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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140202021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914020202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914020202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-02
- Tag 1914-02-02
-
Monat
1914-02
-
Jahr
1914
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Albend 'Ausgabe » wr L»«p,>, un» Vorort» durch unf»r» Trüa»« VltJUAVpr»!^». UN» Sp«dit»ur»rmaltäglich tu» yau» gebracht; monatlich I.r» M., viertellähritch 3.7» M. Set »er Geschäftsstelle, unfern Zillal«» und ftusgabesteUen adgeholtr monatlich l M., vierteliährllch r M. Lurch ä>» Post» innerhalb vrutschlond» un» »er »rutschen ftoionie« monatlich M., vierteljährlich ».S» M., auoschiieftlich postdrstrUgel». da» Leipziger Tageblatt erscheint «verklag» Lmal, Sonn- u. Zeiertag» tmal. Ja Leipzig. Sen Nachbarorten un» »en «prten mit «tarnen Filialen wir» die /ibenüouogab« noch am ftben» »es erscheinens in» Hou» gellefrrt. Serlin«N«»akt>»n: In »en Zelten 17, ^»rnfvrech-^nkchlust! Moabit Nr.»47. ZirrrtsblLtt desRlrte» und despokreüuntLS der Stndt Leipzig Nedaktion un» Seschästsstelle: ^ohanoiogasse Nr.«. » Zernsprech-stnschluft Nr. I4»»r. l»h»r un» l»v»4. ISS. Jahrgang für Snsrrat, au» Leipzlg an» Umgebung »ie ispaltlg«prtttzetl»2Spf., »ieNeklamezeilet M., von auowärto so Pf., «»Namen 1.20 M.. Zamilien- u. klein« ftnzeigen »l« prtttzrtl« nurso Pf , Inserat« von Sehöröen «m amtlichen Teil üi« prtitzeile S» Pf. S«schäft»anzeigrn mit plahvorschris« >m Preis« «rhSht. Nabatt nach Taris. Sellagegedühr: Gesamtaufl. SM. »»»Lausen- au»schl.Postgebühr, ftnzrigen-ftnnadme: FohanaiogastrS. bei sämtlichen Zilialen »«» Leipzig« Tageblatt«» und allen ftnnoncen-TxpeSitionea »«» In- un» ftuelaaüe». Geschäftsstelle siir drrlin u.»ie pr.Sran ^endurg: direktionWalterZlirgel, Verlin w. IS, MargaretbcnstraH« «. Zernsprech-ftnsthluft» Lünow »071. Nr. SS. lSl4 Monlsy, üen 2. /evrusr. Uonig Friedrich Attgrist in Leipzig. < Heute vormittag Ist,30 Uhr traf der König, von I Dresden kommend, mit Sonderzug auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein, um, wie zu Beginn eines jeden Jahres, auch Heuer wieder Stätten der Universität I seinen Besuch zu widmen und der Festsitzung zur ' Feier des 150jährigen Bestehens der Leipziger Ocko- nomischen Sozietät und deren Schwestergcscllschaft, der Oekonomischen Gesellschaft des Königreichs Sachsen zu Dresden, keizuwohnen- Im Gefolge des Königs befinden sich Odcrstall- meister Generalleutnant z. D. v. Haugk, General n la Luit« Generalmajor v. Tettenborn und Flügeladjutant Major Frhr. v. pritsch. Mit dem Hoszugc, der von Transportdirektor Bahmann ge führt wurde, traf gleichzeitig auch der Minister des Kultus und öffentlichen Unterrichts I)Oi. Beck ein, während der Minister des Innern und der auswärti gen Angelegenheiten Graf Bitzthum von Eck, städt nachmittag 1 Uhr folgen wird. Auf dem Bahnsteig fand ein Empfang nicht statt. Es melde ten sich die Herren Kreishauptmann v. Burgs- dorff, Oberbürgermeister Dr. Dittrich und Po- lizcidirektor Dr. Waglcr, außerdem war zur Be grüßung der kommandierende General des XIX. Ar meekorps, General der Kavallerie v. Laffcrt er schienen. Dann wurde der König, der Eeneralsuniform trug, durch die Bahnhofshallen, wo ihn das zahlreich versammelte Publikum mit Begeisterung begrüßte, nach dem Vorplatze geleitet, an dem die Königlichen Wagen vorgefahrcn waren. Den Königlichen Wagen, in dem auch Kultusminister Ove. Beck Platz ge nommen hatte, ritten Schutzleute voraus, dann folgten der Wagen des Oberbürgermeisters und Po lizeidirektors und der Wagen des Krcishauptmanns. Hinter dem König folgten die Herren der Begleitung und des Gefolges. Herrliches Wetter war dem Ein züge des Königs durch die geschmückten Straßen hold. Zum Besuche des Königs war zunächst die Heil anstalt für Auaenkranke in der Licbigstraße aus- ersehcu. In -er Heilanstalt für /lugenkranke. Bor der Univcrsitäts Augenhcilanstalt in ler Licbigstraße harrte schon lange vor -st 11 Uhr eine zahlreiche Menschenmenge der Ankunft des Königs. Pünktlich zur festgesetzten Zeit traf der König in Begleitung des Kultusministers und des Gefolges vor dem Portale der Anstalt ein, woselbst er am Wagen durch den Rektor der Universität Geh. Hofrat Prof. Dr. jur. O. Maye r, den Anstaltsdirektor Gey. Mcdizinalrat Prof. Dr. Sattler ehrfurchtsvoll be grüßt wurde. Hieran schloß sich Vie Vorstellung der Herren des Kuratoriums, der Geh. Räte Prossesor Dr. Mitteis und Dr. Marchand. Ferner wurden Sr. Majestät in der Vorhalle vorgestellt der erste Alsistent, der Bauamtmann und die Ober schwester. Hier hatten sich auch eingefunden als Vertreter der Stadt im Kuratorium Stadtrat Dr. Koehler und Geheimrat Dr. Grünlcr. Nachdem der König über die Freitreppe hinauf geleitet Reklame-Marken. So mancher Geschäftsmann wird empört in die Höhe fahren, wenn er selbst nach des Tages Last und Mühe beim Lesen seiner Abendzeitung wieder dieses verhaßte Wort hört, das ihm tagsüber so oft entgegentönt, sei es von zarten Lippen junger Mütter over von sammelwütigen, bettelnden Kindern. Und doch liegt ein tiefer Sinn in diesem neuen Sport, in dieser nun beinahe schon veralteten Sammel leidenschaft. Wie einstmals die Sroklwert» und Licbigbilder heißbegehrtc Sammelobjelte bildeten, von denen seltene Sätze oft teuer bezahlt wurden, so sind jetzt an deren Stelle die Propagandamarlen getreten, nur zum Vorteil für den alles berechnenden . Geschäftsmann! Denn die Herstellung der früher üblichen Reklamekarten auf starkem Karton bedeutete eine nicht unbeträchtliche Ausgabe, so daß sich nur größere Firmen diesen Luxus leisten konnten. Die letzt bräuchlichen kleinen, zierlichen Marken auf dünnem Papier sind schon drucktechnisch so viel billiger herzustellen, daß sich auch kleinere Firmen an dieser Mode beteiligen können. Den meisten Nutzen von diesem neuen Sport haben ja die litho graphischen Anstalten, in zweiter Linie erst die Zwischenhändler, die jetzt ja lelbst auf offener Straße diesen so heiß begehrten Artikel anbieten, und — am wenigsten leider, unsere Künstler! Denn was man bis jetzt meist sieht, hat leider nur zum tleinsten Teil mit Kunst etwas zu tun! Speziell von Leipziger Marken möchte ich hier die kleinen zierlichen Blättchen hervorheben, die Erich Gruner für ein hiesiges Warenhaus geschaffen, und die in feinem, flächigen Stil, in Farbe und Ton das Wirksame eines guten Plakates mit der auf kleinen Raum wohlabgewogenen Zeichnung ver binden, wohl das Beste, was ich auf diesem Gebiet hier gesehen. Die schönsten Propaganda - Marken, die man als Sammler unter die Hände bekommt, flammen meist aus München, wo Männer wie der verstorbene Adolf Kunst, Ludwig Hohl wein und andere Meister es nicht für unter ihrer Würde halten, sich auch auf diesem Ge biet graphischer Kleinkunst zu betätigen. Auch Hannover darf hier nicht vergeßen werden, wo Heinrich Vogeler, Aenne Koten und Mela Köhler für die durch ihre gute künstleriiche Reklame ja rühmlichst bekannte Keks-Fabrik von Vahlsen ganz entzückende Blätter schufen, die, für den kindlichen Geschmack berechnet, doch auch das Auge der Erwachsenen erquicken. Solche Sachen wohl- georvnet in einer Sammlung zu sehen, ist eine wahre Freude! Und das bildet, m. E., ja auch den hohen ethischen und erzieherischen Wert dieses Sammelns! worden war, begann unter Führung des Direktors Geh. Medizinalrats Prof. Dr. Sattler die Be sichtigung der Anstalt, und zwar zunächst der Bücherei, weiter eines Privatkrankenzimmers, pes Operationssaalcs mit Demonstration des Riesen magneten und des neuen Gullstrandschen Augen spiegels. In der Abteilung für ansteckende Augen krankheiten wurde der Monarch besonders auf die mögliche Verminderung der Augeneiterung der Neu geborenen durch die gesetzliche Vorschrift der pro phylaktischen Einträufelung und der Anzeigepflicht hingewiesen. Hierauf führte die Besichtigung über die Treppe empor zur Männerstation, sodann nach dem Erdgeschoß zur Kinderstation, zur Poliklinik, zum Spiegelkurszimmer und zum großen Labo ratorium. In den Krankenzimmern hatten überall das Pflegepersonal sowie die Kranken, soweit sie das Bett nicht hüten mußten. Aufstellung genommen. Der König folgte mit sichtlichem Interesse den Er läuterungen des Anstaltsdircktors und richtete auch selbst an ihn verschiedene Fragen. Im Jahre 1913 wurden in die Anstalt 1522 Personen ausgenommen. Die Zahl der poliklinischen Aufnahmen im ab gelaufenen Jahre betrug 12 510 Personen und die tägliche Frequenz 100 bis 200 Kranke. An Kranken betten stehen insgesamt 150 zur Verfügung, hiervon Prioatstation 12 Betten, Männerstation 10, Frauen station 36 und Kinderstation 10 Betten: ferner in der Abteilung für ansteckende Augenkrankhciten 27 Betten, hiervon 15 Betten für Neugeborene. Mit Befriedigung über das Gesehene verabschiedete sich der König 11,10 Uhr von dem Direktor und den Herren des Kuratoriums durch herzlichen Hände druck und winkte auch bei der Abfahrt den Herren vom Wagen aus noch mehrmals zu. Die vor der Anstalt versammelte Zuschauermengc brachte dem König bei dessen Abfahrt nach der Sternwarte be geisterte Ovationen, wofür Se. Majestät, sichtlich er freut nach allen Seiten grüßend, dankte. In -er Sternwarte. Von de: Augenklinik begab sich der Monarch nach der Sternwarte, an deren Eingang er vom Direktor der Sternwarte, Geheimrat Dr. Bruns, begrüßt und dann noch den Arbeits- und Beobochtungsräumen ge leitet wurde. Die vom Direktor bei den wichtigeren wissenschaftlichen Instrumenten gegebenen Erläute rungen nahm der König mit sichtlichem Interesse entgegen. Aus dem im Erdgeschoß gelegenen Biblio theksraume begaben sich dann die Herren auf schma len Treppen nach dem oberen Kuppclranme, in dessen Mitte der große Refraktor steht. Er war auf den Polarstern eingestellt, den man als flimmernden Punkt im Fadenkreuz bei genauem Hinblicken deut lich sah. Auch hier wurden' vom Direktor eingehende Erläuterungen über den Gebrauch des großen In strumentes und das Verhalten bei den Beobachtungen des Sternhimmels gegeben. Nachdem noch der König von der Plattform aus einen schönen Blick über das im Sonnenglanze zu Füßen liegende Johannistal und die nähere Kni ll n ter richtiger Anleitung können so die Kinder auf bequeme Art zur Kunst hingeführt werden, lernen sehen, was künstlerisch ist, was nicht, werden durch das Einlleben zur Ordnung und Symmetrie er zogen und bekommen dabei auch Veritändnis für Farbenwirkung. Die Erziehung zur Ordnung wird neben einer gewissen Erweiterung der geograpln chen Kenntnisse als pädagogisches Moment ja auch dem Brieimarkensammeln nachgcriihmt: aber während es dabei, vor allem unter Kindern, doch meist nur darauf ankommt, ein Blättchen Papier zu haben, das. nut irgend einer kleinen Abweichung wenn möglich, der liebe Nächste nicht besitzt (hoffentlich steinigen mich ob iolcher profaner Ansichten die wahren Philatelisten nicht!), kommt cs beim Sammeln von Propagandamarlen aufdie Seltenheit des Blattes gar nicht an: hier ist die Hauptsache, ob sie schön, ob künstlerisch fei! Gänzlich salsch ist's freilich, die „lieben Kleinen" ihre erbeuteten Schätze einfach ins Album cmkleben zu lassen, so wie sie sie gerade be kommen! Nein, hier muß die Mutter beaufsich tigend zur Seite stehen, muß ratend und helfend mit eingreifen, soll auch dieses kindliche Spiel einem höheren Zweck dienen. Und fragt Ihr mich: Wie sind denn all diese verschiedenen bunten Blättchen jeder Größe und Form zu sichten, so kommt für die älteren Marken der neunziger Jahre und Anfang dieses Jahrhunderts wohl nur die chronologi che Reihenfolge in Betracht. Jedes Jahr erhält eine halbe oder ganze Seite im Album. Waren es da mals meist nur Ausstellungen die für ihr Unternehmen aus dicie Weise Propaganda zu machen suchten, jo jetzt um das Jahr IstlO erst langsam, dann in immer steigendem Maße auch die private Beteiligung ein. Wohlfahrtsmarken zum Besten irgendwelcher Fürsorge - Tätigkeit, die Wehr- jchatzmarken der Deutschen Oesterreichs, die der Mar gareten- und Kornblumentage, die Ausstellungs marken, Blätter mit rein landichaftlichen oder sport lichen Motiven, solche zur Jahrhundertfeier, aus Rußland, England und Frankreich, sie alle bilden ihre besonderen Abteilungen. Und für die ver schiedenen Geschäftsreklamen? Ja. da bildet dann der durgestelltc Gegenstand den Haupteinteilungs- punkt. «chuhwaren, Schreibwaren, Herren- und Damenkonfektion, Lebensmittel, Möbel ujw nsw. bilden alle für den Künstler eigenartige Aufgaben zur prägnanten Darstellung auf so kleinem Raum, und dementsprechend auch reizvolle Ordnungs- und Vergleichsmöglichkeiten für den Sammler, der seine Freude an jeder Seite hak. wie oft der gleiche Vor- wurf von den verschiedensten Künstlern aufs mannig- saltigste und abwechslungsreichste, bald besser, bald weniger gut wiedergegeben ist. Als Erziehung zur Schönheit, als ein Hinweis zur Kunst, als eine gebung genossen hatte, begaben sich sämtliche Herren in das Arbeitszimmer des Direktors, wo Geheimrat Dr. Bruns einen kurzen Vortrag über Mond und Sternkarten hielt. In der Regel, so führte der Vortragende aus, werde gefragt: „Was treibt Ihr Astronomen eigent lich? Wenn schönes Wetter ist, seht Ihr durchs Fernrohr, und wenn der Himmel bedeckt ist, habt Ihr nichts zu tun!" Das sei in Wirklichkeit aber anders. Auf eine Stunde Arbeit am Instrument kommen 8 bis 10 Stunden Schreibtischarbeit. Frage man nun, welche Aufgaben sich eine Sternwarte zu stellen habe, so sei die Antwort: sie solle ihre Arbeit nicht juchen auf dem Gebiet, was andere besser bearbeiten können, sondern dort, wo sic gut und besser als andere arbeiten könne. Auch für die Leipziger Sternwarte sei dazu reiche Gelegenheit geboten, denn sie sei mit einem Refraktor ausgerüstet, dessen Mikro Metereinrichtung zu den besten gehöre und vorzügliche Beobachtungen ermögliche. Was nun das Sonnen system anbelange, so wissen wir hier so gut Bescheid, daß kaum noch große Erforschungen zu gewärtigen seien. Anders stehe es mit dem Fixsternhimmcl. Die Menge der Sterne sei so groß und deren Be wegung so langsam, daß eine Generation nicht aus reiche, um abschließende Ergebnisse zu zeitigen. Seit 2000 Jahren werde auf diesem Gebiete gearbeitet, und bei weitem noch sei kein Ende zu sehen. Der Vortragende legte dann dem Monarchen ver schiedene Sternkarten vor, besprach das so genannte Zonenunternehmen der Astronomischen Ge sellschaft, an dem sich mit Berlin und Bonn auch die Leipziger Sternwarte beteilige, erwähnte ferner die Arbeiten zur Bestimmung der Fixsternentsernungen und der Sonnenparallaxc fauch hier wirke Leipzig mit) und ging bann zu den selcnographischcn Arbeiten über, die in den letzten Jahrzehnten zu großen Er gebnissen geführt haben. Er legte hierbei M o n d - karten der Lick-St'rnwarte. ve-, die aber noch be deutend an Exaktheit und Schärfe der Aufnahme übertroffen werden von den Mondkarten der Pariser Sternwarte. Diese Karten erregten geradezu die Be wunderung der kleinen Korona, die den Aus führungen des Geheimrats Dr. Bruns mit sichtlichem Interesse gelauscht hatte. Mit freundlichen Worten bedankte sich der König für das Gehörte und verabschiedete sich darauf in herzlichster Weise vom Direktor, der den Monarchen bis zum Ausgang geleitet hatte. -er Universität. Von der Sternwarte fuhr der König nach dem Hauptgebäude der Universität, wo er vom Rektor Geheimrat Professor Dr. Mayer und Geheimrat Professor Dr. Jaeger, dem Dekan der juristischen Fakultät, empfangen wurde. Der König begab sich sorort in die große Wandelhalle, wo inzwischen 16 Mitglieder des Allgemeinen Studentenausschusses mit den beiden Vorsitzenden Les Korporations- und des Nichtinkorporicrten-Ausjchusses Cand. med. Ru dolf Gott lebe (Paulus) und Cand. phil. Fritz Rcnler Aufstellung genommen hatten. Bei dem Eintritt des Königs in die Wandelhalle, die dicht von Studenten gefüllt war, brachte Cand. med. Eott- lebe ein Hoch auf den König aus, in das alle An wesenden jubelnd einstimmten. Der König war über die Ovation sehr erfreut, ließ sich die Mitglieder des Ausschusses vom Rektor oorstellen und unterhielt sich mit jedem von ihnen kurze Zeit, sie nach Namen und Art des Studiums fragend. Nun begab sich der König «rach dem Audi torium 10, wo der Dekan der juristischen Fakultät, Geheimer Hofrat Professor Dr. Jaeger, eine Vor lesung über: „Schuldrecht, insbesondere Haftpflicht" hielt, in der er etwa folgendes aussührte: Aus dem römischen Rcchr haben wir die Regel übernommen, daß für einen Schaden nicht jeder, der ihn verursacht, hastet, sondern nur, wer ihn schuldhazt verursacht. Das BGB. hat diese Regel, wenn auch nur mit knap per Not, behauptet, aber sic unterliegt heute zahl reichen und folgenschweren Ausnahmen, deren Kreis sich stetig erweitert. Der mächtige Aufschwung der Technik und des Verkehrs haben den Anstoß zur Aus bildung einer Gcfährdehaftpflicht gegeben, die auf der Erwägung beruht, daß Unternehmungen, die anderen Gefahren bringen, aber aus höheren Rücksichten zu dulden sind, auf Risiko dessen gehen, der ihren Vor teil oder ihre Annehmlichkeiten hat. Besondere Be achtung verdiene die Haftpflicht der Eisenbahnunt-r- nehmer und der Automobilhalter. Ein Vergleich der für beide Fülle maßgebenden Vorschriften lehrt, daß die neueste Gesetzgebung einen beklagenswerten Rück schritt bedeutet. Haftet der Unternehmer einer Eisen bahn (mit Einschluß der Straßenbahnen) für alle Be« triebs gefahren, so haftet der Automobilhalter nur für die Betriebs fehler. Lastautomobile mit begrenzter Geschwindigkeit sind sogar von der Eefährdebaft- pflicht gänzlich ausgenommen. Die Automobilyaft- pflicht hat auch starre Höchstgrenzen, die eine volle Schadenausgleichung in schweren Fällen vereiteln, obwohl die gemeine Gefahr des Automobilbctriebes größer als die des Bahnbetriebes ist. Die bevor stehende reichsgesetzliche Regelung des Luftverkehrs müsse daher zum Grundsätze voller Haftpflicht zurück kehren. Steigert das Gesetz die Verantwortlichkeit des Unternehmers, dann wird er schon von selbst be strebt sein, den Betrieb möglichst gefahrlos anzulegen und auszuüben, und dann hat die verschärfte Haft pflicht den großen Vorteil eines vorbeugenden Schutzes, und sie wird die Entwicklung des Luft verkehrs und des Automobilwesens ebensowenig aufhalten wie die des Eisenbahnwesens durch die früheren viel schärferen Vorschriften aufgehalten l worden ist. j Von der Universität begab sich der König zu Fuß l nach dem Königlichen Schlosse. Pflege des Ordnungssinnes möchte ich das Reklame- marken-Sammcln also anfgesaßc haben! In. ZVciuw' ZVolll. Kunst unü Wissenschaft. Max Dreyer: „Der grünende Zweig." Uraus sübrung im Schauspiclhause zu München. „Der grünende Zweig" gehört zu jener Art von Tendenz stücken, deren Ehrlichkeit mit einem gewissen künst lerischen Manko versöhnt. Erkennt man überhaupt an, daß die Bühne der Ort ist, nm brennende Fragen dieser Zeit zu erörtern, jo muß man auch anerkennen, daß der Konflikt zwiichen Orthodoxie und Liberalis mus einen dankbaren dramatischen Stoff darbietet. Dreyer hat es verstanden, eine gewisse Objektivität zu wahren, seine entschiedene Stellungnahme für den Liberalismus macht ihn nicht blind für die Ehrlich leit der Gegenpartei. Wenn es ihm dennoch nicht gelungen ist, ein Kunstwerk zu schaffen, so liegt das nicht so sehr am Stoff, als an Dreyers Unfähigkeit, typische Seelenkonsljtte zu tragischen Schicksalen zu vertiefen. Trotz heißer Bemühung gelingt cs ihm nicht, ein wärmeres Interesse für die Leiden seiner Helden zu erwecken, man fühlt nur so weit mit ihnen, als sic die Repräsentanten einer Idee sind: ihre übrigen Lebensbeziehungen bleiben gleichgültig, ihre Stellungnahme zu den aufgeworfenen Fragen ent scheidet allein über den Anteil, den man an ihrem Geschick nimmt. So galt der sehr starke Beifall, für den sich der Autor nach jedem Akt vielfach bedanken konnte, kaum dem Dichter Dreyer, sondern dem Kämpfer, dem man für seine mutige Ehrlichkeit danken wollte. Die Aufführung des Schauspiel hauses leitete geschickt an einigen undramatischen Partien des Dramas vorüber, indem sic die Höhe punkte stark betonte. IVLiter von Hollander. Zlgensteins „Kammermusik" gelangte in den Münchener Kammerspielen zur ersten Auf führung und errang einen nur nach dem letzten Akt geteilten Erfolg. * Vom Dresdner Albert-Theater. Aus Dresden wird uns gemeldet: Es ist soeben ein Ukas erlaßen worden, wonach die Abonnenten, die nicht am 2. Februar die dritte Abonnentenrate und dem gemäß die dritte Adonnemeutskarte vorzeigen können, nichl mehr eingelassen werden sollen. Nun ist aber die zweite Abonncmentskarte noch gar nicht ab- gelauien, sondern es Haden beuplelsweiie die Dienstag-Abonnenten noch zwei Vorstellungen zu verlangen. Mit welchem Rechte also diesen Abon nenten der Einlaß verwehrt werden soll, ist unerfindlich. In den Abonncmentsbcdingungen war allerdings erwähnt, daß die dritte Rate am 2. Februar zu zahlen sei, aber selbstverständlich nahm man an, daß bis dahin die Vorstellungen der zweiten Rate erledigt seien. Da ein Teil der Abonnenten bejürckstet, dätz das Theater über kurz oder lang zu jammenbricht, so besieht, wie aus einem Eingesandt aii das Dresdner Ratsblatt heroorgeht, wenig Neigung, schon mehrere Wochen vor Beginn der neuen <-erie die Raten zu zahlen. — Am 14. d. M. wird die Generalversammlung abgehalten werden und sicherlich einen stürmischen Verlauf nehmen. Es sollen Anträge gestellt werden auf Nichtwicderwahl Les ganzen Aufsichtsrats, auf EinsetzunL einer Prüfungskommission und auf Erhebung von «chaden- erjatzaniprüchen gegen den bisherigen Auisichtsrat Nach allem, was bisher verlautet, soll die Presse auch diesmal wieder ausgeschlossen werden — es ist indessen bereits Vorsorge getroffen worden, daß diese Ausschließung wirkungslos bleibt . . . ' Gastspiel Lisel von Schuchs in der Dresdner Hofopcr. Einen starken Erfolg hatte, wie uns unser Dresdner Mitarbeiter berichtet, das erste Auftreten Lisel von Schuchs, der Tochter des General musikdirektors der Dresdner Hofopcr, als Violetta in Verdis gleichnamiger Oper. Frl. von Schuch hat eine schöne Koloralurstimme von reinem Klang und von lugendlicher Frische. Ihr Auftreten war über raschend sicher und gewandt. Wenn Frl. Schuch auch kaum eine Größe ersten Ranges werden wird, so wird sic sich doch sicherlich eine geachtete Stellung ver schaffen. Der Beifall, an dem natürlich der Lokal patriotismus und die Verehrung für den Vater der Künstlerin, der selber dirigierte, ihren Teil hatten, war von Anfang an stark und herzlich. * Eröffnung einer Kunstausstellung in Dresden. Wie uns aus der sächsischen Hauptstadt gemeldet wird, wurde dort gestern in Gegenwart des Prinzen Johann Georg von Sachsen, der Minister Dr. Beck. Graf Vitzthum und v. Metzsch sowie andrer hervorragender Persönlichkeiten aus dem Kunst- und Geistesleben Dresdens eine Ausstellung von Gemälden, Graphik, Zeichnungen und plastischen 'Werken der „Dresdner Künstler-Gruppe 1913" in der Galerie Arnold eröffnet. Man sieht Werke von W o l fg a n g m ü l l e r, Georg Gclbcke, Prof Max Frey, Prof. ErichHösel, Hellingrath, Hans Schultze Görlitz usw., von denen aber nur wenige dem Äejchauer tieferes Interesse abgewinnen können * Kapitän Evans in Rom. Auf Einladung der italreniichen königlichen Geographi schen Gesellschaft hielt Kapitän Evans in Rom einen Vortraa über die Expedition Scotts, dem der König und die Spitzen der Be» Hörden beiwohnten.
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