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Nummer 183 — 29. Jahrgang Grichetnl kma> wöchil. mti illulir. NraN-beilageii .Heimat unt keil' und der Kinderbetlage.Frohmut', sowie den reilboitager ttkt. Penno-Biail'. .ltiilcrhattuuy und Wisse»'. ,D>" Wett der Frau', ilerztlicher Ratgeber'. .Dar gute Buch' . .ilmrund, schau'. Monatltcher Bezugspreis S Mt. einschi. BcslellgeUz WizeUiummer ltt ^ Sounabeud. u. Louniagnummer ttU ^ Hauvtschristiester: Tkr. <S. DeSczhk. Dresden.. SachMe Freitag, den 22. August 1930 B«»la,So»t, »,»«»«» «nzesgeoprelsei Die Igespaltene Pelttzeile S« ^ Familie» an,..gen „.Stellengesuche »«4. Die PetM-ll-nn.,-,'» «Km- breit, t >». Für «tn,eigen auherhaw der ^^breiwugSgebselel »»4. diePetttreNamezeile 1.!tü X. Brtesgeb.80^. Im Fall« bshcrn Bemalt erlischt t»de BerpM»^,q^ L^Mmg^owU «rküllimg v. «n,eigen. «uftr«genVd»Nllmg.v. «chadenylgq «elLSMicher Dell: Franz Bonaartz, Drerde«. votrssenuno (SeichäftSftelle. Trnct u.Beklag i l^crmama. >Sr Verlag und Druckerei.Filiale DreSdeu.DrcSdeu-A-v Policrslrntze l?. Ferun»2l0I2. Poslscherkloulo Dresden Nue, Baiilloulo Sladtbanl Dresden Vr . >71» Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sitchstschru BolkSzettung Dr-Sden-AUsladl 1. Poliers trotze N. F-rnrul LMll und rlvlL Auf in den Kampf Die Krise in Bayern Ein neues Meisterstück parteipolitischen Unverstandes Die Deruritworlung der SPD. München, 21. August. Nachdem der Bayerische Landtag gestern die von der Negierung auf dein Wege der Notverordnung eingesührte Echlachtsteucr abgelehut hat. hat Ministerpräsident Held seine» N iicktritt erklärt. Die Ablehnung der Schlachtsteuer erfolgte durch ein Zusammengehen des Bauernbundes und der Deutschen Bolkspartei <!) mit den Kommunisten, Sozialdemo- hrateu und Nationalsozialisten. Landtagspräsident Slang hat der sozialdemokra tischen Fraktion de» Allstrag erteilt, die Frage der Bil dung einer neue,, boiirischen Negierung in die Wege zu leiten »nd dein Landtagspräsidium spätestens inner halb zehn Tage» Mitteilung über das Ergebnis zu machen. Ter Landlagspräsident hat bereits am Mittwochnachinittog mit dem sozialdemokratischen Abgeordnete» Endres über die Neubildung des Kabinetts verhandelt Eudrcs hat sich seine Stellungnahme bis zu der am kommenden Dienstag stattsiudeudeu Sitzung seiner Fraktion Vorbehalte». Die „Bäurische Volksparieikorresp." erklärt, die Boy- r i s ch e B o I k s Partei sei sich sehr wohl der Verantwortung bewusst, die sie dadurch übernehme, das', sie der Opposition de» Weg sreimache, nunmehr ihr Heil in einer neuen Regierungs bildung zu versuchen, au der die Bayrische Valksparlei k e i v e v Anteil übernehmen könne. Man könne weder von der geschästsführeuden Negierung, noch von der hinter ihr sichenden Bäurischen Valksparlei verlange!,, das, sie der Oppo sition die Erfahrung über den Unterschied zwischen einer ge- schältsfnhrendcn Regierung und einer politisch verantwortlichen Negierung ersparen werde. * Selbstverständlich ist der Versuch, in Bayern eine Negie rung unter sostalisttschcr Führung zu bilden, völlig aus sichtslos. Kommunisten und Nationalsozialisten, Sozial demokraten und Deutsche Volkspariei werden sich nie in einer Regierung znsammenfinden. Diese Parteien aber verfugen insgesamt nur über Oö Mandate im Landtag, denen 58 Man date der Bayrischen Volkspartei und der Teutschnalionalen gcgennbcrstehcn. Der Sturz der Negierung Held ist daher ei» würdiges Gegenstück zu der Abstimmung i m R e i ch s t a g a m 18. In li, wo eine verantwortnngsschcne Mehrheit die Negierung Brüning zu stürzen versuchte. Nun liegen aber insofern in Bayern die Dinge anders, als aus dieser verfahrenen Lage der Ausweg einer Landtagsanf- 1 ä s nng nicht inögli ch ist. Das bisherige bayrische Wahl gesetz ist durch Urteil des Münchener Slaatsgcrichlshofes für verfassungswidrig erklärt wurden, cs müsste also erst geändert werden, ehe der Landtag anseinanücrgchen kan». Eine Mehr heit snr eine solche Aendcrnng zu finden dürste aber ebenso schwierig sein wie die Neubildung der Regierung. Zu erwarten ist also zunächst, dag in Bayern der gleiche Zustand cintritt wie in Sachsen, d. h.. das; das znrnckgelretene Kabinett cu-z g e s ch ä s t s f ü h r c n d e Regier u n g monate lang >m 'Amte bleibt. Eine neue Heldentat der Sozialdemokra tie. dieser angeblich einzig zuverlässigen Stütze des parlamen tarischen Systems. — Uns warum diese neue Blamage? Weil durch die von der Regierung Held mst dem Wege der Notver ordnung eingesührte Schlachtstener das Pfund Fleisch um 2 Pfennig verteuert hatte. Zum Ausgleich schlug die SPD. vor, sämtliche finanziellen Verpflichtungen des Staates gegenüber der Kirche zu annullieren. Und ans eine solche kntlnr- kä mp sc rische Wahlagitation fallen nicht nur der Vanernbnnd, sondern auch die Deutsche Volkspartei hinein! Wahrlich, es gehört Optimismus dazu, den Glauben an die politische Reise des deutschen Volkes in diesen Tagen ansrecht zu erhallen. . . . ,!»»» , für Wahrheit, Rech! UN- Freiheil! Von Pfarrer Ludwig Kirsch, Landesvorsitzendein der Sächsischen Zentrumspartei. Der 14. September rückt näher und mit ihm die Entscheidungsstunde über Deutschlands Zukunst, ob es ein Staat gesunder Ordnung oder ein Chaos wer den will, ob es zum Aufstieg oder zum endgültigen Nie dergang kommen soll. Mit Brüning für Aufstieg, gegen Brüning für Niedergang, das ist die klare Entscheidung, die jeder deutsche Wähler am 14. Sep tember mit seinem Stimmzettel zu treffen hat. Ganz besonders klar und freudig werden wir säch sischen Zentrumswähler diese Entscheidung treffen, die wir den Reichskanzler selbst als unseren Spit zenkandidaten begrüßen dürfen. Diese Tatsache verpflichtet! Jede Z e n t r u in s st i in m e in Sach sen ist ein lautes Bekenntnis zu dem Manne, der mutig die Zügel ausgriff, die vor ihm eine hilflose Negierung Müller hotte am Boden schleifen lassen, ist eine Bertran- enskundgebnng für die Regierung, die einen Reichstag »ach Hause schickte, dessen verantwortungslose Mehrheit von radikalen Phrasenhelden und pharisäischen, von schlotternder Angst vor Unpopularität erfüllten Parteien dein in schwerster Rot liegenden Boterlande nicht geben wollte, was ihm gebührt. Wo Krieg ist. da gibt's Wun den, — und wir stehen zur Zeit in der Weit und ganz be sonders in Deutschland im denkbar schwersten Wirt schaftskrieg: kein Wunder, wenn auch hier drako nische Maßnahmen ergriffen werden mußten, die alle Stände treffen, um den kranken Wirtschaftskörper, wenn auch ans operativem Wege, der Gesundung ent- gegenzuführen. Wer heute dem Volke rosiges G l ü ck verspricht, sei es a u ch a u f K osteu o n - derer, i st ein W a h >i s i n n i g e r oder eiu B e - t r ü g e r ! Wir Zentrumsanhänger wollen für uns und andere den Mut zur Wahrheit haben, und das Beispiel dafür danken wir mit anderen vor allem unserem Spit zenkandidaten Reichskanzler D r. Brüning. Nun gilt es, überall im Lande nicht nur mit kühlem Pflichtgefühl, sondern uilt siegesbewußt e r B e - geisteruug die Wahlarbeit aiizupacken: in den Be zirken. in den Ortsgruppen, überall wo Zentrumswähler sind. Die B e z i r k s t a g n n g e n müssen vollzählig be sucht sei», kein Ort mit einer gewissen Zahl von Zen trumswählern (mich nw keine Parteiortsgruppe vorhan den) darf bei der Bezirkstagung unvertreten bleiben. Tenn hier mc'rden die erfolgversprechenden Richtlinien zur Durchführung praktischer Wahlarbeit gegeben, hier wird der Bersammlungskalender für den Bezirk ausge stellt, werden Redner vermittelt und die sonstigen Werbe mittel beraten. Alle O r t s g r u p pe n v v r st ä » d e sol len sich mit ihren Vertrauensleuten baldigst zusammen- setzen, um die Anregungen der Bezirkstagung zu ver arbeiten und, was am wichtigsten ist, die technischen Wahlarbeiten vor und am Wahltage zu verteilen. Möch ten sie hierbei recht viele arbeitsfreudige Heiser finden! Die W a h l v e r s a m m lnngen , die auch in der klein sten Gemeinde nicht fehlen dürfen, müssen durch rege Werbetätigkeit (Handzettel, Anschlag, von Mund zu Mund) vorbereitet werden, damit sie aufklärend und aufrüttelnd und begeisternd wirken, damit ihre Teilneh mer Apostel unserer politischen Ideale an anderen Wäh lern werden. Unsere Ende August erstmalig erscheinende „Sächsische Z e n t r u in s k o r r e s p o n d e n z" muß unbedingt in die Hände aller, ausnahmslos aller Partei mitglieder gelangen, auch der arbeitslosen, auch der sel ten oder nie in den Versammlungen sichtbaren. Darüber hinaus sollte aber die Korrespondenz auch als Werbemit tel zur Gewinnung neuer eingeschriebener Mitglieder eifrigst benützt werden. Das alles aber soll geschehen in dem Bewußtsein, einer groß«» Sache zu dienen, in der Erkenntnis, daß unser Zentrnin die zuverlässigste Stütze jeder staatlichen Ordnung, aber auch der christlichen Kul tur unserers Vaterlandes ist. Seine Vergangen heit bürgt uns für seine Zukunft! Wir wollen für die Partei arbeiten und Opfer bringen, nicht weil sie uns viel verspricht, sondern weil sie uns viel ge halten hat! Alle maßgebenden Kreise unserer Weltanschauung im Lande werden in der Tatsache der Epitzenkandidatur Brüning erkennen, wie wichtig auch in Sachsen unsere politische Arbeit für die Zentruinspartei ist. ob wohl wir hier nur eine Minderheit bilden. Sie werden, so hoffe ich zuversichtlich, darum auch ihren Einfluß und Studentische „FnterrmüsuszZe" Deutschland, Spanien, Ungarn und Italien ausgeschieden Eine bewegte Tagung Brüssel, 21. August. Bei der Behandlung der deutschen Frage aus dem B rns- scler internationalen S t n de n t e n k o n g r e ß kam es zu einem entscheidenden Zwischenfall. Es hanöclte sich um die Frage der Vertretung der Tanzigcr und der sndeien- dcnlscheu Studentenschaft durch die deutsche Stndentciischast. Auf Grund eines Beschlusses des Organisationsausschusses der C. I. E. legten je ein deutscher, ein tschechoslowakischer und et» polnischer Delegierter nacheinander ihren Standpunkt zur sndetendentschen und zur Danziger Frage in der Vollversamm lung dar. Während die Darlegung des deutschen Vertreters ohne Widerspruch angehört worden war, führten die Erklä rungen des tschechoslowakischen und des polnischen Vertreters zu heftigen Zusammenstößen, besonders als der tschechoslo wakische Referent in verletzender Form der deutschen Studen tenschaft die Fähigkeit zu Internationaler Zusammenarbeit absprach. Da der Präsident Sanrin (Frankreich) diese Ausfälle nicht zurückwies und auch den Deutschen ans ihr Verlangen das Wort zur Erwiderung nicht erteilte, verlies; die deutsche Dele gation unter Protest die Sitzung. Eine schriftliche Vorstellung, die Zn Beginn der folgenden Sitzung von der deutschen Dele gation beim Präsidenten eingebracht wurde, blieb unbeant wortet. Ein. dänischer von de» Holländern und durch wohl wollende Neutralität von englischer Seite unterstützter Ver- miitlnngsantrag, der den Deutschen die Fortsetzung der Ver handlungen ermöglicht hätte, wurde mit 11 gegen 9 Stimmen bei 4 Enthaltungen abgclehnt. Die deutsche Delegation hat daraufhin den Kongreß verlassen. Die Abordnung der Deutschen Studentenschaft wird nach einer für Donnerstag vorgesehenen schlichten Feier auf dem Studentenfriedhof von Langemarck nach Deutschland zurnck- kehren. Die Abordnung wird die Herren Rcusch und Probst als Beobachter bis zum Schluß der Tagung zuriicklassen. Außer de,» Brief an den Präsidenten Sanrin Hot die dentsä>c Ab ordnung mich ein Schreiben a» den Vorsitzenden der englischen Gruppe gerichtet, in dem sie ihre Haltung anseinandersclzt. Tie Abschrift beider Schreiben ist den neutralen Vertretern znge- gangen. Die Ankündigung von der Abreise der deutschen Ab ordnung hat in Kangreßkreisen tiefsten Eindrnck gemacht. Die Zersetzung des Intcr » ationalen Stu- dente »verbau des, die durch de,, Austritt Spaniens und die Abreise der Italienischen und ungarische,, Vertreter bereits deutlich in Erscheinung getreten ist. hat infolge der Zwischenfälle mit der deutschen Abordnung weitere Fortschritte gemacht. Holland hat von sich ans wegen der gehässige» Vcrhandlnngs- weise gegenüber der deutschen Etndentenschaft einen Miß- tranensantrag gegen den französischen Präsidenten gestellt, bei dessen Behandlung es zu weiteren Zusammenstößen kommen dürfte. Deutschfeindliche Demonstrationen in Polen Warschau, 21. August. Die Legionäre, die Großmachtliga und einige andere verwandte Verbände veranstalteten gestern in Krakau eine Kundgebung gegen die Rede von Trcviranns, an der sich de» Meldungen der polnischen Presse zufolge, etwa 10 000 Personen beteiligt haben sollen. Es wurde eine von einem Aligeordneten verlesene Entschließung angenommen, die fest'stcllt, daß das ganze polnische Volk bereit sei, sestie Grenzen zu verteidigen. Tann sang die Menge das Lied von der Ersten Brigade und das deutschfeindliche Rota-Haß-Lied. Anschlie ßend wollte die Menge vor das deutsche Konsulat ziehen, wurde daran aber von der Polizei verhindert. Posen, 21. August. Im Zoologischen Garten fand gestern abend eine große nationaldemokratische Kundgebung gegen die Rede des Reichsininistcrs Treviranns statt. Die Säle waren überfüllt. Nach den verschiedene» Ansprachen, die mit stür mischer Begeisterung begrüßt wurden, sang man am Schluß der Versammlung das deutschfeindliche Nota-Lied. Hierauf zog die MensclMinenge vor das deutsche Konsulat, wo gleichfalls das Nota-Lied gesungen wurde und Pfuirufe ertönten. Zn Aus schreitungen ernsterer Natur ist es nicht gekommen. Die Poli zei zerstreute dann die Menge, wobei einige Personen, die be sonders widerspenstig waren, leicht verletzt worden sind.