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Intelligenz und Wochenblatt : - - '/für . ° Frankenberg mit Sachsenbuxg und Umgegend. Mittwochs, den 14. Mai. 1831 Aus dem Vaterlande. Nach königl. Patent vom 8. Mai ist zu den erforderlichen Ergänzungswahlen für den noch in diesem Jahre einzuberufenden Landtag sofort die nöthige Einleitung von den betreffenden Behörden zu treffen. — In dem I Stunde von Leisnig ent fernten Dorfe Marschwitz an der Mulde ist die Frau eines Gärtnergutsbesitzers, Namens Colditz, von Drillingen entbunden worden. — Der Mai- betheiligte Schulamtscandidat Dietzschold in Leis nig (in zwei Instanzen zu lebenslänglicher Zucht hausstrafe verurtheill) ist zu 20 Jahren Zuchthaus strafe, sowie der Adv. Pohland aus Mittweida (zu 20 Jahren Zuchthaus ersten Grades verur- theilt) zu 12 Jahren Zuchthaus 2ken Grades be gnadigt worden. — Fürst Otto Victor v. Schön- durg, ein Mann von vortrefflichem Herzen, des sen Opfer auf dem Altäre der Bruderliebe und Humanität nach Hundert-Laufenden berechnet wer den, der aber 1848 vor der Mordlust der s.g. Wolksbeglücker wie ein gemeiner Verbrecher aus der Burg seiner Väter fliehen mußte, und an des sen Wohnsitz die politischen Seligmacher ihre mord brennerische Fertigkeit exercirtrn, hat jetzt im Laufe einer Woche wieder 1000 Lhir. zur Unterstützung der armen vaterländischen Blinden, und 4000 Lhlr. zur Erweiterung der Zwecke des von ihm gestifteten und schön erbauten Krankenhauses zu Waldenburg geschenkt. Ob Manche, die vor 3 Zähren im Stillen die Waldenburger Gräuels«- nen nicht ungern sahen, — wenn sie es.auch nicht -laut auszusprechen wagte» — heute nicht beschämt die Augen mederschlagen?! — In Leipzig hat «in englischer Schneidergeselle einige Wochen lang den Gentilhomme gespielt, indem er sich für einen 'Sohn des berühmten großen Londoner Kleidrr- künstlers Makintosh uusgab, und als solcher Eintritt in den angesehensten Familien Leipzigs ^Nd. Er wohnte ganz fashionable im Hotel de Bavwve, gab kostspielige Feten, und ward groß- »vttg wieder fetirt. Interessant besonders-sollen die Beziehungen sein, in denen er zu Mehrern nobeln Leipziger verheiratheten und unverheirathe- ten Damen gestanden. Als dieser Roue jedoch ein paar Wochen sein Spiel getrieben und circa 1500 Lhlr. Schulden gemacht, wurde er entlarvt und mußte mit Dampf sein Bündel schnüren- Die 1500 Lhlr. sollen aber, um die SaM stul abzumachen, von seinen früher» Günstlingen gö- deckt worden sein. Lie ächten Leipziger chagrinirt dieser Schilda'sche Streich nicht wenig. Die Dres dener „Kalkelatersch", Lenen die Leipziger vorwer fen, sie brächten bei ihren Extrafahrten nach Leip zig ihr Butterbrod mit, und ließen sich bei Kint- schy im Rosenthal noch das Salz zv^Mchem rei chen, können ihre Freude über dles^Havr „aus der Provinz" gar nicht zum Stillstand bringen; auch unsre Nachbarn, die Chemnitzer, freuen ffch sehr darüber, da ihnen einmal mit dem „falschen Niedling" Aehnliches passirte, und Mancher die drolligen Jeremiaden aus jener Zeit noch nicht vergessen hat. —— Wie Fage -er Ainge in Frankreich. (D « schlu ß.) Welche Bedeutung diese Partei bei einer etwai gen Katastrophe erlangen wird, läßt sich in die sem Augenblicke noch nicht mit Bestimmtheit über, sehen, weit die Sympathien für diese jüngere Linie der Bourbonen nicht sowohl auf alten ehr würdigen Traditionen beruhen, als vielmehr auf rein menschlichen Gefühlen, theils für die ritter liche Persönlichkeit der hier in Frage kommenden Prinzen, theils für das wahrhaft tragische Schick sal dieser Fürstenfamilie. ES ist aber möglich, daß im entscheidende» Momente zwischen beiden verbannten Königsfamilien und ihren Parteien eine Art Vereinbarung und Lebereinkommen 'ge troffen wird, um, gestützt auf die Hülfe der euro päischen Großmächte, in ihrem gemeinsamen In-