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Erscheint jeden Wochentag früh »Uhr. Inserate wer de« il« Nachmittag« d Uhr für die nächst, «scheinende Nummer angenommen. e>. Freiberger Anzeiger --L - „nj) gespaltene Zeile oder deren Raum mit L Tageblatt. Amtsblatt -es Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie -er Königt. Genchtsamter un- -er Sta-tröthe zu Freiberg, Say-a un- Brau-. 187. Sonnabend, den 14. August. ail die Herren Dürgermeister Clauß un- AMrath §achße. Zurückgekehrt nach mondenlangem Kampfe Für Wahrheit, Recht und unserS Landes Wohl, Begrüßen wir Euch, würdige Vertreter Der alten Bergstadt, warm und achtungsvoll. Ja seid gegrüßt, seid herzlich uns willkommen, Nehmt unser schwaches Wort in Liebe auf! Es segne Gott auch Euer stkldt'sches Wirken, Und rufen freudig aus: Glückauf! Glückauf! Ueber die sogenannte Orientalische Frage. Die Orientalische Frage, die bereits 4 Jahrhunderte alt ist, d. h. so alt alS das Heerlager der Türken in Europa steht, - denn einen Staat bildet das türkische Reich nicht — hat in tei neuesten Zeil die KriegSheere, die Diplomatie, die Zeitungen und die Kannegießerei verständiger und unverständiger Art auf taS lebhafteste beschäftigt, und die in Paris tagende Konferenz beschäftigt sich mit Gegenständen, die gleichsam die Ausläufer ter verhängnißvollen Frage bilden: den eigentlichen Kernpunkt der Frage zu berühren scheut jede der bctheiligten Großmächte, weil sie sofort einander gegenüber in eine Art fieberhafte Auf- regung gerathen und die Hand fast unwillkürlich an das Schwerdt greift. Im 15. Jahrhundert beschäftigte sich Frankreich, der Papst und die Republik Venedig zu wiederholten Malen mit jener Frage, bald mischte sich das Haus Habsburg, das auf dem spanischen und österreichischen deutschen Kaiserthrone saß, halb aus religiösen Gründen, halb ans politischer Nothwendig- keit ein. Und während im 16. und 17. Jahrhundert die Furcht vor den Türken und Zwietracht*) die Kräfte und den Unterneh mungsgeist der europäischen Staaten lähmte — nur Oesterreich machte eine Ausnahme, indem es durch die Siege vor Wien WZ, bei Zentha 1691, und bei Belgrad 1717") die Landmacht ') Ueber Len großen Seefieg, Len die christlichen Seemächte bei Lepanto mitte Jean d'Austrla 1L7I erfochten, war man so betroffen und so zwicträch- tiz, daß man ihn gänzlich unbenutzt ließ. Einigen Antheil daran hatte die Eifersucht seine» Halbbruder«, Philipps II. von Spanien. ") Beide Siege erfocht der größte Feldherr und zugleich populärste Mann seiner Zelt der Prinz Eugen, „der edle Ritter". Geb. igsz. 1- 17ZL. Sr selbst unterzeichnete sich stet» Lugeuio äe Ssvoxe. Er war nämlich sei- u« Abstammung nach ein Italiener, au» dem Hause Savohen —, der Ge burt nach ein Franzose, seiner Gesinnung und seiner Dienstpflicht nach ein Dmtschn. ! der Türken brach und den Glauben an deren Unbesiegbarkeit , vernichtete — trat die orientalische Frage im 18. Jahrh. nicht nur in eine neue Phase, sondern sie kam auch theilweise in neue Hände: Großbritannien und Rußland waren mittlerweile Großstaaten geworden; das Erstere hatte Ostindien erobert und Rußland war mit seinen Grenzen blS in die Nähe der Donau vorgerückt. Das benachbarte Oesterreich betrachtete daS Letztere bald mit Eifersucht, bald bot es ihm die Hand, während Eng land nur auf Frankreich sein Augenmerk richtend, die Wichtig keit der orientalischen Frage, durch seine Siege in Indien in Sicherheit eingewiegt, so gut wie gänzlich auS den Augen ver lor. Plötzlich aber ward England aus seiner Sicherheit aufge- scheucht: Napoleon I. erschien 1798 in Aegypten auf der großen .Straße nach dem Orient, und in Konstantinopel war die fran zösisch- Diplomatie, an deren Spitze eine Zeit lang der tüch tige General Sebastian! stand, mit Energie thätig und selbst Persien ward in das Bereich deS französischen Einflusses ge- , zogen. Seit der Zeit nun zieht sich die orientalische Frage, wie ein rother Faden, bald mehr bald minder erkennbar durch die Politik und die Kämpfe der europäischen Großstaaten. Auf Sebastopol fiel endlich der Donnerkeil des Gewitters nieder, das schon so lange gedroht hatte. Aber der Friede zu Paris löschte rasch den Brand ehe er zum Weltbrand werde; und dieser Friede sowohl als die gegenwärtigen Konferenzen in der französischen Hauptstadt bilden eigentlich nur Löschapparate gegen den großen Feuerbrand, der bald da bald dort seine unheim liche» Flammen züngeln läßt: Die gegenwärtige Diplomatie hat ein inhaltsschweres Erbe von ihren Vorfahren überkommen. Sind denn aber die Deutschen, fragen wir, bei der Sache in- - teressirt? Gar sehr! Sind sie ferner von deren Entwickelung und ihren gegenwärtigen Stand hinlänglich und allgemein unterrichtet? Leider nicht! Daher ist es ein Verdienst, diesen