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Großenhainer Anterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 3. Mittwoch, dm 12. Januar 1853 Bekanntmachung. Das König!. Ministerium der Justiz hat die der Stadtgemeinde zu Hai» zu ständige, von den verfassungsmäßigen Vertretern derselben zur Abtretung an den Staat an- Hebotenc Gerichtsbarkeit in gedachter Stadt und über die sogenannte Hammermühle in Mülbitz in ihrem zeitherigen Umfange, wiewohl in Gemäßheit der Bestimmungen in tz. 27 —29 des Gesetzes vom 23. Novbr. 1848, für den Staat übernehmen und durch das mituntcrzeichnete Justizamt verwalten zu lassen beschlossen. Nachdem nun diese Gerichtsbarkeit unter dem heutigen Tage »durch die untengenannten Commiffarien für den Staat übernommen worden ist, so wird solches unter dem Bemerken, daß dem zu Folge die bei dem bisherigen Stadtgericht zu Hain anhängigen Rechtssachen von heute an bei dem dasigen Justizamte werden fortgestellt, und demnach auch bei Letzterem die von der ersteren Behörde öffentlich bekannt gemachten Subhastations-, Edictal- und sonstigen Termine werden abgehalten werden, hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Meißen und Hain, den 3. Januar 1853. Königs. II. Amtshauptmannschaft dos Dresdner Kreis-Directions-Bezirks und König!. Justizamt allda. von Egidy. Böttger. Tagesnachrichten. Sachsen. In Bezug auf den heurigen milden Winter ist erwahnenswerlh, daß alte Chroniker Fol gendes berichten: Im Winter 1182 zeigten manche Bäume schon an Lichtmeß Früchte, 1186 blühten sic im Januar. 1387 um Weihnacht standen die Baume um Constanz in voller Blüthe, die Mäd chen kamen mit Blumensträußen in die Kirche und die Knaben badeten im Bodensee. 1289 blühten im Elsaß die Bäume vor Weihnacht und der Wein stock vom 13. Januar an; 1290 und 1301 soll es eben so gewesen sein. 1420 trugen einige Baume zweimal Früchte und das Getreide hatte schon am 7. April vollkommene Aehren. 1416 blühten die Bäume am 6. December, desgleichen 1478. 1497 blühten die Kirschbaume im Januar; 1586 blühten viele Bäume zweimal. Von dieser Zeit an sagen die Chroniken nichts mehr von dergleichen Jahren, wie der„Schwäb. Merkur" berichtet. — Nach der „Leipziger Zeitung" wurden in Großenhain im Jahre 1852 geboren 358, darunter 45 Uneheliche; cs starben 251 Personen, darunter 6 Selbstmörder; getraut wurden 78 Paar; Communicanten waren. 4470. Es waren demnach gegen 185s mehr ge boren 19, mehr getraut 8 Paar, verstorben weniger 53 Personen, Communicanten mehr 675. Der Bericht schließt: „Die Kirchlichkeit ist überhaupt hier erfreulich geblieben, und seit auch hier strengere Sonntagsordnung gehalten wird und den sonn abendlichen Tanzbelustigungen Maß und Ziel ge setzt worden ist, noch gehoben worden." — Prinz Albert ist nach Brünn gereist; seine Hochzeit soll im April erfolgen. — Die Errichtung eines säch sischen Consulats in Prag, um die sächsischen Handelsinteressen zu vertreten, ist von der öster reichischen Regierung nicht erlaubt worden. — In Meißen ist eine Fabrik künstlichen Fischbeins eröffnet worden. Die Ostermeffe wird das neue Fabrikat zuerst in den Handel bringen. Preußen. Der Proceß gegen die freie Ge meinde in Stettin ist zu deren Gunsten abgelaufen. Die Versammlungen sind daher wieder gestattet. Oesterreich. Die Krönung des Kaisers soll auf den Mai anberaumt sein. Von den getrennten Krönungen früherer Kaiser wird ganz abgesehen werden und so der Gedanke eines Einheitsstaates auch hier Platz ergreifen. — Zur Ausbildung nie derer Sanitätsindividuen und ärztlicher Gehülfen sollen einige Lehranstalten ins Leben gerufen werden. In andern Ländern sind dergleichen Anstalten als unzweckmäßig wieder aufgehoben worden, in Be rücksichtigung, daß medicinische Halbwisserei nichts ist als Quacksalberei, die kein Staat in Schutz nehmen darf. — Verschiedene Zeitschriften machen seit einiger Zeit auf die Unsitte des Arsenikessens, welche in mehreren Gegenden Oesterreichs, vorzüg lich in Tyrol, herrscht, aufmerksam. Wie andere