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Mrs. Ltlao. inne. Erscheint jeden Wochentag Abends'/,? Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., j zweimonatlich 1 M. 50 Pf. und einmonatlich 75 Pf. s. ge. ie beim B«- und Vaters n soinow m2 plötr- sr guter gervater, 088N I8»snsn. 4 Ubr, muss. »8, en werde» »alsbrütk. rstag Nach- aus statt. t885. laffenen. hme, rsjahr, was n zur Nach- ilM. mt, virä - Uw 3. Juni im !ullts. tl 1885. Ken, 6eowet«r. I«. aach Llägign ter, Bruder, ionirte Berg- 10,« 8,« «R. Schulwesens Rücksprache gehalten, hat er an die Bundesregierungen vertraulich die Bitte um Auskunft darüber gerichtet, ob nach Lage der dortigen Verhältnisse die von ihm in Aussicht ge nommene Art der Verwendung zweckentsprechend erscheine. Von den meisten Regierungen ist darauf eine bejahende Ant wort eingegangen und nur von einer Seite ist der Wunsch geäußert worden, es möchten neben den Kandidaten des höheren Lehrfachs auch solche Studirende der Philologie unterstützt werden, welche durch ihr Reifezeugniß eine ausgezeichnete Befähigung für das Lehrfach nachzuweisen vermögen. Be züglich der zu berücksichtigenden Gesichtspunkte wird in mehreren Antwortschreiben ausgeführt, daß es sich empfehlen möchte, die Unterstützung nicht sowohl zum Lebensunterhalt, als viel mehr zur weiteren Ausbildung bez. zu Reisestipendien zu ge währen. — Dasselbe Blatt theilt mit, die oberschlesischen Gruben- und Hüttenarbeiter hätten in einer Petition an den Fürsten Bismarck den dringenden Wunsch ausgesprochen, von der Konkurrenz der russisch-polnischen Arbeiter befreit zu werden, welche täglich über die Grenze kommen und in preußischen Bergwerken Arbeit erhalten. Die Petenten protestiren gegen die freie Zulassung dieser Leute, die in Rußland wohlfeiler leben, als der preußische Arbeiter, weniger Abgaben zu tragen haben und folgeweise für einen geringeren Lohn zu arbeiten in der Lage sind. Die mit den Verhältnissen vertraute „Schlesische Zeitung" berichtete vor Kurzem, daß die Gruben Scharley etwa 100, Blcischarley etwa 260, Neue Helene etwa 40, Cäcilie etwa 220, Wilhelmsglück etwa 60 täglich zur Schicht kommende, jenseits der deutsch-russischen Grenze wohnende Arbeiter beschästigen. In der Konsequenz unserer Wirtschaftspolitik, meint nun die „Norddeutfche", liege es, daß derartigen Einbrüchen fremder Arbeiter in den Arbeits markt vorgebeugt, daß die nationale Arbeit gegen die unter bevorzugten Bedingungen auftretende auSländifche Konkurrenz geschützt werde, und schon mit Rücksicht hierauf seien die neuer dings von der preußischen Regierung verfügten Ausweisungen russischer Staatsangehöriger als eine heilsame Maßregel freudig zu begrüßen. Ihr Hauptwerth bestehe freilich darin, daß sie mg. «gen der nhos sollen achmittags s zu Grch gebenden jet werden, beim Zu. Tagesschau. Freiberg, den 2. Juni. In Anerkennung der Leistungen des westafrikanischen Ge schwaders hat der deutsche Kaiser befohlen, daß vierund zwanzig Stunden hindurch der Doppelposten vor dem kaiser lichen Palais in Berlin von Mannschaften der bei dem Kampf am Kamerunflusse hervorragend betheiligten Kreuzerkorvette „Olga" gestellt werde. Demzufolge begiebt sich eine Wacht- abtheilung dieses Schiffes (ein Obermaat und acht Mann) unter Führung des Sekondelieutenants des Seebataillons, von Etzel, unverzüglich nach Berlin. — Der Kaiser litt in den letzten Tagen, wie der „Reichsanzeiger" mittheilt, an erneuter Reizung des Halses, die indeß in gleicher Weise wie die übrigen Krankheitserscheinungen nach einer guten Nacht wesentlich ver mindert ist. Das allgemeine Befinden beginnt sich zu heben, ist indeß nicht derart, daß der greise Monarch das Zimmer verlassen kann. — Das aus Sigmaringen vom 1. d. Mts. datirte neueste Bulletin über das Befinden des schwer erkrankten Fürsten von Hohenzollern lautet: „Die Nacht war verhältniß- mäßig ruhig, Se. König!. Hoheit haben gestern öfter Nahrung zu sich genommen, sind daher heute weniger schwach." Die westafrikanische Dampferlime der Hamburger Firma C. Woermann ist an eine neuerrtchtete Aktiengesellschaft über gegangen, welche die vorhandenm fünf Dampfer zu 2 300000 Mark übernimmt und noch drei neue Dampfer anschaffl, über deren Bau mit den deutschen Werften verhandelt wird. DaS Betriebskapital von drei Millionen ist fest übernommen, die Aktien kommen nicht an die Börse; daneben ist beabsichtigt, eine Prioritätsanleihe von einer Million Mark aufzunehmen. Theilnehmer der neuen Aktiengesellschaft sind außer C- Woer mann die Firmen August Bolten, John Berenburg Goßler, F. Laeiß, Theodor Wille. Schon vor längerer Zeit wies die „Nordd. Allg. Ztg." daraus hin, daß der Reichskanzler den Ertrag der BiSmarck- Spende zu einer Stiftung für Kandidaten des Lehrfaches zu verwenden beabsichtige. Wie aber das offiziöse Blatt neuer dings auseinandersetzt, ist der Andrang zu dem philologischen Studium in den letzten Jahren ein so großer geworden, daß es nicht nützlich scheint, durch Gründung von Stipendien für Studenten einen weiteren Anreiz zu demselben zu schaffen. Mit Rücksicht hierauf soll sich der Reichskanzler entschlossen haben, nur solche Kandidaten des Lehrfaches aus der fraglichen Stiftung zu unterstützen, welche ihre Studienzeit schon absolvirt, aber noch keine Stellung mit auskömmlichem Gehalt erlangt haben. Außerdem ist in Aussicht genommen, angestellten Lehrern Beihilfe« zum Zweck der Erziehung ihrer Kinder zu gewähren. Nachdem der Reichskanzler mit Autoritäten auf dem Gebiete des preußischen ienstas, />9 Uhr, bim. D.V? In ihren großen Männern ehrt sich eine Nation selbst am meisten. Niemand kann verkennen, daß Viktor Hugo das treueste Spiegelbild des zeitgenössischen französischen Volkes war, für welches selbst die hohle blendende Phrase, die Verkennung fremden Werthes, der krasse Naturalismus und andere Schwächen, die uns Deutschen den Genuß an Viktor Hugo's Werken verleideten, nur als nationale Eigen- thümlichkeiten gelten konnten. Frankreich hat seinen großen Dichter nicht erst im Tode geehrt, seine Werke vielmehr schon bei seinem Leben anerkannt und nicht nur in Leih bibliotheken gelesen. Die Entrüstung, mit welcher viele deutsche Zeitungen kürzlich über ein in Norddeutschland erscheinendes Czechenblatt herfielen, weil es die böhmische Dankbarkeit gegen die czechischen schriftstellerischen Größen mit den Lebenserfahrungen deutscher Literaturgrößen ver glich, war leider unberechtigt. Wir haben der Westminster- abtei Londons, dem Pantheon zu Paris und der Kirche Santa. Orooo in Florenz nur die beiden selten besuchten Dichtergräber in der Fürstengruft zu Weimar entgegenzustellen und die Masse des deutschen Volkes lernte ihre Klassiker erst in Groschen- und Zwanzigpfennig-Ausgaben kennen und schätzen. Das ist eine herbe aber nützliche -Wahrheit, die um so mehr Beherzigung verdient, als wir nur auf Stunden die böhmische Grenze zu überschreiten brauchen, um zu er fahren, daß es gerade die durch Luther, Lessing, Göthe und Schiller veredelte Sprache ist, die um das ganze deutsche Volk das mächtigste und herrlichste nationale Band schlingt. Das Grab im Pantheon. In dem antiken Kuppeltempel auf der ansteigenden Höhe der Rue Soufflot in Paris, auf dessen Giebelfelde über dem gestaltenreichen Relief die Worte stehen: „Den großen Männern das dankbare Vaterland" sind an dem gestrigen Montage die sterblichen Reste des großen nationalen Dichters Viktor Hugo beigesetzt worden, wo vorübergehend Frankreichs berühmte Philosophen Jeon Jacques Rousseau und Voltaire eine Ruhestätte fanden. Es war auch an einem Montag und an einem Junitage im Jahre 1791, als die Leiche Voltaire's unter großem Gepränge aus der Abtei von Scelliores nach der zum Pantheon verwandelten Genoveva-Kirche gebracht wurde, die von dieser Stunde bis zum Jahre 1822 dem Gottesdienst entzogen blieb. Von den frommen Bourbonen den kirchlichen Zwecken zurück gegeben, von der Juliregierung wieder zum Pantheon ge macht, 1851 abermals von Louis Napoleon zur Genoveva- kirche geweiht, hat das Gebäude am Freitag auf Anordnung des republikanischen Ministeriums Brisson-Freycinct-Goblet aufs Neue seinen kirchlichen Charakter eingebüßt, eine Wandelbarkeit, die völlig derjenigen des ganzen französischen Staatsgebäudes ähnelt. Am Freitag, als das Kreuz von der Vorderseite des Pantheons herabgenommen wurde, kam es unter den massenhaft herbeigeströmten Zuschauern wiederholt zu Händeln zwischen Radikalen und Kirchlich gesinnten. Ein Priester, welcher auf offenem Platze in einer schwungvollen Rede gegen den Verweltlichungsakt losdonnerte, wurde festgenommen. Da auch sämmtliche Polizeiwachen in der ganzen Umgegend des Pantheons verdoppelt wurden, kam es zu keinen ernsten Ruhestörungen. Ebenso verlief die Ueberführung der Leiche Viktor Hugo's nach dem Katafalk unter dem Triumphbogen auf der Place de l'Etoile ohne jede Unruhe, trotzdem eine unabsehbare Menschenmenge dem ernsten Schauspiel bewohnte und sich an dem Katafalk vorüberbewegte. Weder die Klerikalen noch die Anarchisten haben es vermocht, die Trauerfeier am Sonntag und Montag zu stören oder für ihre politischen Demonstrationen zu ver- werthen. So empört die Klerikalen darüber sind, daß die republikanische Regierung das Pantheon seines kirchlichen Charakters entkleidete und der Bestimmung zurückgab, die letzten Reste der großen Männer Frankreichs aufzunehmen, wagten sie dennoch keine größere feindliche Kundgebung. Ebensowenig fühlten sich die Anarchisten veranlaßt, die vermessenen Drohungen auszuführen, die sie bei der Nach richt ausgestoßen hatten, daß bei dem Leichenbegängniß Viktor Hugo's keine andere Fahne als die nationale oder solche einer fremden Nation zugelassen würde. Beide regierungsfeindliche Parteien verstummten vor der allge meinen, den Dianen des großen nationalen Dichters ge zollten Bewunderung, und ließen sich ebenso von der begeister ten Stimmung der Volksmassen wie von den regierungs seitig getroffenen großartigen Vorkehrungen imponiren. Bei dem wahrhaft nationalen Begräbniß Viktor Hugo's spielte nicht nur der offizielle Apparat in umfassendster Weise, selbst auch in dem ärmlichsten Stübchen regte sich die Theilnahme für den großen Dahingeschiedenen, dem es wiederholt gelungen ist, der tiefsten Erregung des französischen Volkes ein echt künstlerisches Gepräge zu ver leihen. Durch und durch Franzose und deshalb auch nichts weniger als em prinzipientreuer Politiker, gab Viktor Hugo in drei verschiedenen politisch bedeutsamen Perioden der nationalen Stimmung den beredtesten Ausdruck. Ursprüng lich Legitimist, half er durch den leidenschaftlichen Zug ver schiedener Dramen die Julirevolution vorbereiten, brand markte im republikanischen Sinne den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 durch das berühmte Pamphlet „Napoleon der Kleine" und schuf schließlich in seinem Roman „Die Elenden" eine Schilderung des Proletarierthums, durch welche Vielen erst die volle Tragweite der sozialen Frage klar geworden ist. Trotzdem haben weder die Sozialisten noch die Anarchisten ein Recht, Viktor Hugo als ihren Parteigenossen zu erklären. Im besten Sinne Volksmunn, lieferte er in folgenden an Alfred Barbou gerichteten Worten eine klare Erläuterung seiner Bestrebungen: „Wie immer das Urtheil beschaffen sein wird, das man über mich fällt, ich bin ruhig. Mein literarisches Streben, mein politisches Streben, meine sozialen Bestrebungen bilden dreierlei An strengungen zum Guten. Niemals war ich gegen etwas Anderes im Zorn, als gegen das Böse. Wir sind mit allen Jenen, die vom Wunsche erfüllt sind, die Leiden der Menschheit verringert zu sehen. Wie verschieden die Außen seite sein mag, der Grund, der Fortschritt ist immer derselbe." isch, spater iratwurfi :t ergebens! iastwuth. lebe kn» so. Ein so hochbegnadeter Geist, der am Ausgang eines erfahrungs-und ruhmreichen Lebens ein solches Bekenntniß ablegt, verdient die Anerkennung aller Kreise. Thatsächlich ießen sich nur wenige der Würdenträger der französischen Republik die Ehre nehmen, den Hingeschiedenen zur letzten Stätte zu geleiten und selbst Gegner des Liberalismus und )er Aufklärung konnten sich dem allgemeinen, fast unwider- tehlichen Zuge nicht verschließen. Üm Handel und Wandel sicht zu stören, war der Montag nicht zum Ruhetag er- lärt worden und um einzelne feindselige Kundgebungen zu verhüten, wurden sämmtliche Pariser Truppen, so wett die- elben nicht an der Feier theil nahmen, in den Kasernen icreit gehalten. Der Trauerzug verlief in folgender Weise: Der Platz bei dem Triumphbogen und alle dorthin ührenden Straßen waren mit dichten Menschenmassen ge ulkt, durch welche der Trauerzug sich nach dem festgesetzten Programm bewegte. An dem Katafalk feierte als erster Redner der Senatspräsident Leroyer den Dahinaeschiedenen als einen Mann, welcher unausgesetzt die höchsten Ideale der Gerechtigkeit und der Humanität verfolgt und einen gewaltigen Emfluß auf die Moral Frankreichs ausgeübt habe. Der Präsident der Deputirtenkammer Floquet be tonte sodann, daß sich's nicht um ein feierliches Seichen- begräbniß, sondern um eine Apotheose des Verstorbenen handele. Er bezeichnete Viktor Hugo als einen Apostel, dessen über das Grab hinaus dauernden Worte zum defini tiven Erringen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit der ganzen Welt führen würden. Als dritter offizieller Redner sagte der Akademiker Augier, Frankreich erweise einem Dichterfürsten die Ehren, wie sie Souveränen zu kommen. Hierauf bemerkte der Unterrichtsminister Goblet, Viktor Hugo werde eine erhabene Personifikation dieses Jahrhunderts bleiben, dessen Geschichte Widersprüche, Zweifel, Gedanken und Bestrebungen er am besten zum Ausdruck gebracht habe. Er sei ein tief menschenfreundlicher Charak ter gewesen, der den Geist der Duldung und des Friedens unter den Mitbürgern repräsentirte. Nur die Rede des Präsidenten des Pariser Gemeinderaths, Michelin, der am Katafalk des Dichterfürsten die Wiedereinführung der kom munalen Autonomie verlangte, rief Bekundungen des Miß fallens hervor. Darauf setzte sich der fast endlose Zug mit dem Sarge in Bewegung und traf um 2*/, Uhr Nach mittags die Spitze des Zuges am Pantheon ein, während die letzten Abtheilungen erst zwei Stunden später den Triumphbogen verlassen konnten. Im Zuge waren zwölf Wagen mit Kränzen, außerdem wurden 800 Kränze von ver schiedenen Delegationen getragen. Um 4 Uhr fand die Ein senkuna des Sarges statt, an dem noch 15 Redner sprachen. Das Defiliren der Theilnehmer des Zuges, der ohne jeden störenden Zwischenfall verlief, währte bis 7 Uhr Abends. Etwa 15 rothe oder schwarze Fahnen, welche von revolu tionären Vereinen oder von Freidenkervereinen getragen wurden, sind noch vor Beginn der Beerdigungsfeierlichkeiten in der Gegend des Bois de Bologne von der Polizei fort genommen und widerstandslos zerrissen worden, ohne daß die Volksmenge davon Notiz nahm. 38. Jahrgang. > u , , I Inserate werden b,s Vormittag 11 Uhr angenom-I Mittwoch, den 3. Juni. "ndb^t^P^ür^ 1885 und Tageblatt. " Amtsblatt für die königliche» und städtischen Behörden zn Freiberg und Brand Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg.