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Adoner Grenzvole Dies Blatt enthält die cnulcchen Bekanntmachungen der Amtshaupttnannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der A^its- anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Diese Zeitung erscheint an sedew Wochentage nachmittag mit dem Datum de, solgeude» Tage». Sonnabends liegt die 8seittge Sloman-Beilage »Neue Illustrierte« bei. Fernsprecher Nr, 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Otto Meyer in Adorf. Postscheck-Kto. Leipzig 37369 Ur. 263. Sonnabend, den 28. November 1824. IshrH. 88 Am 1. Dezember 1924 hat verordnungsgemäß eine Viehzählung stattzusinden < Cie erstreckt sich auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Federvieh und die nicht-- b-ichaupslichtigen Haushaltungen. Mit der Vmnahme dieser Viehzählung ist unsere Polizeimannschaft beauftragt worden. Die Viehhalter weiden hiermit ersucht, den mit Vornahme der Viehzählung beauftragten Zählern die erforderliche Auskunft zu erteilen, Und darauf ausdrücklich hingewiesen, daß, wer vorsätzlich eine Anzeige nicht erstattet, oder wissentlich unrichtige oder unvollständige Angaben macht, mit den in § 4 der Bekannt machung de» Reichskanzlers vom 30. Januar 1917 angedrohten Strafen bestrast wird - auch kann Vieh, dessen Vorhandensein verschwiegen worden ist, im Urteil dem Staate verfallen erklärt worden. Adorf i. V., 27. November 1924. Der Stadtrat. Waldverbot. Tas Betrete« des Staatsforstreviers Adorf außerhalb der öffentlichen und Ver, kehrswege ist bis zum 26. Dezember 1924 verböte«. Zuwiderhandlungen den bestraft. Forstamt Adorf. Was gibt es AeueS, ». — Die Verhandlungen über den deutsch-englischen Handelsvertrag in London sind bisher günstig verlaufen. . — Die letzten acht politischen Gefangenen sind aus Gefängnis in Haumannsdorf entlassen — Nach einer offiziösen belgischen Meldung hat Bel len auf die 26prozentige Ausfuhrabgabe verzichtet. — Der Völkerbund wird sich mit der Protestnote Aegyptens nicht beschäftigen. . — Aegypten hat auch die letzte Sühncforderuug Eng ¬ lands angenommen. . — In einem Straßenbahnwagen in Berlin wurden °en Kassenboten des Bezirksamtes Köpenick 82 000 Mark Wahlen. , ' Ver SM des Reiches an Dr. Eckener. Eine Rede des Reichspräsidenten. Zu Ehren des von Amerika zurückgekehrten ver dienstvollen Führers des Luftschiffes Z. R. 3, Dr. Eckener, hatte der Reichspräsident zu einem Frühstück bladen, an dem neben dem viel gefeierten Dr. Eckener Reichsminister Geßler, Luther, Stresemann, Hamm Und Graf Kanitz, der preußische Finanzminister v. dichter, General v. Seeckt, der württembergische Ge sandte Boßler, Krupp v. Bohlen, Professor Junckers- Dessau, Schiffsbauingenieur Flettner sowie eine Reihe Ehrender Vertreter der Industrie, der Gewerkschafter!, der Finanzwelt und der Wissenschaft teilnahmen. Wäh lend der Tafel hat der Reichspräsident zur Be grüßung Dr. Eckeners folgende Ansprache gehalten: „Es ist mir eine lebhafte Freude, Ihnen, Herr Dr. Eckener, und Ihren Mitarbeitern nach Ihrer glück- M und erfolgreich vollendeten Fahrt und Ihrer Rück- 'chr in die Heimat den herzlichen Willkommensgrutz des Deutschen Reiches hier zu entbieten. Mit diesem ^ruß gebe ich zugleich dem bewundernden Tanke des gesamten deutschen Bölkes un Sie und die anderen kühnen Luftfahrer für Ihre großen Leistungen herzlichsten Ausdruck. Unser Dank Umfaßt alle Männer, die als Erbauer, Ingenieure und Arbeiter an dem so trefflich bewährten Luftschiff mit dester Kraft zusammengearbeitet haben. Ihre Fahrt war begleitet von den besten Wün schen und den zuversichtlichen Hoffnungen des ganzen deutschen Polkes. Wir alle sehen in diesem Werke und 'M dieser Fahrt einen Ausdruck des technischen Könnens Deutschlands, des trotz allem ungebrochenen deutschen Willens iur Selbstbehauptung und des stolzen Vertrauens unserer Nation in sich und ihre Zukunft. Diesem Ge- mhl der Deutschen haben Sie, haben die Mitarbeiter un Schiff und Fahrt durch das gute Gelingen verstärktes gegeben; in der Welt aber haben Sie deutsche Ar beit und deutsches Können erneut zu Ehren gebracht und Unserem Lande neue Sympathien errungen. So war der Bau dieses Schiffes und seine gliick- Mtc Fahrt, trotzvcm sie im Zeichen ser Reparations- Wstnng stand, dennoch eine nationale Tat, für die wir Erbauer und Führer von Herzen Tank nns Anerkcn- Uung darbringen." Nach dieser Begrüßung durch den Reichspräsiden- Kn ergriff Dr. Eckener Wort. Zuerst dankte er dem Reichspräsidenten für W an ihn und seine Kameraden gerichteten Willkom- Mensgruß und ging dann auf den Verlauf der Ueber- mhrt näher ein. - „Glück haben wir mit dem Wetter gehabt," führte A- Eckener aus, „nicht als ob wir gutes Wetter gehabt Mten, ganz im Gegenteil, wir fanden schlechtes Wet- ur vor. Aber es hat uns erlaubt, zu beweisen, was mit unserem Luftschiff machen kann. Glück hatten auch darin, daß wir drüben in Amerika eine '«ltuation und eine Stimmuna vorfanden, die aus unserer rein technischen Angelegenheit eine poli tische machte. Ich habe mir in Amerika erzählen lassen, daß sich in den Vereinigten Staaten eine psychologische Stim mung herausgebildet hat, die zeigt, daß das amerika nische Volk zu einer Wiederannäherung an uns geneigt ist, und nur nach einem Anlaß suchte, um diesem Ge fühl Ausdruck zu geben. Tas amerikanische Volk hat mit einer gewissen Begeisterung die von nns hin- gestreckte Hand ergriffen und sich bereit erklärt, wie der gut Freund zu werden mit den Deutschen. Das ist der allgemeine Eindruck, den ich drüben bei der Bevölkerung sowohl wie bei den Vertretern der amerikanischen Regierung gefunden habe." Dr. Eckener gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich die zwischen Amerika und dem deutschen Volke ange bahnten guten Beziehungen bald zu einer Freundschaft zwischen beiden Völkern führen möchten. Sie Keimlehr des Generals v. Rathusius. Der Kassationsantrag zurückgezogen. General von Rathusius hat nach seiner Freilas sung sofort die Reise nach Deutschland angetreten unv ist in Saarbrücken eingetroffen, von wo er so fort nach Kassel wcitergereist ist. Von seiner Ankunft in Saarbrücken war der Bevölkerung nichts bekannt. Lediglich die saarländische Kriminalpolizei war zahl reich am Bahnhof vertreten, um den alten General zu beobachten. Von Lille bis Oschiey ist der General von Rathusius zu seiner eigenen Sicherheit von eini gen französischen Offizieren begleitet worden. An den letzten Beratungen, die zur Begnadigung des Offiziers führten, hat sein Verteidiger teilgenom- men. Als die Begnadigung von der französischen Re gierung beschlossen war, hat der Rechtsanwalt den Ge neral zur Zurückziehung seines Antrags aus Kassation des Urteils veranlaßt. Dr. Stresemann an Frau von Rathusius. Als der deutschen Regierung die Freilassung des verurteilten Generals von Rathusius mitgeteilt wor den war, hat der Reichsautzenminister Dr. Stresemann j an die Gattin des Generals folgendes Schreiben ge richtet! „Wie nunmehr feststeht, hat sich Vie französische Regierung entschlossen, dem General die Freiheit wie» derzngebcn und damit das ilM angetane Unrecht wieder gut zu machen. Wenn auch das Gerichts verfahren auf die (Are des Generals keinen Schat te» geworfen hat, so ist es doch eine Genugtuung für uns alle, daß so rasch wie möglich seine förm liche Rebabilitiernng gesichert werden konnte. Fch hoffe, daß die Erinnerung an die sorgenvollen Stun den, die Sie haben durchmachen müssen, die Freude des bevorstehenden Wiedersehens nicht beeinträchtige« wird." Ob die deutsche Regierung noch vor Widerlegung der in dem Prozeß nicht nur gegen General von Na- thusius, sondern gegen die deutsche Armee ergangenen Beschuldigungen irgendwelche Schritte unternehmen Wird, steht noch nicht fest. Das von der deutschen Re gierung beim Reichsgericht anhängig gemachte Verfah ren zwecks Feststellung der Unschuld des Generals von Rathusius kann eventl., wenn die Voruntersuchung die Unschuld ergeben sollte, aufgehoben werden, so daß cs zu keiner Hauptverhandlung kommen würde. Kompromiß über die Reparaüonsabgabe. Bevorstehende Einigung mit. England. Die in London geführten Verhandlungen über den Abschluß eines deutsch-britischen Handelsvertrages und über die 26prozentige Reparationsabgabe nahmen einen günstigen Verlauf. Nach einer Meldung soll eine Formel gefunden worden sein, durch die die Er hebung einer 26prozentigen Reparationssteuer auf die deutschen Ausfuhrwaren durch eine andere Methode ersetzt werden wird. Großbritannien ist ferner bereit, den deutschen Banken wieder zu gestatten, in London Filialen zu errichten, und daß deutsche Seeleute in der britischen Handelsmarine dienen. Diese Konzessionen heben die letzten .Kriegsbestimmungen gegen die Deut schen auf, die sich in den britischen Gesetzen befanden In der Frage der Ausfuhrabgabe ist von Deutsch land ver Vorschlag gemacht worden, die eigenen Zah- lunge« für Rechnung der 26 prozentigcn Abgabe, die von den einzelnen Kaufleuten in England geleistet wer ben, »nd mit Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten für den Handel verbunden sind, durch eine Pauschalzah lung ver deutschen Regierung abznlösen. Diese Zah lung würde an den Reparationsagenten geleistet werden. Eine derartige Regelung der Erhebung der 26pro- zentigen Ausfuhrabgabe würde für den deutschen Außenhandel bedeutend vorteilhafter sein, als das bis her geübte Verfahren, das den Export nach England überaus erschwerte. In der gegenwärtigen Form war die 26prozentige Reparationsabgabe eine im Dawes- Bericht ausdrücklich als unzulässig bezeichnete unter schiedliche Behandlung des deutschen Handels, da bei gleichem Angebot in Deutschland und anderer europä ischer Exporteure der englische Exporteur natürlich die Lieferung an dasjenige Land vergeben werde, dessen Einfuhr nicht mit all den Scherereien belastet sei, die als Folge der gegenwärtigen Form der 26 prozentigen Reparationsabgabe den Handel mit Deutschland er schweren. Neueste Nachrichten- — General o. Rathusius lehnt Begnadigung ab und fordert in einem Schreiben an Herriot Recht, nicht Gnade. Er will sich dazu vor die Schranken eines französischen Gerichts begeben. — In nächster Zeit wird eine deutsche Erpedition zur Ersteigung des Mount Everest unter Führung von Haupt mann v. Peißer aufbrechen. --- Der ägyptische Ministerpräsident Ziwar Pascha hat allen Provinzgouverneuren einen Appell an das Volk zugehen lassen, in dem er die Nation auffordert, ihm ihre volle Unterstützung zu geben und ruhig zu blei ben. Die Konferenzen zwischen Ziwar Pascha und Lord Allcnby dauern an. Ziwar Pascha erklärte sich bereit, auch die letzte der englischen Forderungen anzuerken- ; nen, also Englands Rechte auf den Schutz der Frem den in Aegypten, und Aegyptens Versprechen, gegen dieses Recht Englands keinerlei Opposition zu treiben. Alle anderen englischen Bedingungen sind bereits ent weder von der ägyptischen Regierung freiwillig erfüllt oder von der englischen Regierung erzwungen worden. Das neue ägyptische Kabinett ist jetzt vollständig. Die Räumung Les Sudans wird fortgesetzt. Tie Englän der setzen die Truppentransporte nach Aegypten fort. Die Garnison demonstriert weiter in den Straßen. Hnngcrftreik der Zuchthäusler in Elberfeld. Elberfeld, 27. November. Die Insassen des El berfelder Zuchthauses sind in den Hungerstreik getreten. Sie verweigern auch die Arbeit zu dem bisherigen Lohn. Abteilungen, die sich vom Streik fernhielten, wurden verprügelt. Die Beamten und die Polizei ver hinderten weitere Ausschreitungen. Die Gefangenen halten ihre Forderungen aufrecht. Sie fordern einen neuen Direktor, einen neuen Oekonomierat und eine erhöhte Löhnung. Wieder mitteleuropäische Zeit im neubcsetztcn Gebiet. Elberfeld, 27. November. In der Nacht vom 29. zum 30. November wird gleichzeitig mit dem In krafttreten des Winterfahrplanes auf den Reichsbahnen im „Sanktionsgebiet" (Düsseldorf und Duisburg) und dem nenbesetztcn Gebiet (Ruhr) wieder die mitteleuro päische Zeit eingeführt. Nur im altbesetzten Gebiet hlcibt die westeuropäische Zeit bestehen. Wieder ein Kriegsgerichtsurteil. Mainz, 27. November. Das französische Kriegs gericht verurteilte den 22 jährigen Kaufmann Franz Sturm aus Eltville zu drei Jahren Gefängnis, weil