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Ers cheint jeden Wochentag früh - Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittags 3 Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger - und gespaltene Zellei oder Tageblatt. deren Raum mit 5 berechn«., 58. Mittwoch, den 1L März. 185?. Tagesgeschichte. Leipzig, 8. März. (D. A. Z.) Der hiesige Vorschuß verein, dessen Mitglieder bezwecken, „sich durch den Zusammen tritt zu diesem Verein gegenseitig vermittels ihres gemeinschaft lichen Credits die zu ihrem Gewerbs- oder Geschäftsbetrieb oder zu andern Zwecken erforderlichen baaren Geldmittel zu verschaffen", befindet sich in einem bei der erst kurzen Dauer seines Bestehens sehr erfreulichen Aufschwung. Im verwichenen Monat Februar hat er folgende Einnahmen gehabt: an Monatsbeiträgen von > 170 Mitgliedern 64 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf., an Eintrittsgeldern j 6 Thlr. 5 Ngr., an zurückgczahlten Vorschüssen 272 Thlr., an j Kassenprocenten 21 Thlr. 17 Ngr. 5 Pf. Da nun das Ein trittsgeld nur 5 Ngr. beträgt, so weist der betreffende obige! Posten ein Wachsen der Mitgliederzahl um 37 für den Monat Februar nach. Die Ausgaben des Vereins betrugen: an aus- gcliehenen Vorschüssen (zuzüglich der Verlängerungen bei fälligen Vorschüssen) 1025 Thlr., an rückgezahlten Darlehnen 12 Thlr. Wie aus dem Voigtlande berichtet wird, beabsichtigt! die Regierung, auf Schloß Voigtsberg eine Besscrungs- und Arbcitsanstalt zu errichten, um die voigtländischen Gemeinde häuser etwas zu entvölkern. Aus Berlin enthält die Börsen-Zeitung vom 5. März folgenden auffallenden Artikel: „Es ist seit einiger Zeit wieder holt in Pariser Korrespondenzen von dem Plane Rußlands und Frankreichs die Rede gewesen, Preußen zur Annahme der deutschen Kaiserkrone zu vermögen, um so Oesterreich, des sen Politik mit Recht in Paris wie in Petersburg tief verletzt hat, aus seiner Stellung mehr und mehr zu verdrängen.^ Diese Idee hat nun auch die Oesterreichische Zeitung aufgcgriffen und sie in einer Londoner Korrespondenz ungeschickt genug im In teresse der Nichtvereinigung der Donaufürstenthümer auszubeu ten versucht. Sie läßt sich nämlich erzählen, daß Preußen für seine Unterstützung der Union von den Herrschern Frankreichs und Rußlands die Aussicht eröffnet sei, die deutsche Kaiserkrone oder wenigstens die norddeutsche Hälfte derselben zu erhalten. Unserer Ansicht nach ist die Darstellung, als solle Preußen für Liese Concession die Kaiserkrone erhalten, so unglaubwürdig, daß sie kaum einer Widerlegung bedürfte; denn man sieht ja > deutlich, daß es dem österreichischen Organ nur darauf ankommt, § die Bedeutung, welche die Union für die dabei intcressirten Mächte hat, zu übertreiben; indessen hat sich die ministerielle , „Zeit", Lie heute unsers Wissens zum ersten Male ein offenes ZugestänLniß macht, daß sie ein osficiöses Organ ist, durch die daran angeknüpften Betrachtungen, die sich gerade nicht durch Urbanität gegen die preußische und russische Negierung auszeich nen, veranlaßt gesehen, der Oesterreichischen Zeitung und der „österreichischen Regierung" eine ziemlich derbe Abfertigung zu kommen zu lassen. Zunächst spricht sie ihre Befremdung darü ber aus, daß Graf Buol, der doch so schöne Noten an Graf Cavour über Ausschreitungen der piemontesischen Presse zu schrei ben verstehe, der österreichischen Presse, „die höchstens vielleicht eine Meinung äußern darf, welche nicht die der Negierung ist, aber sicherlich nicht eine, welche der Regierung ernstlich mißfällt", ' gegen eine befreundete Macht und Mitglied des Deutschen Bun- ! des fast täglich die beleidigendsten und unziemlichsten Ausfälle! gestatte. Was die erwähnte Nachricht Ler Oesterreichischen Zei- ! tunz betrifft, so erklärt sie dieselbe für einen sehr übel gewählten > „FaschingSspafi", auf dessen Inhalt sie nicht näher einzugehen brauche. Wolle sic dies, so dürfe sie blos daran erinnern, daß, strebte Preußen wirklich nach der deutschen Kaiserkrone, ihm 1849, als Oesterreich eben in äußerster Noth die Hilfe 'Ruß lands gegen den ungarischen Aufstand anrief, die beste Gelegen heit dazu geboten wurde; und was das norddeutsche Kaiserthum betrifft, so sei es der Oesterreichischen Zeitung und ihrem phan tasiereichen Korrespondenten wahrscheinlich nicht unbekannt, daß 1850 Oesterreich selbst den Vorschlag der Demarkationslinie an Preußen machte." Ernst Kossak erzählt in der Köln. Ztg. folgende Anecdote: Auf dem letzten im Hostheatcr zu Berlin abgehaltenen Sub- scriptionsball bemerkte man eine überaus reich und geschmackvoll gekleidete Dame, deren Gemahl sehr auffallend hinsichtlich seiner Toilette von ihr abstach. Zwar verletzte er nicht die Gesetze, welche an der Thür für den Bekleidungsstyl gelten, allein sein Frack, seine Wäsche, seine Stiefel, und vor Allem der Hut, dieser Probierstein für männliche Eleganz, hielten sich in den bescheidenen Grenzen des sogenannten schäbig Gentilen. Seine Gemahlin schien für den Kontrast keine Augen zu haben; desto schärfer sah ein Freund. Er machte den vernachlässigten Gemahl auf die gähnende Toilettenkluft aufmerksam und erhielt die Antwort: „Was wollen Sie? es ist Alles in der Ordnung. Meine Frau kleidet sich nach dem Journal, ich mache Toilette nach Lem Hauptbuch." Hannover. Mit allem Respekt sei's gesagt, die Bauern im Osnabrückschen haben mehr Tact und Geschmack als ihre Herren vom Consistorio. Sie sollten ihren Kindern in der Volksschule ein neues Gesangbuch kaufen; darin stand manches Lied, das ihnen nicht gefiel, z. B. eine Ermahnung an die Seele, sich zu schmücken, weil der Herr in ihr Einzug halten wolle, die so lautet: „Eile wie Verlobte pflegen, Deinem Bräutigam entgegen, Der La mn Lem Gnadcnhammer Klopft an Deine Hcrzcnskammer. Oeffn' ihm bald die Geistespfortcn, Red' ihn an mit schönen Worten: Komm', mein Liebster, laß Dich küssen, Laß mich Deiner nicht mehr missen." Das kaufen und geben wir unsern Kindern nicht, erklärten Lie Bauern; ihr müßt! befahlen die Consistorialherren, und fuhren mit Strafen drein. Die Bauern suchen in Hannover Hilfe unL bezahlen die Strafen einstweilen aus der Gemeindekaffe und viele Kinder kommen gar nicht in die Schule, bis —. Bern, 5. März. Gestern und vorgestern war große Auf regung im Canto» Freiburg. Ein Gerücht ging, daß die Ra dikalen einen Putsch vorhätten. Vor dem Rathhaus war ge stern eine große Anzahl Bauern mit Stöcken eingetroffen. Die Diskussion über die Verfassungsrevision wurde wegen dem Mur- tener Markte verschoben. Der Staatsrath traf Vorsichtsmaß regeln. Alles ist wieder ruhig. London. Wie die „Times" vom 7. März meldet, wird ein englischer Gesandter nach China geschickt werden, um direct mit dem Kaiser von China wegen eines Friedcnsabschlusses zu unterhandeln. > — Dem „Mornig Advertiser" zufolge hat am 10. d. M. ein Meeting der liberalen City-Wähler stattgefunden, welches sich wahrscheinlich für Lord Palmerston ausspricht. Eine An zahl Bankiers und Kaufleute haben an den Lord-Mayor die Aufforderung ergehen lassen, ein Meeting einzuberufen zu dem Zwecke, ein Vertrauensvotum für Lord Palmerston abzugeben. — „Daily News" meinen, es sei Pflicht der Reformfreunde, Lord Palmerston nur unter der Bedingung zu unterstützen, daß er sich anheischig mache, für die Sache der Reform zu wirken. Kopenhagen, 6. März. Die Regierung hat eine Ver ordnung erlassen hinsichtlich der Repartition des außerordentli chen Beitrags des Hcrzogthums Schleswig zu den Gesammtaus- gaben, welche Repartition die schleswigschen Stände bekanntlich verweigert haben. In einem Dorfe bei Wilna ist ein russischer Bauer ge storben, der 137 Jahre 10 Monate alt geworden ist. Ich glaube, sagte er noch kurz vor seinem Ableben, der Tod hat mich ver gessen. Telegr. Bericht üb. d. Leipz. Del- u. Produktenbörse vom 10.-März. Rüböl I7Z Thlr. Br., Leinöl Thlr.'Br., Mohnöl 23 Thlr. Br., Weizen 65 Thlr. bez., ,1». weiß 71, 72 und 72j Thlr. bez., Roggen 45, 45> und 46 Thlr. bez., Gerste 42 und 43 Thlr. bez., 42 Thlr. Geld, Haler 2V Thlr. Geld, Spiritus 34^ und 35 Thlr. bez. Verantwort!. Nedacteur: I. G. Wolf.