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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050106025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905010602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905010602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-06
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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DirlkS Blatt wird dm Lelm, von Drr«deu und Umgebung am Lage vorher bereit- al» Abend-Ausgabe zugcstellt. während c- die Post-Abv>n::nt:.i am Morgen m einer Gesamtausgabe erhall,:,l. verugzgeblldr: «i»»«kli»>,rlich «Ur »„«»,« bk« «Sa»» zioeimattacr.«iuiraauna durch unlkrr !»aie» >«»»,»« und «»»,,»«, an Lann- und Monlaar» nur rinmatt »MI »VD>. durch au»>vtirli«k«l>m. »illiouLrr » MI bk». » Mt »0 PI '-«r« kininaliaer ZuiirUuna durch du PalINMI. ivlnik'»rslk>«a«ld>. imVIu» laud m» enttvrrchkndkm ckuichia,«-. Si«»druckallrr SlNilrl u. Onainal- M«»e«Iun,k» nur mi« drulNchkr Ou,ll«uan,ad,<.Dre«d.Nachr') «lila!»,. Siachlrüaliche Honorar- ou'vrüche dlkidrn undrrüchich»,!: wv«ri«is>e Manulknoit werde» nicht aulbrwavrt. relraramm-Ndrell«: Machrtche«» »r«»de»> Anreizen-(äni. Anuaiimc vo» Ankiindiauuar i bis nachmillags (c Ule sonn nud »ci,-r>a«s nur Maucnmaur uu nun ii dis '/aUtn Tn NdailiarÄruna «ilr (ca. « Tilde»- ru Pia. Au lüiidiuunakn au« dcr Pnvalieilc NUe L5 P«u , die 2«oa,üar cteiie au, Trc Iclte bd Pia. a,s ikinue'andl ,k„k dv Pia rst» Pummcra nach Sa»,' und Srikkla»«» Koaliiae «L.u»! n,r so Pia. aui PrivaNc-nr so P'a Sivaiiiar ücüe au« LerXeoe und al» Emgeiandk so Pi«. Audmürtiak Aui- träae nur aeaen Borau«dk»ad,uu,. «vrieadiüller werden MU ro Pi«, derechua. Nernlvrrchanlchluk: «ml I Nr. Il und Sir. 20M. Voriatig u 8tüek 50 Ltg ,,, allen Jpotlmscen, Vroxvnsi, uuck kariümorivu. ^üknsckenfLZökne Auk^üZe sllen Rr. 0. Sinei: "E-°-LL'NLl: «--«» , Freit»!,, 6. Januar lr>«sl Neueste Drahtmeldun^en vom 5. Januar. Zu« ruMck-javanischen Krieg Zarskoje Sselo. Der Kaiser ist heute vormittag hierher zurückgekehrt. London. Das „Neuterschc Bureau" meldet aus Port A rthur vom 4. d. M.: Die Räumung der Festung findet moraeu und der formelle Einzug der Japaner am 8. d. M. ttaft-, Ä"> 10. Januar wird ein Festmahl die japanischen Om,ziere in der Stadt vereinigen. Nagasaki. Ter Dampfer .Mgritia" ist durch japanischen Gerichtsbeschluß als gute Prise erklärt worden. Manil a. Aus dem Süden hier eintresfende Dampfer berichten, daß ein japanischer Kreuzer in der Meerenge von St. Bernardino szwischen Luzon und Mindaro) patroull- liert. Heute nachmittag 2 Uhr näherte sich ein japamicher Kreu zer der Einfahrt in das Bassin von Manila. P/tersburq. Der Zeitung „Rosche Dni" ist wegen ihrer schädliche» Richtung die erste Per Warnung erteilt worden mit Entziehung des Einzelvcrlams. Dieser ist auch dem ..Nutz" entzogen worden. Berli-N. Der Kaiser empfing gestern den Botschafter Freiherrn Speck v. Sternburg und heute zur Vorführung der neuen Uniform des freiwilligen Antomobilkorps den Baron Brondenstei». P lauen i. V Im 90. Lcbensiahre verstarb hier heute vor mittag Bürge,meisler a. D. Kail Friedrich Wirp recht, Ehren bürger von Plauen. Wieprecht war früher Journalist und dürste bei seinem Lebensende der älteste Vertreter dieses Standes im DeuIschen Reich gewesen fein. 1812 bis 1815 war er veraulwort- lichcr Redakteur des „Vogtl. A»;" Breslau. Wie die „Schles. Ztg/' aus Saarau meldet, ist ein Dell der Hanptförderstrecke L von der K ul mische» Braun kohlengrube „Marie" zu Bruch gegangen. Ucber das Schicksal von fünf Arbeitern ist man in Ungewißheit. Bochum. Die Antwort der Verwaltung der Zeche Bruchstrabe aus die Eingabe der Belegschaft ist gestern nachmittag in Langendreer eingelrosscn und sofort im Original der Oberbergbebördc übermittelt worden. In der Antwort heißt es, daß die getroffenen Maßregeln, betreuend die Aenderung der Dorier der Seilfahrt, im Interesse des Betriebes nicht zurück genommen werden können, da es sich um eine Gleichstellung der Schicht handelt. Es wird in der Antwort vor einem ungerecht fertigten Streik gewarnt und daran! hingewiese». daß es den Arbeitern, die mit der neuen Einrichtung nicht zufrieden sind, sceisteht, zu kündigen. Eventuell werde von der einschlägigen Bestimmung der Arbeitsordnung Gebrauch gemocht, wenn die Belegs'^ast drei Tage oder länger von der Arbeit sortbleiben sollte. Diese Antwort wird heule mittag aus der Zeche angc- ichlagen werden. Köln. Der „Köln. Ztg." zufolge verlautet, daß die Beleg- 'chaft der Zeche „Bruch st rage" in Langendreer beabsich tige, die Vermittlung des Obcrbergamtes Dornnund anznrusen. Koburg. Heure vormittag brach das Eisgradier- werk der hiesigen Vcreinsbrauerei unter der Last des anhalten den Eises zusammen und begrub acht Arbeiter unter sich. Bis 9 Uhr war ein Mann tot unter den Trümmern heroor- gezogen worden. Mau besürcht-k, daß alle übrigen tot und. Polizei und Fcucrwchrmannschastcn sind zu RcliungSarbciten ausgeboten. Koburg. Es liegt die Möglichkeit vor, daß bei dem Z »- sommenbruch des Eisgradicr Werks noch mehr Per- sonen verunglückt sind, als zuerst angenommen wurde. Bis IOV2 Uhr vormittags wurden 9 Arbeiter aus den Trümmern hervorgezogen: 3 davon sind tot, 4 schwer und 2 leicht verletzt. Delitzsch. Die „Tel Ztg." meldet, Die Lokomotive des Gütergiges 8510. Leipzig- Magdeburg, geriet beute früh 6 Uhr bei der Eiuicchrt in de» Bahnhof bei eurer Weiche auf ein falsches Gleis und fuhr auf einen Rangier;»!?, während die Güterwagen aus dem richtigen Gleiie blieben. Tic ersten 3 Wage» wurden aus dem Giene geschleudert, stürzten um und wurden zertrümmert. Der Zugführer, der sich im ersten Wagen befand, wnrve anscheinend schwer verletzt, der Lokomotivführer nur leicht. Die beiden zuiammciigestoßenen Lotomotioe» sind nur wenig beschädigt. Der Materialschaden an den Guterwagen ist ziemlich bedeutend. Der Verkehr wird eingleisig ansrecht ervalten. Frankfurt 0. M. Der Schnellzug 21. Heidelberg- Frankiurt. der gestern abend 8 Uhr 37 Min. fällig war, traf mit 35 Minuten Verspätung liier ein und rannte bei seiner Ein fahrt in den Hauptbahnhos ausden Prellb 0 ckdes Gleises 6. Der Prellbock wurde zertrümmert und die Maschine beschädigr und zur Entgleisung gebracht. Infolge des starken Rückstoßes sind acht Reisende durch Hautabschürfung sämtlich leicht verletzt. Der Wagenwärter des Zuges erlitt eine Kopioerletziina. Stuttgart. Der verstorbene Tiermaler Anton Braith hat ieine Gemäldesammlung dem Altertumsverein Biberach ver macht. Rach dem Tode seiner beiden Ressen wird ein nam haftes Kapital dem Münchener Kiinslverciii zusalleu. Stuttgart. Wie der „Schwab. Merk." meldet, ist in der letzten Rächt in Pfullingen die Bahnhoistraße größtenteils abgebrannt. Budapest. 42 Abgeordnete, welche an der Zer störung des Beratiingssales im Abgeordnetenhause am 13. Dezem ber leilgenommen haben, wurden vor das P 0 l i z e i ge r i ch l geladen. Zwei von den Abgeordneten erschienen vor dem Polizei richter und erkürten, jede Aussage verweigern zu wollen, da sie für ibr Vorgehen als Abgeordnete nur dem Reichstage verant wortlich seien. Paris. Der Spezialkorrespoiident des „Figaro" in Tanger lMar 0 kk ol meldet: Zwischen den Truppen des Sultans und unter Muleh Abdul Alls und dein Prätendenten Buhamarci hat bei Udjda im Nordosten Marokkos an der algerischen Grenze abermals ein Gefecht stattgesunden. Die Truppen des Sultans sind vollständig geschlagen und viele gefangen genommen worden. Buhamara bar die l^eianaencn wieder srcipelassen, nachdem er ihnen Waffen und Kleidung abgenommen hatte. R 0 m. Der Minister des Aeußeren Titt 0 u > ist auf der Iwla Maggiore im See von Trasimcno, wo er zur Jagd weilte, erkrankt. ' . W 0 k 0 gda. In der heutigen Sitzung des Gemeinde- rats ließ das Stadthaupt die Verlesung des Kommissions- berichtes über eine allgemeine Nepräsentantenoerfammlung nicht zn. Daraufhin legten 17 Mitglieder des Gemcindcrates ihre Mandate nieder und verließen unter dem Beifall des zahlreich erschienenen Publikums den Saal. Newn 0 rk. Ter MarincattochS bei der Kaiserlichen Bot schaft in Washington, Korvettenkapitän Hebbinghaus, er hielt als Komitcemitglied für die Ozeanfahrt von Jachten um den Kaiicrpreis die Anmeldung des Mitglieds des Newyorker Jachtklubs „Edmond Nandols" mit der Jacht „Apache". OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 5. Januar. —* An der heutigen Königlichen Mittagstafel nahmen Ihre König!. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde teil. —* In Vertretung des Königs wohnte der General « lit «ui»,, Generalmajor v. Alt rock, gestern obend dem vom König!. Sächsischen M i l 1 t ö r v e r c i n „Kaiserliche Marine" veranstalteten Wohlkätiakeitssestc im Ausstellungs palaste bei. - * Die Königliche Jagd auf dein Revier des Herrn Kammerherrn v. Svorcken in Berbisdorf ergab eine Strecke von 454 Hasen, wovon König Friedrich August 67 Stück erlegte. —* Fürst und Fürstin Christian Ernst zu Stollberg- Wernigerode nebst Erbprinzen Sohn Botho sind hier e«u- gctrvssen »nd im Grand Union Hotel abgestiegen. —* Generalleutnant Basse begab sich in Be gleitung seines Adjutanten. Majors Allmer. nach Braunschweig um die Thronbesteigung des Königs Friedrich August zu notifizieren. —* Der 84jährigc frühere Landtagsabgeordnctc Herr Prioatns May-Po lenz ist znm Ockonomicrat ernannt worden. —* Eine hochansehnlichc Trauerpersammlung hatte sich heule vvrunttag 11 Uhr im Trauerhauie Stübelallee 13 eingesuiiden, uni dem am 2. d. M. nach schwerem Leiden entschlafenen G c - neraI der Artillerie z. D. Ltt 0 von Schwei 11 geI die letzte Ehre zu erweisen. Se. Majestät der König, begleitet vom Diensttuenden Flügeladjutanten Herrn Oberst v. Wilucki, und Sc. König!. Hoheit Prinz Johann Georg, begleite, vom perchnlicheii Adjutanten Herrn >saupturann Freiherrir von Berlepsch, nahmen persönlich an der Einfegnungsseicr teil. Mi« herzlichen Worten sprach König Friedrich August der Witwe des Entschlafenen seine Teilnalime aus und ließ einen großen Lor- deerkranz mit Schleife nicderlegen. Der Sarg ivar im Vestibül ausgestellt, umgeben von kostbaren Palmen und Kränzen, bedeckt mit dem Helm, Degen, Schärpe und Epauletten des Verstorbene:'. In den an das Vestibül angrenzenden Gemächern hatten die Leid tragenden Ausstellung genommen. Man getoahrle unter ihnen Herrn Oberhosmeister v. Molortie als Vertreter Ihrer Majestät der Königin-Witwe, Herrn Kriegsminister Freiherr» v. Hause», die aktive und inaktive Generalität, darunter den kommandierenden General des 12. Armeekorps General de- Kavallerie v. Broizcm. Gcnerule der Infanterie v. Neyker. v. Rabenhorsl, General der Kavallerie v. Kirchbach, Generalleutnants Vitzthum v. Eckstädt, v. Kirchbach, v. Schmalz, Larraß. Gencralmaiore Freiherr von Wagner, Freiherr 0. Müller, Barth, Bartky, v. Gersdorsf, von Süßmilch-Hörnig, Schubert, die Herren Oberbürgermeister Beutler. Geh. Rat v. Banmann, Regicrungsrat Dr. Becker als Vertreter des Herrn Polizeipräsidenten Koettig, eine Offiziers deputation des 12. Fußartilleric-Regimcnts in Metz, Offiziere aller Waffen und Grade, Deputationen von Militärvcreinen in Ehcmnitz und Dresden mit Fahnen und Bannern, Dr. mcd Meiner!, der den Entschlafenen behandelt u. a. m. Der Schul zesche Friedhoischor erönncte die ernste Feier mit dem stim uiungsvollcn Gesänge: „K>ebc deine Augen aus", worauf Herr Pfarrer Reichel von der ncugegriindeten Andreas-Gemeinde den Trost der Kirche spendete aus Grund von 2. Tim. 4, 7, 8: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft" uiw. Der Geistliche eigtc, daß der Entschlafene, der aus einem schlichten Pfarrhaus: ervorgegangen, eine glänzende militärische Laufbahn durch- gemacht habe, infolge seiner hervorragenden Begabung, vei bunden mit großem Fleiße und Pflichttreue. Ruhmvollen Au teil habe er an den Feldzügen 1866 und 1870/71 genommen. Bereits vor 30 Jahren Hobe er einen Brief geschrieben und ihn als Testament den deinen hiiiterlassen. Aus ihm gehe der tiei religiöic Sinn und das wahre Gottvertrauen hervor, das ihn bis zur letzte» L-cbensslunde beseelt habe: sein Glaube sei der ver borgene Ouell seines Glückes gewesen. Mit Gebet und Segen schloß die Feier. König Friedrich August und Prinz Johann Georg verließen hieraus das Traucrhaus. Während der Fried hosschor „Es ist bestimm! in Gottes Rat" anstimmlc, formierte sich unter Assistenz der „Pietät "der lange Trauerzug zum letzten Wege nach dem alten Rcustädter Friedhöfe. Beamte der ge nannten Beerdiaungsaesellschast trugen kostbare Palmen und Kränze voraus, die die, sächsische Armee, die einzelnen Ofsizicr- korps, Kricgervercine nsw. gespendet hatten. Ihnen folgte der Blilmenwagcn. der sechsspännige Galaleiwenwagc», der König liche Wagen und eine lange Reihe Kondolenzwage». Der Zug bewegte sich durch die Eomeniusstrahe, Eliasstraßc, über die Albcrtvrnckc, Glacisstraße, Königsbrücker Straße, Bischossplatz und Eonradstraßc. Erst Uhr wurde der Friedhof erreicht. Aus den an den Friedhof angrenzenden Straßen hatte die von Herrn Generalmajor v. Lästert befehligte Trauerparadc Aus stellung genommen. Drei Lchwadronen Gnrderciter, unter Be fehl des Rittmeisters Freiherr» v. Friesen, hielten aus de: Friedensstraße, ferner Hwci Bataillone Schützen und Jäger unter Befehl des Majors ^tarck, und auf dem Bischossplatz zwei Batterien zu 8 Geschützen uiiter Befehl der Hauptleutc v. Funcke und v. Wolfs. Beim Rahen des Zuges prcisentiericn die Truppen und die Schützenkavellc intonierte: „Jcius, meine Zuversicht." Als der Sarg von Beamten der „Pietät" vom Leichenwagen gc- Killist und Wissenschaft. Ja» »ubrlik» Konzert im Bereinshguse stand unter dcm- 'elben Zeichen, wie seine früheren: vor einem bis aus das letzte Plätzchen ausoerkauflen Saale wurden Kubeliks Vorträge mit Begeisterung ausgenommen und demonstrativem Beifall aus gezeichnet. Zunäckist ging es wohl :twas ruhiger zu, wie cs Bachs v-knoll-Sonale finit der Robert Schuinaiinschen Beslci- tungj, die Klassizität der Form und des Stils dieses herrlichen Werkes von selbst gebiete». Danach aber, im Vortrage von Tschaikowskys „Melodie". Arbos' „Spanischer Tanz", Polonäse sF-ckiu-! von Wieniawskn steigerte sich die Anteilnahme bis zur südlichen Leidenschaftlichkeit, die ihren Höhepunkt mit ijKiga- ninis „Glöckchen rondw und den „Hczen" erreichte. Die kritisch längs, und reichlich erschöpfte Meisterschaft und Genialität Kube- liks in der kunstvollen Äogenführung, der Klarheit, Süßigkeit und Wärme der Tongebunn, der verblüffenden Beherrschung der Flageolett- »nd Doppelgriffe, die unfehlbare Kunst se>nes Tril lers. des Pizzikato und Staccato, namentlich auch die sou- treräne Art, wie er das Legato und Pizzikato im Spiele ver- einigt, feierte, ganz besonders in den Pufaninischc» Stücken, die höchsten Triumphe. Die „Hexen" wird ihm kaum ein anderer der zeitgenössischen Virtuosen ähnlich nachzuspiclen imstande sein. Daß cs an Zugaben nicht fehlte, ist selbstverständlich. Schon nach dem zweiten Auftreten verlangte man darnach, noch stür mischer a», Schlüsse des Konzerts, bis. nach der vierten Zu gabe, endlich die --Notbeleuchtung abgestcllt wurde. — Neben Kubelik trat eine junge Opernsänger»!, Fräulein Lola Rallv ous Berlin, aus mit einer Reihe von Liedern von Schumann bis Bizet, Pergolese bis Richard Strauß. Der jungen Dame stehen keine außergewöhnlichen, immerhin aber shjnpatbiiche Mittel zu Gebote, deren Ausbildung noch nickt abgeschlossen und die zurzeit noch von einem auffälligen Tremolo und Schärfe des hohen Registers irritiert werden. Sie besinn'/ neben Kubeltk will dies schon etwas sw«n, dennoch ehrenvoll. In der muster gültigen Begleitung am Klavier zeichnete sich wieder Herr Lud- >v i a S ch w a b aus. - - R. St. Berliner Lebe». L. Berlin, 4. Januar. Ter Berliner Silvester-Radau ist diesmal ver hältnismäßig harmlos verlausen. Unter den Linden, in der Friedrichstraße und in anderen bevorzugte» Gegenden hatten fick zwar die Neugierigen und die Hänvelsucher, die immer dabei sein müssen, wo etwas los ist, in Massen eingesunden. Es wurde gejohlt und gelärmt, getobt und gebrüllt, daß man, sich in ein Riesennarrenhaus versetzt Mähnen konnte. Aber im wesent lichen blieb es bei diesen anmutigen Ausbrüchen der Freude über den Beginn eines neuen Jahres. Gröbere Ausschreitun gen sind in geringerer Zahl oorgekommcn, als in früheren Sil vesternächten, und mit besonderer' Genugtuung verzeichnet man, daß diesmal in der Zeit von 12 bis 3 Uhr früh „nur" rund 200 Verhaftungen stattgesunden haben. Optimistische Gemüter schließen daraus bereits aus eine Verfeinerung der Sitten des Berliner Janhagels, worunter für diese Nacht auch Angehörige der sogenannten besten Gesellschaft zu verstehen sind. Andere glauben wieder, daß die verschiedenen amtlichen Ansprachen, worin die schwersten Strafen für olle Ncujahrs-Exzedentcn on- schaulich ongedroht waren, ihre Wirkung getan hätten. Pessi misten, die wohl in diesem Falle das allein Richtige getroffen haben dürsten, sind freilich der Ansicht, daß einzig und allein der strenge Frost, der am diesmaligen Silvesterabend ohne jeden Uebergang eingesetzt hatte, den Radaubrüdern das Konzept gründ lich verdorben hatte. Mit welchem geringen Vertrauen die Ber liner selbst ihren lieben Mitbürgern in dieser Nacht begegnen, beweist wobl am besten die Tatsache, daß immer mehr Lokale, denen sonst die Neujahrsnacht eine goldene Ernte brachte, cs vorziehen, ihre Pforten zu schließen. Die großen Casss Unter den Linden, die sonst die ganze Nacht hindurch geöffnet sind, nötigen ihre Gäste, mit dem Glockenschlagc 11 das Feld zu räumen, verrammeln sorgfältig ihre großen Fenster und Türen »nd bereiten sich fast wie aus eine lang andancrnde Belagerung vor. Ihrem Beispiel ist diesmal eins der größten and be kanntesten Berliner Weinrestaurants in der Leipziger Straße gefolgt, mit der allerdings komischen Begründung, daß es un- möglich sei. den sämtlichen eingegangenen Bestellungen ans Reservierung von Tischen zu genügen. Der wahre Grund isi. daß im vorigen Jahre infolge des ungeheuren Andranges und der überschänmciideii Stimmung der Gäste so viel an Gläsern, Tellern und sonstigem Inventar zertrümmert worden ist, daß es dem Inhaber wohl schließlich vorteilhafter erschien, die Bude zuznmachen. Desto höher und lebhafter ging es in den anderen großen und kleinen Restaurants zu, obwohl manche, um den An drang zu mindern, ein ziemlich hohes Eintrittsgeld erhoben Einige Wirte waren, um die Fröhlichkeit ihrer Gäste in ein geregeltes Fahrwasser zu lenken, ans den guten Gedanken ge raten, Ueberbrettlkünftlcr zu engagieren und Vorstellungen zn veranstalten. Wieviel in diesen Lokalen für Esten und Trinken — in den besseren ist von 12 Uhr ab Ehampagner fast Zwangs- gctränk — in dieser einen Nacht ansacgebcn worden ist, ent zieht sich natürlich jeder Berechnung. Es muß eine unheimliche Zisfcr herauskommen. . Der Weise freilich hält sich von diesem oder gar von dem gefährliche» Straßentreiben fern und zieh« es vor, nach alter, guter Gewohnheit im Familienkreise daheim das neue Jahr bei Karvse», Truthahn und nachfolgendem Punsch mit den obligaten Berliner Pfannkuchen zn begrüßen und dafür Sorge zu tragen, daß er am nächsten Morgen nicht mit einem allzu schweren Brummschcidcl erwachte und sich mii Anstand der Pflichl unterziehen tönnc, nack: allen Seilen hin die üblichen Trinkgelder cniszuteilen. Bon Jahr zu Jahr stellen fick immer neue Leute mit offenen Händen ein, es tauchen die unwahrschein ljchsten Gratulanten aus, die nur der Boden einer Millionen- fladl hervorzubringcn vermag. An diesem Neujahrstagc stellte sich bei einem unserer Bekannien, der durchaus glaubwürdig ist, ein Gratulant ein, der auf die verwunderte Frage: „Wer sind Sic denn?" i» selbstverständlichem Tone die Antwort gab: „Ich bin der, der immer die Pferde der Droschke» vor Ihrer Tür fütterst!" Ter originelle^Kauz dürfte bei deu, Sinn des Berliners für „ausgefallene Sachen" ein ganz gutes Neusabrsgcschäft gemacht haben. Am nächsten Jabre allerdings wird dieser Scherz nicht mehr neu sei« und denn kaum noch verfangen. Das neue Jahr hat den Berlinern die angenehme Nachricht gebracht, daß cs troü der nicht allzu günstigen Finanzlage dc, <-tadt bei I, undcrl Prozent G c me, n d e - E i n ko m- m enstcne r weiter sein Bewenden haben soll. Freilich ist vieS
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