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Erscheint jeden Wochentag früh t Uhr. Inserate Wer da bis Nachmittags ! Uhr für die nächst erschein ende Nummer «»genommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich IS Ngrj Inserate werde« die gespaltene Zeile' ^er deren Raum mit S berechn«. 81. Donnerstag, den S. April. 1857. — " - ' - Tagesgeschichte. Freiberg, den 3. April. (Gerichtsverhandlungen.) DaS 2. Quartal begann mit einer Hauptverhandlung in geheimer Sitzung. Der, der Unzucht mit seiner Stieftochter angeklagte Drechsler Gotthelf Friedrich Becker aus Neuhausen ward durch das in öffentlicher Sitzung verkündete Erkenntniß wegen Un zucht und gleichzeitig zur Anzeige gekommener, an seiner Stief tochter verübter Thätlichkeiten nach Art. 351, 239, 78 f. des Strafgesetzbuchs zu 3 Monaten Gefängniß und deren Erhöhung um eine Woche wegen des letzter« Vergehens, die Mitangeklagte Kolbe aber nach Art. 351 zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt. Die Nachmittags stattgefundene Sitzung betraf einen von den Viehhändlern Karl August Weber aus Großolbersdorf und Christian Friedrich Schönherr aus Stollberg, sowie von der Staatsanwaltschaft gegen das Erkenntniß des Gerichtsamts Freiberg eingewandten Einspruch. Weber und Schönherr hat ten, wie sich aus dem Bortrag über den Sachstand ergab, am 21. November v. I., Bußtags, einer alten Kuh, Lie nur noch «in Horn, daS andere aber abgestoßen gehabt, dies eine Horn in dem Stalle mit einer Säge abgeschnitten und auf die Stumpfe Hörner von einer etwa 5—6 Jahr alten Kuh aufgenagelt, hier durch aber der Kuh ein junges Ansehen verschafft. Zu dieser scheußlichen Operation war zufällig ein Krainer Händler ge kommen und nach dessen Angaben hatte das Thier dabei nicht allein stark geblutet, sondern auch heftige Schmerzen gezeigt. Der nach Eingang dieser Anzeige mit der Besichtigung beauf tragte Bezirksthierarzt hatte hierbei gefunden, daß die falschen Hörner durch anderthalb Zoll lange Nägel auf die Stumpfe aufgenagelt gewesen waren. Daß für das Thier diese Operation schmerzhaft habe sein müssen, wieS er dadurch nach, Laß nach dem Befund die Nägel in den mit reichlichen Blutgefäßen und Nerven versehenen Zapfenfortsatz des Stirnbeins gedrungen seien, und das Gericht verurtheilte die Angeklagten wegen Thier quälerei nach Art. 361 des Strafgesetzbuchs einen Jeden zu 8 Wochen Gefängniß. In der zu Begründung des von ihnen hiergegen erhobenen Einspruchs eingereichten Vorstellung war die Anwendbarkeit des gedachten Artikels verneint worden; das Bezirksgericht erblickte in der Handlungsweise der Berichtigten eine rohe, mit Rücksicht auf die Anwesenheit einer dritten Per son und das nachmalige allgemeine Bekanntwerden ein öffent liches Aergerniß zu geben vollkommen geeignete Behandlung, setzte aber Lie Strafe auf eine sechswöchentliche herab. In der Charwoche finden keine Sitzungen statt, dagegen werden dem Vcrnehmrn nach bald nach Ostern mehrere inter essante Untersuchungen zur Verhandlung kommen. Schließlich theilen wir mit, daß im vorigen Quartal vor dem Bezirksge richt Rochlitz 15 Haupt- und 9 Verhandlungen, dem Bezirks gericht Eibenstock 11 Haupt- und 1-3 Verhandlungen, dem Bezirksgericht Augustusburg 19 Haupt- und 3 Verhand lungen und endlich bei dem Bezirksgericht Dresden 42 Haupt- uud 22 Verhandlungen stattgefunden haben. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen finde» statt de» 17. April. Vormittags 9 Uhr: Hauptvcrhandlung in der Untersuchung gegen die Juliane Wilhelmine Hofmann in Freiberg wegen Diebstahls. Vormittags >^11 Uhr: Hauplverhandlung in der Untersuchung gegen den Agent Friedrich Fürchtegott Herrmann in Sapda wegen Unterschlagung. Nachmittags 3 Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung gegen Karoline Con cordie Küttzelmann in Tuttendorf wegen Verläumdung und Verhandlungstermin in der Untersuchung gegen Johann Albin Schieck aus Dörnthal wegen Unterschlagung. Nachmittags 4 Uhr: Verhandlungstermin in Ler Untersuchung gegen Johann Leberecht Gierth aus Burkersdorf wegen Diebstahls. Paris, 1. April. Ein Pariser Correspondent der Jn- depcndance beige giebt die Zahl der in den letzten Tagen in Paris vorgenommenen Verhaftungen (Nr. 75) auf etwa 70 an. Man spricht von einer Verschwörung zum Umsturz der Ver fassung und zur Ermordung des Staatsoberhauptes. Bei einem der Verhafteten sollen Instructionen gefunden worden sein/ welche von einem der in London sich aufhalttnden französischen Flücht linge, der in der Februarrevolution espe bedeutende Rolle spielte, auögegangen sein sollen. Sie sind, wie es heißt, derart, daß sie die französische Regierung veranlassen können, die Auslieferung jene« republikanischen Chefs von England zu fordern, da das darin empfohlene Attentat in Lie Kategorie der Verbrechen fällt, welche, politisch oder nicht, vor die gewöhnliche Jurisdiction der Tribunale zu verweisen sind. Einer der Männer, welche verhaftet wurden, stürzte sich, wie man erzählt, aus dem Fenster, um nicht in die Hände der Polizei zu fallen. Es sei übrigens sehr möglich, daß sich diese Gerüchte bald auf ein minder be unruhigendes Maß reduciren Werden. Oertliches. Einsender dieses hält es für seine Pflicht, bei der Wahl eines Bauplatzes zum neuen Stadtkrankenhaus darauf aufmerk sam zu machen: daß der in der Nähe der Preußker'schcn Wirth- schafl zwischen dem Donats- und Meißnerthore gelegene mit in Vorschlag gebrachte Bauplatz, abgesehen von noch einigen anderen Uebelständen, hauptsächlich deshalb ein sehr ungeeigneter ist, weil wenn der Wind aus Morgen oder Mittag kommt, sich der Steinkohlenrauch aus dem Dampfössen Ler Elisabeth und des Nichtschachtes dermaßen dorthin zieht, daß der dort anzulegende Garten von Kranken nicht besucht und die Fenster des Kranken hauses in diesem Falle nicht geöffnet werben könnten! Der zum Krankenhausbau geeignetste Platz ist doch unbedingt der jenige, wo das jetzige steht. Verantwortt. Ra>a,cteur: I. Ä. W»tf. ZÜrchticheNWrW Prediger. Am ersten heiligen Osterfeiertage. Vorm. Text: Marc. 16, 1—8. Nachm. Texter a) Luc. 24, 1—9. b) 2. Tim. 1, 9. 10. c) Joh. 11, 25. 26. Dom: früh 9 Uhr, (Musik von Friedrich Schneider) Herr Su- periiltendent Mervach. — Nachm. Herr Mac. l)r. pbU. Teichgräber. — Beichte und Kommunion früh 7 Uhr, derselbe. Petri: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Uhlmann. — Nachm. " Herr Mac. Reinhold. — Beichte und CommuniSN , früh halb 7 Uhr. Nicolqj: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. — Beichte und Kommunion früh 7 Uhr. Jacobi: früh 8 Uhr, Herr Mac. Mäschel. — Beichte und Communion früh halb 7 Uhr. i'i Nach beendigtem Vormittagsgottesdienste Collecte für dte Armen in Fernesiechen. / Am zweiten heiligen Ostcrfciertage. Vorm. Text: Luc. 24, 13—35. Nachm. Texte: a) Luc. 24, 36 M M b)-1. Cor. 6, 14. c) Joh. 6, Z^.M. Dom: früh ,9 Uhr, Herr Mae. M. pb. Teichgräber. — Nachm. Betstunde. ' ' ' " Petri: früh halb 9 Uhr, (Musik von Friedrich Schneider) Herr Mae. Reinhold. — Nachm. Herr Pastor UhlmaNü.:^ Nicolai: früh halb 9 Uhr, Herr Pastor Sturm. — Nachm. 1 Uhr, Gestiftspredigt, derselbe. Jacobi: früh 8 Uhr, Herr Herr Pastor Rosenkranz. Nach beendigtem Vormittagsgoitesoienst Collecte für die Zwecke der sächsischen Hauplbibelgesellschaft. Katholische Kirche: den 12 April, als am h. Osterfeste: früh 9 Uhr: aÜ8pvr^6s — dann Predigt — feierliches Hochamt und le ckoum. — Nachmittags 3 Uhr: Vesper. — Den 13. d. M. als am Ostermontage: l früh Ä Uhr: Hoch amt — erste Feier der Juzevdcommunion und feier licher Segen. — Nachmittags 2 Uhr: feierliche Fest- - ündqcht. >. . . .> u- " Den 16. April beginnt das neue Schuljahr!