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Ottendorfer Zeitung. Die „Dttcndorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »»n Inseraten bis vormittag ,a Uhr. Inserate werden mit ,o Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be« sonderrm Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 79. Freitag, den 3. Juli 1903. 2. Jahrgang. Bekanntmachung. Zwecks Aufstellung des Ltsehchvcrjeichnisses 1903/4 wird den Interessenten anheim ge geben, bis 11. Juli 1903 sich in der Registratur des hiesigen Gemeindeamtes persönlich zu Melden. Später eingehende Meldungen bleiben unberücksichtigt. Ottendorf-Moritzdorf, am 29. Juni. 1903. Der Gemeinckevorstanck. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, 2. Juli 1803. re» Am kommenden Sonnabend begeht Herr Fabrikbesitzer Julius Werthschiitz in Cunners dorf das Fest des 25 jährigen Ehe- und Ge schäftsjubiläums, aus diesem Anlaß veranstaltet derselbe im Gasthof zu Cunnersdorf für sein Fabrikpersonal eine größere Festlichkeit. -v- Aus unseren Leserkreise ging uns Heu e folgende Mitteilung zu: Neinfall in Ungarn! Gleichwie Jenen mit der butter, welche aus Ungarn ob des billig offerierten Preises mit 10 M. bezogen wurde, aber ranzig, ungenieß bar und viel zu wenig gewogen hatte, erging es einem Cunnersdorfer Einwohner. Dieser forderte eine Gans inklusive Emballage von 10 M. franko Dresden für offerierten etwas niedrigeren Preis, und zwar unter der Beding ung, daß, wie auch die Offerte lautete, die Sendung bei „Nichtentsprechend" nach Öffnung retourniert werden dürfe. Das Packet kam an und da es unverzollt war, wurde es auf der Steuer geöffnet und was enthielt eS, 2 Enten Mit vollständig verdorbenen schon schwarz ge wordenen Fleisch. Dies Manöver ist den Ab sendern ja gehörig versalzen worden, auf jeden Fall tut man aber bester auf derartige billige Angebote nicht erst reinzufallen. — Die Frage, ob dem Gläubiger das Recht zustcht, den Gerichtsvollzieher bei der Zwangs vollstreckung in die Wohnung des Schuldners zu begleiten und darin zu verweilen, muß un bedingt bejaht werden. Die zur Beratung des Entwurfs der deutschen Zivilprozeßordnung iiiedergesetzte Justizkommission hat ausdrücklich anerkannt, daß der Gläubiger befugt sei, den Gerichtsvollzieher zu begleiten oder von einem Bevollmächtigten begleiten zu lasten, und zwar aus der Erwägung heraus, daß im Falle der Herausgabe einer bestimmten körperlichen Sache die Anwesenheit des Gläubigers häufig schon Wegen der Feststellung der Identität unentbehr lich ist und, wenn es sich um Zwangsvollstreck ung wegen einer Geldforderung handelt, gleich falls für den Gläubiger das lebhafteste Interesse vorliegt, beim Pfändungsakte zugegen zu sein und die Tätigkeit des Gerichtsvollziehers zu überwachen. — Gegenwärtig bilden Papierhüte eine Neuheit auf dem Gebiete der Kopfbedeckungen. Im Auslande, wo der Artikel schon längere Zeit verkauft wird, erfreut er sich großer Be liebtheit. Die Hüte haben das Aussehen feiner Etrohhüte und sind in Form — Panama — und Ausstattung sehr elegant. — Von jetzt ab werden einsitzige Motor- zweiräder im Gewichte bis zu 60 Kilogramm, deren Brennstoffbehälter mit Ablaßhähnen ver sehen und entleert sind, wieder zu den Reise- bcdürfnisten gerechnet und demnach auf Gepäck schein befördert. Voraussetzung ist aber hierbei, daß solche Räder unzweifelhaft zum persönlichen Gebrauche des Gepäckaufgebers dienen und Nicht Gegenstände des kaufmännischen Verkehrs bilden. Zur Frachtberechnung wird als Normal gewicht 50 Kilogramm angenommen. Die Neuerung gilt für das Bereich der deutschen Bahnen. Dresden. Der des Raubmordes an dem Baugewerkenschüler Fritz Schubarth beschuldigte Kutscher Grellmann ist trotz der ihn schwer be lastenden Momente nach immer nicht geständig. Es hat sich jetzt der Verdacht geregt, daß Grell mann auch eine andere Bluttat geplant habe Er ließ sich angeblich wiederholt an Sonnabenden freigebrn und lauerte in der Nähe deü mitten in Feldern gelegenen Chaussiehauses dem Kassenboten der Dresdner Baugesellschaft auf. Dieser sprach ihm seine Verwunderung darüber aus, daß er ihn an derselben Stelle schon das zweite Mal antreffe. Grellmann versuchte den Kastenboten mit dem Vorgeben, daß er im nahen Rapsfelde seltene Pflanzen gesehen habe, feldeinwärts zu locken. Der Bote schöpfte je doch Verdacht und entging so dem Verhängnis. Da die gestohlenen 850 M., die der Ermordete bei sich geführt, noch nicht gefunden worden sind, werden zur Zeit an verschiedenen Stellen emsig Nachforschungen nach dem Gelbe an gestellt. — Im Plauenschen Grunde in der Nähe der Garnisonsmühle machte ein Arbeiter am Dienstag abend einen Angriff auf ein 16jähnges Fabrikmädchen. Drei Militärmüller hatten den Vorgang beobachtet, überwältigten den Burschen und übergaben ihn der Polizei. — Infolge ungünstigen Wasserstandes er höhten die Eibsch.ffahrtgesellschaften den Zucker frachtsatz Aussig-Hamburg um 10 Pf. Großenhain. Der Urheber des am 24. Mai bei Drebkau stattgefundenen Eisenbahnunglücks ist Mitte voriger Woche durch einen Berliner Kriminalbeamten, der seit längerer Zeit in dieser Angelegenheit tätig war, in dem 25 Jahre alten unverheirateten Zimmergesellen Friedrich Jägel aus Nasckow im Kreise Calau ermittelt und dem Cottbuser Untersuchungsgefängnis zu geführt worden. I. war am Tage des Un glücks itt Domsdorf beschäftigt. Nach dem Richtschmaus entfernte er sich nach seinem Heimatsdorfe und passierte dabei die Bahnstrecke, ist aber bald nach Domsdorf zurückgekehrt. Als um 1/2 n Uhr das Unglück geschah uick die Bewohner des nahen Domsdorf auf die Hilferufe der Verunglückten herbeieilten, hat sich I. gleichgiltig verhalten. Dieses Gebühren gab den ersten Anhalt zu seiner Verhaftung. Am Mittwoch ist er dem Lokomotivführer des Zuges Cottbus-Großenhain gegenübergestellt worden und soll gleich beim ersten Verhör eingestanden haben, daß er das Unglück verschuldet hat. Die Polizei hat sein Vermögen mit Beschlag belegt. I. ist Alkoholist, nach anderer Annahme soll er als ordentlicher Mensch bekannt sein. Auf die Ergreifung des Attentäters waren 2000 Mark Belohnung ausgesetzt. — Gestern vormittag gingen in der Nähe der Kasernen an der Albertstruße die Pferde eines auswärtigen Geschirrs, auf dem zwei Frauen saßen, durch. Die beiden Frauen wurden herausgeschleudert, glücklicherweise ohne Schaden zu nehmen. Der Vorfall lief über haupt glücklich ab, nur der Wagen war etwas beschädigt. — Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich am Dienstag vormittag in Schönborn. Der bei dem Gutsbesitzer Schneider daselbst be dienstete Knecht fuhr eine Jauchenrolle nach dem Felde, wobei die Pferde, wahrscheinlich vor einem aufspringenden Hasen, scheu wurden und durchgingen. Der Knecht stürzte vom Wagen und kam so unglücklich unter die Näder des selben zu liegen, daß ihm der Unterkiefer zer schmettert, auch ein Ohr fast gänzlich vom Kopfe getrennt wurde. Bewußtlos wurde der Knecht aufgehoben und sofort ärztliche Hilfe aus Ortrand geholt. Der Arzt ordnete die Überführung des Verletzten nach dem hiesigen Krankenhause an. Erst abends kehrte bei dem Verunglückten das Bewußtsein zurück. Löbsal. Am 29. Juni um Mittag ent stand in Abteilung 71 des fiskalischen Golk- valdes, direkt am Wege von Naundörfel nach per, ein jedenfalls durch unvorsichtiges Ge- lahren mit Zündhölzchen verursachter Wald brand. Schnell hinzukommende Hilfe, der alte Hochbestand, Windstille und günstige Luftricht ung verhinderten eine weitere Ausdehnung, so daß dem Elemente nur etwa 800 bis 1000 Quadratmeter Gestrüpp zum Opfer fielen. In der etwa 50 Meter davon entfernten Fichten- chonung hätte das Feuer reichliche Nahrung gefunden. Blochwitz. Der 12 jährige Sohn des Guts- lesitzers Quasdorf hierselbst hatte Schoten des Goldregens gegessen. Er erkrankte hierauf so schwer, daß ärztliche Kunst vergeblich bemüht war, sein Leben zu retten. Der hoffnungsvolle Knabe starb zum schweren Leid der Eltern, denen man allseitige Teilnahme entgegenbringt. Mühlberg a. d. E. Am Dienstag mittag pielte ein 3 jähriger Knabe mit mehreren Ge ährten auf dem Landungsstege eines im hie- igen Elbhafen ausladenden Schiffes- Dabei kürzte der Knabe kopfüber vom Stege herab und verschwand in den Fluten. Ein 15 Jahre alter Fischerlehrling sprang sofort dem ver unglückten Knaben nach und es gelang ihm auch, denselben zu retten. Borna. Auf der Straße zwischen Lobstädt und Kieritzsch sind die Radfahrer Maurerpolier Wehefritz und Bergarbeiter Küster aus Witznitz am Montag abend beim Überholen eines Ge- chirrs in einen ihnen entgegenkommenden Landauer gefahren. Die beiden Verunglückten wurden nach dem hiesigen Krankenhause ver- wacht, wo Küster, der schwere Verletzungen er litten hatte, verstarb. Steina bei Waldheim. In der Kammer einer 18 Jahre alten Magd des Gutsbesitzers Ullrich wurde der Leichnam eines neugeborenen Kindes aufgefunden. Ob Mord vorliegt, konnte noch nicht nachgewiesen werden. Das Mädchen wurde verhaftet. Bautzen. Am Sonntag früh hat sich bei Singwitz in der Nähe der sogenannten Äpfel schenke der Soldat Brandt der hiesigen Garnison von dem Personenzug 783, von Wilthen nach hier verkehrend, überfahren lasten. Der Kopf war vom Rumpfe getrennt und lag neben dem Gleise. Es liegt unzweifelhaft Selbstmord vor. Mütze und Seitengewehr hatte er an der Bösch ung abgelegt. — Der gegen den Soldaten Streck der 8- Kompagnie des Infanterie-Regiments in Bautzen erlassene Steckbrief hat seine Erledig ung gefunden. Mutzschen. Seit Sonnabend ist der Be trieb auf dem „Floraschacht" im Ragewitzer Braunkohlenwerke wieder in vollem Umfange ausgenommen worden, nachdem er ein Jahr und zwei Wochen geruht hat. Der Förderturm war am 15 Juni 1902 durch Selbstentzündung ausgebrannt und später durch Pioniere nieder gelegt worden. Der neue Förderturm und Luftschacht find ganz aus Eisen und Stein er baut worden. Schmiedeberg bei Dippoldiswalde. Der seinerzeit spurlos verschwundene vormalige Eisen werksarbeiter Apelt, welcher Ende März an der Tochter eines hiesigen Einwohners ein Revolver attentat verübte, wurde in einem Dickicht im sogenannten langen Grunde unweit der „Busch mühle" erhängt aufgefunden. Der Leichnam war bereits derart in Verwesung übergegangen, daß er an Ort und Stelle vergraben werden mußte. Crimmitschau. Aufgehalten auf ihrer Fahrt nach Hamburg wurden hier drei 16jährige Burschen aus Werdau. Sie wollten sich als Schiffsjungen anwerben lasten. Eibenstock. Der Export aus dem hiesigen Konsularbezirk nach dem Vereinigten Staaten von Nordamerika belief sich für das Fiskaljahr auf 8163 627 M. 86 Pf. Eibenberg i. E. Ein bedenklicher Unfal ereignete sich hier bei einem Schülerkonzert. Das Podium, auf dem die zahlreiche Sänger- char und der Lehrer standen, brach zusammen und begrub Lehrer und Schüler unter den Trümmern. Viele Kinder trugen Verletzungen davon. Das Konzert mußte abgebrochen werden. Zwickau. Auf Grube „Neue Hoffnung" in Weinbach wurde ein 1 Meter breiter silber- reicher Erzgang entdeckt. — Aus Anlaß des lönigsbesuchs bleiben am 7. und 8. Juli die höheren und mittleren Lehranstalten geschloffen. Plauen. Der bei der hiesigen Stadtbau verwaltung beschäftigte etwa 20 Jahre alte Kopist Walther Leonhardt hat rund 1200 M. unterschlagen. Der junge Mann hatte eine von einer Anzahl Ratsbeamten freiwillig gegründete Reisekasse, in welcher die Beamten Geldbeträge zu einer Ferienreise sparten, schon seit längerer Zeit zu verwalten. Das in ihn gesetzte Ver- cauen hat Leonhardt getäuscht. Manche Be amte sind um Ersparnisse von 120 M., 60 M., 50 M. usw. gebracht worden. Diese Tatsache ist um so bedauerlicher, als viele der davon retroffenen jüngeren Beamten dadurch um ihre Ferienfreude gekommen sind. Leonhardt ist tüchtig geworden. Plauen i. V. Die Ausschreitungen der siesigen streikenden Maurer haben infolge der schärferen polizeilichen Maßregeln nachgelaffen. Der Maurerstreik beherrscht nach wie vor das Stadtbild. Dienstag nachmittag hielten 107 Baugeschäftsinhaber eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, nicht nachzugeben und die Forderungen nicht zu bewilligen. Noch in später Abendstunde begab sich eine Deputation der Arbeitgeber zu Herrn Oberbürgermeister Dr. Schmid und forderte größeren Schutz der arg ledrohten Arbeitswilligen. Die ganze Lage ist immer noch sehr ernst. Auch die Bauhand- arbeiter — 500 Personen — beschlossen mit großer Majorität, den Streik abzulehnen. — Am Dienstag gegen halb 1 Uhr früh wurde der Bahnhof polizeilich geschloffen. Vormittag war die Belagerung des Bahnhofs wiederum groß. Der ganze Bahnhofsraum und die Straßen sind von Polizeiposten besetzt, welch« die Streikenden zurückdrängen. Zum Bahn hof selbst hat nur derjenige Zutritt, der sich durch Fahrkarte oder sonstwie ausweiscn kann. — Eine neuere Meldung lautet: Die Streikenden unternahmen am Mittwoch tätliche Angriffe auf Arbeitswillige. Bei den Ausschreitungen wurde eine Anzahl streikende Maurer verhaftet. In der Ostvorstadt entstanden große Tumulte. Die Polizei hält die Zugangswege zum Bahnhofe besetzt. — Dem „Vogtl. Anz." zufolge sind gestern nachmittag durch Großfeuer in der Reichen bacher Straße 5 Häuser zerstört worden. Der Schaden ist beträchtlich. Als Entslehungsursache wird Selbstentzündung angenommen. Menschen leben sind nicht verloren. Markneukirchen i. V. Wüste Szenen ereigneten sich hier am Sonntag in der Graupnerschen Ziegelei. Ein 24jähriger Ziegel träger stach einem jungen Manne ein Taschen messer in die Schulterhöhle; ein anderer Ar* heiter schlug mit der Schaufel auf seinen Ar beitsgenosten ein. Die Betroffenen sind schwer verletzt. Am Abend wurden die Burschen ver haftet. Bad-Elster i. V. Von Graslitz trafen am Sonnabend mehrere Schulkinder, zwei Lehrer und ein Geistlicher zum Besuche hier ein und marschierten nach der Albert-Parkvilla über die zwischen der Schiller- und Parkstraße führende sogenannte Kettenbrücke. Ünter der Brücke fließt der Bärenloher Bach, der zur Zeit des Unfalls keinen hohen Wasterstand hatte. Als sich Schüler, Lehrer und der Geist liche mitten auf der Brücke befanden, gab sie nach und alle stürzten in die Tiefe. Einige Schüler erlitten Verletzungen, die anderen kamen besser davon. Die Brücke wurde vor etwa 20 Jahren gebaut.