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Amts- un- Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. : : des „Sllustr. Unterhaltungsblatts" und der < I humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der < > Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen « : Reichspostanstalten. : für Eibenstock, Carlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Hel.-Adr.: Amtsblatt. L»» Fernsprecher Nr 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. , , — — - Sonntag, den 19. Jnni Der Stand der deutsch-kanadischen Kandetsvezleyungen. Das im Februar d. I. gxlroffene Abkommen, durch welches die deutsche Einfuhr in Kanada von der Surtaxe befreU und der kanadischen Einfuhr bei. uns für eine Reihe von Artikeln die Bertvagssätze zuge standen wurden., hat bekanntlich nur einen provisori schen Zustand geschaffen. Dieses Abkommen läuft ohne bestimmte Frist und es war in Aussicht genommen» in absehbarer Zeit erneute Verhandlungen aufzunehmen, um zu einem endgültigen Bertragsverhültnis zwischen beiden Ländern zu.gelangen. Derartige Berhandlunf- gen dürften «aber im naher Zeit kaum begonnen wer den. Denn Kanada wird zunächst den Versuch machen, mit den Bereinigten Staaten zu einem Tarifverträge zu kommen, ehe es seine Handelsbsziehungen zu Deutschland endgültig regelt. Nach Mitteilungen aus englischer Quelle sollen diese Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada im kommenden Herbst beginnen. Und selbst, wenn auf beiden Seiten der Wunsch besteht, bald eine Verständigung über ei nen Tarifvertrag herbMusühren, so dürfte bei den gro ßen Schwierigkeiten, die in der Tarifpolitik der Ver einigten Staaten und in der Sonderstellung Kanadas dem britischen Mutterlande gegenüber liegen, rhne ge raume Zeit vergehen, bis über die Möglichkeit eines solchen Handelsvertrages die Entscheidung gefallen ist. Aus diesem Grunde ist auf eine Aufnahme der Ver tragsverhandlungen Mischen Deutschland! und Kana da in absehbarer Zeit jedenfalls nicht zu rechnen. Der für unsere Ausfuhr unerfreuliche Zustand der Differen zierung gegenüber einer ganzen Reihe von Ländern wird also einstweilen noch weiter bestehen. Das Ziel künftiger deutsch-kanadischer Verhandlungen wird na turgemäß ein Tarifvertrag sein, ähnlich dem Mischen Kanadr und Frankreich vereinbarten Abkommen. Hier bei würden wir naturgemäß auf solche Positionen des kanadischen Mitteltarifs Wert leigen, Pie für unsere Industrie von besonderem Interesse sind. Auch Kana da würde von einem solchen Tarifvertrag einen erheb lichen Vorteil haben, und Mar einen weit größeren, wie aus dem Vertrage mit «Frankreich. Denn Kanada erreicht bei einem Handelspertrage mit Deutschland, selbst wenn er nur auf dem Prinzip der Meistbegüns tigung beruhen sollte, einen gebundenen Bertragsta- Hf. während Frankreich nur den jeweiligen. Minimal twvif ohne jede BiNdMg eingeräumt hat. Auf diese Weise wurde schon durch die letzte französische Tarif reform die kanadische Ausfuhr nach Frankreich, empfind lich getroffen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Das Befinden des Kaisers..' Das Be finden des Kaisers ist nach einer Meldung vom Frei tag so günstig, daß man die Heilung des erkrankten Knies bis Montag erwartet. In der Umgebung des Kaisers «gibt man der bestimmten Erwartung Ausdruck, daß es dem Kaiser möglich sein wird!, an der Kieler Woche teAzunehmen. Der Kaiser wird dann am Mon tag abend zunächst nach Cuxhaven ab reisen^ wo für seinen Empfang bereits alle Vorbereitungen getroffen werden. Dienstag mittag wird der Kaiser auf der .Hohenzollern" die Fahrt nach Kiel machen und dort während der Kieler Woche bleiben. Die Nordlands- reise wird auf jeden Fall stattfinden. Nach der Nord landsreiffe wird der Kaiser den Besuch im Hause des Generaldirektors Ballin abstatten, der jetzt wegen der Absage der Hamburger Reise nicht stattfindem konnte. Bon Men europäischen Höfen sind Telegramme einge troffen, iü denen um weitere Mitteilungen über das Befinden des Kaisers ersucht wird. Am Freitag vor- nrittaa empfing der Patient den Chef des Zivilkabi netts Geheimrat v. Valentini zum Vortrags — Delbrück und Sydow in Brüssel. Die preußischen Minister Delbrück und Sydow treffen am 22 d. Mts. in Brüssel ein und werden vom Könige em pfangen werden, welcher ihnen zu Ehren ein Galadi ner' veranstalten wird. — Schmidt-Warburg (Zentr.) gestorben. Reichstags- und Landtagsabgeordneter Schmidt War burg (Zentr.) ist am Freitag gestorben. — Gegen die heeresfeindliche Hetze d^r Sozialdemokraten. Der preußische Kriegs Minis ter hat, wie man den „Berl. N. N." schreibt, an das Staatsministerium eine Vorstellung gerichtet^ nach de ren Inhalt er «die Verantwortung: für die Schlagfer tigkeit des Heeres für jdie Dauer nicht auf sich nehmen kann, wenn der heeresfMdlichen Wühlerei unter htt Jugend vor ihrer Aushebung, namentlich iü bestimm ten Landesteilen, nicht mit aller Energie gesteuert wird. Die Unterlagen zu seinem Vorgehen haben dem Mi- niister sowohl Beobachtungen, die bei der Truppe selbst gemacht worden sind, als namentlich die Berichte der beteiligten Truppenteile aus den letzten KaHermauö- vern sm Rheinland geliefert. Das Verhalten eines Teils der Bevölkerung den Truppen auf dem Marsch und im Quartier gegenüber sei häufig geradezu em pörend gewesen und jedenfalls von dem, was in Preu ßen alte gute Sitte ist, sehr erheblich abgewichen. Da bei hätten sich namentlich die jungen Leute der Arbei tergegenden durch unfreundliche oder direkt feindselig: Haltung hervorgetan. — Zur Enzyklika. Das vom Kardinalstaats sekretär Merry del Bal in seiner Note an den preußischen Gesandten als am 11. Juni erlassen bezeichnete Ver bot der Verkündung und Veröffentlichung der Borromäus-Enzyklika in Deutschland ist nach einer Mel dung aus Bamberg den bischöflichen Behörden bis her nicht zugegangen. — DLe Urhebersch aft der Enzyklika. Kar dinal Ferrari, Erzbischof von MMand, stellt, nach römischen Drahtberichten, die ihm zugeschriebene Ur- heberffchaft in Abrede und fügt hinzu, er kenne Deutschland zu gut, um fich eine solche Entglei sung zuschulden kommen zu lassen. — Swünemünde, 17. Juni. Bei der heutigen Reichstags stich Wahl in Stettin 2 (Ueckermünde- Uffcdom-Wollin) wurden bis 10 Uhr abends gezählt für v. Böhlendorfs (konf.) 9456 und für Kuntze (Soz.) 10158 Stimmen. Die noch ausstehenden Ortschaften ändern an dem Endergebnis nichts; Kuntze darf als ge wählt betrachtet werden.. Deutsche Kolonien. — Unruhen in Deutsch-Ostafrika. Aus Deutsch-Ostafrila berichtet der stellvertretende Gouver neur, daß die anfangs Mai gemeldeten Unruhen in der Landschaft Süd-Ujungu infolge des Erscheinens der Truppe unter Hauptmann Brentzel auf ebn kleines Ge biet beschränkt geblieben sind. Die Großfultane stehen treu zur Verwaltung. Oesterreich-Ungarn. . — Wien, 17. Juni. Graf Khuen Hederva- ry unterbreitete heute dem Kaiser im esnstündiger Audienz den Text der Thronrede^ die volliuhaltlsich genehmigt wurde. Der Kaiser reist am 22. d. Mts. abends nach Budapest und wird am 25. die Thron rede hallen. Zum Präsidenten des Maguatenhauses wiro »Graf Csaky ernannt werden. Belgien. — Brüssel, 17. Juni. Von den sm Brüssel an wesenden sächsischen Industriellen wurde an läßlich des gestrigen Festmahles im Deutschen Hause folgendes Telegramm an den sächsischen Kö nig gerichtet: „Von dem gemeinsamen Besuche der Weltausstellung «in Brüssel aus, die von deutschem ge werblichen Schaffen «in beredtes Zeugnis avlegt, ge statten sich die hier weilenden Mitglieder des Verban des sächsischer Industrieller Ew. Majestät als den Schirmherrn der sächsischen Industrie ehrerbietigen Treugruß zu übersenden. Wir denken in Liebe unseres Königs, dem unsere Herzen aus der Ferne ebenso zu rufen wie die Begeisterung ihn im eigenen Lande um- braust, in dem Fürst und Volk kaum jemals so innig miteinander verbunden waren, wie kn der Gegenwart." — Brüssel, 17. Juni. Der Besuch der säch sischen Industriellen auf der Brüsseler Welt ausstellung nahm gestern mit einem Besuche der deutschen Abteilung seinen Anfang. , Am Portale der deutschen Ausstellung wurden die zahlreich erschiene nen Mitglieder von dem deutschen Reichskommissar Ge heimrat Albert willkommen geheißen, dem der Fabrik- befitzor Uebel-Plauen im Namen der sächsischen Jn- dustviellen dankte. Der Vor- und Nachmittag: waren der Besichtigung gewidmet. Am Abend fand eine von dem PräMenten der deutschen Abteilung. Geheimrat Ravene gegebenes Festmahl statt, welches bei üu^r Beteiligung von über 200 Personen einen glänzenden Verlauf nahm. Auf die Begrüßungsansprache des Ge heimrats Raveno erwiderte der Fabrikbesitzer Uebel- Plauen, indem er «der Persönlichkeit des Festgebers ge dachte, der in uneigennütziger Weife feine Person in den Dienst der allgemeinen Interessen gestellt habe. Geheimer Regierungsrat Morgenstern überbrachte die Grüße des sächsischen Ministers des Innern und er klärte, daß er der Einladung, des Verbandes mit gro ßer Freude gefolgt sei, um auch auf diese Weise die festen Beziehungen zwischen Industrie und Regierung aufrecht zu erhalten. Sein Trinksprüch soll dem Ver bände sächsischer Industriellen und den ihm befreun deten thüringischen und württembergischen Jndustrie- ellen gelten,- die sich der Fahrt angeschlossen hatten. Im Namen der genannten drei Verbände erwiderte der Reichstagsabgeordnete Dr. Stresemann, der, an die Rede des Staatsministers Grafen Vitzthum auf der Hauptversammlung des Verbandes sächsischer In dustrieller anknüpfestd auf die Notwendigkeit des Zu sammengehens von Kaufmannschaft, Industrie und Ver waltung hinwies und auf Has glänzende Gelingen der deutschen Ausstellung in Brüssel, an der die sächsische Industrie hervorragend beteiligt sei, die Gewißheit schöpfte, daß trotz der immer größeren Sorgen um die Aufrechterhaltung unserer Stellung auf dem Weltmärk te und mancher Schwierigkeiten im Innern die deutsche Exportindustrie durch die Qualität ihrer Erzeugnisse, durch ihre tiefe technische Durchbildung^ durch die Jn- tensitär ihrer Arbeit auch ferner in der Welt ihre her vorragende Stellung behaupten werde. Im Anschluß an hisse Meide wurde unter stürmischem Beifall die Ab sendung Mes Telegramms an den König von Sachsen beschlössen, dessen Inhalt oben bereits mitgeteilt wor den ist. Türkei. — Bevorstehende Wi ed> erb esetz u n g K re- tas. Wie nunmehr amtlich mitgeteilt wird, haben Frankreich, Rußland und Italien die auf Kreta be züglichen Vorschläge Englands angenommen, wonach die Insel in denselben Zustand versetzt werden soll, der dort bis zum Jahre 1908 geherrscht hat. Die vier Schutzmächte werden demnach eine Anzahl von Kriegs schiffen in die kretensischen .Gewässer eUtsenven, damit hie Einfuhr von Waffen und Munition unterbunden werde. Außerdem werden die Hafenstädte Kanea, Kan- dia und noch andere durch gemischte Trtippenkontin- gente der vier Schutzmächte besetzt werden. Endlich erfolgt auch hie Beschlagnahme her Zolleinkünfte. Ob diese Maßnahmen zu einer Beruhigung der Jusel füh ren werden, ist allerdings eine andere Frage, denn die Schutzmächte werden sich Wohl davor hüten, Men Vorstoß in das Innere zu unternehmen. Glücklicher weise fitzt der muhamEdanische Teil der Bevölkerung fast ausschließlich in den Küsten stützten, so daß für dessen Sicherheit hie Schutzmächte in Ausreichender Weise sor gen können. Im Hafen pon Kanea Liegt bereits der englische Kreuzer „Diana", der englische Kreuzer „Mi nerva" ist von Malta aus unterwegs. Auch mehrere franzöfiffchc Kriegsschiffe dürften in den nächsten Ta gen Mtreffen, und was die Italiener betriffst, so kreuzt gegenwärtig eines ihrer Geschwader nn ägäischen Mee re. Am spätesten werden wohl die Russen kommen. Uebsr die Stärke her guszuschiffenden Truppenkontin gente verlautet noch nichts näheres, ebenso weiß man nicht, wer das Oberkommando über die vereinigten Streitkräfte der vier Schutzmächte übernehmen wird. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 18. Juni. Zahlreichen Besuches hatte sich der gestern im „Deutschen Hause" stattgefundene Vor trags» und Unterhaltungsabend der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins zu er freuen. Nach kurzer Begrüßungsansprache seitens deS Herrn Bürgermeister Hesse, in welcher er eine bedeutende Ver stärkung der deutschen Flotte als höchste nationale Aufgabe hinstellte, und einem mit Begeisterung auf unseren Kaiser, den eifrigsten Förderer dieser Bestrebungen, ausgebrachten Hoch, begann Herr Kapitänleutnant H Czech seinen hoch interessanten und lehrreichen Vortrag. Mit regem Interesse folgten die Zuhörer den Ausführungen über die Entwicklung der Schiffahrt von grauer Vorzeit bis in unsere heutigen Tage. Mit dem Hinweis auf die Stärke Englands zur See und die engl. Händelsucht, begründete der Vortragende d'e Notwendigkeit einer Flotte, die mit der Englands zumindest konkurrieren kann. EinigevonHrn. Bürgermeister Hesse angeschnittene aktuelle Fragen beantwortete der Herr Redner m allgemeinverständ licher, mitunter humoristischer Weise. Reicher Beifall zeigte, l welch begeisterten Widerhall die von hehrer Vaterlandsliebe I getragenen Worte deS Herrn Czech in den Herzen des Audi-