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»MM s« MdB und Amgegend Aintsblcrtt -- LS «''s Rr. 134. Sonnabend, de« 19. November 1919 Ke « 69. Jahr» sA den s?- PU98N2 0s^ o -Q L e sinnigen Grabspruch gegeben: Komm, Sterblicher, betrachte mich! Du lebst, ich lebte auch auf Erden. Was Du noch bist, das war auch ich, Und was ich bin, das wirst Du werden! In diesen Worten liegt eine ernste und zugleich köstliche ooch noch einen Kranz auf die milde Epyeudecke legten, ganz vergessen, wus dieser Kranz besagen will? Blume« und Grün stutz das Symbol des Leben?! Sie sollten dks schöne Bekenntnis, das sie in ihrer Spende niederlegten, nicht alsodald aMöschm mit jenem Nuß, das aus keinem Borne schmerzlösender Erleichterung stiehl! — ES fallen aber auch so manche Tränen einer Semimentalttät und Wehmut nieder, die von einem Totenkultus zeugen, für den sich die Menschen einen besonderen Altar in ihrem Herzen errichten und an dem sie beinahe Feste des Schnurzes begehen! Mögen sie sich vor einer Irreleitung ihres Gefühls wahren! I« gewissem Sinne gehört hierher das warnende Wort des größten Menschenfreundes — so sehr, daß er sich den „Menfchensohn" nannte — der ja über die Erde ging! Ais er sich zu seinem Todeswege anschickle, da sprach er zu den Weibern, die klagten und ihnen beweinten, das bedeutungsvolle Wort: „Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, soadern weinet über euch selbst und über eure Kinder!" Und fürwahr, jedes Grab ist weit weniger eine Erinnerung an die Toten, die ja jedes Erdenschmerzes enthoben sind, als eine Mahnung an die Lebenden! Auf dem kleinen Friedhof des schöne« Fischerdorfes Sakrow bei Potsdam bat Schleiermacher für einen stillen Schläfer das Frühstück ein und besichtigten sodann die Stadt und Umgebung. Es herrschte herrliches Wetter. Die Weiter fahrt erfolgte um 1 Uhr nachmittags. Die Gesandten Frankreichs, Spaniens, Italiens und Englands wurden vom Minister des Aeußeren der republikanischen Regierung Portugals in Lissabon empfangen, dem sie mitteillen, daß sie ermächtigt worden seien, die laufenden Geschäfte wieder aufzunehmen. Die Gesandten brachten zu gleicher Zeit den Wunsch nach herzlichen Beziehungen zwischen ihren Ländern und Portugal zum Ausdruck. Verweigertes Budget. In der 2 Sekuon der belgischen Kammer, in der die Liberalen sich in der Mehrheit bcfiadeu, wurde vor» gestern das Budget glatt abgewiesen. Die Liberalen be gründen ihre Taktik damit, daß sie kein Vertrauen zu der klerikalen Regierung besitzen. Die KriegsmiMer wies darauf hin, baß diese Taktik für die Zukunft gefährlich sei und schwere Folgen nach sich ziehen würde. Die Haltung der Liberalen ist eine Folge der Taktik, welche darin besteht, der jetzigen R-gierung nicht mehr die tat- »sächliche Mehrheit des Landes hinter sich hat, ihr Be stehen unmöglich zu machen und ihren Sturz herbeizuführen, wie dies bereits von den — Sozialisten gefordert wurde. Zu stürmische« Szene» kam es in der letzte» Landtagssitzung in Brünn (Mähren), als dem Abgeordneten Grünfelo das Wort entzogen wurde. Die deutschen Abgeordneten pfiffen, schlugen mit den Pultdeck-ln, stimmten Lieder an und warfen Akte« und andere Schriftstücke gegen das Präsidium. Schließ lich verließen die deutschen Abgeordneten, der verfassungs treue Großgrundbesitz,, die mährische Mtttelpartet und die Sozialdemokraten den Saal, wodurch das Haus beschluß unfähig wurde. Der Tag der nächsten Sitzung wird schriftlich bekanntgegeben werden. Dte rebellische« Kathottke« Italiens. Zur allgemeinen UeberrasLung votierte der italienische Katholtkrnkongreß in Rom einstimmig eine Tagesordnung, die den demokratischen und sozialen Charakter der italienischen Katholikenpartei auf- entschiedenste hervor hebt. Die Linke des Kongresses nahm das Votum mit dem begeisterten Rufe „Lwiva la äsmocrarcia crizliLNu" auf. Es bleibt nur abzuwarten, wie sich der Vatikan zu dieser Wendung der Dinge stellen wird. Unger« Sternberg verurteilt. Der Appellhof zu Petersburg hat den Journalisten Baron Ungerv-Sternberg zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die Anklage wurde auf Grund des Artikels 111 des neuen Strafgesetzes (Auslieferung eines Staatsge heimnisses an den Vertreter einer frcmven Macht) erhoben und fußte auf Aussagen des Angeklagten. Unter den politische Run-seharr. Wilsdruff, den 18. November. Zur Weltreise -es deutschen Kronprinzen. „Prinz Ludwig" des Nord, deutschen Lloyd ist Sonnabend morgen 7 Uhr in Atzen elngelroffen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin be. gaben sich sofort an Land, nahmen beim Gouverneur W AZ Z e" - Z Mahnung. Es gibt auch Träne« der Gedankenlosigkeit. Und mögen sie seltener an Gräbern geweint werden, so gibt es doch mehr solch tränenloser geistiger Stagnation, al« man am Totenfest und auf den Friedhöfen vermuten sollte. Aber fürwahr! jeder Grabhügel ist denn doch ein zu ernstes Moments mori, als daß er nicht jeden, der auf ihn niederschaut, daran gemahnen sollte, was das Leben noch von ihm fordert und was er, so lange es ihm ver- gönnt bleibt, noch darin gut zu machen hat! Und mehr noch, jeder Grabhügel ist ein Wegweiser zu dem, der einst das wichtige Wort sprach: „Folge Du mir und laß dte Toten ihre Toten begraben l" Erst der, welchem dies Wort auf dem Gottesacker hell durch die Seele gegangen ist, hat wahrhaft Totenfest gefeiert, denn ihm gilt dann auch, über alle Schrecken des Lebens und Todes hinweg, die kostbare Botschaft des MenschensohneS: „Ich lebe und ihr werdet auch leben!" .UZ Mittw ch, den 23. -ss. Mts! vormittags S Uhr findet im Sitzungssaale der amtshauptmannschaftlichen Kanzlet öffentliche Sitzung des Vezirksansschnsser statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge im Anmeldezimmer des amtshaupt- mannschaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Meißen, am 14. November 1910. Die Königliche Amtshauptman«schast. Alle g ößcren Gcmeinden werden in mehrere besondere Zählbezirke eingeteilt Jever bewohnte selbständige Gutsbezirk bildet einen besonderen Ziülbezirk. Für jede» Zählbezirk und für jede kleinere Gemeinde wird zur Austeilung und Wiedereinsammlung ver Listen ein freiwilliger Zähler bestellt werben, der eine besondere gedruckte „Anwelsurg" erhält. Die Geschäfte des Zählers sind als Ausübung eines Ehrenamtes zu betrachten. Die Gemeindebehörden des Bezirkes werden unter besonderem Hinweis auf die Ver ordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 29. Juni 1910 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 196 folgend') aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß die ihnen bereits zugefertigten Anweisungen durchgängig befolgt und namentlich die vorge- schricbenen Feisten genau iunegehalten werden. Meißen, am 15. November 1910. eoo 600 l Die Königliche Amtshanpimannschaft. Volkszählung nnd Wohnungszählung am 4. Dezember 1910. Am 1. Dezember 1910 findet eine Bolkszählung im Deutschen Reiche und zwar in derfilben Weise statt, wie diese d n Gememocn und der Bevölkerung schon aus früheren Jahren, zul tzl vom Jahre 1905 her, bekannt ist. Außerdem findet diesmal für den hustgen Bezirk erstmalig eine besondere Wohnungszählung statt Hinsichtlich der letzteren wird Folgendes bekannt gegeben: 1. Es l« durch dcn Hausbesitzer (oder Hausverwalter) eine Grundstücksriste (k) für jedes Haus^rundüück, welches mwoesteus eine bewohnte oder leerstehende Wohnung enthält, auszufulleo. 2 Dee Fragen au' der Vorderseite dieser Grundstücksliste sind dann zu beantworten, wenn mit dem Grundstück- Gärtnereien, Gärten, Parkanlagen und dergleichen ver- bunden sind. 3 Durch den Wohnungsinhaber ist alsdann später ein Verzeichnis (6) für j-de Wohnung, in die Untermieter (familienfremd Z mmer Mieter), oder Schlaf- leute ausgenommen siuo oser ausgenommen zu werden pflegen, auszusüllen. Die L sten w'rdeu mit denen der Volkszählung am 29. und 30. November verteilt Die Ergebnisse der Erhebungen für beide Zählungen werden nur zu statistischen Aufstellungen diene« und zu andere«, insbesondere Steuerzwecke» in keiner Weise benutzt. Wie bei oen früheren Zahtuagen, so ist auch diesmal in Anbetracht der großen allgemeinen Wichtigkeit regelmäßiger Zählungen dre freiwillige Mitwirkung der Bevölkerung in hohem Grade erwünscht. Mr die Kgl. Amtshauptmannschaft Weihen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forstrenkamt zu Tharandt- Lokalblatt für Wilsdruff, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühudorf, Kaufbach, «effelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltttz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, SachSdorf, Schmtedewalde, Sora, Steinbach bei Keffelsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Mit -er wöchentlichen Geilase „Welt im Bild" und -er monatlichen Geilage „Unsere Heimat". Druck u»d Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion vcraniwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. L ü - Neues ans aller Welt. Die deutsche Militärmission für Brasilien, bestehend ans 1 Major, 7 Hauptleuten und 12 Leutnants, hat die Ausreise angetretcn. Lie Schiffbarmachung des unteren Laufes der Ruhr von Mül heim bis zur Mündung ist in Aussicht genommen. Dadurch tvird Mülheim Rheinhasen. Von dem Ballon „Saar", der am Sonntag in Gelsenkirchen in Gemeinschaft mit einer Anzahl anderer Ballons zu einer Wettfahrt ausgestiegen fff, fehlte bis gestern Abend jede Spur. Der Ballon trieb auf die See zu. Bon Wilhelmshaven sind 22 Torpedoboote abgesandt Morden, um den Ballon in der Nordsee zu suchen. Im Moabiter Krawallprozeß wurden vier Angeklagte aus der Hast entlassen. Das Gericht behält sich noch weitere Hastentlassungen vor. Bei dem Untergang des Dampfers „Wally" sind 120 Personen ertrunken, darunter vo Passagiere. Dem -^Pionage"-Lxutnant Helm wurde von dcn Geschworenen in Winchester die Zahlung einer Bürgschaft von 250 Lstr. und der Eid auserlegt, daß er sich ber Spionage nicht mehr schuldig machen werde. Die englische Admiralität plant den Bau eines 28 000 Tonnen- Panzerschiffes von 30 Seemeile» Geschwindigkeit. Die Auflösung des britischen Unterhauses soll in der ersten Dezemberwoche erfolgen. Der Internationale Mittelstandskongreß ist in Paris eröffnet worden. Der neu ernannte französische Inspekteur der Militärluftschiffahrt General Rogues hat eine beträchtliche Anzahl von Aeroplanbestellungen unterzeichnet und plant die Gründung eines Fliegerkorps. , ..?^ (panische Regierung hat auf Wunfch des Königs die Vor ¬ lage über die Zivilehe zurückgezogen. In dem spanisch-marokkanischen Abkommen ist die von Marokko «n Spanten zu zahlende Kriegsentschädigung aus 65 Millionen Francs festgesetzt worden. ' ..Dem Flüchen Rcichsrate wird demnächst eine Vorlage über die .Verbindung des Schwarzen Meeres mit der Ostsee durch ei .n Dnjepr- Dünakanal zugehen. In Rußland hat sich ^in Komitee für den Bau einer Bahn von Europa über Persien nach Indien gebildet. Der Sieg der Parlamentsbewegung in China hat die fremden- femdliche Bewegung von neuem ausflammen lassen. ZUM Totenfest. Nun brause« wieder die Novemberstürm« über die öde ii«d kahl gewordenen Aecker, aber auf dem Gottesacker -raußea hebt ein wunderfameS Grünen und Btüb-n an ei« Frühling der Liebe. All die Tauser^e, dte schon einmal oder öfters die heißen Tränen des Tcenuungsschmrrzes weinen lernten bei einem Abschied, für den es in diesem Lebe« kein Wiedersehen gibt, wandern zu dcn stillen Stätten, da sie ihr Liebstes begruben, schmücke« sie und — weinen I Wer wollte ihren Kummer nicht verstehen und in so manchen ""ser rinnende« Tropfen nicht Perlen dankbarer Erinnerung kiutn edelsten Schmuck des Menschenantlitzes, achten? Aber es gtdl auch so viele Tränen, die gerade am Totenfest auf nicht geweint werden sollten! Von den Tränen "Anzweiflung ganz abgesehen, denn sie sind schlimmer E Tod. Haben denn die Armen, deren müde Hände sOklf08SgcM lg liMs Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. JnsertionSprcis 15 Pfg. pro viergespaltcue KorpuSzeil«. Außerhalb des AmtsgenchtSbezirks Wilsdruff 20 Pfg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Aufschlag. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljährlich 1,35 Mk. frei inS Haus, abgeholt von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post bezogen 1,54 Mk. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff.