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Frankenberger Uachrichtsklatt und Bezirksanzeiger Amtsblatt des König!. Getichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich >0 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post - Expeditionen. ustadt. ln bme bei VaterS, hiermit uch De- > schwe- unsern jen re- en- n in chönes Streu- »an«. ung Uhr. >gen VeS Von der Weltausstellung. . (Origiualmittheilung.) Wien, 2. August 1873. Zweierlei, und zwar in recht schroffem Gegen sätze zu einander stehend, ist eS, waS heute die Wiener und die AuöstellungSbesucher beschäftigt: Ein Brand auf dem Ausstellungsplatze und Vie erste Anwesenheit VeS Schah» ebendaselbst Gestern Aden» (gegen 6 Uhr) war mein letz« ter Besuch noch dem Elsässer Bauernhof gewid- met. Eine allerliebste Anlage, machte e» auf den Besucher einen freundlichen Eindruck, so daß Jeder gern dahin ging. Da» Gehöft« wurde von Wohnhaus, Remise, andererseits Wirth- schaftSgebäuben mit Restauration zum „Büre- Hüsel" und in der Rückseite von einer Scheune, welche die Costectiv-Ausstellung von Elsaß'» Land- und Forstwirthschafl enthielt, gebildet. Die Bauart war Balkenwerk mit Ziegeln auS. gesetzt. In guter Weise konnte man auS den daselbst ausgestellten Gegenständen in Tabak, Getraide, Flachs, Wein den Ertrag deS DodenS «rkenne». Eine Menge Holzproben und Holz- arbeiten, von den feinsten Schnitzereien bis zu den gröberen HauSgeräthen, Vie dem Elsässer Bauer eigenthümlichen Holzschuhe nicht fehlend, bewiesen die Ergiebigkeit deS Waldes und die Verwendung der Waldprodune durch die fleißigen Bewohner. Eine Anzahl Modelle führte in das Land- und Volksleben ein; besonders zog eine Gruppe, ein Elsässer HochzeitSzug, die ganze Ausmerksamkeit der Besucher auf sich. In Zucker, Chokolade, Liqueuren rc. wurde die fernere Aus nutzung der direkten Ernteerträgnisse vorgeführt. Kurzum — eS war eine recht nette Ausstellung arrangirt worden, welche leider in der verwiche- nen Nacht «in Raub der Flammen wurde. Ge gen 11 Uhr brach in einem Seitenflügel auf unerörterte Art Feuer auS und trotz der soforti- aen Arbeiten der nahestationirten Feuerwehr und Militairmannschaften konnte der Bauernhof nicht gerettet werben, nur daS Wohnhaus blieb erhal- ten. Aus der Ausstellung, wi« im Leben selbst I — mitten Im friedlichen Schaffen drin vernichten die Flammen die Hab« deS Menschen. Außer der gesammten Ausstellung sind noch viel« In- ventqrstück« und daS Eigenthum zweier Ange, stellten vrruichtet worben. So hat denn die Ausstellung heute ein neues Object — eine Ruine aufzuweisen. Möbelstücke, Weinflaschen, Mctrn liegen ringsum und der Hof selbst ist 'eine große Pfütze mit Ziegelftücken und ver- ohltSn Holzstücken umgewandelt.' Heute schon , räumt man mit aller Eile die Trümmer fort, ! MN will daS Gehöfte wieder ausbauen, wenn i i Thlr. S »r. bi» S gr. bi«S Ngr. bi« Thlr. 6 b Hekto- Ngr. 15 Ngr. enzel. isch wich in rdt am l dem Fußboden zusammensUchtn, waS darauf > schließ«» läßt, daß der Schah entweder auf de« Teppich kauernd sein Mahl verzehrt, oder aber Nach beendeter Mahlzeit die Schüsseln auf die Erbe stellen läßt, güt den Schah und die fünf Knaben wird nur ein Eßbesteck beigestellt. Wer unter den Sechsen sich dieses Besteckes bedient, kann man bi» jetzt nicht bestimmt sagen. Auch der Umgang de» „König» der Könige" mit den Abendländern, welche Audienz bei ihm haben, muß in «igenthüMlicher Weise erfolgen^ Das heutige „Wiener Tgbl." berichtet über die gestrigen Audienzen und will ich einige recht liebliche Stellen gleich wörtlich wiedergeben: „Der „Mittelpunkt deS Weltalls" geruhte, auf Vem Teppich d«S an den Wartesaal anstoßenden Gemache» zu hocken Und ein Nargileh zu schmau-« chen. Die Flügrlthüren waren geöffnet und der Herr der Herren sah die Anwesenden und Ein» tretenden durch seine Brille scharf an und rauchte vorläufig weiter. Die Audienzwerber müssen die Hände über den Bauch falten und gesenkte» Hauptes der Thür« gegenüber stehen bleiben. Wem der Großmächtige Gehör schenken will, auf den deutet «r hin und ruft ihm auf persisch zu: „Tritt her!" Wer nicht so apostrophier wird, der hat in der erwähnte» Positur stehen zu bleiben, bis d«r Schah sich entfernt hat, dann darf er sich auch seiner Wege trollen. Der Au» gerufene »ritt dicht vor den König der Könige und richtet an ihn die vorgeschritbene Ansprache, die übrigens hier in Frankistan anders lautet al» in Iran. Denn da, in Persien, hat der Bittsteller zu sagen: „Möge ich Dein Opfew sein, o Mittelpunkt deö Weltalls!" und dabet: den Kopf nach links zu legen, damit anbeutend, daß eS für ihn keine größere Seligkeit gäbe, al» stoote pelle von dem „allerhöchsten" Säbel „Sei ner Majestät" um einen Kopf erleichtert zu wer den. Die Giaurrn aber, Vie neigen nur tief, das Haupt und sprechen: „O allerhochburchlauch» ttgfte, erhabenste Majestät, König der Könige! Gestatte dem niedrigsten deiner Knechte, daß er zu dem Staub unter deinen Fußsohlen flehet» darf!" Natürlich muß ihm da» auf persisch gesagt werden, da klingt'S noch weil hübscher «IS im Deutschen. Im Gespräche, beim Erhel len der Antworten, hat man immer die Anrede an den „Staub unter den Fußsohlen des Königs der Könige" zu richten, denn kein Ungläubiger sollte «S von rechtSwegen wagen, mit dem Mittel punkt deS Weltalls selbst zu sprechen." Vertrauend auf die Vorliebe deS Schahs, die Programmftunden nicht einzuhalten, kam ich ge gen 42 Uhr auf den AüSftellungSplatz; ich hatte mich getäuscht, denn ich gelangte gerade an dru auch an Erneuerung der Ausstellung nicht zu denken ist. Glücklicher Weise war der Brand noch vor den Stunden von Nacht 2 Uhr an, welche einen ganz gewaltigen Sturm über Wien ' brachten, gänzlich zu Ende. Dicht an daS Brand- : object an, nur wenige Schritte grenzt die Aus stellung deS k. k. österr. Sckerbaumtnisteriumö. Hier fing die Holzwand und der nach dieser Seite am Fenster anstehende bekannte Pflug Kaiser Joseph'» bereit» an zu glimmen, doch der ganz besonder» regen Thätigkeit der Feuerwehren ist e» zu danken, baß dies Gebäude und mit ihm so viele andere nahestehende AuSstellungS- objecte erhallen blieben. DaS zweite Ereigniß deS TageS ist schon von heiterer Natur, eS ist die Anwesenheit de» „Kö nigs der Könige", wie sich Schah NaSr-ed-din von Persien zu nennen beliebt. Mittwoch Abend erfolgte seine Ankunft und die Tage Donnerstag und Freitag verbrachte er in Larenburg und Schönbrunn. Heut« Mittag kam der Schah, der wie «in „neunte» Wunder" von Land zu Land zieht und sich überall sehen läßt, nach Wien selbst, um die Weltausstellung zu besuchen. Der Schah, dem von seinen blutigen Thaten in seiner Heimath eine Menge Zeitungsberichte vorauSgegangrn sind, tritt hier als ein ganz son derbarer Kauz aus und eine Menge wunderlicher Geschichten laufen von Mund zu Mund. — So der harmlose Spaß, den er sich heute Vormittag machte. Als der Eisenbahnzug von Larenburg nach Wien, der den Schah dahin beförderte, schon im Gange war, ließ er sosort noch einmal hallen und auS dem Grunde nicht weiter fahren, weil er seine Brille vergessen halt«. Nach einer Viertelstunde, als bi« Dienerschaft den Gegen- stand deS Wartens brachte, durfte der Zug end- lich abgehen. Dem Personal selbst war der Zwischenfall höchst peinlich, da auf der belebten Bahnstrecke das Belegtsein eines Geleise» aus solche Art große Stockungen mit sich bringt. Allgemein bekannt ist hier auch der Umstand, daß NaSr-ed-din'S Schlafgemach auch al» Schlacht hof dient, da daselbst alltäglich vor seinen Au gen, auch mitunter von ihm selbst, Schafe und Hühner abgeschlachtet werden. Auch da» Speise- zimmer muß einen sonderlichen Eindruck machen. Fünf Knaben hat der Schah stets bei sich, die mit ihm daS gleiche Zimmer bewohnen und mit ihm d«n gesegneten Hammel und die höchst ei- genhändig geschlachteten Hühner verspeisen. Der Schah speist bloS in Gesellschaft dieser Knaben. Die Speisen werden von der Dienerschaft auf- getragen, worauf sich dieselbe entfernen muß. Nach beendet«« Mahle werden die Diener ge- rüfen und müsse» die Schüffrln, Mrr rc. auf i rdera^ n vir anätan :tag 11 sankt ritten 873. ßrau. )hne dm dasselb» dksselbrn andcrn- Red. Bekanntmachung Hoher Verordnung zufolge werden bei der Depositen- und Sportelkaff« deS unterzeichneten Königlichen GerichtSamtS Gulde« a« Anh» TungSstatt nicht angenommen. Frankenberg, am 28. Juli 1873. DaS Königliche GerichtSamt. Skiegaud. Hse