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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188509031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-09
- Tag 1885-09-03
-
Monat
1885-09
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1885
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Erscheint täglick früh 6'^ Uhr. Ktdaclion und Lrprdttion Johanuesqasse 8. SpreMundru -rr Ukdartion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uiir. «tu die «üN,ab, M-nutcrnn, »»cht »ch tu »t«»»clcci> »udt »avultUch. 'ciMgcr JaMM Annahme der sör die nächstialgende Nummer bestiinuiteu Anse rar« an Wochentagen bis S Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis ,S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahme: Ltto Klemm, UniversitätSstraße 1. Io»iS Lösche, Katharineustr. 23, p. nur bis '/»L Uhr. lnzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflatte Ltt,IVO. .Xvonnemrnlsprris vienelj. 4", KIK. inrl. Lringenobn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pj. Gebüdren iür Extrabeilagen (in Tageblatt-trormal gesalztl ohne Poftbeiörderung59 Mk. Mit Postbesorderuug -16 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Bi. Größere Schrillen laul uni. Preisverzeichniß. tabellarischer u. Zissermatz „ach höherm ^ac>,. Neclamrn «Ner dem Redaction-strich die4gesvalt Zeile 50 Ps„ vor den FamilienNachricht. die llgejpalteae Zeile 40 Ps. Inserate find sie:- an die Erpedilion za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»euamcr»uäo oder dura, P st- nachnahme. 248. Donnerstag den 3. September 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Auktion. Nächsten Sonnabend, den S. September dsS. IS. Vormittags 11 Uhr sollen die auf dem Platze vor der 2. Bürgerschule lagernden 135 (Hranirriniistiicke j« einer Gesammtlänge von 223.6 lfd. Meter an Orl und Stelle gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu uiacheuven Bedingungen meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 29. August 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Am 18. Juli d. I. wurden in der Katharinenstraße hier 26 Stück koupo»« von 26 verschiede»«» Aclieu der Oesterreichischen Local-Eisenbahngesellschaft gesunden und beim Unterzeichnete» Polizei-Amte eingeliesert. Der unbekannte Eigentlich»» wird hierdurch ausgesordert» sich zur Empsangiiahme derselben rechtzeitig zu melde», andernfalls darüber deu Rechten gemäß verfügt werde» wird. Leipzig, am 1. September 1885. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. M. Nichtamtlicher Theil. Die Sendung Drummond Woljss. Das Gcbeimmniß, welche- den Auftrag Drummonv Wolss'S an den Sultan bisher umgab, ist jetzt offenbart: der Brief der Königin Biclcria an Abdul Hamid giebt vollständige» Ausschluß über Englands Absichten. Beide Souveraine wolle» danach ihre Bemiüiungen vereinigen, um den in Egypten de- stehenden Verwickelungen ein Ende zu machen und einen Zu stand auszurichken, der ven Rechten des Sultans Genüge leistet, der Bevölkerung EgvptcnS znm Heil gereicht und die Interessen Englands wie aller anderen Nationen berücksichtigt. Eine solche Sprache kann Niemanden verletzen und wird überall in Europa den besten Eiudruck hervorbringeu. Wäre die Regierung Englands niemals von dem hier bezeicbnete» Wege abg-wicken. tan» stände eS heute anders in Egypten, die Beschießung Alexandria« wäre unterblieben, und der Aufstand uiiter Arabi Pascha wäre im Einverständniß inil dem Sultan unterdrückt worben. Aber England- Regierung betrachtete im Juli 1882 den Sultan als nicht vorhanden und schaltete in Egypten nach eigenem Ermcssen in der willkürlichsten Weise. Die schmachvolle Politik, welche England seit drei Jahren bis zum Sturz des Ministeriums Gladstone in Egypten vurchgesühri bat. ist noch so lebendig in Aller Erinnerung, daß wir sie als bekannt vorauSsetzcn bürten. Tie Wirkungen dieser Politik traten aber bald genug zu Tage und zwar in einer Weise, welche England selbst den größten Schaden brachte. Gladsione wollte nur die Herr schaft über Egvpten auSüben, aber nickt die damit ver bundenen Lasten tragen; statt in Egypten Ordnung zu stiften, vermehrte er die Verwirrung und wirthsckaftete so ver kehrt, baß der Staatsbankerott die unausbleibliche Folge war. Ein fortwährender Kampf über die Grenzen der Be fugnisse der egyptiscken und der englischen Verwaltung legie die Negierung und Verwaltung Egypten- lahm, und die Eifersucht zwischen England und Frankreich wegen Ausübung der Finanzconlrole ließ es zu keiner durchgreifenden Aenverung der bestehenden Mißbräuche kommen. Dazu trat noch seit zwei Iabreu der Ausstaud im Sudan, für welchen England nutzlos Geld und Blut verschwendete, weil eS der Gefahr nicht rechtzeitig begegnete, und so trat denn endlich da» längst Erwartete ein, daß England sich nicht mehr zu Helsen wußle und bei den europäischenMächten Hilfe suchte, um die umgcstoßeue Ordnung der egyplischcn Verhältnisse wieder herzustellen. Aus diese Weise kam die Neun-Milliouen- Anleihe zu Stande, für welche England die Genehmigung des Sultans nachsuchen wußte. Damit war der erste Sckritt zur Anerkennung der Rechte der Türkei aus Egypten geschehen und die Brücke zur Wieder ank,iüpfung der seil dem Jahre l882 zerrissenen Beziehungen zwischen der Türkei und Egvpten geschlagen, eine Genug- thuung für den beleidigten Sultan, wie er sie nur mit Freuden begrüßen konnte. Aber damit war das Maß der Deinütbigung Englands noch nicht erschöpft, e- folgte die Abscndling eines außervrbcnllicken Gesandlen an den Sultan, welcher diesen im Namen der Königin bat. allcS ihm früher zugrsügte Unrecht zu vergessen und in» Verein mit England in Egyvtcn wieder gesunde Zustände zu schaffen. Die eng lische Regierung nannte taS den letzten Versuch, um mit der Türkei in ein leidliche- Verhältniß zu kommen, während c« doch ofsciibar der erste Versuch genannt werden sollte, der Türkei DaS zu geben, waS ihr zukommt. Die Türkei hat noch vor acht Jahren sein sehr beachte»«- werlhcS Zeichen ihrer Lebe»-fähigke>t gegeben, sie hat der ge- saminten Macht Rußlands gegenüber so tapfer Stand gehalten, daß Europa ihr seine Bewunderung nicht versagen konnte. Der Berliner Friede war die Anerkennung der An strengungen der Türkei, er wahrte den Besitzstand in der Weise, daß von der europäischen Türkei nur Bosnien und die Herzegowina losgetrennr und Bulgarien und Ostrumelien im Vasallenverhältniß zur Türkei verblieben. Rußland hatte es anders vorgehabt, der Friede von San Stefano vernichtete die Selbstständigkeit der Türkei und ließ ibr nur noch ein Scheindasein; dazu gab Europa feine Zustimmung nicht. ES ist bekannt, daß Rußland die Ausführung seiner Ab sichten aus die Vernichtung der Türkei nickt ausgegcben. sondern nur vertagt bat. Ein Theil der Presse glaubte deshalb der Zusauimenkunst von Kremsier die Deutung geben zu sollen, daß dort eine Verständigung zwischen den Kaisern Alerander und Franz Joses über die Theilung der Türkei zu Stande gekommen sei. Die Vertreter diese- Gedankens ergänzten denselben dabin. daß Drnmmond Wolf den Auftrag habe, als Gegenschackzug ein Bündniß zwischen England und der Türkei zu Stande zu bringen, welche« der englischen Flotte die Dardanellen öffnete. Gegen eine solche Gestaltung der europäischen Politik spricht die Tbatsache teS ungestörten Fortbestände- de- Dreibunde- der Mächte Ruß lanv, Oesterreich und Deutschland, welcher aus der Grundlage de- Berliner Friedens von 1878 ruht, und ferner der Inhalt des am 30. August veröffentlichten Schreiben- der Königin Victoria an Abdul Hamid. Nicht ein Büiibiiiß England« mit der Türkei, welche- seine Spitze gegen Rußland richtet, ist der Zweck der Sendung Drummond Wolss'S, sondern die Anerkennung und Wiederherstellung der Rechte de- Sultans in Egypten unter der Voraussetzung, daß der Sultan die türkische Arince zur Unterdrückung VeS Aufstande- im Sudan zur Verfügung stellt. Unter dieseu Umständen kann freilich von Ausrichtung der Schutzherrschast England» über Egypten nicht mehr die Rebe ei», und das Erste, waS unter regelmäßigen Verhältnissen geschehen müßte, wäre die Zurückziehung der englischen Truppen au- Egypten, e- sei denn, daß der Sultan aus drücklich seine Zustimmung zum Verbleiben derselben in Egyplen gäbe. Da- Zustandekommen de- von England gesuchten Ein verständnisse- mit der Türkei wird von den Bedingungen ab» hängen, welche England stellt. Der Sullan legt mit Recht den Nachdruck aus die strenge Achtung seiner Souveranietäts- rechte Uber Egypten, also muß England, wenn eS ohne Hintergedanken nach Konstantinopel gegangen ist, der Türkei die Führung in Egypten überlassen. ES darf sreilich nicht außer Acht gelassen werbe». daß Eng land nicht durch die Ereignisse der Zeit von 1882 bi- 1885 einfach einen Strich mache» kann. ES ist viel englische- Blut im Sudan geflossen und viel englisches Geld für die Wiedereroberung diese- Landes verausgabt worden, eS wäre also zu viel verlangt, wenn England jetzt Egyplen räumen sollte. So weit wird auch der Sultan in seinen Ansprüchen nickt geben; aber da- kann er verlangen, daß ihm der Ober befehl über die Streitkräste übertragen wird, welche im Sudan operiren sollen, und ferner, baß die egyptische Regierung von den Fesseln befreit wirb, welche England ihr angelegt hat, mit einem Wort, daß der Generalkonsul Baring aushört, im Namen der englischen Regierung über Egyplen zu herrschen. England muß eS sich gefallen lassen, aus die Stufe der Gleich berechtigung mit dem Sultan in Egyplen herabzusteigen, und sich da, wo e» früher gebot, darauf beschränken, seinen Rath zu ertheilen. Nur so laßt sich ein ersprießliche- und der Dauer fähige- Verhältniß zwischen England und der Türkei in Egyplen denken. Die Bcrathungcn, welche demnächst in Konslanlinopel ihren Anfang nehmen werden, müssen al-bald darthu», ob der Brief der Königin Victoria die alleinige Richtschnur für die Sendung Drummond Wolss'S bildet, oder ob noch Nebenabsichten vorhanden sind, welche noch mit dem Schleier des Geheimnisse- umkleidet sind. Nach der Meldung cer „Agcnce HavaS" über den Verlaus der Audienz Drummond Wolss'S beim Sultan ist Egypten nicht der einzige Gegenstand de« Gedankenaustausch- gewesen, das Telegramm läßt viel mehr durchblicken, daß Egyplen nur nebensächlich Erwähnung gesunden hat. Ob diese Meldung mit der Wahrheit übercin- timmt, darf bezweifelt werden. » Leipzig, 3. September 1885. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt zu den preußischen Landtag-Wahlen: „DerSeptember ist da, und damit werken die Vorbereitungen zu de» Land- lag-wahlen bald eine ernstrre und concrelere Gestalt an- nchnien. BiS jetzt haben die Nationalliberalen fast allein die Kosten der Dahluntcrhaltungen in der Presse tragen müssen. Merkwürdig genug scheint die nun seil »»»deslenS sunt Jahren immer von Neuem todtgesagte Partei der, Gegnern noch immer Kopfschmerzen zu machen, ja die Mannen der Herrn Richter stimmen mit dem Gefolge der „Krruzzettnng" und der EentrnmSparlei überein, daß in erster Linie dieser „Leich nam" bekämpft werden müsse. Tie Nationalliberalen bedürfen nicht erst diese- unfreiwilligen Zeugnisse- für ihre Lebenskraft; da- Gefühl derselben ist in ihren eigenen Reihen mächtig genug. Und noch weniger haben sie eine Veranlassung, sich vor den Feinden ringsum zu fürchte». Die einzige Bedingung ihrer Zukunft ist: richtige Taktik in der Gegenwart. Uno diese Bedingung ist nicht schwer zu erfüllen: eS gilt lediglich, selbstständig den eigenen Weg, wie er durch Tradition und Pro gramme vorgezcichnet ist, sortzugeheu. Wie immer, treten auch jetzt wieder die verschiedensten Zumulhungen, Verlockungen, Drohungen au die nationalliberale Partei heran. Von der einen Seite warnt man sie vor einem Bündniß mit den „Freisinnigen", von der andern vor einem solchen mit den Conservativcn; dort räth man ihnen Anschluß nach rechts, hier Anschluß nach links. ES liegt einfach m der Natur der nationalliberalen Partei als einer Mittelpartei, daß sie weder den einen, noch de» andern Rathgcbcr ganz befriedigen kann. Sic kann so allgemein hin weder Allem, waS unter dem Banner de- „Freisinn-" einhcrmarschirt. den Krieg erklären, noch Allem, waS sich conservativ nennt. Die officicile und ossiciöse Presse de- Herrn Eugen Richter überschüttet die Nalionattiberalen mit Verunglimpfungen und Feindseligkeiten — da- ist wahr. Nichtsdestoweniger ist eS Thatsacde, daß ein großer Theil der „freisinnigen" Partei dem radicalen Commando nur wider willig folgt. Dazu gehören alle Diejenigen, die nur durch augenblickliche Verstimmungen oder sozusagen au- Verlegen heit in die Gefolgschaft de» Herrn Richter gerathe» sind. Mau muß sreilich annehmen, daß die am meisten hervor- getrelenen Führer ihren Fehler nicht zugestehen und de-halb auch niemals zurückkehren werben; von den Geführten, von der großen Masse ist jedenfalls zu hoffen, daß sie bei geeig netem Anlaß den rechten Weg wiedersinden werden. Wäre e- da nicht Thorbeit von einer nüchtern rechnenden Partei, wenn sie mit allen diesen Elementen jede Fühlung zurnckwiese, wen» sie dieselben geradezu gewaltsam in die unbedingte Opposition triebe und darin festbielte? Mehr als traurig müßte inan e- doch nennen, wenn ein großer Theil derjenigen Volks schichten, die man vorzug-weise al» da» Bürgerldum bc» zeichnet, der positiven StaatSarbeit aus die Dauer scrnblicbc! Ans der anderen Seile kan» die Gehässigkeit, mit welcher die „Kreuzzeilung" die Nalionalliberalen befehdet, nicht »»beachtet bleiben. Aber Thatsacb« ist, daß die sogenannte Kreuzzeit,ing«. Partei zwar unter den Eonservaliven dermalen da- große Wort führt, in Wahrheit aber rin recht kleine» Häuslein zu ihren unbedingt Getreuen zählt. Ter Tag wird kommen, da die große Masse der gemäßigten Eonservaliven sich von diesem extremen Flügel wieder abscheidrt. Aber auch so lange die» nicht geschehen, ist die nationalliberale Partei nicht in der Lage, sich für den bevorstebenden Wahlkampf mit den „Frei sinnigen" gegen die Conservativcn schlechtweg zu verbünde». Man kan» unmöglich Tiejeuigeii auf Leben und Tod be kämpfen, mit denen man überzeugt ist. nach der so beiß an- gestrebten Gesundung unsere« Parteiwesen- positiv zusammen arbeiten zu müsse». Auch scheint un- schon unt» der gegen wärtigen Constellation vom nationalliberaleii Stanbpunctc au- ein gemäßigt Confcrvativer für die praktische» Ausgaben annehmbarer al- ein Radikaler Richler'scher Observanz. Wir erinnern nur an die Eisenbahn- und Kirchenpolitik. An- alledem ergicbt sich für die Nationalliberale» die einfache Wahlläktik. Im Allgemeinen rein selbstständiges Vorgehen, im Einzelnen ein wohlerwogene- eklektische- Verfahren." * In einigen Blättern finden sich bereits ganz genaue Angaben über denZeilpunct de- WirderzusaniinentrittS deS Reichstag«. Die Ofsiciösen versichern dagegen, Laß a» maßgebender Stelle hiervon nichts bekannt ist, einfach, weil »och keinerlei Beschluß gefaßt worden ist. Ebensowenig wie die Angaben über die Eröffnung der NeichStagSsessivn können die Mittheilungen über den Beginn der neuen Legislatur periode des preußischen Landtag« aus Zuverlässigkeit Anspruch machen. Auch in dieser Beziehung sind keinerlei befiuitive Dispositionen getroffen. * Die Generalversammlung der Katholiken, welche zur Zeit in Münster tagt, scheint sich in sehr kampflustiger Stimmung zu befinde». DaS bewies schon die Wahl de- bekannten Parlamentarier-I)r. Lieber zum ersten Präsidenten, eine- Manne-, der an ultramontaneiii Eifer unter allen seinen Gesinnungsgenossen hervorragt. Dem ent spricht denn auch der bisherige Verlauf der Sitzungen. Die Redner, insbesondere Herr von Schorlemcr-Alst. nahmen wieder eine ganz besonder» heftige Tonart an, und je energischer eine Kraststelle au-siel, um so stürmischer war der Beifall der Versaminlung. Ueberau- bezeichnend ist eS, daß mehrere Redner ausdrücklich die Rückberusung der Jesuiten forderten, wa» in der Versammlung die begeistertste Zu stimmung fand. Tie preußische LandlagSwahlbewegung >st damit von ultramontaner Seite würdig eingeleitet. Die „Kreuzzeitung" kann ihre Bundesgenossen wieder einmal von der schönsten Seite kennen lernen. * Ein katholischer Prediger hat, wie die „Kölnische Leitung" erfährt, die Stirn gehabt, in der Ansprache bei Selegenheit einer Glockenweihe in SaarlouiS seinem Bedauern darüber Ausdruck zu gebeu, daß SaarlouiS (welche- bekanntlich von Ludwig XIV. gebaut worden ist) eine deutsche Stadt geworden sei, wie der Grund und Boden, aus welchem sie steht. Aus Ludwig XIV., den Mann, der Deutschland zu erfleischen suchte, der das Elsaß raubte und eine halbe Million seiner LandeSkinder. Protestanten, über die Grenze trieb, öffentlich in einer deutschen Stadl rühmend hinzuweisen und gleichzeitig hcrvorzubeben, daß über der deutschen Stadt SaarlouiS nicht mehr .stolz und schirmend" die Tri kolore weht, da- ist stark, das ist, so bemerkt dazu die „Kölnische Zeitung", der ultramontane preußische Patriotismus. * Dem Senate der Freien und Hansestadt Hamburg ist von dem Slaatssecretair des Reichs-PostamtS I)r. von Stephan das nachstehende Dankschreiben mit Bezug auf den Besuch der Mitglieder der Internationalen Tele graphen-Conserenz in Hamburg zugegangen: Der Senat der Freien und Hansestadt Hai den der sreundlichen Einladung zum Besuch Hamburgs gesolglen Mitgliedern der Inter nationalen Telegravhen-Eonserenz einen wahlhalt glänzenden Ein vsang bereitet und in gastfreundlichster Weise für anregende Unlcr- Haltung und Bewirthung der Gäste gesorgt. Die unter der sach kundigen Führung de« Festem»»-- vor den Augen der Theilnehmer sich entrollende Pracht und fesselnde Eigenart der alledrwürdigen Hanse-« stadt, da- bewegte Bild de- von unzähligen Schiffen belebten stolzen Strome-, die Schönheit der Umgegend, deren Reiz da- prächtige Wetter noch erhöhte, vor Allem aber das herzliche Entgegenkommen der Be völkerung, die gcwinueude Liebenswürdigkeit der die Stadt der- tretende» Herren und der Glanz der umfassenden Vorbereitungen und Veranstaltungen, Alle- vereinigte sich, um die Theilnehmer in die angeregteste und fröhlichste Stimmung zu versetzen und darin zu erhalten. ES drängt mich, dem Senat der Freien und Hansestadt, zugleich namen- der Mitglieder der Internationalen Telegraphrn-Conserenz, für die ehrenvolle Ausnahme verbindlichst zu danken und der Empfindung Worte zu leiden, doh die schöne» Festtage in Deutsch lnnds mächtigster Handelsstadt Allen, denen e« vergönnt war, an dem AuSsluge Theil zu oehmen, unvergeßlich bleiben werden. (gez.) v. Stephau. ' Die „Nahezeitung", fortschrittliches Organ für da« Fürstentbum Birkenselv und die angrenzende» Bezirke, welche auck als „Neunkuchener Tageblatt" herausgegebcn wurde, kündigt an, daß sic mit dem 1. September nicht mehr er scheinen werde. * Gcneralliculeiiant v. Faber du Faur, dessen am 30. v. M. in Wilkbad erfolgten Tod wir gemeldet haben, wurde am 29. September I8lS zu Rastatt geboren und trat 1836 in wllrttembergische Militairdienste. 1867 erfolgte die Ernennung zum Major und zunächst in provisorischer Weise zum württembirgischen Militairbevollmächtigten in Berlin, in welcher Stellung er bi- zu seinem Tode verblieb. 1882 erfolgte v. Faber'S Ernennung zum Generallicutcnant. Der Verstorbene bat die beiden Feldzüge von l866 und 70/71 milgemacht. * An Stel e de« zum Oberlande-gericht-präsidenten in Königsberg i. Pr. ernannlen ScnatSpräsidenten v. Hol leben ist der ScnalSpräsideiit Tesscndorss vom OderlandeSgerichl in Naumburg au da« Berliner Kammergerickt versetzt worden. Präsident Tessendors ist eine den Berlinern wohl- bekannte Persönlichkeit, da er von t873—1879 erster Staat- anwall beini dortigen Stadtgericht war. 1862 wurde Herr Tcssendorsf Staal-anwalt-gehilse in Franlsnrt a. d. Over, 1864 StaatSanwalt in Burg nnd >867 Staat-anwalt bei dem Stadl- und KreiSgencht in Magdeburg, von ivo Ende l873 seine Versetzung nach Berlin erfolgte. Bei der Iustiz- organisation vom l. October 1878 schied Tessendors aus seinen Wunsch au- der Stellung al» Staat-anwalt a»S und wurde, waS als große Auszeichnung anzuseben war, Senats- Präsident in Königsberg in Pr., von wo er sich erst im vorigen Jahre nach Naumburg versetzen ließ. * ES scheint neuerding« wieder zweifelhaft geworden zu sein, ob die Auslösung de« vor Zanzibar concentrirten Geschwaders schon in nächster Zeit zu erwarten steht. ES ist nicht au-qescbloffen, kaß ein Kreuzer-Geschwader unter Befehl von Eommodore Paschen in die SUdsee geht; da gegen ist die Kreuzer-Fregatte „BiSmarck" mit dem zu kstiistigen Clief für die ostasiatische Station, Eontre Admiral Knorr, an Boro für die chinesischen Gewässer bestimmt. Ter bisherige Commandant de« „BiSmarck". Eapl. z. S. Karchcr, ist durch EabinetSordre vom 27. Auaust von dieser Stellung entbunden und Cavt. z. S. Kuhn, der bisher im Marine- Dcvarlement da- Decernat für AnSrüstungSsachen halte, z»>n Comniandauteu des genannteil Flaggschiffes ernannt. * Man schreibt u»S au- Brüssel vom 1. September: Ja der Antwerpener Vorstadt Bo rgerhont hat e- >:m Lemma; Abend eine wüste Prügelei zwischen Liberale» und «lerikalc» gcg.be». Die liberale Gesellschaft „BolkSboud" hatte im „K..ltr»ho>" em großes Fest veranstaltet, zu welchem sich 4—500 Personen ein- gesnnde» Hallen. Der Ball war i» vollem Gange, als gegen 9 Uhr eine Bande von 3—400 Mann, Mitglieder der größtcntheils aus Fleischern bestehenden kaiholischen Gesellschaft „Vrycel's Zonen" mit Slockhieben über die noch im Garte» befindlichen Festtheilnehmer herfiel. Die Tanzenden wurden durch die Saalsenster mit Streich- liolzbüchscn und Burgläsern boinbardirt, nachdem der Angriff aus die Eingangslhür von einer Anzahl Mitglieder mit Ersolg wiederhol! ab w« schlagen worden war. Gegen l l Ilhr war eS nicht mehr möglich Wider stand zu leiste». 2—300 Personen, meist Frauen und ttinder, konnten mit Leitern ein Nebenhaus erreichen; der Rest, der sich emcn Durch, gang durch die Angreifer erzwinge» wollte, wurde m abscheulicher Weise zugerichiet. Einige 40 Personen wurde» verwundet, darnnler etwa 10 sehr schwer; ein junger Man» liegt tödtüch verletzt in einem Nachbarhause. Trotz vorheriger Benachrichtigung der Polizei von Borgerhout waren nur zwei Beamie zur Stelle, die natürlich nichts ausrichien konnlen; sechs berittene Gendarinen erjchienrn erst gegen Morgen, als nicht mehr zu Helsen war. Die Aufregung in Antwerpen ist ungeheuer und die Presse fordert strengste Unter, suchuug. — In dem liberalen Städtchen Pvilippevtlle ist cs vorige Woche gleichfalls zu einem Zusammenstoß zwischen beiden Parteien gekommen. Eine ultrai»oiug»e Musikgesellschast wollte ein liberales Fest stören, mußte aber nach einer gehörigen Tracht Piügcl abziehen. Aus die Kunde von dem Borsall schritt die Geiiearincrie in so brutaler Weile ein, daß der Bürgermeister und zwei andere Personen verletzt wurden und eS leicht zu ernsteren Austritten hätte kommen können. * Am 10. September wird in Bern eine iilternativnale Conscrenz zum Schutze de« literarischen Eigcn- tbum- (UrbeberrecbtS) stattfiudcn. Mit der Sacke hat eS folgende Bewandtniß: Da die bestehenden internationalen Literarconventionen vielfach von emander abweicben. so trat die im Jahre 1876 gegründete internationale literarische Ge sellschaft aus ihrer Conferenz in Bern in, September Id83 der Frage näher, welche gemeinsamen Bestiminungen angesichts der Gesetzgebung der einzelnen Staaten und der völker rechtlichen Beziehungen zur Grundlage einer Vereinbarung über den internationalen Schutz de« literarischen Eigen- tbumS dienen könnten. Seilen« der genannten Gesell schaft wurde al«dann ein diesbezüglicher Entwurf aus gestellt und dem schweizerischen BundeSrathe zugcst-llk. In Folge dessen richtete der letztere unter dein 3. De- cember 1883 an aste civilisirte Staaten die Einladung, sich an einer diplomatischen Eonferenz zur Förderung einer Vereinbarung über deu inlcrnntwnalcn Schutz des lite rarischen und künstlerische» EigenthumS zu belbeilige». Die Conferenz wurde am 8. September 1884 in Bern eröffnet und es nahmen an derselben folgende Staaten Tbeil: Deutsch land, Oesterreich-Ungarn, Frankreich. England.Italien, Belgien, Schweben und Norwegen, Häith, die Niederlande und die Schweiz. Nachdem aus der Conferenz ein von den deutschen Vertretern (Geb. LegationSratk Reicharbl, Geh. Oberregie- rungSrath I)r. Meyer. Geh. Oberpostrath und Professor Ilr. Dambach) vorgelegtcS Fragcnschema, betreffend die Grund lagen, aus welchen die beabsichtigte internationale Verein barung zum Schutze de- Urheberrechts an Werken der Lite ratur und der Kunst auszubauen, in Berathnng gezogen und in seinen Hauplzügen als annehmbar erklärt worden, kam nach eingehenden Verhandlungen eine vorläufige Vereinbarung zu Stande. Inzwischen baden sich die Regierungen mit de:» betreffende» Entwurf einverstanden erklärt. Aus der bevor stehenden Eonferenz. zu welcher der schweizerische Bundeüralh die Regierungen bereits im April d. I. eingelade» bat, wird eS sich um definitive Gestaltung der Convention handeln. * Die Vorgänge, welche sich am 27. v. M. in Bar celona ereignet haben, geben — dortigen Privatnackrickten zufolge — den deutlichsten Beweis dafür, daß die Waffen, welche da- spanische Ministerium auS der Karolinen- Angelegenhei t zur Wiedererlangung seiner verlorenen Popularität für sich zu benutze» trachtete, sich nunmehr gegen die Urheber und deren Reguncnt selbst zu wenden beginnen. ES war ein gefährliches Unternehmen, m einer an sich rein eschästlich zu behandelnden Angelegenheit die Polksleide»- chasten wacüzuruscn. Nunmehr wird die spanische Regierung die Geister, welche sie muthwillig herausbeschworen hat, nicht wieder lcS. Hatte schon die Demonstration, die am 23. v. M. in Madrid in Scene gesetzt wurde, einen rein republikanisch- sranzösischen Charakter, so war derselbe noch mehr in der Kund gebung ausgeprägt, die sich wenige Tage daraus am 27. in Bar celona abspielle.Än derselben betheiliglen sich an l OO.OOOMenschen, welche sich vor dem RegierungSgedäudc versammelten unv auf demselben gewaltsam die spanische Fahne auszieben wollten; nian beschränkte sich nicht blvS aus vaS Zertrümmern der Fenster. Welche Elemente bei diesem Tumulte eine sübrende und einflußreiche Rolle zu übernclimcn gedachten, läßt sich am beste» daran- erkennen, daß die Thür des RegierungSpalasteS mit Petroleum besprengt wurde und man allen Ernstes daran ging. Feuer anzulegen. DaS Vorhaben konnte noch dadurch verhindert werden, daß der Gouverneur inzwischen Müitair ausgeboten hatte, welchem eS gelang, den Play zu säubern. Ist eS dabei auck nickt ohne Verwundete abgegangen, so bat dock das ernste Einschreiten der bewaffneten Macht die Ruhe in der Stadt wieberhcrgestellt. * ES liegt, wie vor einiger Zeit berichtet wurde, im Plane de- italienischen M ar inein in ister tumS, die zwei Divisionen der permanenlen italienischen Escadrc dem nächst ans drei zu vermehren, da in de» siciliscbcn Gewässern große SchifsSmanöver abgehallen werden solle». TaS Mini sterium wolle auS diesen bedeutende Portheile für die Beleh rung der Eommanvanten und Bemannungen ziehen nnd so würden diese Manöver im großartigsten Maßslabe ausgesühr! werben. Damit Alle- mit der größten Regelmäßigkeit vor gehe. wird in der Person de« Admiral- Saint - Von ein Schiedsrichter ausgestellt. E» würbe die- da« erste Mal sein, daß man ein so starke» unv zahlreiche« italie nisches EvolutionSgescbwaber zusammen operiren sieht. — Brieflichen Nachrichten au« Rom zufolge ist bisher im dortigen Ministerium de- Auswärtigen eine Bestätigung ver Meldung, daß ein italienische« Kriegsschiff Port Johne«, an der Westküste von Zanzibar, vccupirl habe, nicht ein getroffen. Auch geben die dein gegenwärtig in ven Gewässern von Zanzibar befindliche» Kriegsschiffe „Agostino Barberigo" seitens der Regierung ertheilten Instructionen dahin, lediglich
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