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HchenstcinMnstthckr Mzchcr Tageblatt für Lohenllern-LrnIIlkal, Göerlungwih, Hlrsdorf, Hermsdorf, Aernsdorf, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim -c. EM r F I^IN —Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche und Privat-Anzeige«. ----- Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittaßs. — Z» beziehen durch die Expeditton und deren Aus- dchger, sowie all« Postanstalten. Fßr Abommet« wird der Sonntags-Nummer eine illustrirte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bet Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei in» Hau- monatlich 45 Pfg. Durch die Post bezöge« vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Jusertionsgebühreu: die sechsgespalten« CorpuSzeile od«r deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reclamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. «««ahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. LV Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. 29. Jahrgang. Freitag, den 28. November 1902. Nr. 276. Tägliche Auflage über 3NOV Exemplare! Mm WnngsWtt nehmen schon jetzt Bestellungen auf den Hohettsteiu-Grnstthaler Anzeiger für den Monat Dezember entgegen. Neu hinzutretende Abonnenten erhalten den Anzeiger vom Tage der Bestellung ab bis zum 30. November kostenfrei zugestellt. Amtliche Bekannt machungen. Konkursverfahren. In dem Konkuriversabren über da« Vermögen de« S isensabrtkanten Otto Emil Vogel in Hohenstein-Ernftthal, alleiniger Inhaber der Firma O E. Vogel daselbst, ist zur Abnahme der Schlußrechnung bc« Verwalter«, zur Erhebung von Einwendungen gegen da« Schlußverzeichnlß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußffffung der Gläubiger über die nicht verwerlhbaren Vern ögene stücke der Schluß termin aus den 22. Dezember 1902, Vor mittags 11 Uhr, vor dem Königlichen Aml«ge- richle hiersel st bestimmt. Hohenftcin Er., den 25. November 1902. Der GerichtSschreiber des Kgl. Amtsgerichts Sonnabend, den 29. November 1902 Vor- mittags 10 Uhr, soll im Restaurant zum Earolaqarten hier—d >rt einaest lli — 1 Kleider- schrank und 1 buuteS Plüschsopha gegen Laar zahlung öffentlich versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher dcS Kgl. Amtsgerichts. Deutscher Reichstag. 223. Sitzung vom 26. November. Beginn 12^/. Uhr: Die Beralhung des Zoll- tarifs wird fortgesetzt bei dem von den Abgg. Molkenbuhr (Soz.) und Genossen beantragten 8 11 k, demzufolge der Bundesrath die Zölle auf bestimmte landwirthschaftliche Producte aufzuheben hat, sobald deren Verkaufspreise eine bestimmte Höhe erreicht haben, und zwar bei Weizen von 215 Mk. per Tonne, bei Roggen von 165, bei Hafer und Gerste von 155, bei Hülsenfrüchten von 185, bei Malz von 175 und bei Lupinen von 80 Mk. Abg. Mollenbuhr (Soz.): Der Grundgedanke unseres Antrags deckt sich durchaus mit früheren Ausführungen der konservativen Abgg. Gras Kanitz, v. Ploetz, Graf Schwerin-Löwitz. Alle diese haben sich früher gegen die Absicht einer unbegrenzten Preissteigerung verwahrt. Als der bekannte Antrag Kanitz zur Berathung stand, ist von den Genannten ausdrücklich erklärt worden, daß das Schutzzoll system an sich die Tendenz einer rücksichtslosen Preissteigerung habe und daß deshalb eine Be grenzung derselben entsprechend dem Anträge Kanitz das Richtigere sei. Und eine solche Preisbegrenzung bezweckt auch der vorliegende Antrag. Der Preis bewegung nach oben eine Grenze zu setzen, ist um so unerläßlicher, als Gefahr besteht, daß mil einem solchen Zolltarif Handelsverträge überhaupt nicht zu Stande kommen und daß demgemäß statt der Gelreide-Mindestsätze die noch weit höheren Sätze deS autonomen Tarifs in Geltung treten. Abg. Müller-Sagan (fr. Vg.): Die Tendenz I des Antrag? ist meinen Freunden durchaus sym pathisch. Aber wir halten die Preisrelationen für die einzelnen Getreidearten, wie sie der Antrag enthält, nicht für richtig, und hätten deshalb die Einstellung anderer Sätze in den Antrag gewünscht. Wir wundern uns übrigens, daß nicht auch von der Rechten das Wort genommen wird, da doch der Antrag auch dem Grafen Kan tz und seinen Freunden nur gelegen kommen kann. Aus dem angegebenen Grunde werden wir heute zwar gegen den Antrag stimmen, wir werden aber in der dritten Lesung für denselben stimmen, wenn die Herren links dann vielleicht andere, niedrigere Preissätze, bei deren Erreichung der Zoll aufzuheben sei, in ihren Antrag einstellen. Abg. Stadthagen (Soz.): Wenn Herr Müller- Sagan und seine Freunde die Tendenz unseres Antrags billigen, dann wäre es doch ihre Sache, niedrigere Preissätze zu beantragen, anstatt den An- trag abzulehnen. Hierauf wird der Antrag Molkenbuhr in nament licher Abstimmung mit 192 gegen 41 Stimme" abgelehnt. Nunmehr wird übergegangen zum tz 12. Die Vorlage bestimmt, daß der Zeitpunkt, mit welchem dieses Ges tz in Kraft tritt, durch kaiser liche Verordnung mit Zustimmung des Bundes- raths bestimmt werde. Die Commission hat da gegen beschlossen, bezw. hinzugesügt, daß das Gesetz spätestens am 1. Januar 1905 in Kraft zu treten habe. Ein Antrag Paasche will den tz in der Fassung der Vorlage wiederherstellen. Ein sozial demokratischer Antrag Albrecht und Genossen lautet: Der Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes wird durch ein besonderes Gesetz bestimmt. Eventuell wollen auch di-se Antragsteller die Fassung der Vorlage wiederherstellen. Abg. Gothein (fr. Vrg): Ich weiß n'cht, ob sich die Mehrheit des Hauses wirklich der Hoffnung hingiebt, die zweite Berathung des Zolltarifs bis Weihnachten erledigen zu können. Das könnte doch nur geschehen, wenn sie sich über alle Bestimmungen der Geschäftsordnung hinwegsetzt und dadurch tue ganze Berathung zu einer Farce macht. Wir glauben denn auch nicht, daß an diesem Gerücht etwas Wahres ist. Wenn aber selbst der Entwurf glücklich verabschiedet ist, so werden doch die Handels vertrags-Verhandlungen noch sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Zumal es sich hier um einen so complicirten Tarif handelt, dessen Sätze doch die anderen Staaten soviel als möglich herunterzu drücken versuchen werden. Es muß deshalb der Negierung eine lange Frist für diese Verhandlungen gewährt werden. Thun Sie das nicht, so wäre ja die Regierung gezwungen, die Handelsvertrags verhandlungen zu überstürzen, und das würde lediglich zu einer Verschlechterung der Verträge führen. Sie also, die Sie uns immer vorwersen, Agenten des Auslandes zu sein, würden hier, natürlich unfreiwillig, zu Agenten des Auslandes werden, wenn Sie die Regierung zu überstürzten Verhandlungen mit dem Auslande nölhigen würden. Gerade die Ungewißheit über unsere künftigen wirthschaflspolitischen Beziehungen zum Ausland hat die Krisis in Deutschland verstärkt. Im Uebrigen glaubt der Reichskanzler nur, mit diesem neuen Taris Handelsverträge durchsetzen zu können, be- stimmt versichern kann er es nicht. Abg. Paasche lntl.): Es ist nicht daran zu denken, daß durch Festlegung eines bestimmten Termins für das Inkrafttreten des neuen Zoll tarifs bessere Verhältnisse geschaffen werden. Die Ansicht, daß die einfache Verlängerung der be stehenden Verträge das Richtigste sei, theile ich nicht. Im Gegentheil, wir werd n auf dem Wege des ausführlicheren neuen Zolltarifs zu besseren Verträgen kommen. In den eigenen Kreisen des Herrn Gothein, die er bisher so sicher hinter sich zu haben glaubt, rührt es sich ja auch bereits. (Lachen links.) Zeichen und Wunder geschehen (erneutes Gelächter links). Die Bewegung sür die Vorlage der Regierung greift um sich, abgesehen freilich von den reinen Freihandelskreisen. Andrer seits aber darf der Regierung ein Termin für das Inkrafttreten des Zolltarifs nicht vorgeschrieben werden. Es ist dies mit der Verfassung und mit den Kronrecht n unvereinbar. Und außerdem kann eventuell, wenn der Tarif ohne vorgängigen Ab schluß von Handelsverträgen in Kraft gefetzt wird, ein Manko eintreten, das für unsere Industrie verderblich werden könnte. Deshalb empfehle ich zum tz 12 Wiederherst llnng der Regierungsvorlage. Äbg. Stadthagen (Soz.): Das Hauptziel muß sein: Handelsverträge. Der Zolltarif muß dieser Forderung gegenüber in die zweite Linie zurück- treten. Bei den Großindustriellen, auf die sich Herr Paasche dem Abg. Goldstein gegenüber beruft, handelt es sich doch um eine Politik der Angst. Diese kurzsichtigen Großhändler und Industrielle fürchten, es könnten vielleicht Handelsverträge über haupt nicht zu Stande kommen. Nur deshalb wünschen sie, daß endlich etwas, sei es auch in der Fassung der Regierunasvorlage, geschieht. Es ist das dieselbe Angst, die auch hier im Reichstage herrscht: die Angst der Konservativen vor dem Bunde der Landwirthe (Heiterkeit)! Die Angst des Centrums vor dem Bunde der Landwirthe und den Konservativen! Die Angst der Nationalliberalen vor den gelammten Agrariern rechts und im Cen- lrum! (Heite-keit). Diese ganze Politik der Angst ist eine verkehrte. Hauptsache ist es, zu guten Ver trägen zu kommen, und das ist viel leichter mög lich ohne, als mit dem neuen Tarif. Wenn übrigens Herr Paasche aus verfassungs- und kronrechtlichen Bedenken sich hier gegen den Commissionsbeschluß e> klärt, w sbalb lehnt derselbe dann nicht auch aus genau denselben Bedenken das ganze System der M ndestsätze ab? Abg. Schrader (frs. Verq.): Auch ich kann Sie nur bitten, bei tz 12 die Regierungsvorlage wieder herzustellen. Wie ich hörte, sind von den Mehr heitsparteien einige Herren zum Worte gemeldet gewesen, aber wieder zurückgetreten. Danach hat wohl Herr Paasche für die Mehrheitsparteien ge sprochen, wie ja überhaupt die Nationalliberalen überhaupt die Führung erlangt zu haben scheinen. Meine Freunde verlangen jedenfalls, daß der Zoll tarif bei der nachfolgenden Berathung ernst be handelt, jede einzelne Position gründlich berathen wird. Daran hat man im Lande das größte In teresse. Es widerspräche der Würde des Reichs- tags, wenn nicht die Berathung aller Positionen, ihrer Wichtigkeit gemäß, erfolgte. Staatssekretär v. Posadowsky: Die Regierung kann den tz 12, so wie ihn die Commission be schlossen hat. nicht annehmen. Die Regierung kann sich unmöglich einen Termin setzen lassen, bis zu welchem der Zolltarif in Kraft treten muß. Die Gründe hierfür habe ich selbst bereits inderCom- missicn dargelegt. Die Parteien sind in der Com mission vollkommen darüber informirt worden, welche schwerwiegenden Gründe vorliegen gegen den Beschluß der Commission. Ich bitte daher das Haus dringend, den Antrag Paasche anzunehmen. Abg. Graf Limburg-Stirum (cons.): Meine Freunde sind der Meinung, daß gerade die Com missionsbeschlüsse das Nichtige treffen. Durch Energie können sehr wohl gute Handelsverträge vom Auslande errungen werden (Gelächter links.) Die Conservativen glauben, mit dem Commissions- beschluß die Position unserer Regierung bei den Handelsverträgen nicht zu schwächen, sondern zu stärken. Das Ausland hat genau ebenso großes Interesse an dem Zustandekommen von Verträgen wie wir. Wir dürfen nur gegenüber dem Aus lande den Gedanken nicht aufkommen lassen, als ob wir einen Zollkrieg scheuen. Meine Freunde werden daher auf dem Commissionsbeschluß stehen bleiben. Abg. Spahn (Ctr.): Meine Freunde haben sich nach wiederholter eingehender Berathung dahin ent schieden, den Beschluß der Commission fallen zu lassen. (Bewegung und Heiterkeit links.) Meine Freunde haben auch das Vertrauen, daß die Re gierung auch so auf das baldige Inkrafttreten des neuen Zolltarifs hinwirken wird. Auch schon aus finanziellen Interessen. Nach noch einigen Bemerkungen des Abg. Gold stein schließt die Debatte. Zunächst wird der Haupt antrag Albrecht (ein besonderes Gesetz bestimmt über den Zeitpunkt des Inkrafttretens des Zoll tarifgesetzes) in namentlicher Abstimmung mit 230 gegen 46 Stimmen abgelehnl. Dann wird in namentlicher Abstimmung der mit dem Eventual antrage Albrecht identische Antrag Paasche auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage mit 196 gegen 76 Stimmen angenommen. Damit ist die zweite Berathung des Zolltarifgesetzes beendet. Abg. Speck (Ctr.) berichtet über die eingegangenen 16 854 Petitionen zum Zolllarifgesetze. Abg. Goihein (frs. Vg.) erkennt an, daß die Berichterstattung eine einq.hende sei, nur sei die selbe eine recht unfruchtba'e. Das einzig Richtige wäre gewesen, die Petitionen stets in Verbindung mit dem zugehörigen Berathungsgegenstande auf die Tagesordnung zu setzen. Den Präsidenten bitte er, von morgen an wenigstens in dieser Weise zu verfahren. Präsident Graf Ballestrem erklärt, er werde an der bisherigen Praxis sesthallen, wonach über die Petitionen immer erst nach Abschluß der zweiten Lesung berathen werde. Er werde von diesem Ge brauch erst abweichen, wenn er dazu durch einen Beschluß des Hauses veranlaßt werde. Insoweit die Petitionen einen Einfluß auf die Beschluß fassung des Hauses zu üben vermögen, bleibt dieser Einfluß ja doch dadurch gewahrt, daß die befinitive Beschlußfassung erst in dritter Lemng erfolge. Abg. Barth (frs. Vg.) stimmt der Anregung Gothein zu und stellt für die Tarifberathung einen entsprechenden Antrag in Aussicht. Gegen diese Anregung sprechen Gamp (freicons.) und Bachem (Ctr.), dafür Singer (Soz.), Stadt hagen (Soz.) und Barth (frs. Vg ). Darauf werden die Petitionen vom Hause für erledigt erklärt, w lche zum Zolltarifgesetze vorliegen, desgleichen diejenigen, die zu den bereits erledigten Positionen über die Mindestzölle eiugegangen sind. Darauf vertagt sich das Haus. Donnerstag 2 Uhr Fortsetzung. Schluß '/.7 Uhr. Krupps Beisetzung. Von dem Thurme schwer und bang lönt der Glocke Grabgesang, es begleiten ihre Trauerschläge einen Wanderer auf dem letzten W-ge. . . Während die Glocken Essen- läuteten, ist am Mittwoch im Beisein deS Kaiser- die sterbliche Hülle Friedrich Älfr.d Krupp- in daS Grab gesenkt worden. Die in ein Trauergewand gehüllte, sonst so fleißige Fabrikstadt feierte zum größten Theil an diesem Tage, trug man doch ihren ersten Bürger hinaus aus den Gottetocker. Gegen 10 Uhr war der Kaiser angekommen und, geleitet von einer Schwadron Husaren, in scharfem Trabe zur Kruppschen Fabrik gefahren. In dem alten Häuschen, das die Familie K>upp ihr Stammhaus nennt, war der Sarg ausgebahrt. Ein Theil der schieferbedrckten Giebelwand war entfernt worden, so daß dec Sarg — an dem Feuerwehrleute die Ehrenwache hielten — und die rhn umgebenden Lichter frei standen. Der kleine Platz zwischen dem Ahnenhause und den Fabrikge bäuden war mit Trauerschmuck und Baldachinen umgeben. Dort hatten sich kingefunden: Minister, Orfiziere, Vertreter der Kruppschen und anderer in- dustriellen Werke, die Bürgermeister Essens und der umliegenden Städte. Nach kurzer Begrüßung der zahlreichen Leidtragenden begab sich der Kaiser in der Uniform deS 1. Garderegiments z. F. in das einfache HauS. Er sprach der Familie deS Heimgegangenen sein Beileid aus und legte einen Kranz aus Veilchen, Orchideen und Palmenzweigen mit weißer AilaSschleise am Sarge nieder. Dann stand der Monarch, der ungewöhnlich ernst auSsah, längere Zeil in tiefer Bewegung vor dem tobten