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1858. Montag, den I. Februar. Amtsblatt des Königl- Bezirksgerichts zu Freiberg, -er Königt. Gerichtsämter zu Freiberg, Sayda und Brand und der Stadträthe zu Freiberg und Sayda. Tagesgeschichte. Leipzig. Wie hiesige Blätter melden, haben die regie renden Herzoge zu Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Koburg-Gotha Hrn. Adolf Böttcher in Leipzig in Anerkennung seines Dichterwerks „Buch der Sachsen" einen kostbaren Brillantring übersendet. Chemnitz, 27. Jan. (D. I.) Am 25. d. M. feierte Herr Johann Friedrich Sigismund Parisch, dermalen in Schnee berg wesentlich wohnhaft, sein 50jähriges Jubiläum als Bürger hiesiger Stadt, welcher er geblieben bis heute, obwohl er schon vor vielen Jahren unsre Stadt verlassen hat. Die Letztere hatte hierin einen Beweis treuer Anhänglichkeit zu erkennen, weshalb dem muntern und lebcnsfrischen Jubilar, welcher seinen Festtag hier im Kreise alter Freunde verlebte und seine Theilnahme an seinen Altersgenossen durch eine Speisung der Bewohner des hiesigen MännerhoSpitals noch besonders bewies, im Namen des Raths der Stadt durch eine Deputation eine in Buchdruck ausgcführte Glückwunschadresse überreicht wurde. — Die Er öffnung unscrs Leihhauses ist, nach erfolgter Beschaffung und Einrichtung der erforderlichen Räumlichkeiten, nunmehr auf den 2. nächsten Monats festgesetzt. — Seiten der hiesigen Staatsanwaltschaft ist eine ferner weite Anklage wegen Kindcstödiung erhoben worden und zwar gegen Johanne Christiane Hahn ane Choren, welche seit einiger Zeit in hiesiger Stadt in Diensten stand. Sichern, Vernehmen nach hat man heute den Leichnam des erdrosselten Kindes in ihrer Lade aufgefunden und soll sie umfassende Zugeständnisse abgelegt haben. In Naumburg lebte seit Jahren der Schneider Liebes kind mit seiner Frau in ehelichem Unfrieden, täglich gab es Hader und Zank und endlich trennten sie sich. Da unternahm es der Pastor Weber, sie wieder zu vereinigen und es gelang ihm auch, ein ganzes Jahr that es gut. In diesen Tagen kommt der Mann wieder zum Pastor gelaufen und meldet, daß cs schlimmer als je sei und begehrt eine Unterredung unter vier Augen. Diese wird ihm freundlich gewährt und der Mann wünscht hauptsäch lich zu wisse«, welche Enthüllung seine Frau im vorigen Jahr dem Herrn Pastor gemacht habe. Dieser entgegnet, daß ihm sein Amt verbiete, dies zu sagen. Auf die Frage Les Mannes: ist dies wirklich Ihr letztes Wort? lautet die Antwort: Ja! „So sei es Dein letztes", fuhr der Mann auf und stieß mit großer Heftigkeit ein langes Messer ihm in die Brust. Zum Glück traf die Spitze auf einen großen Knopf und bog sich um und der Mörder machte sich davon. Vor Gericht sagte er ganz ruhig aus, es thue ihm leid, daß der Herr Pastor mit dem Leben davon gekommen sei. Aus Wien wird der „D. A. Z." geschrieben: Die neu sten aus Serbien uns von verläßlicher Seite zugckommenen Berichte lauten über die dortigen Zustände fortwährend noch wenig beruhigend. Der Fürst "scheint noch immer die Absicht zu verfolgen, daS von der Pforte dem Lande verliehene und garantirte Statut (slstaso) abschaffen und um jeden Preis die directe Erblichkeit seiner Würde für seine Familie erlangen zu wollen. Ein Strebe«, welches höchst unpopulär ist, und daher nicht den geringsten Anklang findet, in keinem Falle aber die Zustimmung der Pforte erlangen dürfte, da das Suzeränctäts- band dadurch wesentlich gefährdet werden könnte. Auch die ge gen die Theilnehmer des letzte« Complots verhängte Strafe hat noch keine Milderung erfahren, wie man es gehofft und erwartet. Die Stimmung ist daher noch immer eine höchst be denkliche. Unter diesen Umständen weigert sich daher der Ex minister des Innern, Garaschanin, der fähigste und volksshüm- lichste Mann in Serbien, beharrlich, sich an der Leitung der ! Geschälte zu betheiligen. Allgemein behauptet man aber, daß Karadjordjewicz in seinem gegenwärtigen Verfahren vorzüglich durch den Vertreter einer Macht unterstützt werde, der auf den selben einen durch nationale, religiöse und sprachliche Affinität erlangten und vielleicht allzu sehr zur Schau getragenen vor wiegenden Einfluß üben soll, welcher der Popularität des Für sten im Lande jedoch nicht förderlich zu sein scheint. Prag, 27. Januar. (D. I ) Unser Kronland soll mit Nächstem durch die Errichtung einer Flachs- und Hanfbereitungs anstalt um ein Institut bereichert werden, das in der That schon lange im Interesse der Landwirthschaft und Industrie ein fühlbares Bcdürfniß geworden ist. Die hochortig bestätigten Statuten sind bereits herabgelangt, und ist die Direktion schon mit der praktischen Ausführung beschäftigt; cs handelt sich jetzt vor Allem um den Punkt, wo die Anstalt situirt werden soll. An der Spitze des Unternehmens steht unser ständischer Landes ausschuß, der die Summe von 20,000 Fl. C.-M. gezeichnet hat. — Die von unserm hiesigen, rastlos thätigen Gewerbevereine vor Kurzem ins Leben gerufene Handwerkerschule liefert bereits die schönsten Resultate, was vorzüglich den zahlreichen freiwilli gen populären Vorträgen unsrer besten Lehrkräfte zu danken ist. In der vorgestern abgehaltcnen Sitzung des genannten Vereins wurde der Beschluß gefaßt, bei der hohen Negierung um Unter stützung bei der mit Nächstem beginnenden Erricktnug ähnlicher Schulen auf dcm Lande, in denen vorzugsweise an Sonn- und - Feiertagen der Unterricht ertheilt werde« sollte, anzusuchen. I« Osnabrück habe« sich, wie Ler „Arbeitgeber" be richtet, die Schneider zu einer Genossenschaft vereinigt, welche die Rohstoffe im Ganzen einkauft und die fertigen Kleider in einem gemeinsamen Magazin verkauft. Die Vereinigung be steht aus zwei Klassen von Mitgliedern; aus solchen, welche bei ihrem Eintritt eine Summe von 25 Thlrn., als unverzins liches Darlehn, zahlen, wofür sic Antheil an der Dividende und das Recht auf Arbeit für das Magazin haben, und andern, die nur 2 Thlr. Eintrittsgeld zahlen, dafür aber an der Divi dende nicht thcilnehmen und für Las gemeinsame Magazin nicht arbeiten; die Zahl der crstern beträgt 26, zu Ler zweiten Klasse zählen 16. Die Rohstoffe werden im Großen einge kauft und den Mitgliedern gegen 6 Proc. Ausschlag überlassen; für die in das Magazin gelieferten Kleider wird ein guter Arbeitslohn gezahlt. Die zum Arbeiten berechtigten Meister brauchen nie zu feiern, da der Absatz erfreulich ist. Halbjährig stellt sich durch eine genaue Inventar- und Lagerrevision der Gewinn heraus, welcher dann unter die Mitglieder erster Klasse getheilt wird. Die Gesellschaft hat bei Lem dortigen Bankier hause Westerkamp u. Fortlage einen bedeutenden Credit, den sie schon bis zum Belauf von 500 Thlrn. benutzt hat, sie zahlt und empfängl 5 Proc. Zinsen, vergütet aber dem Bankier 2 Proc. Provision für den jedesmaligen Saldo. Außerdem werden vielfach der Gesellschaft von "Bürgern größere oder kleinere Summen gegen 4 Proc. Zinse« gegeben, sodaß das Magazin gleichsam als Sparkasse benutzt wird. Die Erfolge sind durchaus befriedigend. Der Kölnischen Zeitung thcilt man aus Frankfurt a. M. vom 25. Jan. mit: Die Ablehnung des oldenburgischen An trags auf Unterstützung der schleswig-holsteinischen Offiziere hat zur Folge gehabt, daß sich mehrere der ehe maligen schleswig-holsteinischen Offiziere in Privatschreiöen hier her gewandt und unter wiederholter Darlegung ihrer hilfldsen Lage um eine schleunige günstige Erledigung nachgesucht haben. Leider läßt sich unter den bereits bekannten Verhältnissen kaum annehmen, daß die Bundesversammlung einen andern, günstigen Beschluß zu fassen in der Lage ist. Zn einem solchen gehört nämlich Einstimmigkeit, und La sich Oesterreich bisher gegen LL titulier Nineint»i* — g Uhr. Jnseratewer- L/ M V Anserate werden die den bis Nachmittags gespaltene Zeile oder 3 Uhr siir die nächst- deren Raum mit S erscheinende Nummer berechnet.