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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000630012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900063001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900063001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-30
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
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«.v. »o. »o. i.o. o. »o. »o. »o. ü. 8. L 8. 1 LI. 136,-6 r. lvnvii. I r. r r. c «»r87- I. >. I. I. >. I. l «.rL »- iN«r>l Bezugs-Preis I» ber Hauptexpedition oder den im Stadt» d«irk und den Vororten errichtete« Au», aolestellen abgeholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung iuS HauS -* 5.50. Durch die Post bezogen für »eutschland und Oesterreich: viertestährlich S.—. Direkte tü„3chr Sreuzbandieudung in- Ausland: monatlich 7.50. Di« Morgen-AuSgab« erscheint >un '/,? Uhr, die Abeud-AuSgab« Wochentags um b Uhr. LeLaction und Lrpeditto«: Aohau»t»«affe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Stemm'» Gorlin». UntversitütSstraße 8 (Paulinum), Laut» Lösche, Sathariuenstr. Ich Part, und SöuigS-latz 7. Morgen-Ausgabe. MpMer TagM alt Anzeiger. Ämtslitatt -es königlichen Land- UN- Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes un- Volizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen Preis die 6 gespaltene Prtitzeile 20 PfH Neelame« unter demRedaction-strich (4g- spalten) 5OA, vor den Familirunachrichtr» (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- vcrzrichniß. Tabellarischer und Zisfrrnsatz nach höherem Tarif. > o»« < Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgea»Au»aab«, ohne Postbefürderung ^4 60.—, mit Postbrfördenmg ^ti 70.—. Itnnahmeschlnß für Anzeigen: Ab end »Ausgabe: vormittag« 10 Uh«. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je «tu« halb« Etund« früher. Anzeigen sind stets an dl« Grpeottisa zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 327. Sonnabend den 30. Juni 1900. 94. Jahrgang. in o Rarrftsche Gasse 6 Herr Rrleär. Ri8eller, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LnKelinunn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrabe 5 Herr ^itt. ZeUüulR Iien, Colonialivaarenhandlung, LÜestPlatz 3Ä Herr II. Dittriob, Cigarrenhandlung, Uorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr Riet/, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Strafe 35 Herr V. RÜ8ttzr, Cigarrenhandlung, Plagwitz Herr (xtUtLMLNii, Zschochersche Straße 7 a, Reudnitz Herr IV. RuKwauu, Marschallstraße 1, - Herr 0. 8eltmlltt, Kohlgartenstraße 67, - Herr Lernli. Weder, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße II, Thonberg Herr II. Mittel», 9!eitzenhainer Straße 58, Volkmarsdors Herr 6eorK Niemann, Couradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1900 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S LV durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 ^8 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hanvtcxpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universiiätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen:, Arndtstrasze 3L Herr R. v. Rlttel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrahe 1 Herr I'eter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. V. Zvlmbert's Xuvlttolxvr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strahe (Thomasiusstr --Ecke) Herr Otto Llautsokke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe LL Herr LUuniU Rvtrvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. R. Ubreekt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Vreluer, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Liseker, Hcrmannstraße 23, - Eutritzsch Herr Rodert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Attner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Liudenau Herr Aldert IFuüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Rrntt Luek, Aouoneen-Lxpeülttou, Eisenbabnstraße 1, Auf halbem Wege. Welchen AuSgang die Wirren in China schließlich nehmen werden» dürfte wohl auch der weiseste Prophet nicht Voraussagen können. Nur soviel ist sicher, daß «S sich um einen viel ernst hafteren Kampf handelt, als man ursprünglich angenommen hat, denn -» gilt nicht nur, di« Boxer bekc lonidern die chinesische Armee, ja, man kann sagen: .4» ga^r chinesische Volk, dessen Fremdenhaß durch gewissenlose Intriganten in den letzten Jahren zum rasendsten Fanatismus angestachelt worden ist. So feige der einzelne Chinese auch sein mag, so wird ihm doch Muth eingeflößt; einerseits durch das Bewußtsein des unge heuren numerischen Uebergewichts seiner Landsleute, andererseits durch die Thatsache, daß in der ersten Phase der Kämpfe die Truppen der civilisirten Mächte in die Dofensive ge drängt worden sind, eine Thatsache, deren 'Gewicht noch verstärkt wird durch die auch dem Blödesten sich aufdrängende Einsicht, daß eS naturgemäß noch «ine geraume Zeit dauern wird, ehe «in« entschiedene Offensive wird ausgenommen werden können. Zu dem durch diese Umstände befeuerten Muthe der Chinesen kommt als erschwerendes Moment für die civilisirten Mächte noch die ungeheure Ausdehnung des chinesischen Reiches, die, wenn man auch nur einigermaßen die Fühlung zwischen den im Lande kämpfenden Truppen aufrecht erhalten will, die Aus bietung großer Truppenmassen erfordert; sonst dürfte es noch öfter auch den tapfersten Truppen begegnen, daß sie ebenso wie einige am Beginn der gegenwärtigen Wirren ausgesandte De tachements abgeschnitten werden. Fallen aber solche kleinere Schaaren den fanatisirten Chinesenhorden in die Hände, dann wehe den Tapferen! Ihr Schicksal ist dann so grausig, wie es nur je Cooper's Phantasie in seinen Jndianerromanen ersinnen konnte. Einige der betheiligten Mächte sind sich denn auch be reits darüber klar, daß große Truppenaufwendungen nothwendig sein werden. Daß Rußland und Japan als die nächsten Nachbarn Chinas bedeutende Truppenmengen schon jetzt ver wenden und noch größere Massen aufbringen werden, versteht sich schließlich von'selbst. Aber auch England und die Ber einigten Staaten von Nordamerika schicken sich an, mit großer Macht in China aufzutreten. Von den Ver einigten Staaten heißt ei», daß ihr Kriegsministerium umfassende Vorkehrungen treffe, um jeder Möglichkeit durch die Entsendung gewaltiger Truppinmassen begegnen zu können. And England, da» bereits aus Indien eine Anzahl von Regimentern nach China beordert hat und jeder Zeit seine schon jetzt große Flotte in Ost-Asien vermehren und dadurch von den Kriegsschiffen stattlich« LandungScorp» entsenden kann, beabsichtigt, obendrein noch 10000 Mann auS Süd-Afrika nach China zu dirigiren. Daß man, so lang« der Boerenkrieg noch nicht völlig beendet ist, diese Maßregel nur sehr ungern ergreift, liegt auf der Hand. Um so nachdrücklicher aber spricht diese Thatsache dafür, daß England von der Notwendigkeit überzeugt ist, «ine ansehnliche Truppenmacht in China zur Verfügung zu haben, um dort mili tärisch als gleichwerthig mit Rußland und Japan und gegebenen Fall» auch mit Amerika erscheinen zu können. And Deutschland? Wir werden, wenn die eben nach Ostafrika abgehenden Streitkräfte dort angelangt sem werden, dort ungefähr 8000 Mann zur Verfügung haben, vorausgesetzt, daß di« jetzt bereit» vorhandenen Streitkräfte bi» zu dieser Zeit nicht durch Krankheiten und Kämpfe decimirt sind. Wir werden also numerisch ganz erheblich hinter mindesten» vier anderen Mächten zurückstchen, möglichen Fall» auch noch gegen Frank reich, da» wahrscheinlich in nächster Zeit auch noch größere Trnppenmengen, al» ursprünglich beNbsichtigi, nach China werfen wird. Italien» bedeutendster gegenwärtig lebender Staatsmann, der alte Crilpi, hat vor einigen Tagen unt«r Hinwei» auf die chinesischen Dinen erklärt, daß bei dem Endergebnisse die« jenige Macht leer ausgehen würde — und das mit vollem Rechte —, die sich an den dem Ende vorausgehenden Kämpfen nicht betheiligt hätte. Man kann dem hinzufügen, daß auch bei den activ auftretenden Mächten ein Unterschied obwalten wird, und zwar nach Maßgabe ihrer Betheiligung an der Pacificirung de» in doller Revolution befindlichen Riesenstaates. And auch die» wird nur gerecht sein. Wir haben den größten Refpect vor den bewunderSwerthen Thaten der Tapferen om .Iltis", und wir zweifeln nicht daran, daß alle inS G- chr kommenden Truppen, ebenso wie die Braven vom „Iltis", oen fremden Truppen an Tapferkeit und Disriplm voranleuchten werden; aber schließlich sind 5000 Mann eben nur 5000 Mann, und dir Russen, die Engländer u. s. w. sind auch keine Feiglinge. So eingebildet dürfen wir nicht sein, um zu glauben, 5000 Deutsche könnten dasselbe leisten, wie 20 000 Russen oder Eng länder. Wäre dies der Fall, so wäre «s ja eine wahnsinnige Verschwendung, eine Armee von 600 000 Mann aus dem Frie- densfuße und von 4 000 000 Mann im Kriegsfälle zu be sitzen. Bei der zu erwartenden großen Ausdehnung des Kampfes werden 5000 Mann deutscher Truppen nur „ncte cto xrössnoo" machen können. Man wird wissen, daß die Deutschen da sind, und diese Deutschen wevden zweifellos ihre Schuldigkeit vollauf thun, aber den Kampf erfolgreich durchführen werden die Anderen. Was tn aller Welt hindert uns, den 3000 Mann, die jetzt hinausgehen, binnen drei Wochen noch 10—15 000 Mann nachzusenden? Die deutsche Armee wird in ihrem Bestände doch gewiß nicht desorganisirt werden, wenn jedes Bataillon und jede Artillerie-Abtheilung 10—20 Mann abgeben. Die Lage ist wahrlich ernst genug, um auch «ine umfassendere Maßregel zu rechtfertigen, und den Reichstag möchten wir wohl sehen, der angesichts dieser Lage nicht ohne Zaudern bereit wäre, die er forderlichen Geldmittel zu bewilligen, sei es schort, sei es nach träglich. In absolut friedlichen Zeiten beruht Deutschlands Großmachtstellung gewiß ans dem bloßen Bewußtsein, sich auf 4 Millionen Bajonette und Säbel stützen zu können; in Zeiten aber, die andere Mächte zu erheblichen militärischen Rüstungen vevanlaffen, kann man auch mit Fug beanspruchen, daß Deutsch land einen Theil dieser vier Millionen Mann in Bewegung setze. Die Wirren in China. Dir letzten Nachrichten au« China bestätigen noch nicht die Sicherheit der Gesandten, im Gegentheil spricht sich eine Depesche de« deutschen Consul« sehr zurückhaltend au«. Sie enthält noch andere Nachrichten und lautet nach „Wolff's Bureau": * Tschifn, 28. Juni. Admiral Sehmour ist brsreit. Jed« nähere Nachricht, auch darüber, ob di« Gesandten bei ihm sind, fehlt. Di» Eisenbahnverbindung mit Taku ist noch gefährdet. Di« letzt» Streck» bi« LinUsm — 12 Kilometer Land weg — ist «nr für größer« Abtheilungrn passirbar. 1b geflüchtete Ingenien« sind h«ut« von hi»r zur Wiederherstellung d«r ganzen Streck» nach Toku abgegang»«. Di» B«schl«ß»ng von Tientsin von d«r Westseite da,«rt fort. Di» chinesisch«« Geschosse explodtrrn schlecht. Bon den Einwohnern sind angeblich 3 getödtet oder ver- wu»d«t. Di« früher»« Angab«» üb«r dt« 8»rst»r«nge« d«r eng- «scheu Niederlassung, wo di» m»ist«a Deutschen wohnen, scheinen übertrieben zu stüu Weitere telegraphische Meldungen besagen: * 8ou»«n, LS. Juni. Nach ein«» L«l»gramm de» „Daily Expreß" au« Shanghai ist dort gestern Abend «in« kaiserlich« K«»y,«»»»- vrr»ff«ntltcht Word«», wonach drr kaiserliche Palast in Peking am 1«. Juni in Brand gesteckt »ad von aufrührerischen chinesischen Truvpen angegriffen worden sei. * LanVan, 29. Joni. (Prtvattelegramm.) Der Corre- spoudent de« „Daily Exvreß" in Shanghai meldet vom 28. d. M.: Glaubwürdig« Meldungen au« dem Norden, di« mir von ht»stg«r amtlich». Seit« mitgetheilt worden sind, bericht»», man heg» »rast» ««fürcht»»,»», daß in Part Arthnr »nd üb« di» ganz» Halbinsel Liaotung, sowie in der russischen Mandschurei eine antirussische Bewegung im Gange sei. * Paris, 29. Juni. In dem heutigen Ministerrath theilt« der Minister des Auswärtigen Delcasstz mit, daß di« Franzosen und die übrigen Europäer Uüanan am 24. d. M. verlassen und sich am 27. d. M. in Tonghai, auf halbem Wege nach Tongking, befunden haben. Der Licekönig von Pünnan ließ die Individuen enthaupten, di« für die Aufstände gegen dir Fremden in Vünnau verantwortlich sind. Der Minister erklärt« weitrr, rs bestätige sich, daß sich die Gesandten zwölf Meilen von Tientsin befinden. * New dort, 29. Juni. Die „New Dork Tribüne" meldet aus Washington: Contre-Admlral Reney löst voraussichtlich am Sonntag den Admiral Kempff im Commando ab und schickt ihn nach Nagasaki oder Lschifu. Die Frage der Nichtbethciligung Kempff'S an dem Angriffe auf Taku wird, wie es heißt, unter sucht, wen» die Lage die Einleitung de« UntersuchungSverfahrens gestattet. * Vokohama, 29. Juni. („Reuters Bureau"). Im gestrigen Ministerrath waren die Ansichten über die von Japan ein zunehmende Haltung getheilt. Ein Theil der Minister, unter ihnen der Marine- und Kricgsminister, befürworten, Laß e« Jap«n übernehmen solle, den Ausstand in China zu unterdrücken. Ter andere Theil hält eS für besser, daß man sich auf den Schutz der Fremden in China beschränke. * Mailand, 29. Juni. Das italienische Kreuzer-Ge ¬ schwader, das heute nach China abgeben sollte, hat die Ausreise bis zum 2. Juli verschoben, da der Befehl »ingrtroffen ist, so viele Landungstruppen einzujchisfen, wie auf dem Geschwader Platz finden. (Boss. Ztg.) Deutsches Reich * Leipzig, 29. Juni. In Halle a. S. „mußte" kürzlich, wie die „Hallesche Union, Act.-Ges." bescheinigte, der Former Carl Wüste mann au« der Eisengießerei der bezeichnete» Gesellschaft entlassen werden, weil seine Mitarbeiter er klärt batten, daß ihre Ehre ihnen verbiete, mit dem Ge nannten zusammen zu arbeiten. An dieses Borkommniß haben sich Erörterungen in der bürgerlichen Presse geknüpft, die da« socialdemokratische „Hallesche LolkSblatt" ver anlaßten, das Verhalten der betreffenden Mitarbeiter durch Beschuldigungen gegen Wüstemann zu rechtfertigen. So war u. A. behauptet worden, da« Wüstemann wegen einer gröblichen Körperverletzung in Leipzig zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden sei, daß er seinen Verdienst verpraßt und um seine Familie sich nicht gekümmert habe, so daß diese im Leipziger Armenhause habe Aufnahme finden müssen. Da« „Hallesche Volksblatt" betonte dabei, daß für all« von ihm ausgestellten Behaup tungen der Wahrheitsbeweis erbracht werden könne. Dem gegenüber sei auf Grund von eingerogenen Erkundigungen an zuständigem Orte festgestellt, daß Wüstemann wegen Körperverletzung nicht zu sechs, sondern nur zu zwei Monaten Gefangniß verurtheilt wurde, daß seine Frau und seine Kinder niemals im Leipziger Armenbause Auf nahme gefunden haben, sondern lediglich während der Gefängnißbaft WÜstemann'S Armenunterstützung erhielten. Da« ist ein so oft vorkommender Vorgang, daß darüber kein Wort zu verlieren ist. Wenn eS um die anderen Behaup tungen de« „Hallesche» VolkSblatte«" nicht besser bestellt ist, so durfte wenig von ihnen zu halten sein. K Berlin,29.Juni. (DaS Wahlergebniß in Walden burg und die Socialdemokratie.) Der Reichstags wahlkreis Waldenburg i. Schl, ist bekanntlich von der Social demokratie mit drr Riesenmehrhrit von 78, schreibe achtund siebzig Stimmen, nicht etwa erobrr», sondern nur behauptet worden. Au« diesem ärmliche» Erfolg« macht der „vor wärts" nicht uur eineu glänzende» Si«g, sondern auch den Ausfluß de« „Zorne« der Proletarier über di« Wrltpolitik", dir „denkbar schärfste Berurtbeiluag" dieser „Wrltpolitik". Al« vor ganz kurzer Zeit die Socialdemokratie de» Wablkrri« AscherSleben an die Nationalliberalrn verlor, erklärt« der selbe „vorwärts": die „Wrltpolitik" und insbesondere die tzlottenfrage, die damals noch nicht gelöst war, habe bei drr Wahl keine Roll« gespielt. In Waldenburg aber ist da« Plu« von 78 für die Socialdemokratie da« Weltgericht über die „Weltpolitik". So nasführt man die gläubigen Leser. Wa« dir 13 187 „Proletarier" (so hoch beläuft sich die Zahl der für den Socialdemokratrn abgegebenen Stim men) aulan-t, so sind r« eben nicht lauter waschächt« Prole ¬ tarier. Unter Anderen stecken unter ihnen weit über 1800 „Bourgeois", die 1898 noch freisinnig gewählt haben. Der Freisinn ist in dem Wahlkreise so gänzlich zusammengrbrochen — er brachte es auf nur 1336 Stimmen —, daß die „Freisi Ztg." nachträglich erklärt, eS habe sich für ihre Part«« nur um einen „Zählcanbivaten" gehandelt. Nun, «inea respek tablen Abgang zählt der Freisinn wirklich. k Berlin, L9. Juni. (DerBund derLandwirthe in der Pfalz.) L.e konservativen Organe haben sich erst kürzlich so angesiellt, ob der vorläufig nur für die Pfalz proclamirte Beschluß der Angehörigen des Bundes der Land- wicthe eine Vertrauensstellung in anderen Parteien zu ver wehren, unveglaubigt sei. Das heißt doch, den Kopf in den Sand stecken. Der Beschluß lautet, wie uns aus der Pfalz mitgetheilt wird, wörtlich dahin, daß Personen, welche sich im Bunde in Vertrauensstellungen befinden, sei es als Vorsitzender des Wahl kreises, der Bezirke und Cantone oder als Vertrauensmänner der Ortsgruppen, nicht mehr gleichzeitig auch ein solches Amt für eine politische Partei ausüben können. Das trifft also auch die Lon- servativen und gilt nicht nur für zwei Mitglieder des führenden Dreimännercollegiums des konservativen Elferausschuffes, son dern auch für eine Reihe conservativer Organisationen im Lande.' Wir haben bereits hervorgehoben, daß für die Pfalz dieser Bei schluß nichts mehr zu besagen hat. Rechnen wir die Wähler des Bundes der -Landwirthe in der Pfalz — 1898 waren es 6000 — mit den abgegebenen nationalen Grimmen zusammen, dann erhält man nach Ausweis der Wahlstatrstik rund 46 500 Stimmen. Auffallend war bei den letzten Wahlen in der Pfalz die große Zahl der Nichtbetheiligten; sie belief sich auf 51 000, worunter man jedenfalls recht viele Landwirthe zu suchen hat, da die Nichtbetheiligung gerade in den Gemeinden unter 2000 Einwohnern verhältnißmäßig am stärksten war. Demgegenüber wird der gesammte Bundesbestand in der Pfalz für das Jahr 1900 auf 5303 Mitglieder angegeben. Bei dieser Zahl ist ein „Zugang" von 1587 im verflossenen Jahre einge rechnet. Der zugestandene Abgang im verflossenen Jahre hat aber in der Pfalz allein 1158 ergeben. Ferner wird die Ge» sammtheit der rückständigen Beiträge in der Rhein pfalz von der Bundesführung für das Jahr 1899 auf 333 c/i und auf 2890 c« für das laufende Jahr angegeben. Diese letzteren Beiträge waren im Februar bereits fällig und bis zum 18. Juni noch nicht gezahlt. Wie uns aus der Pfalz von einer Seite mitgetheilt wird, die stets pünktlich ihre Beiträge gezahlt hat, aber nicht einzusehen vermag, wofür, zahlen die Bundes mitglieder in der Pfalz allermeist nur «ine Mark Beitrag. Danach hätte die Bundesleitung correcter Weise mindestens die Hälfte jener 2890 von ihrem sogenannten gegenwärtigen Mit gliederbestände in Abzug zu bringen. Daraus ergiebt sich, daß das „feste Fundament" der Berliner Bundesleitung in der Pfalz der reine Flugsand geworden ist, und weiter, daß mit gutem Rechte die Vorbereitungen in Angriff genommen werden, die pfälzische Landwirthschaft von einem so anfechtbaren, wenn auch weithergereisten Fachmanne, wie dem gegenwärtigen Ver treter für Kaiserslautern aus Dahme in Brandenburg, zu ent binden. (-) Berlin, 29. Juni. (Telegramm.) Der Staats sekretär des Aeußeren Gras Bilo» ist au« Kiel hier ein getroffen. (.) Berlin, 29. Juni. (Telegramm.) Der BnndeSrakh stimmte in seiner gestrigen Plenarsitzung den Ausschuß anträgen ». zu dem Berichte der Commission zur Vorbereitung des Entwurf« von AuSführungSbestimmungen zu dem Branat - weinsteuergesetze vom 2l. Mai 1900, d. zu der Vorlage deö RrichSkanzlcr« vom 13. Juni lSVO, betr. Aendrrungen de« amtlichen Waarenverzeichnisse« zum Zolltarif und de« statistischen Waarenverzeichnisse«, zu. Dem Aus schußprotokoll, betr.dir Ergänzung vrrAuSsübrungSbestimmungen zu dem Gesetz über die Vergütung de« Cacao-Zolle« tei der Ausfuhr von Cacaowaarrn, wurde ebenfalls zugestimmt. Di« Vorlage, betreffend die Erweiterung drr dem Au«- Wanderungsunternehmer Wenzel Jelineck in Bremen er- theilten Erlaubniß zur Beförderung von Auswan derern, wurde den zuständigen AuSscküssen überwiesen Dem Ausschußantrag, betreffend die Vorlage vom 14. Inn. IWO über den Zollerlaß für verdorbenen Kaffee, wurde zugestimmt. Den AuSschußanträarn 1) über die Vorlage vom 20. Äuni d. I. betr., den Entwurf eines vertrage« über die Einrichtung und Unterhaltung von Postdampferv«r»in- düngen mit Afrika, 2) über den Sutwurf «»er Prü fungsordnung für Pateatanwältr, S) über di« Vor lage, betr. dir Bestellung de« Schiffrvermessungsamte« al« RevisionSbehörden für prrußische Schifflaichbebörden, 4) über di« Vorlage, betr. die Zulassung reichsangeyöriger
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