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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-08
- Tag 1885-08-18
-
Monat
1885-08
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1885
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Erscheint täglich stütz e»/, Uhr. Nedactioa und Lrpkdition Iodannesqusse 8. Aprrchllun-tn Lrr Akdarlioll: Lormittags 10 -12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Udr. 45V» die NUL-av« eu»t«i»ndler N»nu<crl»t« t»r ßi«»L«n»» aickl »ndlnrlch. Annahme »er skr hie nichftksl««»»» An««er bcstimmle» Inierare an vachriiraaeu »>« 3 Uhr Aachmina««. an G«»n- »utz Festtage» früh b>»' ,S Uhr. 2» örn Filialen ior 3ns.-.Xn»atz»e: Lira kUrmin, Universliät-itrahe 1. LouiS Lsichc, Kalharinenstr. 23, p. »ur b>» '/,3 Uhr. rimMr.TugMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nuflage IS.IV0. ^danne»rnt»»rns vienels. 4'/, MN. incl. Bringenohn 5 Mt. durch die Paft drzogeo 6 Mt. Jede einzelne Nummer 2V Hs. Belegexemplar 10 Ps. Bebüdren rür Extrabeilage» <iu laqevlan-?sormar gesalil) ahne Lostbeiörderung 3S Mt. «It Poftbesorderung 48 Mt. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere schristea lauf nni. Bre>«mrzeuh»ch. ladcllarischer u. Ziffer,na, null, HS Herrn larij. Urrlamrii unter dem Redactivn-strich di«4g«s»alt. Zeile 50 Ps.. vor den Familiennichrichten die ügelpalteiie Zeile 40 Ps. Jaieraie sind >l,f» an die Gxpel»tti«n zn ieaden. — Rabatt wird Nicht gegevea. Zahlung prueunm'-rawio oder dura, Post- oocunaittue. 230. Dien-tag den 18. August 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Ttzeil. Vekaimtmachimg. von dem Unterzeichneten Armenamle sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgasse Nr 7) Mittwoch, den Rst. August ». «. BorrutttagS von 8 Uhr a» eiue Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel. Hau-« »ndKüchengeräthe, Bellen und vergleichen mehr meist bietend versteigert werden. Leipzig, de» 13. August 1883. Da- Arnienawt. Winter. Iunghähnel. Zuction. Tsn»er»ta«, de» 2». August vormittag» Ist Ndr sollen im Hoie de« alten IohanntSdospitals, Hoepttalstraßk Nr. 1, »»et Pscrdc de« siiivllschrn MarftalieS an den Meistbietenden, gegen sofortig« Beznl nöffentlich versteigert werden. Lonstige Bedingungen werden vor der Auktion bekannt gegeben. Leipzig, den 12. August 1885 Des Ruths Vrkanomtc-Impecttoli. Viebüahls-Veliannlmachung. Gestohlen wurden a'Itner eritalterer Anzeige zufolge: 1) Hin Mannojacket von dunkelblauem Stoff, mit schwarzem Futter, einer Reihe kleiner schwarzer Hornknöpse, ohne Schooßtaschen, au« einer Wohnung in Nr. ü der Klostergasse. am b. dst. Ml«., 2) ein Paar neue Herreiipramenavenlchuhe mit Bummiein- sätzen, au« einem «eichLsl«Iocale ia Nr. 6 der Reich-straße, am 8. ds«. MlS.; 3) ein mittelgroßer, zweiräderiger. grüngestrichener Ha»d»age«, von einem Platze an der Harkortstraße, in der Zeit vom 8. bi« 10. »>«. Mt«. ; 4) e,n ichwarzlederne« Geldtäschchen mit vernickeltem Bügel, enthaltend ft Mark 71 Psruiiigr, au« dem Sophienbode, am 8. dsr. MlS.: 5) eine silberne -ylindernhr mit Sekundenzeiger und geriester Rückseite mit wappenähnlichem Schildchen, nebst zweisträngiger Lalmikettc, an« einer Wohnung in Nr. 23 der Bayerischen Straße, am 11. ds«. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Dhäter sind ungesäumt bei unserer Criminal. Abibeilung zur Anzeige zu brinaen. Leipzig, am 17. August 1885. Da» Paltzei-klmt »er Stadt Let»»tg. Bretschneider. vr. S. Siichtamtlicher Ttzetl. Sie Zustande in Spanien. * Die Nachrichten aus Spanien lauten schon seit Monaten wenig günstig. Nicht allein, daß die öffentliche Stimmung de« Landes i» Folge der Berbrcitung der Cholera und der von ihr ailgcrichtete» Verheerungen als eine sehr gedrückte zu bezeichne» ist, so kann auch die politische Lage, besonders in gewissen Provinzen, keineswegs als eine erfreuliche betrachtet werde». Zn dieser Beziehung darf man sich freilich nicht allzu sehr auf die Nachrichten und Schilderungen der spanischen Blätter verlasse», die zu einem ruhigen, objectiven Unheil über die Lage deS Landes wenig oder gar nicht die Hand bieten. WaS die Regierungspresse betrifft, so bemltbt sich diese vor Allem, die Verhältnisse in möglichst günstigem Lichte barzu- stellen, und wo sie dies gegenüber gewisser offenkundiger Vorgänge und Thatsachcn nicht thun kann, da hilft sie sich mit Schweigen oder, wa- noch schlimmer, mit Verdrehungen und Entstellungen aus der Verlegenheit. Aber auch auS den Preßorganen der verschiedenen poli tischen Parteien Spaniens wird man ein zutreffendes Urtbeil über die Lage deS Landes kaum schöpfen könne», weil diese Blätter eben Alles von ihrem einseitigen Parteistand puiicte aus aussaffen und sich so allerlei Illusionen und lieber treibunge» binzugebcn pflegen. Unter solchen Umständen ist man bezüglich der in Spanien herrschenden Zustände fast nur aus die Telegramme und Berichte der französischen Blätter angewiesen, welche gerade seit den letzten Wochen wenig Vor- IhellhasteS zu melden haben. DaS conservalive Ministerium soll sich nur auö dem Grunde halten, weil unter den gegen wärtigen Verhältnissen keine andere Partei die Regierung übernehmen will. Auch wird nach den jüngsten Berichten die Gähriliig in Catalonien als eine bedenkliche geschildert wo es in mehreren Städten abermals zu revolutionären Kundgebungen gekommen sein soll. Zn Gerona fand die Polizei an den Straßenecke» aufrührerische Proclamationen und auch in Saragossa sollen unter vem Ojficiercorp« der dortigen Garnison abermal- Verhaftungen stattgesunben haben. Ein besonders lrübcS Bild von den Verhältnissen und der Stimmung in Catalonien entwirft der in Barcelona befind liche Correspondent der in Marseille erscheinenden .Ssma- Phore", welches Blatt keineswegs einer extremen Partei an gehört. Ter Berichterstatter desselben war kürzlich in Lerida, ui» sich persönlich über bie blutigen Vorgänge zu unterrichte», welche dort unlängst in Folge der Einführung der neuen Consumstencr-Tarise stattgesunben haben und ganz Lerida und Umgebung in Ausrubr und Schrecken versetzten. AuS dem Berichte deS Correspondcnten der „Sömaphore" geht nun hervor, daß an dem Tage, an welchem die erwähnte neue Steuer in Wirksamkeit treten sollte, die Bauern und Marktleute in großer Ausregung sehr zahlreich nach Lerida zogen Statt sie zu veranlassen, eine Commission zu ernennen, um durch diese ihre Wünsche und Beschwerden auSzudrückrn. glaubte der Civilgouverneur durch gewaltsame Maßregeln die Unzufriedenen einscdücbtcrn und sie den neuen Bestimmun gen unterwerfen zu können. Es hieß, baß die Ausrührer sofort die ZollbäuSclien angriffen und zerstörten und dabei revolutionäre Ruse auSstießen. DaS wirb aber al» völlig falsch und da« Benehnren de» Cwilgouverneur» al« ein sehr unkluges bezeichnet. Al« nämlich derselbe in Begleitung de« Eortesoeputirten Divanco, de« Alcalden und einiger anderer Personen an dem Thore de Bolero« erschien, wo die Ausrührer Feuer an die ZollhäuSchen legte», bedrohte sie der Civilgouverneur mit seinem Revolver. Nun kebrte sich gegen ihn der ganz« wüthende Hause und der Gouverneur mußte mit seinen Begleitern schleunigst die Flucht ergreifen. E« wird in Lerida gleichfalls »1« falsch bezeichnet, daß die erste» Schüsse von den Ruhe- körern auf di« Polizei abgeseuert worden seien; sie fielen vielmehr auS dem Hause eine« conservativen CorteSabgeord» neten und deS früheren Gouverneur« der Stadt. Es waren wei Schrotschüsse, welche »wei Personen verwundeten. Die solar davon war, daß die Ausrührer die betreffenden Häuser in Brand zu stecken versuchten und unter dem Ruse: „bluoi-g!" (Er sterbe) gegen bie Besitzer und die herb«» eilende Guardia Civil den ungleiche» Kampf aufnahmen. Al« daraus der Civilgouverneur, außer Slanve. die Ordnung her- zuüellcii, sich gezwungen sab, den Befehl über die Stadt den Mililairdchörve» zu übertrage» und die Truppen unter der Führung de- Obersten Galvenli anrückien, halte die Guardia !wil dergestalt den Kopf verloren, daß sie da- Feuer sort- etzke und den Hornisten de« Obersten erschoß u»v zwei andere Soldaten verwundete. Der Oberst schrie der Staktmiliz wülhend zu, sie möge sofort da« Feuer einstcllen, wenn sie durch eine Salve der Truppen nicht nicbergesireckt werde» wolle. Nur dem besonnenen Verhalten deS Oberüe» Galvenli war e- zu danken, daß nickt ein große- Blutbad eingerichtet wurde und die Rübe allmälia zurückkchrte. Bon Seiten de« MililairS ist kein Schuß abgeseuert worben; nur die Guardia Civil hat fünf oder sechs Personen gelüstet und über fünf zehn verwundet; eS heißt jetzt, sie sei angewiesen worden, in die Luft zu schießen, um die Ruhestörer zu erschrecken. Der Civilgouverneur von Lerida scheint sich La- Verhalten deS früheren Gouverneur« von Madrid, de« gegenwärtigen Ministers des Innern, Billaverde, zum Vorbild genommen zu haben. Gleich nachdem d»rch ein Bando der BelagernngS- ustand über die Stadt verhängt wurde, sollten aus ein gegebene- Zeichen, einen Kanonenschuß, die Kaufläden und Geschäfte wieder geöffnet werden. Der Kanonenschuß er dröhnte zwar, aber die Läden blieben geschloffen. Daraus zogen Patrouillen der Guardia Civil durch die Stabt und versuchten mit Kolbenschlägen gegen die Fenster läden und Thürrn der Geschäfte die Besitzer derselben ^u bewegen, sie zu öffnen. Einzelne gaben dieser gewalt- amen Aufforderung nach, aber der größte Theil der Ge- chästc blieb dennoch geschloffen. Nun wurde Allen, die nickt öffnen wollten, von der Guardia Civil die Derbastung an- gevroht. Der Besitzer de« größten CafüS der Stabt wider- rtzte sich dieser Zumuthung, wurde aber sofort verhaftet und aus dem Wege oach dem Gcsängnisse von der Sladt- miliz in ganz empörender Weise mißhandelt.« Späterhin ward der Eigenthümer und Cbefrevacteur de« größten Blatte» der Stadt, „El Pai«", zum Gouverneur beordert, der ihn aufforderle. die Ereignisse de» Tage» in der von den Be hörden beliebten Fassung mitzutheilcn. wozu der Gouverneur dem Redacteur einen amtlichen Bericht Übergeben wollte. Letzterer wie» aber diese« Ansinnen ganz entschieden zurück und stellte da« Erscheinen seines DlatteS für die Dauer deS Be lagerungszustände» ein. Unter solchen Umständen kann man leickt beurlheilen, welche Stimmung in Lerida und Umgebung herrscht. Noch bemerkenSwertber für die gegenwärtig in Spanien bestehenden Zustände ist aber die Thatsacke. daß bie hier mit- getheiltcii Vorgänge in Lerida in der gesammten spanischen Presse so gut wie gar keine Erwähnung finden, was nur ge eignet ist, die dortigen Preßverhällniffe in einem höchst zweisel- hastcn Lichte erscheinen zu lasten. Leipzig, 18. August 1885. * Wie auS Berlin berichtet wird, nimmt man in dor tigen amtliche» Kreisen durchaus nicht an. daß die angebliche — bi- jetzt übrigen« noch nicht bestätigte — Entsendung zweier spanischer Kanonenboote nach den von Deutsch land in Besitz genommenen Carolinen-Jnseln zu Weite rungen mit Spanien führen werde. Dem alten, aber von jeher nur aus dem Papiere stehenden Anspruch Spaniens aus diese Inseln isi. eben weil ihm niemals eine wirkliche Besitz ergreifung gefolgt ist, wiederholt seiten» Deutschland- und anderer Mächte ausdrücklich die Anerkennung verweigert worden. Deutschland aber hatte zur Entfaltung seiner Flagge daselbst ein Recht vermöge der Thatsacke, daß sich auf diesen Inseln Zweigniederlassungen der im Stillen Occan Handel und Plantagenwirtbschast treibenden deutschen Firmen — daneben auch einiger englischen — befinden, denen das deutsche Reich seinen Schutz zu gewähren hat. * Der bekannte Artikel der »Norddeutschen All gemeinen Zeitung" hat, wenn auch zu keiner diplo- mativrn Correspondenz, so doch dem Verlauten nach zu Auf regungen und Erläuterungen geführt, in denen deutscherseits sestgehalten wurde, daß die deutsche Regierung weit davon entfernt ist, dem französischen Ministerium Schwierigkeiten in den Wahlen machen zu wollen, daß vielmehr die öffentliche Strömung in Frankreich gerade gegen die chauvinistischen Strebungen gewarnt und aus deren Gefahren aufmerksam gemacht werden sollte. Der Artikel hat zwar keinen Zweifel darüber gelassen, daß Deutschland daraus eingerichtet und vorbereitet ist, etwaigen französischen Revanchegelüste» zu bc> gegnen und daß die französischen Chauvinisten wissen könnten, wo Deutschland zu sprechen iss — die Absicht der Veränderung in der Haltung der jetzigen Regierung gegenüber und der zu ihr bestehenden Beziehungen sei aber nicht darin zu finden, noch vorhanden. * Die von Berliner Blättern gebrachte Notiz, daß die Admiralität die Besorgnisse bezüglich de- Schicksals der Kreuzercorvettr „Augusts" nicht tbeile, entbehrt jeder Begründung. Mit Beziehung aus da« Schicksal diese« Dampfer«, welcher am S. Juni bekanntlich von Prrim in der Richtung nach Australien absegelte und seitdem vermißt wird, erhält da« „Frankfurter Journal" folgende, auf der Reise nach London am 13. d. M. geschriebene Miltheilung: „Leiderwirb wenig Raum für die Hoffnung aus Erhaltung der „Augusts" vorhanden sein. Ich selbst segelte am 2- Juni mit einem englischen Dampfer von Aden nach Bombay. Nachmittag- 5 Uhr — wir waren 120 englische Meilen vsslich von Aden und in Sicht der arabische» Küste — begann ein Unwetter, welche» in der Nacht entsetzlich wurde. Um 1 Uhr Morgen« erfolgte ein fürchterlicher Schlag und Alle« brach, wa« nickt niet- und nagelfest war. Nachher berubigte sich da« Wetter und am Morgen erfuhren wir von unserem Capitain, daß wir in einem Dirbetsturme. glücklicher Weise aber in dem Schwanztheile desselben gewesen wären. Der i Capitain schätzte vea Umfang diese« Cyclo»« aus 200 englisch« I Meilen, von denen wir über SO Meilen »urchfabren hatten. I Da Schiffe, welche nach Australien gehen, in etwa« südlicher Richtung segeln, so ist e« leider nur zu »ahrschemlich. daß die .Augusts" der vollen Heftigkeit und Ausdehnung de« Cyclon« au-g»setzt war. Eine Woche nach meiner Ankunft in Bombay erfuhr ick den Untergang de» Schisse« .Cpcke- Hall" und einer französischen Corvette, welche wir beide am ». Juni östlich von Aden gesehen hatten." * Zu den Gesetzesvorlagen, welche dem Reichstage in der nächsten Session bestimmt zugrhen werden, gehört ein Gesetzentwurf wegen Revision de- durch da« Gesetz vom 25. Juni 1868, betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während de» FriedenS- zustanveS. festgestcllten ServiStaris« unv der Classen- eintbeilung der Orte. Die erste Revision diese« Gesetze« erfolgte, weil die in demselben festgestellten Entschädigungs sätze zu niedrig bemessen und al« eine de» thalsächlichsten Verhältnissen vollkommen entsprechende nickt zu erachten Waren, durch da« Gesetz vom 3. August 1878 und trat am ».April 1870 in Geltung. Als dieses letztere Gesetz im Reichstage zur Beratbung stand, konnten viele bei demselben eingegangenen Petitionen wegen Versetzung von Ortschaften in höhere ServiSclassen mit Rücksicht auf die Geschäftslage des Hause-, in welcher eine eingehende Prüfung der Localverkälknisse nicht mrbr möglich war. im Gesetze seiest keine Berücksichtigung finden, und der Reichstag brschiänkle sich daraus, bie Peti tionen dem Reichskanzler zur Erwägung und evenluellen Be rücksichtigung zu überweisen. Nachdem der Reichskanzler die gutachtlichen Aeußerungen der Bundesregierungen eingehell hatte, übergab derselbe die Petitionen nebst dem von diesen eingesandten Actenmaterial dem Bundeörathe. Inzwischen sind bei dem Bunbesrathe nock viele Eingaben von Orten wegen Versetzung in eine höhere ServiSclasse eingegangen. In Folge kessen wurden bereit- Ende 1882 seiten- der preußischen Ressortministerien die Provinzialbehörden beaustragt, behuf- rechtzeitiger Vorbereitung der event. zu stellenden Anträge eine sorgfältige Prüfung darüber eintreten zu lassen, welche Äende- rungen der betreffenden Classeneintheilung der Orte sich etwa al» erforderlich herau-gestcllt haben, sowie zum Zwecke der Beschaffung de» statistiicheu Materials mit den Loralbehörden in Verbindung zu treten. Neuerking- sind auch seiten« de« RcichSamteS de« Innern, de« Reichsschatzamte« und de« preußilchen Krieg-ministerium« die Arbeiten zur Revision de« Servi«taris» und der Claffeneintheiluug der Orte in Angriff ge worden, nnd zwar unter Zuffehnng von Com« m>> arie-'/d-'i bethossigten Staatsdienstrefto." ES unterliegt keinem Zweifel, daß dem Reichstage in der nächsten Session eine diesbezügliche Vorlage zugehen wird. Dieselbe wird auch für die Reick«beamten unv für die Staatsbeamten insofern von Wichtigkeit sein, al» für die Wohnungsgeld- zuschüssc die bestehend- Eintbeilung der Orle, nach welcher die Servi-competenzen der Mililairpersonen bemessen werten, maßgebend ist unv bei Veränderungen in der Classen«,,thei- lung der darnach sich ergebende anderweile Tarifsatz de- Wohnung-geldzuschusse- in Anwendung kommen soll. * DaS Direclorium der deutsch-ostasrikaniscken Gesellschaft. Karl Peter« und Genossen, bat beschlossen, die folgende Preisausgabe zu stellen: „Wie erzieht man am besten den Neger zur Plantaaenarbeit?" Für die Be antwortung der Frage sind von Herrn Karl von der Heydt ein Preis von lOOO ^ und zwei weitere Preise von je 500 auSgesetzt worden. Die Arbeiten sind bis zum 1. Deccmber l88L beim Direclorium einzureichen. Sie sind mit einem Molto zu versehen, und der Name deS Verfasser- ist in einem versiegelten Couvert, welche» dasselbe Motto trägt, beizusügen. Arbeiten in deutscher, französischer und englischer Sprocke sind zulässig. DaS PreiSrichkercollegium besteht an« den Herren: MissionSinspeclor a. D. vr. Fabri. General-Consul vr. Ger- barb RohlfS, Professor vr. Sckweinfurlh und zwei noch be kannt zu gebenden Mitgliedern de« Direktorium«. Die ein- zureichenden Arbeiten müssen einen Umfang von mindestens einen, und höchsten« drei Druckbogen haben: die gekrönten Lösungen werden Eigenthum der deutsch-ostajrikanischen Ge sellschaft. Den Einsendern wird vom Direclorium indeß viel leicht Gclcgenbeit geboten werden, ihre theoretischen Vorschläge praktisch in Afrika selbst zu belhätigen. wärtig in Villeggiatur auf seinem Gute bei Luttenbach im elsässischen Münstertbal, bat polizeiliche» Befehl erkalten, bi« Montag früh Deutschland zu verlassen. Rothan war vor etwa 20 Jahren GesandtschaslS-Secrelair in Berlin. bei AuSbruch de- Kriege» General-Consul in Hamburg. l87t Gesandter in Florenz und seither zur Disposition. Er ist s sersasser eine» Buche- Uber Luxemburg und von zw« Bänden .Kouvenlr» äiplomatigne» en XUsmagns et lUiUe." * Die Vorgänge, betreffend die Beseitigung deS Her- og« von Ciimberlanv von der Tkronsolge in Braun- ckweig, finden eine nickt uninteressante Ergänzung und Beleuchtung durch folgende Mittheilungen, welche der „Hannoversche Courier" aus glaubhaslestcr Quelle erhalten hat: Der Grund, warum sich die Frage wegen eine« für Braunschweig zu erlassenden Regenlichasl-gesetze- mehrere Zavre lang hinzog. lag zu einem nicht geringen Theile in der Abneigung de- Herzog- Wilhelm gegen ein solches Besetz, und diese Abneigung hiell man noch während der Verhandlungen zwischen A gierung und Landtag über den letzten Entwurf nicht »ür überwunden. Line völlige Wand- lung trat aber beim Herzog Wilhelm ein infolge des bekannten Dovpelbries«. welchen der Herzog von Lumberland unterm 14. Januar 1879 an ihn richtete. Nach Empfang diese« Bliese- ließ Herzog Wilhelm den Minister Schulz rusen und sagte zu ihm. in- dem er den Brief unwillig aus den Tisch warf, „zu den Acten de« Staat-Ministerium«". So lebhaft stets der Wunich de- Herzog- war, die Nachsolae seiner Familie und zunächst womöglich dem Her- zog« Ernst August erhalten zu sehen, so sehr war er nach Empsang lene« Brüse- gegen diesen und seine Nachfolge eingenommen; er wünschte nun selbst da- Zustandekommen de- Regentschostsgeie-e- und ordnete nach dessen baldiger Sanctionirnng an, dah der privaie Doppelbrief an den demnächstigen Regemschast-rcth al-bald nach dessen Loastitnirnng komme, bi» dahin aber geheim gehalten und in den für letzteren bestimmten Acten verwahrt werde. So hat denn während de- Leben» de- Herzog- Wilhelm Niemand auher Minister Schulz, selbst nicht die übrigen Minister, worunter auch Bros Börtz. Wri-berg, von der Existenz de- Briese- kenntniß gehabt, bi» er den Mitglieder» des Regenlschast-ratd-zu Hände» kam Die Besinnung-, und Handlungsweise de- Herzog« Wilhelm verdient alle Acht und Anerkennung. Er wollte nicht, daß Kaiser und Reich, so da- Laad Brounschweig getäuscht würden: KSHer als der nächste »elfische Agnat stand ihm Ehre und deutsch« vaterland-liebe, und io «bot er gewissermaßeu den ersten und vielleicht entscheidendsten Schritt zur Beseitigung de- Herzog» von Cumberland. Der Brie ist nicht« «entger al- durch Zusall in die Hände de- Regeniichost-- rathe» gelangt. Nachträglich wird nun auch klar, warum Minister Schulz noch Annahme jene- Besetze- tm Landtage sich, den damaligen Berichten zufolge, ganz besonders ergriffen zeigte. * Sicherem Vernebmen noch sieht, wie au« Berlin ge meldet wird, bie Ernennung deS General-Lieutenant« v. Albedy ll zum Minister de« königlichen Hause- a» Stelle des verstorbenen Grafen Schleinitz für die nächste Zeit zu erwarten. * Die .Frankfurter Zeitung" meldet au« Gtraßburg Herr G Rothan. der bekannte französische Diplomat in Disppnibltttät, gebürtig au« Wassclnheim im Elsaß, grgen- * Zn Lugano ist der apostolische Verwalter de« Ean« ton- Tessin, Monsignore Lachst, von dem dortigen libe ralen Sinbaco, Nalionalralh Battaglini, mit einer An- prache empfangen worden, von der im Interesse diese« Canton« sehr zu wünschen ist, baß Lachst sie sich zu Herzen genommen habe. „Zn Ihrer Person" — sagte Battaglini — „steht da« Ende einer KrisiS da. Man erwartet viel von Ihnen, und in der Thal können Sie diesem Lande große Dienste leisten. Wir bedürfen deS Frieden»; die erste unerläßlichste Bedingung de« Frieden« bildet aber die Gerechtigkeit. Möchte Ihre Vermittelung un« die Gerechtigkeit wiedergeben. Sie haben die hohe Sendung, den Völkern den Frieden zu bringen; erfüllen Sie dieselve ohne Parteilichkeit. Un« zerfleischen die politischen Leiden« chastcn. Sie können dieselben zügeln und beschwichtigen. Aber achten Sie daraus, baß Sie nicht diesen Leidenschaften zum Opser fallen; Ihre Aulorilät würde sonst zu Grunde gehen! Die können nicht ungestraft Parleimann sein, wenn Sie sich der Beruhigung deS Lande» widmen wollen. Wir denken nicht, daß Sie in unsere Sladt gekommen seien mit zweideutiger oder semdseliger Voreingenommenheit argen un»; denn glauben Sie, wenn diese« Volk auch Fehler hat, so be> itzt e» andererseit» herrliche Eigenschaften: eS liebt die Wahr- »eit wie e« die Freiheit liebt, und eS verschweigt diese Wahr- »eit niemals, WaS auch daraus entspringe» möge. Wenn der Fall «»tritt, daß auch Sie die Wahrbeit hören müsse», dann verschließen Sie derselben ihr Ohr nicht; weisen Sie dieselbe nickt zurück ohne vorherige genaue Prüfung. Mit diesen Gefühlen und in der Gewißheit, daß Sie dieselben theilen, heiße ich Sie im Namen der freien Bürgerschaft Lugano« willkommen!" Eine solche Sprache bekommen die römischen Bischöfe selten zu hören, daher diese Rebe auch für wettere Kreise bemerkenSwerth ist. * Wcnu unter dev. Republikanern in Frankreich große Uneinigkeit herrscht, so siebt e« in den sogenannten conservativen, da« heißt monarchischen Kreisen zum Glück auch nicht besser auS. Die Royalisten erwarteten, vaß der Gras von Pari- ein Manifest erlassen werde; der Prä tendent darf die« aber nicht tbun, weil die Bonapartisten eS nicht wollen; denn sobald der Gras von Paris seine Stimme erbeben würve, könnte Prinz Victor Napoleon nickt schweigen, und der Vater desselben müßte dann aus da« Manifest de» ungerathcnen Sohne« mit einen« bonapartissischen Gegen manifest antworten. So sieht eS mit der Einigkeit m der sogenannten .conservativen" Union auS. Die Conser vativen müssen schweigen, wenn sie ihre scheinbare Einigkeit bewahren wollen. Aus eine Aufforderung der royaliftischen „Gazette de France", die conservativen Journale möge» sprechen, antwortet der bonapartistische Pav« sehr treffend, daß Sprechen die größte Dummheit wäre. „Wir haben" — schreibt Herr Paul de Caffagnac — „die größte Milbe, unsere Candibaten- Lisirn aufzustellen und unsere gegenseitigen Rechte abzugrenzen. Sprechen würde bedeuten, die dynastische Fahne auspflaiizen. und die« wäre Spaltung, Uneinigkeit, Niederlage!" — ,,T>aS ist die Partei der Stummen!" — rusl ein französisches Blatt — „da« ist anonyme Politik, die Republik bat nichts von ihr zu befürchten!" Eine conservative Gruppe bat sich übrigen« doch zu einem Manifeste ausgerafft. Es sind die« die klerikalen Legitim.isten de Mun, Cbesnelong, Lucien Brun, Ravignan u. s. w. Sie appelliren an die katholischen Wähler und fordern sie aus. alle Feinde de» Glauben« auS dem Parlamente zu treiben und nur für solche Männer zu stimmen, welche entschlossen sind, die unveräußer lichen Rechte und Freiheiten der Kirche zu vertbeidigen. „Wir Katholiken wissen", schließt der Ausruf, .baß diese Reckte und Freiheiten, wie auch der Staat beschaffen sein möge, nickt vrm Staate verliehen werden. Wir wissen, daß die Unab- bäiigigkeit der Kirche vermöge ihre- göttlichen Ursprung- ein Recht ist, älter al« alle RegierungSformen, erbaben über alle Gewalten, wer immer sie auch seien". Ter .TcmpS" bemerkt mit Recht, baß dieser Ausruf nicht allein gegen die Republik, sondern.gegen die ganze moderne Gesellschaft gerichtet ist. und daß die Katholiken schon aus Klugheit solche Manisesta- tionen unterlassen sollten, die geeignet sind, den Krieg gegen den Klerikalismu« neucrding» anzusachen. * Der Held de« OstsudanS. OSman Diqma, soll, so behaupten die Engländer zum hundertsten Mal, den Muth verloren haben und sich in« Privalleben zurückziehen wollen. Ebenso wollen die Aufständische» um Kassala angesichts der von den Belagerten bewiesenen AuSdauer und der kommenden Hilfe seiten- der Abessinier angeblich die Sacke ousgeben. Letztere werde» Lader voraussichtlich eine lcickte Ausgabe haben. Don Kairo reist Major Chermsike in einigen Tagen nach Massauah ab. um dort mit dem landeskuubigrn Haupkmann Speedy, dessen Name wiederholt in de» Unterhandlungen mit vem König von Abessinien genannt ward, zusamnienzutreffen und die Bedingungen des Entsätze» zu regeln. Von den Italienern spricht Niemand mehr. Ihre Trinkgrlderpolitik entpuppt sich al- viel erbärmlicher, denn bis jetzt angenommen ward. Sie besaßen nickt einmal den Muth, herzhaft zu- zuqreisrn. DaS Glakstone'scbe Cabinet biitte e» sehr gern gesehen, wenn sie Kassala entsetzt hätten. Aber die Italiener verlangten die Begleitung eine- englischen HilsSeorpS. um da durch der Welt da« Schauspiel der tbätigen Waffenbrüder schaft mit dem stolzen England darzubieten. So weit ging aber die Liebe zu dem schönen Italien nicht, und de-halb ent fiel den Italienern gegenüber der Haltung der übrigen Mächte der Muth, allein vorzugehen. Da» ist die Geschichte de« ver unglückten Feldzuge«. * Die Meldung der .Bombay Gazette", daß ein Sohn Iakub Beg'« sich zum Herrscher der chinesischen Provinz Kaschgar aufgeworfen habe und nun auch nach der Provinz Ili marschire, wird nun auch vom „Nu-ret" bestätigt. Diesem Blatte wird nämlich au« Bokhara geschrieben: „Der seit 187S hier im Exil lebende dritte Sohn Iakub Beg'«, Hakim Beg Törrh. der durch unseren Khan rin wahrscheinlich von dem Zar bezahlte« Jahrgrholt von 7200 Rubeln bezsg, hat vor einig«, Wochen unsere Stadt unter de» Vorwände der-
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