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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050128020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905012802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905012802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-28
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Diese- Blatt wird den Leiern von Dresden »nd Umgebung am Lage vorher bereüS al» Abend-Ausgabe zugesicllt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen >u einer ÄejamtauSgabe erhalten. verngzgeMn viertelillSrlt» tSr »reSSr» bei tüaN» «n>e>ma»«er Zutraaun, durch unsere it'oten (»deudt und ««Hen», LN Lo»»> und Mantaaen nur einmal» »M »0P> .dura»au»>vürl>uer»om. nillslouLre , M» de« » Mk «o Pf. Stet eimnaliaer Aulielluna durch die Poll »Ml, iolineBellellaelb». iin«u». laiid mll »niivrecheudeni Aulchlaae. ßf a»dr»S aller «rllkel u. original- Diiileilunae» nur mit deutlicher L ur > >« » an, obei „Dredd. Nachr.') «ulLilla. Rachirtialich« vonorar- au'vriich» bleibe» u»brriicklichl>gti wiverlauate Mannlkrivte werde» nicht auldewalirt. lelearamm-Ndrels«: «»chrtch«»» »»««de«. KefzvLLnHeL 185V Verlag von Kiepsrl, L Nelchardt. ^nrelgen-tack. Annahme von Snlünbiaunaen bi» iiachiiiiliaa» s Ubr Loim- und Neiertaa» nur Marienltrabe s» vao n di»',,i Ukir Die i lvaliiaelLrund- »eile <ca » «ilbeni 20 Psg. tkn küiidiaungen a»l der Privatleite geile L Pla : die sivalliae geile aui rert icite Lll Pla. al- Linarlandt gelle kV P'a In »tnmmeru nach «am und Keiertageu > wainge Gmudreile so Psg.. aus Privatleite «0 Pia.. 2lvai»ae Zeile aus Dertleite und alb Eiiiaelandi so Vla Ausiuärti-eAui- tlaae nur sraen Äorau^lieauNuu». Beieuliiaiier iverden »M tü Pla- derellmet. Aernlvrcchanlchlutz: «mt I Sir. U und Sir. 200» H-Äslltiil: Vvs Nivlilui-L von Ibi r»««!nei ^ v« D n»i«»8tra««v I—S, Uok^vbliuäe. Nr. 28. SJohniingSmurkt n»d Bautäligkiit In Dirsöen. Neuesle Truhtbeilclile. Hvsnuchrichten Ofer!chlSveihandltt,'g'n. i 2ao 1 «tSd^ Unrnheu in 9iuß and. Nuss-jap. Krieg. Ansunnd im Rnylrcvier, Wuhleu in Nilgurn. „Iuhrmultt in Pulei»»". ! T4INN»NrNN, ^»O» L-eVv» Tie Cntwilslunn des WosMltgSmlN ltes nud derVnntiitigkelt in Dresden scit lWO. i. Wer die aus Gnmd amtlicher Uitt'rlngen besannt gcwoidenrn Elgebnifle der letzten Waynungsanfnalnue in der Iiiesiaen Sind! gelesen bat. wi,d obne weileies zuueben. das; die Lage vieler H.iusbesitzer zur Zeit eine recht bediängle ist- 960t» Wohnt,»gen »livermietet. dazu ein Mikt-inSverlnsl von 4 lüil «X) Marl in einem Jakre. das sind -aten. die ans das Publikum wie ein ichwaizrr Ballon Witte» müßten, der Stnimflnt onzeigt. Daß die Verhältnisse ans dem biesigen Gunidstücks- »nd Wohnnngs- markt, wenn die Entwickln»» so weile, nebt. einer K"sis zu- tieiben. siebt anher Zweifel Auch srbit es keineswegs an St mmen, die aus das Bedrohliche der Si>»ativn hinweileii. und die Frage. wer eigentlich die Schuld daian trägt, dah das Wob- nnng-angebot so abnorm grog gewo,d n ist. und wie seiner weiteren Steigerung voipebengt we>den kann, wird In der Piene lebbafr erörteit. Der Truck, de» die allgemeine Wulschaslsinge aut die Wohnungsnachirage anSgrilbk Kat und noch nnsübt, wild dabei alleiteit- anrlka»nt. indes gibt eS gegen die UiignMi der Fett kein Hellmittel. Das Hauptintriesse wendet sich deshalb der hiesigen Ba u tä t igke i t z». in der man die lokale Uisache und, wie wir ?eiarn werden, mit Recht auch die Haiivtiusache des anhallenden WohnunaSüversilmes sielu. Man macht der Boden spekulation z»m Borwuif, datz s,e die Bantäligkeil soiciere, es werbe viel zu viel, weit über den Bedcnf binnnS u»v oftmals durch Slrodmännrr gebaut und doviuch die Erisie»; des soliden HailSbrsitzrs ge'älirdet und verlangt Einschränkung der Baiitättg- keit. Mil welchem Erlau, muh die Zulnust leine». Ans leben Fall aber darf nichts vetabsänmt weide», was zn, Atishelluug der Lage vritragen kann. Diesen, Zweck solle» noch die folgenden Zeilen bienen, wir wolle» ein paar Dale» zttsuiniueuslelle», die die Geiamtlage scharf beleuchten. Seit dem Beginn der Wittschaltskrisis in Dcntschland. seit 1900. bat sich d i e Zabl der l c e r s> e b e n d e n W 0 knnn -> gen in Dresden s> ä » dig und rasch ver »1 ehrt. Wie ans der folgenden Zilsaminenirellnng Jahr leerstehende Wohnungen In stmtiicher Wohnungen 1899 2868 3,w 1900 1124 4.m 1901 i>»05 5.« 1902 1903 6131 7121 6.oa 7.,s 190t 8028 7,N8 ersichtlich ist. die sich jedoch sni Jnierrsse der Bergleichbartelt des Anfangs- und EiidiabikS an-tchlieh ich ans Alt-DieSden. d. b. Diesde» ob»e die im Inbre 19W eiogemeindelen Vororte, beziebt, ist sie in >9 Jabrc» von 26M ans Mg Wobniingen, d. >. um IW Prorent geillegen. In Dresden bentigen Umsongs. in Kesamt- Diesve» deliiig die Zabi der iinvciiiiiklelc» Aobnnngc» im Inbre lW!!: 9796 n»d I!»»1: 96l»i>. Nimmt man mit der amt lichen Surtislik an. dah ein WvbnungSvvliiit vo» 6 Prozent des '^esaintbcstandes an Wvb»»nge,i noimal ist. io entfielen in Att- Trrsden von den unvermieteten Wohnungen im Zostr aus de» Norninl-Dorrat aus den Lbcniornialen Vorrat 1900 2857 1267 1901 2913 2162 1902 3020 31,1 1'»>3 3IM 4317 1901 3177 4851 Das Ueberan gebot an Wobnnngen ist mithin in Ali- Dresden seit 1!»)0 von 1267 ans 4851 Wolniiiiigeii. d. i. »m Prozent gewachsen. Für Gesami-Trcsdeir berechnet sich bei Zugrundelegung der Proze»tveil>nltiil>se von Alt Diessen der nor male Vorrat in den Jabren 19(6 und 19ut a»i 9685 dLpv. 8801 Wohnungen und der übernonnale an, LI II bezw L804 Wob- nttngeir. In demselben Zeil'unmc hat die Bevölkerung Dresdens sich um 35 Proirnt veimkbr«. In den Jahre» 1897, d>s 1899 betrug ihr Wachstum rund II Prozent. Wählend also die Beoölkeriiiigsomabme sich wesentlich veilang'nuik hat. ist aieichieitig der Wobnunasvorrat immer rapider und höher ange schwollen. Beide Tatsachen stehen natüilich i» gewusem Um fange in Uisächltchem Zusamiiiciibang. Das verlangiamtc W.ichS- tum der Bevölkerung gehl in der Hauplsachc aus die Abwande rung ans Diesden znrnck, die in den rislen drei J„l»e» der Krisis die Zmvandrrung stark übcovog: ieiidem Hallen sich Znzng »nd Abzug nähern daS Gleichgewicht. Im ganze» sind icit l9i>0 9<>00 Personen nu hr von Dresden weggezogea, als dahin zngezogeii sind. Wie viel von diesen Wohnnngsinhaber waren, kann nur geichätzt werde» ans Grund von Beobachtungen andeier G>oh- llädte. Darnach weiden etwa 10 Prozent der Zu- nud Abzitheo- de» eine eigene Wohnung bezogen bezw. veilaiieii haben, so daß kee diiekte Verlust au Mieter» nuS dein AbwaudciungSnbci'chnh sich ans elwa lOOO Miiler bezisierie. Möge» cs aber auch em paar Hnndeit mehr g.wesk» lei», die Taiinche. dah ini weseut- liche» die Bautätigkeit de» Wohiluugsubctsluh vculiiacht hat. wird dadurch nicht umgcstohen. lieber die Entwicklung der Baulätigkeit mag zunächst die folgende Uedersicht vlicnlieien über die Eolellniig von W oh- 11 n » g s - vi e u b a u t e n im Jahr in Dresden heutigen Umlang» ln den tn den Johien 1900—19lU elngr'ittenidclcn Vororten in M-Tr,4den (ohne diese Vororte) 1899 523 173 355 19>0 4:i3 119 314 >901 298 75 223 1902 267 70 197 1903 408 136 272 1901 410 173 267 Aus ihr erhellt in erster Linie folgendes. Tie Bautätigkeit hat in den Jahren 1900—1902 in allen Stadtacgenden erheblich nachgelassen. Sie ist .zurückgegangen in Alt-Dresden von 355 auf 197 Neubauten, d. i. um 45 Prozent, in den Vororten von 173 aus 70 Nenbaulen, d. i. um 60 Prozent, im Gcsamtgebiet des bentigen Dresden von 528 auf 267 Neubauten, d. i. um rund 50 Prozent. Einen säst ebenso starken Aufschwung haben dagegen die Jahre 1903 und 1901 gebracht. In Gesaiot-Tresden ist die Zahl der Wo'hnungsneubautcn im Jahre 1903 aus 408 und 1901 ans 410 gestiegen, gegenüber 267 im Jahre 1902. Sie hat damit zwar den Höchststand des Jahres 1899 mit 528 Bauten noch nicht wieder erreicht, aber die Bautätigkeit des Jahres 1900 mit 133 Rrubautcn doch bereits überflügelt. Besonders lebhaZ war die Bautätigkeit in den B 0 r 0 rten , wo der Rückgang in den vorhergehenden drei Jahren am stärksten war, 60 Prozent betrug. Um genau denselben Prozentsatz ist sie hier in den letzten zwei Jahren wieder gestiegen. Tie Zahl der Neubauten hat sich von 70 im Jahre 1902 auf 136 im Jahre 1HU3 und 173 im Jahre 1901 vermehrt und hat damit wieder den Stand von 1899 erreicht und das Jahr 1900 mit 119 Bauten übertrosfcn. Nur in Alt- Dresden ist die Steigerung hinter dem Anfangsstand zurück geblieben. Die Zahl der Neubauten betrug hier im Jahre 1903: 272 und im Jahre 1904 : 267 gegenüber 197 im Jahre 1902 und 355 bezw. 314 in den Jahren 1899 und 1900. Die Sachlage ist hiernach folgende. Anfänglich flaute die Baulust unter dem Druck der allgemeinen Wirtschaftslage gewaltig ab, bekam dann aber sowohl durch die Eingemeindungen des Jahres 1903, die billiges Bauterroin und daS Bedürfnis mit sich brachten nach Moderni sierung der Wohnnngsoerhüilnisse in den einoerieibtcn Land orten, wz« durch die aussichtsnollcre Entwicklung der allgemeinen Geschäftskonjnnktur einen neuen Impuls und hat inzwischen einen gewaltigen Wohnungsvorrat an den Markt gebracht. morgen Ucberraschungen bcvorstehen, da bereits einige Zechcnbcsitzcr nachs.cgebcn hätten. Das gemannte Blatt bringt unter Borbehalt >ene Meldung und meint, das Ende des Streiks könne nur dadurch kommen, daß die Rcgicrnngs- Vertreter mit Vorschlägen kommen, die beiden Seiten akzeptabel sind. Tie Ni,n,l,en in Nuszland. Neueste Trahtmeldungeu vom 27. Januar. BeraarbeitcrauSstand. Essen kNuhrl. Der Bergbauliche Verein erklärt ausdrücklich, daß die von verschiedenen Seiten verbreitete Nach richt, wonach für den Fall, baß die Streikenden die Arbeit wieder anfnehmen sollten, die jetzt Arbeitswilligen entlassen wer den würden, und einige Zechen dies den Ausständigen zugestan den batten, selbstverständlich durchaus unwahr ist. 8öln. sPriv.-Tcl.s Tie „Nnbrorlcr Ztg." erfährt von unterrichteter Seite, daß mit der Möglichkeit des in wenigen Tagen eintretenden Endes des Kohlen st reiks gerechnet werde. Obgleich die Stimmung in beiden Lagern wenig ver ändert sei, sei der Streik selbst in jenes Entmicklunosstadium getreten, wo seine unmittelbare und unheilvolle Einwirkung fühl bar werde. Andererseits wurde in einer gestern in Essen statt- gchabtcn Versammlung von einem Redner des christlichen Gc- werkvcreins die Aussehen erregende Mitteilung gemacht, daß für Petersburg. Ter Mangel an Vertrauen, der in den auswärtigen Zeitungen hinsichtlich der Einsetzung des General- avuverncurs als geeignete Maßnahme zur Besserung der Lage zum Ausdruck oclanat ist, hat in hiesigen amtlichen Kreisen und an der hiesigen Äörse'Erstaunen hervorgernfen. Der Eindruck der Maßregel ist hier ein ganz anderer gewesen, der in einer kräftigen Beseitigung in Erscheinung getreten ist. Die Einsetzung des Gencralgouverncurs wird hier als zeitweilige Maßregel mit Rücksicht ans die außergewöhnlichen Ereignisse ansgesagt. Die letzte» Ereignisse haben gezeigt, daß die Polizei nicht imstande war, der Arbeiterbewegung vorzubenoen oder sie zn leiten, da die Arbeiter auf den Weg politischer Forderungen gesichrt wurden, und daß unter den gcgenwärtsien Verhältnissen lediglich eine Persönlichkeit, die mit außerordentlichen -Voll machten ausgestaltet ist. die Ruhe wieder Herstellen kann, als die erste unabweisliche Bedingung für die Einführung von Re formen. Man hat Unrecht, in der Einsetzung des General- gouverncurs eine Acnderuna in der Richtung einer Reaktion zu sehen. Der Umstand, daß der Gencralgouverneur den ersten Schritt in seiner Tätigkeit dahin getan hat, daß er zusammen mit dem Finanzministcr eine Erklärung an die Arbeiter Unter zeichnete, in der eine Reihe von Reformen auf dem Gebiete der fazialen Gesetzgebung angeküiidie.l wurden, zeigt, daß der Ge- neralgonverneur nicht sur Rcpressionsmaßregeln ernannt ist, und daß nicht die Ordnung durch dieses Mittel wicderheraestellt werden soll, sondern durch Befriedigung der gerechten Forde rungen der Bevölkerung Moskau. Der Stadthauptmann erließ eine Bekamtt- eprüft und »renzen be° „ .... „ Arbeiter auf- gesordert, solches unverzüglich zu tun, mit dem Hinzusiigen, daß >ede bemerkte Aufreizung zum Ausstande die Verhaftung des Schuldigen nach sich ziehen würde. — In einer gestern abge- ' ' ug der Druckereibesttzer und Zeituutzsver- , n, solidarisch zu handeln und erhöhte Setzer- ewllligcn. Moskau. Gestern sind die Arbeiter weiterer 19 Fabriken, darunter sehr bedeutender, in den Ausstand getreten. Die Angestellten der Znüerwarensabriken arbeiten mit Ausnahme der einer Fabrik, doch stellten die Arbeiter folgende Forderungen: Eiiisnhruug des Zelmsliindentages, Schluß der Fabriken an den Tagen vor Feiertagen um 3 Uhr nachmittags, Lobnzuschlag von 20 Prozent, Auszahlung des halben Lohnes an infolge einer Ent bindung kranke Frauen während zweier Monate, Wahl , von Arbeiterverlretcrn zur Entscheidung die Arbeiter betreffender Fragen. Einige Fabriken des Samoskworjctschje-Stadttcilö haben die Arbeit wieder ausgenommen- Tie vorige Mcht ist rühig verlausen. Kown o. Der Gouverneur empfing gestern die Abgeord neten der Arbeiter und versprach ihnen, soweit möglich, die Re gelung ihrer Beziehungen zu den Arbeitgebern z» fördern. Aus Anregung des Gouverneurs hielten gestern abend die Fabrikanten eine Beratung ab, in der eine Reihe von Maßnahmen zurAnf - bcsserung der materiellen Lage der Arbeiter a»s- gcarbcitct wurde. Das Ergebnis der Beratungen wird in allen Fabriken bekannt gegeben. Gens. Nach einer gestern obend abgehaltenen Versamm lung, in der ge rn die Vorgänge in Rußland Protest er hoben wurde, bildeten die Teilnehmer an der Versammlung einen Zug, an dessen Spitze russische Sozialisten mit einer roten Fahne marschierten. Die Gendarmerie beschlagnahmte die Fahne, wobei es zu einer Schlägerei kam, rn dessen Verlauf zehn Personen vergastet wurden. K ö l n. sPrio.-Tcl.i Im Gegensatz zu optimistischen Peters burger Meldungen erhält die .Köln. Ztg." ein Moskauer Tele gramm, wonach die Erbitterung gegen die Negie rung unbeschreiblich ist. Die Ausstände wachsen überall. Es Kunst und Wissenschaft. ß* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. tzos > theater. Die König!. Gencraldirektion beabsichtigt, znm Gc dächtliiS von Schillers hundertjährigem Todes- tage am 9. Mai 1905 eine Vorstellung zu volkstüm lichen Preisen zn veranstalten. Zur Anssührüng gelangen an diesem Tage „Demetriu s", „LieGlocke" in szenischen Bildern mit der Musik von Lindpaintner und Goethes „Epilog zu Schillers Glocke". In den aus den Gedächtnistag folgenden Wochen soll sodann zur Erinnerung an den Dichter ein S ch i l l e r - Z y k l u s in Szene gehen, der folgende Werke umfassen wird: „Die Räuber" sin teilweiser neuer Besetzung, am 11. Mai), „Fiesko" sin tcilweiser neuer Besetzung, am 14. Mai), .„Kabale und Liebe" l18. Mais, „Don Earlos" sin neuer Ein richtung, am 25. Mais, „Wallensteins Lager" und,,Die Piccolo- mini" s28. Mais, „Wallcnsteins Tod" sl. Junis, „Marie Stuart" sl. Junis, „Die Jungfrau vo» Orleans" s8. Junis, „Tie Braut von Messina" s15. Inns) und „Wilhelm Dell" s18. Junis. — An Stelle der für Sonntag, den 29. Januar, angekündigten Oper wird „Mignon" gegeben. - Wegen Unpäßlichkeit der Fra» Salbach kann die für heute, Freitag, aiiackündigte Vorstellung von Grillparzers „Sabpho" nicht siaitsiiidcn. Es wird dafür Freptags Lustspiel „Die Journalisten" gegeben. — Die nächsten Wiederholungen des neuen dionifsischei, Schwankes .Dtahrmarkt in Pulsnitz" von Walter Harlan finden Sonntag, den 29. Januar saußer Abonnement), Mittwoch, den 1. Februar und Freitag, den 3. Februar, statt. Aönigl. Hosschanspirl. Ei» literarisches Experiment ist gestern abend im Ncustädter Hanse geglückt, gegluckt mit über raschend günstigem Ausgang: Walter HarlanS „Jahrmarkt in Pulsnitz" fand, wie bereils kurz gemeldet, bei seiner Uraufführung eine überaus freundliche Ausnahme, die nach dem »lveiten und nach de » letzten Aufzuge in einen starken Hciler- keitsersokg ausklang, sodaß der Autor mit den Hauptdarstellern stet» zu wiederholten Malen vor der Gardine erscheinen konnte. TaS rst in jedem Falle erfreulich, mag auch die Kritik gezwungen sein» post ckvstum mancherlei AuSstellunaen an dem Werke-des Dichters zu machen. Tie Hauptbedcnke», die man gegen die Novität aus dem Herzen hat, lasten sich in den Tadel zusammen- fassen: das Stück ist zn „artistisch", um einen Kunstausdruck der moderne» Aesthetik zu brauckfcn, es arbeitet zu sehr mit „litera rischen" Mitteln, es ist zu „bewußt" entstanden. Das wäre an »nd für sich kein Schade, ja, würde dem Autor, der eine sehr interessante „Schule des Lustspiels" geschrieben hat, nur Ehre wachen. Mer — und hier liegt der Hase im Pfeffer, wie der ehrenfeste Filzfabrikant Nötrner aus Pulsnitz sagen würde. — VValter Harlan ist zum ersten sich selbst nicht treu geblieben, und zum andern: er will immer zu viel aus einmal. In diesem ab sichtlichen Wollen liegt stets eine Gefahr für den Dichter, mag die Befrachtung seines Schisslcins noch so leicht sein. Und bei Harlan ist sie sogar ziemlich schwer, sie heißt Philosophie, noch dazu Hartmannsche Philosophie. „Verehrter Herr Doktor," so heißt s in der Wiomungsvorrcde an Eduard v. Hartmann, „nach einem fleißigen Studium Ihrer „Phänomenologie des sittlichen Bewußtseins" babe ich ans die Art eines Schwankdichters ver sucht, die Erlösung vo» der Glücksgier durch die Erkenntnis: — Gott sein ist Arbeiten — in der Seele eines Ncntners und unbesoldeten Stadlrots zu Pulsnitz in Sachsen zu gestalten." Sehr schön gesagt, aber höchst überflüssig für das Stück an sich, literarischer Aufputz, wie die Bezeichnung „dionysischer Schwank". Auch stimmt, mit Verlaub, lieber Harlan, die Sache mit dem famosen Pulsnitz nicht ganz. Worum gerade Pulsnitz? ,,Bodenständiges" bringt das Werk, wie sein Titel zu verraten scheint, absolut nicht, von „Heimatknnst" hat es — Apollo sei Dank — nichts an sich, ja der Schauplatz ist durchaus willkür lich gewählt, und der Schwank hieße vielleicht besser „Sein Jahr- markt". Er würde überdies dre Absicht, oder richtiger eine der vielen Absichten des Dichters, jedenfalls besser erklären, als sein jetziger Titel. Nöthner, ich muß den Pulsnitzer schon wieder zitieren, gibt dem leisten Sinne des Werkes das be freiende Wort, das hier in Hoch- und Schriftdeutsch angeführt sti: „Eine Woche im Jahre ist Jahrmarkt, einundfünfzig Wochen rst Arbeit. Das ist der Wille — dcS Dionnsos. Denn was ist der Sinn des Lebens? Daß was zu stände kommt!" Und der andere Wille des Dioiivsos? Wieder gibt Nöthner die Antwort: man muß heiraten. Nur der ist — die Weisheit darf weder als sonderlich neu, noch originell gelten — ein ordentlicher Mann, der in der Zweiheit mit einem holden Ehgemahl des Daseins Zweck erfüllt. Das ist wieder eine der „Ädsichlen" des Dichters, die dramatisch an dem Helden des Dreiakters demon striert werben. Wer ist nun dieser Held? Ein reicher Nichtstuer von Junggeselle, der nur einen Zweck kennt: seine mutmaßlichen Erden zu ärgern, wird zur Arbeit und zur Ehe bekehrt. Das ist die simple Fabel des Stückes, alles klebrige ist Episode. Arabeske, Beiwerk, künstlich der ursprünglichen Luslspiclidec ausgepsropst. Und leider — hiermit kommen wir zu dem anderen l-a»Ptiächlichstcn Einwand — nicht sehr stilvoll. Harlan hat für seine Arbeit, jo „literarisch" er sich auch gebärdet, das traditionell schwankartige Element nicht entbehren können. So muß allerhand Ulk über öde Wegstrecken im Gang der Hand lung hinwcghelscn: dem allzu dionysischen Helden des Stückes, der cho nimmt sich so albern, wie man es von ihr bei K'adelburg nichr jchwankmäßigcr verlangen kann, u. a. m. 'Doch wiegt diese Stil- lofiakeit, zumal der Autor sein Stück ja ausdrücklich als „schwank bezeichnet, gegenüber den sonstigen Vorzügen der Arbeit nicht allzu schwer. Was den Schwank über das Niveau der landesüblichen Dutzendware erhebt, ist das ehrliche Streben, der bunlen Szcneiisolgc und ihren heiteren Zwischenfällen einen tieferen Sinn zn geben, sodann eine gewisse Liebenswürdigkeit, die ans einem fröhlichen Herzen kommt, wie wir es dem echten Dionysicr, dem rechten Lnstspieldichter wünschen. Als eine frohe Hvsfnung aus die Zukunst unserer Schwanklitcratur ist darum trotz mancherlei Wenn und Aber das Werk zu begrüßen. Hoffent lich straft Walter Harlan solche Kritik nicht Lügen. . Die Ai/ssührung tat das Beste für die Wirkung des Werkes, die die Kenner des Buches einigermaßen überrascht haben mag. Wunder vollsührte hier vor allem Herr Müller als Aß» ann. Er wußte die Figur des reichen Junggesellen, der, von der Glücksgier befreit, zur Arbeit und Eye geführt wird, mit uberzcugcuoem Leben zu erfüllen, daß mau diesen Dionysicr in den besten Partien des Stückes ernst nahm, ja für möglich in dem Pulsnitzer Milieu hielt, das sonst lediglich zur AuSmi-ung
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