziffer - Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenunieranäo oder durch Postnachnahmc. ME Las Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgcgebcn und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufcncn wichtigsten politischen und Börscn-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es berichtet im Allgemeinen über den Gang der Ereignisse in übersichtlicher Kürze und über die großen Tagcsfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt behandelt die localen und sächsischen An gelegenheiten in eingehender Weise und rcferirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen in Originalbcrichtcn. Mit seiner „Volks wirtschaftlichen Beilage" bildet eS zugleich das größte HandelS- nnd Börsenblatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und äberseeische Handelsbcrichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der Königlich Säckfisoken LandeS-Lotterie und die Nummer- Üerzeichnisse der ansgelvostcn Königlich sächsischen StaatSfchnldfeheine. Leipzig, im Juni 1884. Amtlicher Theil. In der Zeit vom 0. bi» mit 14. Juni 1884 erlangten da» hiesige Bürgerrecht: Albert», Hermann Adolf Feodor, Fabrikdirector a. T; Beck, Carl Friedrich Wilhelm, Lohnfahrmann; v«n löring. David Constantin, Jnspector; Fischer, Friedrich Ernst, Expedient beim Amtsgericht; vtrbhardt, Heinrich Traugott, kausman; «edle. Georg August, Kaufmann; Haferkür», Friedrich Ernst, Kellner; Hrintzsch, Heinrich Maximilian, Kaufmann; älö-pel, Michael, Restaurateur; Meister, Franz Rodert, Gerlchtsschrciber; Mrlzcr, Carl Richard, Kaufmann; Attische. Heinrich Bernhard, Einnehmer bei der Sladtcasse; Paul, Friedrich Wilhelm. Expedient bei der Staatsanwaltlchafl; Pfitznrr, Carl Oscar, Stadlorchester-Mitglied; Thate. vr., Alexander Wilhelm, Assistent am botanischen Laboratorium der Universität; Thurm, Friedrich Albin, Kaufmann; Viertel, Alban Albert. Lehrer: Weise. Ernst Moritz, Postpracticant; Winkler, Oscar Bruno, ftädt. HilssvoMreckungS-Beamter; Kthmc, vr., Felix Lebrecht Golthold, Rechtsanwalt: Zeidler, Johann Carl August. Restaurateur. Vrilanntmachung. Beim weiteren Forlschreile» der jetzt begonnenen GaS- röhrenarbeiten in der Fahrbahn dcS AugustuSplatzc» wird c» erforderlich, die Goethestraße und die Straße entlang der Universität»;,kbäude hei der Kreuzuna mit der Griin- matsehen Strafte zu duresigrabc». Daher wird aus die Tauer der Arbeiten an der bezeichneten Stelle die Goethe strafte bis zunr Ritterplatz, und die Strafte an den UniversitätSaebändcn bis zur UntverfitätSstrafte für den durmsiehendr» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, de» 18. Juni 188 t. Der Rath der Stadt Leipzig. Kreisch vr. Georgi. kretschmer. Mannlmachims. Wegen vorzunehmender Pflasterungsarbeiten wird da» Skaundörfche« vom 2«. diese» MoaatS an aus die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 20. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Kr. Ascllonslocal des Aönigl. Amtsgerichts. Mitt»«ch. den 2S d. M. S Uhr Bsrniittag». verstrigerunq einer grösseren Partie zum Verarbeiten fertiger Lii«»rrsrl>e und »»gegerbter Felle kleinerer Raubthtere. Leipzig, am 18. Iuui 1884. Vlrlk;, Gerichtsvollzieher. Anction. Tieusta«, den 24. Juni. Nachmittag» 2 Uhr !-ll m der am Ttötterltzrr Wege zu Nrnrrnpnttl gelegenen Schönderr'schri, Neftanration ein grSflerer Posten Schnltt- «aarr«, bestehend in Kleider- und Futterstoffen. Wollatla», Archen« und Halblama', meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, de» 17. Juni 1884. Tinger, Gericht-Vollzieher. Nichtamtlicher Theil. Zur Post-ampfervorlage. Ta» deutsche Volk ist die Antwort ans die Reden der Abgeordneten Bamberger und Richter in der Reichstaa»- sitzung vom 14. Juni nicht schuldig geblieben; von allen Seilen kommen die Kundgebungen zu Gunsten der Vorlage, der nationale Gesichtspiinct ist so sehr der maßgebende, daß sogar da» Hauplorgan der Ultramontancn, die „Germania", sich in diesem Sinne geäußert hat, obwohl e» da» Centn»» war. welche» den Au-schlag dafür gab, daß die Vorlage nicht sofort im Plenum de» ReichSkagc» dnrchberathen und ange nommen, sondern der Budgclcommission zur Vorberathung überwiesen wurde. Dieser Haltung der Partei entspricht cs auch, daß die „Germania" die sachliche Prüfung der Vorlage empfiehll. Aus dem Zusatz, daß diese Prüfung mit dem Bewußtsein geschehen soll, baß alle ankern mit uns vorzugs weise concurrircnken Völker Europa» unter ihren Concür- renzbcdingungrn auch Dampscr-Subventionen durch den Staat zählen und ferner mit dem Bewußtsein, daß bei der neu eröfsneten Theilnng der Welt beziehungsweise ihrc» Handcl» unser Deutschland nickt allein wieder leer «»»gehen dürfe, sondern auch die Versäumnisse von Jahrhunderten möglichst gut zu machen hat, geht indeß klar hervor, daß der Beschluß, die Vorlage an die Budgetcommission zu ver weisen, lediglich Zeitvergeudung war. Die sachliche Prüfung könnte sich, wenn man mit dem Grundgedanken de« Gesetzentwurf» einverstanden ist, doch nur aus die Untcrsuchnng beschränken, cb die Summe von vier Millionen Mark jährlich für Bestreitung der Ausgaben auch nickt zu hoch gegriffen ist. Ta» weiden die Mitglieder der BuDgekcommission kaum zu ermitteln im Stande sein, weil dazu spccielle» Sachverständiß vom Schiffsbau und den Marincverhältnissen gebärt, da» doch bei den Mitgliedern der Commission nur zufällig angetroffen werden könnte. Merk würdiger Weise sitzt in der That ein Sachverständiger in der Commission, der Direktor de» Norddeutschen Lloyd, der Ab> geordnete Meier au- Bremen, welcher bekanntlich in der Reichstagssitzung vom t4. Juni die Vorlage aus Grund seiner 27 jährigen Erfahrung al» Rbeder warm al» gut und zweckmäßig empfoblen bat. Derselbe Abgeordnete Meier ist vom Vorsitzenden der Budgetcommissicn zum Referenten über die zahlreich eingelaufencn Petitionen bezüglich der Tampfer- vorlage ernannt worden und Vr. Barlb, bekanntlich al» Dentschsreisinnigcr ein Gegner der Vorlage, zum Correserrnten. E» scheint also, al» ob die Vorlage nicht in der Commission begraben werben, sondern noch vor der Vertagung de» Reichstage» im Plenum zur Verhandlung gelangen sollte. Fürst BiSinarck hat beim .Frühschoppen" am Freitag den Wunsch i»it großem Nachdruck geäußert, daß die Dampfer- Vorlage noch vor Sessionsschluß erledigt werke, und hat dabei die Bemerkung einsließen lasse», daß die Tauer der Session überbaupt davon abhänge, wie viel opponirt werden würde. An Opposition wird e» auch in den noch anSstebenden Sitz ungen nicht feblen, aber drr .Gcrinania"<Artikcl zeigt wrnig- siciis. daß da» Ccntriiin für die Dampfervorlage stimmen wird; also erscheint die Annalime desselben nunmehr gesichert. Am l4. Jnni schien da» noch nicht sestznsteben. inzwischen ist aber rin Ereigniß ringetretcii, welche» da» Ccntriiin wieder nachgiebiger gestimmt bat. Bei den Ernennungen zum Staat»» ralb hat auch diese Partei Berücksichtigung gesunden; kenn es ist nicht nur einer der parlamentarische» Führer derselben. Freiherr v. Schor'emer-Alst. in die »eugestaltcle Körperschaft berufen worden, sondern c» haben neben ihm auch die B-schöse von Fulda und Ermeland darin Sitz und Stimme gesunden. Daher der entgegenkommende Artikel in der „Germania". Ueberhanpt wird e» in Zukunft von de», Ergebnis; der bevorstehenden NcichStagswableu abbängen, ob daü Cenirnm noch ferner in der Lage sein wird, seine .Zugumzug-Polilik" durchzusühren. Der Heidelberger Parteitag und seine Nach folger haben die Stellung der nationallibcralen Partei so sehr verändert, daß sie leicht wieder die Stärke und dem gemäß auch den Einfluß gewinne» kan», den sie in den siebziger Jahre» halte. Der Kanzler scheint mit ziem licher Sicherheit aus «ine solche Entwickelung der Dinge zu rechnen, sonst würde er nicht seine Aussöhnung mit der Partei so eifrig betreiben, wie da» beim Frühschoppen am letzten Freitag in erfreulicher Weise geschehen ist. Die Herren vom Centruin haben daher alle Ursache, nicht allzu Ipröbe zu thun, und die Schlauheit ihrer Führer hat denn auch bereit» dir entsprechende Haltung herauSgcsunden und angenommen. Tie Entrüstung drr .Freisinnigen" Über die Verschwendung der Reichsregierung in der Dampserangelcgenhcit ist i»> Lande sehr übel vermerkt worden, man hat nicht von einer einzigen Znstimmnngserklärung vernommen, dagegen mehre» sich die Kundgebungen zu Gunsten der Dampfervorlage von Tage zu Tage. Der Parteitag in Nürnberg »ud die Wahl- Vereine in Kaiserslautern und Kassel haben bereit» ihre Zu stimmung zur Dampscrvorlage einstimmig crtheilt, und wenn irgendwo eine Versammlung in Deutschland brrusen wird, um sich über diese Angelegenheit zu äußern, so ist mit Sicher heit daraus zu rechnen, daß sie sich in gleichem Sinne äußern würde. Deshalb unterläßt e» auch die freisinnige Partei, solche Acußerungen herbeizusühren, gerade so, wie sie c» seiner Zeit für opportun hielt, bei ihren Versammlungen unmittel bar nach der Verschmelzung der Fortschrittspartei mit den Secessionisien die Frage der Verlängerung de» Eocialisten- gesctze« nicht zum Gegenstände der Erörterung zu machen. Zum Unglück für die Gegner der Vorlage wird nun auch noch ein Bericht de» Verkehr-minister» Cochery an den Präsidenten Grevy bekannt, welcher sich mit der Frage der Unterstützung überseeischer Dampferlinirn durch den Staat beschäftigt und genau denselben Standpunct vertritt, welchen der Staalssecrrtair Stephan in der NeichStagSsitzung vom 14. Juni verfochten bat. Cochery bestätigt in seinem Be richt, daß der französische Handel mit Australien einen ganz außerordentlichen Ausschwung genommen hat, seitdem Frank reich nach diesem Welttheil eigene Postdampser sendet. „Die wichtigen Resultate, welche die anstralische Linie für unfern H.u.dcl bereit» erzielt hat» und welche dieselbe in noch erhöhtem Maße für die Zukunft ergeben wird, rechtfertigen Überreich lich die Opfer, welche die französischen Kammern für ihre Errichtung in so bereitwilliger Weise gebracht haben. Um sich hiervon zu überzeugen, genügt e», aus die Tbatsachc hin zuweisen, daß. sobald eine subvcntionirte Postdampsrrlinie die directe Verbindung zwischen Frankreich und einem über seeischen Lande herstcllt. alsbald der französische Handel mit dem betreffenden Land« einen staunenSwerthen Umfang an nimmt. Man hat die» in Indien und China, am La Plata und in Brasilien, in den Antillen, in Mexiko und Nordamerika gesehen. Diese Verbindungen kosten uns jährlich circa 27 Millionen, aber man kann dreist behaupten, daß diese Summe verschwindend gering ist im Vergleich zu den Vorlbeilen, welche unser Handel und unsere Industrie daran« ziehen." So äußert sich der stanzvsische Minister, und seine Worte Pasten so genau aus die deulsche Dampfer- Vorlage, als ob sie spcciell zn ihrer Empfehlung gesagt worden wären. Frankreich hat auf diesem Gebiete die Erfahrung vor Drntschlaud voran», und c» würde überaus thörickst sein, wenn wir aus diese Erfahrung an» dem Grunde weniger Werth legen wollten, weil sie von Frankreich gemacht worden ist. Die Danipservorlage ist der Annahme sicher, sobald sic au» der Commission aus der Tagesordnung de» Reichstage» erscheint, aber Aufschub leidet die Sache nicht, sie muß sofort in Angriff genommen werken. „Jehl ist, darüber ist eine Täuschung nickt mehr möglich, der letzte Termin zur Ver gebung aller irgend noch colonisationSsähigen Gebiete »nt auch zur Besitznahme der geeigneten Handel«- und Absatz wege angesetzt", sagt die „Germania", und wir befinden nn» in der Menen Lage, ihr hierin vollkommen bcistimmen zu müssen. Also „Eile", da» ist da» Wort, welche» wir der Budgetcommission zurufen. * Leipzig, 23. Juni 1884. * Ueber die bereit» gemeldete Unterredung zwischen dem Reichskanzler Fürst BiSmarck und den Abgeordneten vr. Gneist und Vr. Schläger theilt die .Magdeb. Ztg." noch Folgende» mit: „Nur die beiden nationalliberalen Abgeordnete» vr. Gneist und Vr. Schläger wurden vom Kanzler znriick- behalten, denen sich bald auch der Finauzminister v. Scholz anschloß, und e» soll an diesem kleinen Tische der Fürst in der liebenswürdigsten Weise vor Allem seine niemal» unter' brochcue Sympathie für die »ationalliberale Partei au»' gesprochen und erklärt haben, daß e» ibm niemals ein gefallen sei. auszusprechen, daß er die Nalionalliberalcn an die Wand drücken wolle, daß er die» nie gewollt babe und auch nickt gewollt haben könne, da er genugsam wisse, daß keine Partei so aufrichtig und so uncrschüttert seine deutsche Politik unterstütze, wie die» auch die Sympathie für die Untcrsiützung der überseeischen Tamvserlinicn erfreulich be- weise. Tie lebhafte Darstellung der Vergangenheit, die Per- bandlungen de» Eintritt» de» Herrn v. Bennigsen au die Spitze de» Ministerium» de» Innern, die osscne Kritik über Personen und Dinge wird von den Belbeiligten al» haupt sächlich interessant und lehrreich dargestellt, so daß c» 3 Uhr vorbei war, eoe die Drei da» gastliche Kanzlerhau» verließen * Ta» Reicks-VersicherungS-Amt wird au» Herrn Geheime» Rath Bödiker, drei Rätben und 20 Subaltern- Beamten bestehen. Für die Unterbringung der neuen Rcicb»- bebörde ist bere t» da» in drr Wilbelmüraße gegenüber dem RcickSaml de» Innern gelegene Bleichröder'sche Hau» in Aussicht genommen. * Die Uebersührnng der beiden chinesischen Panzercorvcttcn ,Ting-B»en" und „Chen-Burn" bildete in den letzten beiden Wochen den Gegenstand vcn Dcrathungen zw'lchen den bctheiligten Parteien »up Hab dieselbe währ-nd tiefer Zeit wiederholt zu einem Tepc'chenweLsel zwischen Berlin und Tienlsin Anlaß. Erst am F>eilag wurde eine längere Schluß- conserenz abgebalten, zu welcher da» Direclion-mitglicd der Stetliner Maschinenbau - Actienzesellschasl „Vulkan", Herr Stahl, eigen» nach Berlin gekommen war. E» handelte sich hierbei vornehmlich ui» die Commandofrage, d. h. unler wessen Comniando die beiden Panzercorvclteu übergesührl werden solle». C! !nesi'.»"rsei!a war bereit» früher an geregt worden, daß d e Ucd nlil'rung deutschen Mariiicossicieren anvcrtraul werde. Bekanullich war die in Folge de- Tonkin- Streite» zwischen Frankreich »»v China von der deutschen Negierung wieder rrukiä.'-ng gemachte, zwischen dieser einer seits und der chiuesiichc» Negierung audcrerscit» getroffene Vereinbarung, wonach die seit dem vorigen Jahre zum Aus laufen hcreiistcheuke Pauzercorvelte ,.Ti»g-?)uen" unter vcnlschem Commando, d-.ulschcr Kriegsflagge und mit deutschen Mariuemaiinscbaskcn alS Besatzung nach Cbina übevgcsübrt werde, gleichfalls aus Anregung des hiesigen chinesischen Ge sandten zu Staude gekommen. Tie Motive, welche zu dieser Vereinbarung Anlaß gaben, bestehen insofern auch noch heule, als mit mil'itairischem Conimaudo und Besatzung jenes erste au» einer deutschen SchissSiversl hervorgegangcnc Kriegs schiff bei seiner Nebergabc in China einen besseren Eindruck gemacht hätte. Konnte auch bei der jetzigen Uebersührnng der beiden erwähnten Panzerschiffe, entgegen einer ander weitigen absolut unbegründeten Meldung eine» Stettiner Blatte», weder chinesischer- noch deutscherseits an eine Be jahung von deutschen Marincmannschasten gedacht werden, so schien e» doch im Interesse der deutschen SchissSbauindustrie. welche in Folge der chinesischen SchifsSbcstellungen in Deutsch land in Ictzlcrer Zeit in der englischen und englischen Inter essen dienenden chinesischen Presse den ungnalificirbarsten An griffen und Verunglimpfungen auSgcsetzt war, rathsam, den beiden Kriegsschiffen bei deren Ucbcrsührung wenigsten» rin würdige» militairiiebeS Commando zu gebe» und init dem selben zwei deutsche Marineosslciere zu betrauen. Die Angelegenheit ist zur Stunde bereit» bis ans die noch auS- stchende Genehmigung Sr. Majestät deS Kaiser» Wilhelm für die beiden in An?sicht genommenen Officiere perfect. * An» dem Haag kommt die Trauerkunde, daß der Prinz von Oranie» am Sonnabend Nachmiltag um 2 Uhr ver schieden ist. Alexander war von Jugend ans kränklich, sein GcsundbcilSzustand schrieb ihm die' Enthaltung von allen Jugendsreudcn vor; glücklicher Weise fand er bei nicht ganz gewöhnlichen Geistcüamageu reiche Entschädigung in Studien. Al« der älteste Sohn König Wilhelm'» vor sechs Jahren starb und Alexander somit Thronfolger wurde, trat er aus der bisherigen Zurückgezogenheit hervor »nv nahm an vielen öffentlichen Bestrebungen Tbeil, ja betrat sogar bei einer Gelegcnbcit in liberalem Sinne die journalistische Arena. Wäre seine Gesundheit fester geworden, so hätten die Holländer schone Hoffnungen an seine künftige Regierung knüpfen können. Im Aller von 33 Jakren schied er au« dem Leben. Der t>8jäbrige König Wilhelm hat nur noch nn Kind au» zweiter Ehe, die jetzt vierjährige Prinzessin Wilhelmine, welche nun die Thronfolgcrin im Königreich der Nieder lande ist. Die Thronfolge ist nämlich durch die Ver fassung geregelt und deren Art. 13 bestimmt: „Bei gänz licher Ermangelung männlicher Nachkommenschaft im Hause Nassau-Oranien sind die Töchter de» König» nach dem Erst- geburlSrecht zur Thronfolge berufen." Die Verfassung nöthigt aber die junge Prinzessin Willielmine, dereinst »iivcrmählt zu bleiben oder eine Ebe riiizugchen, zu der die Gencralstaaten ihre Zustimmung geben. Eine Vermählung ohne diese Zu stimmung gilt als Thronentsagung. In Diesem Falle wären folgende Scitenverwanktcn Ansprüche ans die Nachfolge zu erheben berechtigt: l) die Großberzogin von Sachsen-Weimar, Sofie, Schwester des Königs Wili elm III; 2) Deren Kinder, Prinz Karl August und Prinzessin Sofie; 3) Prinz Albrecht von Preußen, Sehn der kürzlich verstorbenen Prinzessin Marie Anna der Niederlande; 4) Marie Prinzessin von Wied, Tochter de» Prinzen Friedrich der Niederlande und deren Kinder. Ter alle König Wilhelm ist zugleich Großherzog in Lurcmbiirg. Ta hier nur Die männliche Snccejüon gilt, so hört »ach seinem Tode Die Personalunion zwischen Holland und Lurcinburg aus, und nach der noch zn Neckt bestehende» nassauiichen ErbsolgeorDuuug hat Der >833 Deposscdirte Herzog Adolph von Nassau aus Den Thron de» Großherzogthums Anspruch. * Der französische Parlamentarismus steht im Begriff, eine ganz ähnliche Erfahrung zu mache», wie sie sich den» deutschen schon seil geraumer Zeit ausgedräugt hat; die Erfahrung nämlich, daß da» ösientliche Lebe» und der nationale Cnlwickelnng?gang heutigen Tage? vo» den Fragen, den Problemen rein politischen Inhalt» erst in zwätcr Linie beeinflußt werden, und da; Interesse der Völker sich immer ausschließlicher aus die wirlhschaftliche» Angelegenheiten ccn- cciitrirt. Während die Deputiilcukaiiimcr von dem WiDcr- ball Partei- und versassuugspolltischcr Debatten ertönt, hegt inan im Lande kam» noch für etwas Anderes Sinn al» für Fragen, welche zu den Bedingungen, zu der Lage de» nationalen EewcrbSlcbe»» in Beziehung stehen. Mehrere Gesetzentwürfe von ciiiiuentcr wirthschaftlicber Tragweite liarien ihrer parlamentarischen Erledigung, aber c» ist charakteristisch für die Stimmung der Gemülhcr, daß nian allgemein mit Mißtrauen die Chancen der parla mentarischen Culscheidnng unlersuckt, al» sagte man sich selber, daß die im Palais Bourbon tagenden Volksvertreter nickt cigeullich die richngen Männer seien, i» deren Händen da» wirlhschaftliche Heil der Nation wohl aufgehoben wäre. Jedenfalls ist die B-hanNung de» Rccruliruiigögcsetze» von Seiten der Teputirlc-ukaniincr nicht darnach angethan gewesen, da» Vertraue» der öffentlichen Meinung zu dem praktischen Sinn der Kammer zu stärken, da letztere, nnter couscg»en1-r u»D absoluter Jgnorirung der tbatsächlichen Verbälluiss.-, alle Amendement» verworfen hat, welche dahin strel leii, die Bürde der allgenieincu drei jährigen Dienstzeit in, st enden Heere insoweit zu erleichtern, als es mir Schonung der materlcllen Eristenzbediiizungen de» Volke» vereinbar erscheint. Man fürchtet, daß kiese Gleich- gilligkeil drr Kimmc.vi'Iiiikcr gegen die wirlhschastlichen Interessen der Gesainai! .-it bei Discussion und Beschluß fassung i-.'-r die n-ir'I ä sü'-che» Gesetze-vorlagen zuni Nach- lbcil Di sir l tzteren si:o .-.r!'o!en könnte. In einem Lande, wo da» Volk <oi:vera!!i iä. löiinle eine solche Taktik de» starrsten Parteidcclrii'ar cma» sich a» ihren Urhebern leicht ciiiviii'dlieh räch-n, und die Gesabr muß schon ziemlich »abe «'rückt wen» ei» Blatt, wie die „R»p. Frau?." > ', ik säbir. seine warnende Stimme zu erbeben. L. tz>v ' Bla:t b- :ätigt, daß in den Äugen der ungeheuere» Mehrb.it Volkes, in Sladl und Land, heulige» Tag'; die politischen Fragen von d.n w:rllschaftlick.cn ft.
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