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Amts- M Anzckeblatt Abo«neme«t oiertelj. 1 M. 50 Pf. einschließl. de» »Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage .Seifen blasen-' in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Lklkgr.-Adressk: Amtsblatt. für de« öchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. LIV .» 57. Aahrgang. Mittwoch, den 2. März Nr. 72 des i Nachtrags zur SchanikftLttenverbotsliste ist ,« streiche«. Stadtrat Eidenstock den I. März 1910. Hesse. Asquith's Ende? Schneller, als man angenommen, scheint das Ende des Herrn Asquith mtd seiner Ministerkollegen her- amgokommen zu. sein, obwohl man im Hinblick auf dem Wahl ausfall auf keine allzu lange Dauer des li beralen Kabinetts mehr gerechnet hatte. Der Verlauf der Adretzdebatte im Unterhaus ist ein der Regie rung sehr wenig günstiger gewesen, und schon in der ersten Woche Hat die Gefolgschaft des Ministeriums be denklich gewankt. Die Regierung hatte auf Sand ge baut, als sie glaubte, sich auf die irischen Nationalisten stützen zu können, und die Dinge haben eine Wendung genommen, als ob die Nationalisten dem Kabinett über haupt die Freundschaft kündigen wollen. Die Debatte über den von Chamberlain jun. beantragten schutz- zöllnerischen Zusatz zu der Adresse an den König endete zwar mit einem Siege für das Ministerium, aber dir Mehrheit war eine sehr geringe, sie betrug nur 31 Stimmen, so daß Herr Asquith, wie einst Pyrrhus, sa gen konnte: Noch ein solcher Sieg, und ich bin verlo ren. Die irischen Nationalisten hatten sich bei der Ab stimmung über dieses Amendement der Stimme ent halten, und wäre die Arbeiterpartei nicht gewesen, wel che der Regierung beisprang, so wäre es um das Kabi nett geschehen. Die Nationalisten sind verstimmt, weil ihren Wünschen auf Beschleunigung der Oberhausre form nicht im vollen Umfange Rechnung getragen wer den soll, wie es Herr Asquith, nach ihrer Meinung zu gesagt hatte, und geben der Regierung sehr energisch zu verstehen, daß sie ganz und gar von ihrem Wohl wollen abhängig ist. Welche Stimmung in diesen Krei sen herrscht, zeigt deutlich eine Aeußerung ihres führen den Organs in Dublin, welches rundweg erklärt: wenn die Regierung nicht mit möglichster Beschleunigung ei nen Vorschlag für die Beschränkung des Vetorechtes der Lords mache und diesen zur Abstimmung bringen werde, werde die irische Partei eine heftige Opposi tionspolitik gegen die Regierung eröffnen. — Das ist eine Sprache, welche an Deutlichkeit nichts zu wün schen übrig läßt und welche sich nicht so anhört, als ob sie aus dem sogenannten Regierungslager her komme. Wie mißlich die Situation für das Kabinett ist, beweist der Umstand, daß am Freitag nicht weniger als zwei Sitzungen des Ministeriums stattgefunden ha ben und daß offiziös zugegeben wird, daß die Lage anscheinend eine Wendung zum Schlimmern genommen habe. Auch in den Wandelgängen des Unterhauses herrschte eine sehr pessimistische Stimmung, ja, es zir kulierten sogar Gerüchte, daß die Regierung sich mit Demissionsabsichten trage. Der Karren scheint also gründlich verfahren zu sein, und Herr Asquith scheint kennen anderen Ausweg zu sehen, als den Rücktritt. Ob er tatsächlich so schnell die Flinte ins Korn werfen wird, mag dahinstehen, jedenfalls aber kann eine an dauernd unsichere Lage unmöglich zu etwas Gutem führen, und was eine latente Krisis anüichtet, hat man Mr Genüge während des letzten Jahres in Ungarn gesehen. Es ist begreiflich, daß die englischen Konser vativen ob dieser Wendung triumphieren und ihre Zeit für gekommen erachten. Freilich sollte man nicht gar zu früh frohlocken, bei der jetzigen Zusammensetzung würden auch die Konservativen über keine sichere Mehr heit verfügen, selbst wenn man den Iren Konzessionen machen sollte, was nicht anzunehmen ist. Wahrschein lich würde eine nochmalige Parlamentsauflösung er folgen und Neuwahlen ausgeschrieben werden. Aber es wäre doch unsicher, ob diese wirklich den Konserva tiven eine sichere absolute Mejhrheit verschaffen wür den, obwohl allem Anschein nach die liberale Regie rung abgewirtschaftet hat. Tagesgeschichte. * De»tschla»rd. — Der Kaiser besuchte am Montag den Reichs kanzler und empfing Mittags den persischen Gesandten in Audienz. — Eine Anklage gegen den Staatsse- kretärDernburg? Der in der südwestafrikanischen Diamantenfrage viel genannte Lüderitzbuchter Bürger meister Kreplin, der Absender der von der Budgetkom mission des Reichstags zurückgewiesenen Beschwerde- Depesche, hat laut „Tägl. Rundsch." gegen den Staats sekretär des Reichskolonialamts Dernburg wegen des sen Aeußerungen in der genannten Reichstagskommis sion Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Der Staatssekretär hatte Kreplin mit dem Diamantenschwin del von Hoolop in Verbindung gebracht. — Dispositionen des Generalobersten Freiherrn v. d. Goltz. Wie die „Inf." erfährt, fehlt es bis jetzt an jeder Unterlage für die Behaup tung, daß Generaloberst Freiherr v. d. Goltz nach der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums aus der Ar mee scheiden und dauernd in türkische Dienste über treten würde. Als richtig dürfte sich vielmehr erwei sen, daß der General sich bis jetzt nicht gebunden hat und daß endgiltige Entschlüsse noch nicht gefaßt sind. Dagegen hat der Generaloberst die Absicht, ein oder mehrere Male nach der Türkei zurückzukehren, nm sich einen Einblick in die Reorganisation der türkischen Ar moe zu verschaffen, für welche sein Rat in Anspruch ge nommen wurde. — Die deutsch-portugiesischen diplo matischen Beziehungen. Neuerdings tritt das Gerücht auf, daß nicht Prinz Max von Ratibor und Corvey, der derzeitige deutsche Gesandte in Lissabon, zum Ersatz des verstorbenen Grafen Tattenbach auf dem Botschafterposten in Madrid, wie deutsche, spa nische und portugiesische Zeitungen berichteten, unser sehen sei, sondern daß der vor einigen Tagen in Berlin eingetroffene deutsche Gesandte Dr. jur. von Waldthau sen, bisher in Buenos Aires, nach Madrid gehen werde. Was an diesem Gerücht Wahres ist, läßt sich im Au genblick noch nicht ermessen. Sehr zu wünschen ist aber, daß mit Rücksicht auf die Wichtigkeit des deutschen Ko lonien benachbarten portugiesischen Kolonialbesitzes die Besetzung des Lissaboner Gesandtenpostens, der einige schwierige Einarbeitung in verschiedenartige, recht ver wickelte Verhältnisse bedingt, eine dauerhaftere wird. Prinz Ratibor würde in Lissabon unzweifelhaft allen Bestrebungen deutscherseits zur Milderung der Schä digungen, welche aus dem neuen deutsch-portugiesischen Handelsverträge sicher gewisse deutsche Industrien tref fen werden, großes Verständnis entgegengebracht Ha ben, aber man würde es ihm natürlich auch nicht ver denken können, wenn er den noch ehrenvolleren Bot- schafterposten in Madrid annehmen würde Der deut schen Reichsregierung ist natürlich aus den durch be sondere Ereignisse, wie Algeziras-Konferenz usw., be dingten diplomatischen Verhältnissen auf der Pyrenäeu- halbinsel kein Vorwurf zu machen und wird es ja auch in ihrem Interesse liegen, wenn nicht der wichtige Ge sandtenposten in Lissabon längere Zeit verwaist ist oder zu oft einem Wechsel unterliegt. Der portugiesische Gesandte am deutschen Hof, Vicomte de Pindella, ein sehr tüchtiger, auch in kaufmännischen und kolonialen Fragen icr war früher Gouverneur der reichsten portu giesischen Besitzung St. Thomä) vorzüglich bewander ter Herr, sitzt schon seit 10 Jahren in Berlin, hat also bereits mehrere deutsche Gesandte in Lissabon über dauert. Die Reichsversicherungs - Ordnung wird, wie die „Dtsche. Tagesztg." hört, in einer der nächsten Sitzungen»des Bundesrats verabschiedet werden und dem Reichstage noch vor Ostern zugehen — Zur Frage der Arbeitslosenversi cherung, die in den Varlamun aMr deun-v-n Bun desstaaten erörtert worden ist, veröffentlicht das Reichs arbeitsblatt eine Uebersicht der bisherigen Verhand lungen. Danach wird bis zur gesetzlichen Regelung der Arbeitslosenfrage wohl noch einige Zeit vergehen, wenn diese auch, wie allgemein anerkannt wird, unabweis bar geworden ist. — „Ein wahres Fressen für die briti schen Deutschenhetzer", so schreiben die „Mün- chener N. N ", ist der Artikel eines freisinnigen Ber liner Blattes, in dem enthüllt wird, Deutschland baue nicht 38 Linienschiffe, wie das Flottengeisetz von 1900 vorsieht, sondern, tatsächlich 58, da die großen Panzer kreuzer doch nichts anderes als Linienschiffe seien. Die großen Londoner Blätter veröffentlichen den Berliner Artikel unter den sensationellen Ueberschriften. Eine deutsche Marine-Ueberraschung! Die Grenzen des Flot tengesetzes überschritten! Die wahre Lage der Dinge! M. II. 58 Linienschiffe! 20 Extra-Linienschiffe! Deutschland maskiert die Stärke seines Programms! und dergl. Das gibt nun natürlich eine maßlose Agitation gegen Deutschland, und es wird nicht leicht oder ganz un möglich sein, die Aufgeregten zu überzeugen, daß der Schiffsbau des deutschen Reichs sich streng im Rah men des Flottengesetzes hält, da darüber hinaus keine Mittel zur Verfügung stehen. — 60 Pfennig-Marke. Im Reichspostamt schweben Erwägungen wegen Einführung einer 60 Pfg.- Marke. Es scheint doch in der Tat ein Bedürfnis vorzu liegen. In dem Handelskammerbezirk Erfurt hat eine Firma (Kunst- und Handelsgärtnerei und Samenhand lung) jährlich etwp 45 000 Nachnahmepakete mit 60 Pfennig zu frankieren. Bei dem großen deutschen Ver kehr in Nachnahmepaketen, die mit 60 Pfg. zu fran kieren sind, wird sich der Bedarf an Postwertzeichen zu 60 Pfennig auf Millionen beziffern. Die schwarzen Pocken, die vor einiger Zeit in Westpreußen.aufgetreten sind, wollen noch im mer nicht verschwinden. In Danzig wurde ein Fähnrich der Kriegsschule als pockenverdächtig in, das Garni sonlazarett eingeliefert. In der Hafenstadt haben die Behörden umfassende Sicherheitsmaßregeln getroffen. Oesterreich-Ungarn. Gras Aeh reut Hal ist Sonntag vormittag wieder in Wien eingetroffen. Serbien. - Belgrad, 28. Februar. Die Verhandlungen zwischen der russischen und der serbischen Regierung über einen Empfang desKönigs am kaiserlichen Hofe zu Petersburg haben zu einem befriedigenden Ab schluß geführt. Der Empfang wird Ende März statt finden. Montenegro. Reise des Fürsten Nikita nach Pe tersburg. Nunmehr wird auch aus Cetinje offiziell mitgeteilt, daß Fürst Nikita int Laufe dieses Jahres nach Petersburg reisen und vom Zaren empfangen werden wird Auf der Rückreise dürfte Fürst Nikita dem Kö nig Peter in Belgrad einen Besuch abstatten. Frankreich. Der Brief Mulay Hafids. Eine Note der „Agence Havas" dementiert die Gerüchte, daß der Brief Mulay Hafids an El Mokri, in dem die Annahme der in Paris unterzeichneten Abkommen mitgeteilt wird, unecht sei. Amerika. Amerika erregt mit seinen Kriegs schiffen den Neid Englands. Die Panzerko- lossc der Nordamerikaner nehmen einen immer gewal tigeren Umfang an. Nachdem sie bereits mit den in diesem Jahre begonnenen Dreadnoughts von je 28 000 Tons den Weltrekord geschlagen hatten, wollen sie im kommenden Jahre mit dem Bau zweier Kriegsschiffe beginnen, von denen jedes 32000 Tonnen Wasser-Ver drängung hat. Diese Ungetüme sollen mit 14 zölligen Geschützen bewaffnet werden, welche Geschosse im Ge wichte von 1650 Pfund schleudern sollen. Jeder dieser Ueber-Dreadnoughts wird 72 Millionen Mark kosten. China. Der Dalai-Lama. Nach einem Telegramm vom 26. v. Mts. aus Darjiling stellt sich jetzt heraus, daß der Dalai-Lama sich nicht an die indische Regie rung wenden will, sondern sich auf dem Wege nach Pe king befindet, um der dortigen Regierung seine Beschwer den vorzutragen. Er habe den WeZ über Indien Le- wählt, um das.Ziel der Reise schneller zu erreichen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 28. Februar. Der am 28. Januar hier neu gegründete Turnverein »Frisch auf* ist dem ErzgedirgSturngau beigelreten und wurde in der gestrigen GauturnralSsitzung in diesen ausgenommen. Der neue Ver ein zählt bereit» 52 Mitglieder und eine Anzahl Zöglinge. : — Eibenstock,!. März. AuS dem uns vorliegenden Jahresbericht von 1909 des GauverlreterS de» Erz- gebirgSturngaue» entnehmen wir folgendes: Dem Gau gehören zur Zeit 56 Vereine an, von denen der größt« der Eibenstocker mit 382 Mitgliedern ist. Di« Zahl der steuer»