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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020131019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902013101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902013101
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-31
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
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l. N. t-v inOoncnr» I. l). »n«» xsIc.1/?.V^ l.r». i. n. l. i>. i.l>. I.V. t.^X i. V. I. )). >. V I. v I. v i. l>. >0. l. N. 1.1). i.N. I.V. l. U. (Lltsil. I>. >. N. w.Op <>4 lonvn U.5 .v.S7^OH5^ tt«». k-k- ,.N. l.0. Ik Ll»rir ^-06 U» i. U l. N. v. i.v. t.l) v. i.v I.l>. I.v. I.N. I.v. ,.O. l.V. i. r>. rv. i.8e»t-0. I. l> I.V. 8«t-v. : tlirk: ,. o.r.-< TL ZZ Bezug--Preis t» der Hauptexpedttto« oder den im Stedt. bezirk und den Bororten errichteten Aut- gaoestellen ab geholt: vierteljährlich 4.5V, — zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vterteljährl. 6. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um >/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nsdaction und Expedition: JvhanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorn,. O. Klemm'» Sortim. Untversität»straße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Kathariueustr. 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. MMr, TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigeu-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reclamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 vor den Familtennach» richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahm« 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung 80.—, mit Postbesörderung 70.—. ^nnahmrschlnß für Iiyeize«: Abend-Ausgabe: LormUtag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei de« Filiale» u»d Annahmestellen je «in« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stets au die Expeditton zu richten. Tie Expedition ist Wochentags ununterbrochen , geöffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. Freitag den 31. Januar 1902. >err 0. LnKvImanu, Colonialwaarenhandlung, . ^elrümiclieu, Colonialwaarenhandlung, Berliner Straße) Herr l. IV. Lltztr, Colonialwaarenhandlung, Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlnng, die Filialen sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr «1. l'i'ledl'. Oaultr, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 21 Herr Meod. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. D. kobubvrl's ^Ulkol^or, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llsutsokke,Colonialwaarenhandlung, «öhrstraste 15 Herr Läuard ÜetLOi, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr U. L. Ubreollt, Colonialwaarenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr L. k'rleüvl, Cigarrenhdlg., Zwcinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau Ziselier, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Robert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 25, - Gohlis Herr Robert Bitner, Buchhandlung, Lindenthalcr Straße 6, - Lindenau Herr widert 1-luduer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Raul Luek, ^mioneen-LxpeüMon. Eisenbabnstraße 1, in Naunhof Herr Loursd retresebe, Buchhändler. Für mid SläiL kann das Leipziger Tageblatt durch alle Postauftalten de» deutschen Reiches und Oesterreich-UngarnS zum Preise von 4 bezogen werden. 2n Leipzig abonnirt man siir z mit Bringerlohn » 75 .1 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspeditcure, die Hauptexpedition: Johannisgafse 8, Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstraye 3, Ranftsche Gaffe 6 Herr Rriedr. Risober, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnselmanu, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 5 Herr öiu. Kekümicbeu, Colonialwaarenhandlung, Westvlatz 32 Herr Iloritrr I^et^suor, Cigarrenhandlung, Aorkstraste 32 (Ecke s I ' ' — Zeiher Straste 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr O. Kiüt/mrluu, Zschochersche Straße 7», - Renvnitz Herr IV. Ruswann, Marschallstraße 1, . - Herr 0. 8<rbwi<It, Kohlgartenstraße 67, - - Herr Rerub. IVeber, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr R. ÜÜiit86b, Reitzenhainer Straße 58, - Bolkmarsdorf Herr Oeoi'K ^iewaun, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), Ueber -ie Jesuitendebatte des Reichstags wird uns vou einem befreundeten Ohrenzeuge« geschrieben: Die „Germania" erklärt zwar, die Beantwortung der Iesuiten-Jnterpellation sei .nicht im Geringsten befriedigend", sie findet aber, das Centruiu könne dennoch mit dem Ver laufe der vorgestrigen Jesuiteudebatte „in gewissem Grade durchaus zufrieden sein". Das Letztere wird schwer zu be streiten sein, wenn es auch glücklicherweise als eine Ueber- treibung gelten darf, wenn da» klerikale Blatt hinzusügt: „Wenn morgen der BundeSrath dem Beschlüsse auf Auf hebung deS Jesuitengesetze- zustimmen sollte, so wird der ganze Reichstag das al- eine wirkliche Erleichterung, als eine Befreiung von einem schweren Albdruck empfinden". Der ganze Reichstag nicht. Und auf den Reichstag, in dem für die meisten Parteien die Taktik Alles ist, kommt in einer Frage, die das ideale Gebiet berührt, auch weniger an als auf die große Mehrheit de» deutschen Volke- und auf die Beste» unter ihr. Von jener und diesen spricht die „Ger mania" Wohlweislich nicht. Aber zur Befriedigung hat das Centrum allerdings Anlaß. Die Regierung sowohl als die Parteien haben ihn dem Centrum gegeben. Zwar mit dem Eingang der Ant wort der Regierung sind wir nicht unzufrieden. Indem der Reichskanzler erklären ließ, die Frage unterliege der Prüfung der eiuzelstaatliche» Regierungen, hat er die Welt dahin in- formirt, daß die Erledigung der Sache in dem einen oder dem anderen Sinne und daS Für und Wider, das die Antwort allerdings nur andeutungsweise und jedenfalls nicht umfassend bezeichnet, die Einzclregieruagen spaltet und noch nicht im BundeSrathe den Gegenstand von Meinungs verschiedenheiten bildet. Der Vorwurf der Verzögerung des Entscheides, der dem BundeSrathe gemacht wurde, trifft also, wenn e» überhaupt ein Vorwurf ist, nicht diese Körper schaft, sondern seine Glieder, und deshalb war diese Angelegenheit geeigneter als alle anderen Reichs fragen, die bisher in Einzellandtagcn breit getreten wurden, einmal gründlich in gewissen Landesvertretungen gründlich erörtert zu werden. Diese Angelegenheit ist ja in der Sache gar keine reine ReichSangelegenhcit. Sie hat die im „Leipziger Tagebl." oft berührte Eigenthümlichkeiten, daß sie zugleich in die Competenz der Einzelstaaten fällt und in einer Reihe von Bundesstaaten als Landeösache sofort actuell werden könnte, wenn daS Reich sich ihrer durch Aus Hebung deS JesuitcngesetzeS entledigt hätte. Zu diesen Staaten gehört, wie man weiß, auch das „katholische Bayern", und daß dieses Land zu denjenigen ge hört, deren Regierungen sich selbst noch nicht einig über ihre Stellungnahme zum NeichStagSbeschlusse auf Be seitigung deS NeichSgesetzeS sind, ist mehr al- wahrscheinlich. Bayern hat nichts weniger als ein liberale- Regiment, es besitzt rin streng katholisches Herrscherhaus, und wenn man dort mit einem Votum zögert, so kann die Iesuitenfrage auch für Katholiken nicht so einfach liegen, wie sie am Dieu-tag der Abg. vr. Spahn geschildert bat. Run freilich: jetzt, für diese Tagung, ist die Entscheidung des BundeSrathe-, d. b. ein Sichschlüssigmachen schwankender Einzelstaaten, zu erwarten. Trügt die Erwartung nicht, so wird es ein Fehler gewesen sein, nicht zu Beginn dieser Tagung mit einer Entscheidung an den Reichstag herangetrrten zu sein. Auf ein paar Mo nate mehr für da- einzelstaatliche Schwanken wäre es wohl nicht angekommrn. Einer Interpellation mußte in dieser Tagung entgegengesehen werden, und nuu wird rS den Anschein gewinnen, al- ob die Bundesregierungen, mag der Bescheid so oder so auSfallen, unter dem Drucke deS Reich-tagScentrumS gehandelt hätten. An der Beantwortung der Interpellation ist ferner zu beklagen, daß sie in der Sache damit anhebt, in der Iesuiten frage einfach katholische und protestantische Auffassung gegen- überzustelleo, sie zu einem Streilpunct zu stempeln, der lediglich zwischen den beiden Bekenntnissen schwebe. So ist eS durchaus nicht. In Bayern, Baden und anderwärts er warten auch sehr zahlreiche Katholiken, darunter Gelehrte, zugestandenermaßen, eine ablehnende Entscheidung von der Regierung. Von de» heimlichen Wünschen nach Nichtzurückberufuag de» Jesuitenordens, die auch so manche katholisch-geistliche Brust bewegen, bat sie nicht gesprochen. Ihre Existenz ließe sich ohne sträfliche IndiScretion nicht beweisen. Nun der Reichstag. Wir sind durchaus nicht der Mei nung, daß die begründende Rede des Abg. vr. Spahn den Standpunct eines Denkenden verrücken könnte, und der Abg. Bachem hat, wie er immer tbut, als ein Klopffechter gesprochen. Aber die geschlossene Einseitigkeit, der jener sich befleißigte, und die Sophistik, der dieser sich bediente, hätte die Gegner bewegen sollen, die Blößen der Darlegungen beider Herren aufzudecken. Die Gegner waren dies der breiten Öffentlichkeit schuldig, und wenn man sich vorher entschlossen hatte, lediglich FractionSerklärungen abzugeben, so hätte man die Taktil nachträglich ändern sollen, zumal der zweite CeutrumSredncr über den Rahmen hinauSging, in den die früher zu Worte gekommenen Redner sich gehalten hatten. Der Reichstag vergeudet so viel Zeit unnütz, in diesem Falle wäre die Hinzunahme eine- weiteren VerhandlnngStageS ersprießlich gewesen. Schwer wäre eS den Freunden de- inneren Friedens sicherlich nicht gefallen, auf da- rosenfarbene Bild, da- Herr vr. Spahn von den Jesuiten entwarf, die Farben auf- zulragen, die da- Conterfei erst ähnlich gemacht hätten. Das Centrum stellte den IesuitiSuiuS als eineu Fridolin vor, der nicht- weiter ist und sein will, als ein frommer Knecht christlicher, humaner und wissenschaftlicher Zwecke. Licht, nichts als Licht. Wer Schatten siebt, gilt ihm als vom Vorurtheil geblendet, so auch ter Proseffor vr. Kämmel, dem Herr Spahn doch bezeugen mußte, daß ein Aufsatz, den der Leipziger Historiker kürzlich veröffentlicht hat, „vom Geiste der Versöhnung der Katholiken und Protestanten getragen ist." Die Versöhnung hält Kämmel aber nur unter der Voraus setzung der Preisgabe der Jesuiten für möglich. Dies „Mißtrauen" wundert Herrn Spahn bei einem „historisch gebildeten Manne". Die Verwunderung ist aber kein Argument gegenüber rich tigen Schlußfolgerungen au- beglaubigten geschichtlichen Thal- fachen und dem gegenwärtigen Augenschein, vr. Spahn meint, vom Iesuitengefetz sprechend: „Sie treffen damit Männer, di« im wissenschaftlichen Leben thätig sind, die sich bemühen, durch ethischen Leben-- wandel ein gutes Beispiel zu geben, die unermüdet überall Noth und Elend durch erbarmungsvolle- Mitgesühl zu lindern suche», wo sie können. Sie treffen damit Männer, denen Niemand auch nur den geringsten, sittlichen Mangel zum Vorwurf machen kau». Sie treffen diese Männer nur der Art ihrer Gotlesvcrehrung willen". Wie gesagt: Licht, nur Licht. Es ist aber merkwürdig, daß die Vertheidiger der Jesuiten sich nicht die Frage vorlegt, warum deutsche und fremde katholische Fürsten, die andere geistliche Orden duldeten und förderten, in ihren Ländern schon früher jenen Zdealgestalten die Wirksamkeit unter sagten, von der Aufhebung der Gesellschaft Jesu durch einen Papst ganz zu schweigen; warum sich gegen die Benedictiner, die gleichfalls und vorzugsweise die Wissenschaften pflegen und sich eifrig dem Unterrichte widmen, in katholischen nnd evangelischen Kreisen nicht das Mißtrauen regt, daS Staaten, Parteien und innerlich religiöse Naturen den Jesuiten entgezenbringen; warum, was Herr Spahn nicht in Abrede stellen wollen wird, französische Bischöfe die vorzugsweise gegen die Umtriebe der Jesuiten gerichtete neue Vereinsgesetzgebung ihre- Landes nicht ungern gesehen haben, und daß, waS Herr Spahn nickt be- streiten kann, erst kürzlich eine große Anzahl französischer Oberhirten öffentlich gegen die im IesuitiSmuS verkörperten kirchlich-politischen Bestrebungen aufgetreten sind. Warum die« Alle» gegen die engelglriche» Wesen, die er auf die Tafel malte? Indessen, Herr vr. Spahn hat für die ultramontane Partei gesprochen. Unser starke« Bedauern gilt dem Schweigen unserer Freunde im Reichstage, der Preisgabe des tz 2 des Jesuitengesetze» durch einen Thril derselben. Ueber Letzteres hat sich da» „Leipr. Tagebl." angesichts der parteiosficiösen An- kündigrmg dieses Verhalten« und seiner Begründung schon ge äußert. Wenn man sortfahren sollte, da« Princip der Freiheit, da- in wirthschaftlichen Fragen mit Recht herrscht, auf Gebiete zu übertragen, auf denen nationale und Interessen der geistigen Freiheit zu wahren sind, so wird daS der Partei kaum zum Segen gereichen. Der Hinweis ans „eine sehr tendenziöse Polemik", die „im Anschluß an § 2 in unkundigen Kreisen geführt werden kann", zeugt nicht von Selbstbewußtsein oder gar Heldenmuth. Wo und bei welcher Gelegenheit ist gerade gegen die national liberal« Partei uicht „eine sehr tendenziöse Polemik" geführt worden? ES geschah die- sogar von Seilen, die schließlich genau so stimmten, wie die Natiooalliberalen. So z. B. bei dem Zeugnißzwaog für die Presse. Run beruft man sich auf Herrn v. Bennigsen, der eia Befürworter der Aushebung dr- ß 2 gewesen war. Wir haben diese Fhatsache s. Z. beklagt. Herr v. Bennigsen ist nicht mehr im Reichstage und seit er eS nicht mehr ist, geschah und unterblieb seitens ver Partei schon Manches, was unter dem ehemaligen Führer unter blieben und geschehen wäre und es nicht recht zu gestalten scheint, sich durchweg auf ihn zu berufen. Ver Krieg in Südafrika. FricdcnSauSsichteu! AuS Pari», k!0. Januar, wird berichtet: Auf private An fragen in den Wandelgäugen deS Palais Bourbon erwiderte Minister Dclcasse gestern, daß Frankreich dem Schritte Kuyper'S fernstehe. Ueber den Inhalt der Kuyper'schen Anregung konnte oder wollte er nichts sagen, ebensowenig äußerte er sich darüber, ob der holländische Minister präsident im eigenen Namen oder im Namen der Boerenführer gehandelt hat. Die Blätter, die häufig von vr. Leyds Eingebungen empfangen, geben Aeußerungen dieses Staats mannes wieder, der in Brüssel Ausfragern gegenüber erklärt hätte, Holland habe lediglich seine güten Dienste angeboren, und um einen solchen Schritt hätte die Transvaal-Republik, wie alle anderen Regierungen so auch die holländische längst gebeten. Die Bedingung deS Friedens, den die Bocrcn eben so wünschen wie Eng land, sei und bleibe jedoch die Unabhängigkeit deS Freistaates. Thatsächlich scheint der niederländische Ministerpräsident KuyperS bei seiner Anwesenheit in London den Bode» für die „Intervention" vorbereitet zu haben, was bekanntlich von boerischossiciöser Seite bestritten wurde. * London, 30. Januar. (Telegramm.) Eine Haager Meldung der „Daily Mail" zufolge enthält die holländische Note die Anfrage, ob die britische Regierung geneigt wäre, einer holländischen Commission zu erlauben, sich nach Südafrika zu begeben, um die kämpfenden Boeren über die wirkliche Lage aufzuklärcn, und ihnen insbesondere vorzustellen, daß nicht die mindeste Hoffnung auf europäische Einmischung Vorhände» sei und die Fortsetzung des Widerstandes zwecklos sei. Tie holläiidische Regierung erklärte aus- drücklick, daß sie keinerlei Ermächtigung von de» Boeren- führern in Europa oder denen in Südafrika zu diesem Schritte habe; sie beschwöre aber England, aus Gründen der Menschlich- leit dieser Commission militärisches Sicherheit-geleit zu gewähren, damit sie ihre Bestimmung erreichen und ihre Friedensausgabe lösen könne. Es verlautet, die englische Regierung Hobe sich darüber mit Lord Kitschener in Verbindung gesetzt und die holländische Regierung werde in wenigen Tagen eine endgiltige Ant wort erhalten. (Voss. Ztg.) Sine deutsche Bildungsanstalt in Transvaal in Gefahr! II. Von Monat zu Mouat nahm der Besuch der deutschen Schule zu, so daß bei Beginn des Krieges bereits die stattliche Anzahl von nahezu 300 Zöglingen erreicht mar, die von 9 Lehrern unterrichtet wurden in allen Fächern, die für eine allgemeine Bildung, wie sic unsere deutschen Realschulen bieten, nothmendig ist. Der Anfang war vielleicht zu schön gewesen, als daß er in dem Lande der vi>s ancl ckorvns hätte von Bestand sein können. Alle Welt wetteiferte, dem Licblingskind der deutschen Gemeinde sein Wohlwollen zu bezeigen. Die alten Gönner erfüllten jeden Wunsch des verzogenen Kindes. Die besten Lehrmittel wurden auf privatem Wege geschenkt, in Kürze entstand eine namhafte Biblio thek, die Stadt Eisenach widmete der nenentstandenen Halle eine mächtige Bismarckbüste, ei» Privatmann Jo hannesburgs ein Pendant in der Moltke-Büstc, ein Anderer die Büsten der drei Kaiser: zwei herrliche, von Künstlerhand ansgeführte Bildnisse unserer Dichter heroen, Schiller s nnd Goethe s, zieren die Festhalte — kurz, man müßte ein ganzes Buch schreiben, nm all' die Wohlthatcn aiisznzählcn, die Fortuna ans ihrem Full^ Horn über die Schule ansschiittetc. Da kani der Krieg nnd zerstörte eine der schönsten Hoffnungen. Nicht unerwartet brach das Ercigniß her ein. Schon im Sonnncr 1899 begann die Flucht der Be wohner der Goldstadl. Und wenn der cvnservativc Charakter der Deutschen sich auch hier bewährte, so hatte doch -ie Schule bereits beträchtliche Verluste zu ver zeichnen. Welch Schreckenstag aber war erst der 12. Letober! Aus 100 Schülern bestand die ganze deutsche Schnlc. Da schien alle Hoffnung ins Grab gesunken. Wohl lag der Gedanke nahe, gleich den Staatsschulen und den englischen auch die deutsche zu schließen, aber der Vorstand beschloß, so lange als möglich -en Unterricht fortsctzcn zu lassen. Diesem Beschluß war die Würdi gung der Bevölkerung nicht versagt. Allmählich gewann die Schule ihre alte Schnlcrzahl wieder, eroberte sogar neues Terrain. Unbekümmert um die äußeren Verhält nisse arbeitete sie weiter, mochten auch die Kanonen donnern nnd das lScräusch der Maxims den Unterricht stören, mochten die Boeren im Besitz der Stadt sein vder die Engländer. Diese Standhaftigkeit aber erforderte nicht nur Muth, sondern auch eine große Opferwilligkeit; denn unter den schwierigen Umständen wak an eine regelrechte Einnahme ans Schulgeldern nicht m ehr zu denke n. Mußte doch selbst der Deutsche Schulverein, der es sich zur Pflicht gemacht hat, auch unbemittelten deutschen Kindern den Besuch der Schule zu ermöglichen, seine Beihilfen einstellcn. Die Snbsidie der Regierung fiel weg. Zum Glück hatten Gönner der Anstalt schon Anfang 1899 für einen neuen Fonds gesorgt, der den Betrieb der Schule auf drei Jahre sichern nnd den Ausbau des Schulhauses ermög lichen sollte. Doch wäre auch dieser Fonds nicht aus reichend gewesen, die laufenden Unkosten zu decken — vom Ausbau der Schule mußte natürlich Abstand genommen werden —, wenn nicht im rechten Augenblick das deutsche Reich durch eine Unterstützung von 10OVO ein gesprungen wäre. Die Sossnilng, daß das neue Jahr den so heiß er sehnten Frieden bringen würde, erfüllte sich nicht, und wer kann sagen, wie lange der verhäugnißvolle Krieg noch dauern wird? So war denn der Vorstand wiederum gezwungen, eine erneute Bitte um Unterstützung an bas deutsche Reich zu richten, nnd auch dieses Mal hatte ihn die Hoffnung nicht getäuscht. Der deutschen Schule wurde eine Unterstützung von 16000 zu Thcil. So erfreulich diese Thatsachc an sich ist, so läßt sich doch nicht leugnen, daß damit die Schwierigkeiten der Anstalt nicht gehoben sind. Transvaal ist eines der theuersten Länder der Erde, mit Deutschland verglichen, sind die Lebensbedingungen zwei- bis dreimal höher. Was bedeutet da eine Summe von 16 000 Betrug doch der Fehlbetrag der Schule im vergangenen Jahre nicht weniger als 2300 Pfund Sterling (mehr als 46 000 .M. Wo sollen, ivv können sich nene Hilfsquellen eröffnen? Die englische Negierung ist dem Vorstände freundlich cntgegengckommen und hat ihm Unter st utznng angeboten, aber die Bedingung war un annehmbar. Man verlangte, daß die Unter richtssprache englisch würde und daß das Deutsche — zwar als Hauptgcgenstand, aber doch nur alssrcmde Sprache — gelehrt würde. Das würde den Charakter der Schule in einer Weise verändert haben, daß sic den Namen einer deutschen Schule mit Unrecht trüge; das würde dein Sinn der deutschen Colonic Jrhanllesbnrgs widersprechen und würde ein Ver- trancnsbrnch gewesen sein gegen die Gründer. So sah sich also der Vorstand genöthigt, das Anerbieten der eng lischen Negierung abziilehncn. Aber trotzdem wird die deutsche Schule die Flinte nicht ins Korn werfen. Noch schimmert die Hoffnung, daß das deutsche Volk in der Heimath seine Bruder im fernen Afrika nicht im Stiche lassen wird. Der fernste Vor posten deutscher Bildung ist in Gefahr. Möge das deutsche Volk ihm Hilfe bringen. Um das Interesse für diese Angelegenheit zu wecken, hat der Vorstand den Director derselben, Herrn i)r. G. Weidner, nach Deutschland entsandt. Dieser hat sein Standquartier in Eisenach, Katharinen straße 8, genommen und ist erbötig, jede weitere Auskunft zu crthcilcn. Ueberall, wohin er auf seiner Mission bis her gekommen ist, sind ihm die wärmsten Sympathien ent- gegcngebracht worden, nnd in vielen Städten sind Ans« schlisse gebildet worden oder in der Bildung begriffen, die sich der Lache annehuieii und Sammlungen für die deutsche Schule veranstalten. Auch in unserer Vaterstadt hat sich eine Anzahl nam hafter Freunde der guten Sache bereit gesunden, zunächst zu einer Vorbesprechung und dann zur Bildung eine» Ausschusses zusammenzutretcxk Wir werben Nähere» noch bekannt geben.
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