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Amts- »»S AMWbktl für de« Abonnement vi:rielj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. der »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen"' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. »V s« Ajirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil tzannebohn in Eibenstock. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: d:e kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. ----- öl. Jahrgang. mrirn - Sonnabend, den 14. Mai LV«4 Montag, den 16. dieses Monats, nachmittags 4 Uhr sollen in der Restauration „zum Stern" hier daselbst eingestellte 3VÜV Stück Zigarre« an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 13. Mai 1904. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Tagesgeschichte. — Deutschland. Halbamtlich wird durch die „Nordd. Allg. Ztg." die Meldung von RücktriltSabsichten Oberst LeutweinS als falsch bezeichnet. Die letztere schreibt: Ein in Südwestafrika befindlicher Berichterstatter hat unterm 8. d. M. aus Windhuk gemeldet, der Gouverneur Oberst Lcutwein sei ent- ichlossen, sogleich nach Uebergabe der Geschäfte an den General leutnant v. Trotha nach Deutschland zurückzukchren. Wir halten diese Meldung für durchaus falsch; denn sie steht in unlösbarem Widerspruch mit Erklärungen, die Oberst Leutwein au« freien Stücken seinen vorgesetzten Behörden abgegeben Hal. — Berlin, ll. Mai. Gouverneur Leutwein meldet unterm IO. Mai: Der Feind befindet sich auf der Linie Otjikuara- Orikolorcro im allgemeinen in nordöstlicher, nördlicher und nord westlicher Richtung im Abzüge. Starke feindliche Kräfte bewegen sich in der Richtung auf Waterberg. Häuptling Samuel soll sich 4 Tagereisen östlich von Omaruru befinden. Ich bin in KauaS, k> km östlich von Outjo. Gestern sanden verschiedene Pairouillcngcfechte statt. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde Outjo heftig von den Hereros beschossen, dieselben zogen sich aber schließlich auf Paresisberg zurück. Diesseits tot: Obermatrose Swanke von der Mafchinengcwehrabteilung; vermißt werden zwei Mann, verwundet ist Landwehrmann Paulus Witt. Die Nord abteilung wurde beute abgesandt. Major Estorfs befindet sjch in Onjatu. — Trotz der ungünstigen Nachrichten aus Südwcslafrika haben sich bei den einzelnen Regimentern so viel aktive Mann schaften und bei' den Bezirkskommando« so viel Reservisten zur Einstellung in die VcrstärkungStruppen gemeldet, daß der Bedarf mehr als gedeckt ist. In Trier, dem Sitz der 16. Division, an deren Spitze bisher Generalleutnant v. Trotha, der neue Oberkommandierende für Südwestafrika stand, haben sich von der dortigen Garnison 400 Freiwillige zur Verfügung ge stellt, von denen 105 angenommen wurden. — In gut unter richteten militärischen Kreisen nimmt man an, daß die Zahl der berittenen Truppen in Südwestafrika um etwa 2000 Mann er höht werden wird. Das Pferdematerial soll ausschließlich au« Ostpreußen bezogen werden. — Der „Südd. Reichs-Korr." wird aus Berlin gemeldet: Soweit sich zur Zeit übersehen läßt, dürften die Handelr- ! Vertrag-Verhandlungen zwischen dem Deutschen Reich und Belgien Ende dieser Woche ihren Abschluß finden. Es würden dann ohne Verzögerung die mündlichen Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn folgen, deren Einleitung voraussichtlich am Montag, 16. Mai, in Berlin beginnen kann. Die Fort setzung findet dann vielleicht in Dresden statt. — Vom russisch-japanischen Krieg. Der bekannte amerikanische Kapitän Mahan, der Verfasser des weltberühmten Werkes über die Bedeutung der Seemacht in der Geschichte, äußert sich gegenwärtig in der Oeffentlichkeit über die Lage in Ostasien. Er kommt zu dem beachtenswerten Schluß, daß auch hier in jedem Falle die Entscheidung von der Beherrschung der See abhängt. Die rückwärtige Verbindungslinie der Japaner mit ihrem Heimatlande, der Nachschub von Truppen und insbe sondere die geregelte Verpflegung und Munitionszufuhr ist aus schließlich abhängig von der Offenhaltung des kurzen Seewege«, während die russischen Nachschübe entweder den ungeheueren Landweg auf einer eingleisigen Bahn zurücklegen müssen oder davon abhängig sind, daß mit oder ohne Neutralität-Verletzung über Wladiwostok oder von einem Hasen des Golf» von Petschili HeereSbedürfnisse der Armee zugeführt werden. Hierfür ist die Entfaltung einer erheblichen Seemacht seilens der Russen unab weisbare Grundbedingung. Nach der gegenwärtigen Lage ist die russische Seemacht in Ostasien, abgesehen von den vier Kreuzern in Wladiwostok, überhaupt außer Gefecht gesetzt. Kapitän Mahan kommt zu dem Schluß, daß der Fall von Port Arthur al« ein entscheidender Schlag sich erweisen würde. Gelingt e« den Japanern, Port Arthur cinzunehmen, ehe die baltische Flotte draußen ange kommen ist, so findet die letztere keinen genügenden Stützpunkt und kann trotz der geplanten Mitnahme von Kohlen- und Trans portschiffen größten TonnengehaltS weder Japan bedrohen, noch ter japanischen Flotte erheblich etwa« anhaben. Diese Tatsache ist von den Japanern richtig erkannt und au« diesem Grunde haben sie erstaunliche Mengen von Sperrungsdampfern, Munition und Minen geopfert. Nach dem Fall von Port Arthur würde die baltische Flotte bei der notwendigen Abhängigkeit von HilsS- dampfern aller Art und ohne jede Möglichkeit einer Reparatur wahrscheinlich besser zu Hause bleiben. Ein Seeweg von 14000 Meilen, zu denen wahrscheinlich noch erhebliche Umwege kommen, kann von einem großen Geschwader überhaupt nicht zurückgelegt werden ohne gelegentliche Unterbrechungen und Reparaturen. Findet die baltische Flotte draußen keinen russischen befestigten und ins besondere mit Dock» versehenen Hasen, so ist sie ganz nutzlos und unbchilflich. Die russische Kriegspartei hat sehr wohl vorauSge sehen, daß eine kriegerische Lösung der ostasiatischen Frage unver meidlich war. Sie hat für diese kriegerische Lösung sich die maritime Basis durch HinauSsenvung einer ganzen Reihe von Schlachtschiffen und insbesondere großen Torpedobootsflottillen sichern wollen. Da« beweist die russische DiSlokationSliste vom letzten Herbst. Sic hat aber geglaubt, durch eine gänzlich ver altete Diplomatie der Verschleppung, der Vertröstung und unklarer Antworten die Japaner bi« dahin Hinhalten zu können. Mit dem Verlust der Seeherrfchast ist, man darf es wohl auSsprcchen, der wesentliche Teil de« Feldzüge« zugunsten der Japaner ent schieden. — Ein Vertreter de« »Reuterschen Bureau«" hatte eine Unterredung mit dem in London weilenden japanischen Staats mann Baron Suhematju, in deren Verlauf letzterer mit Bezug darauf, daß verschiedentlich Befürchtungen über Japans künf tige Politik anSgcsprochcn worden feien, äußerte: Japans hauptsächliche» Ziel ist, Rußland soweit al« möglich zurückzu drängen. ES soll Rußland unter keinen erdenklichen Umständen gestattet werden, künftig din geringsten politischen oder terri torialen Halt in Korea zu fassen Der Statu« Korea« wird der eines javanischen Aegypten« sein, WaS die Mandschurei angeht, so wünscht Japan dort keine anderen Rechte, als die, welche alle Mächte gemeinsam genießen. Die Mandschurei soll Ehina zurück gegeben werden, dock> werden Maßregeln zu treffen sein, die für die Zukunft jede Rückkehr zu den vor dem Kriege vorhandenen Verhältnissen unmöglich machen ; vielleicht wird eine Art Puffer staat unter chinesischer Souveränität in der Mandschurei zu schaffen sein. WaS China betrifft, io kann kein Zweifel über Japans angelegentliche Sorge bestehen, daß die Neutralität China» bewahrt bleiben soll. Die Hauplgesahr liegt bei Rußland selbst, denn die Russen unternehmen Dinge, welche die Chinesen erregen nnd aus diese Weile zu einem Bruch der Neutralität Chinas hin leiten können. Auf keinen Fall lege ich den aus dem Festlandc geäußerten Befürchtungen Wert bei, daß irgend ein Wechsel in der Haltung Chinas eine kontinentale Großmacht in die Streit fragen de« Kriege« hineinziehen würde. Welche« immer die Er folge Japans sein mögen, seine Politik ist, absolute Bewegungs freiheit für alle Mächte in Ostasien zu sichern. Keine westländische Macht braucht die geringste Besorgnis zu hegen, daß Japan möglicherweise infolge de« gegenwärtigen Kampfe» an Größen wahnsinn leiden werde. Pari«, 11. Mai. Dem „Matin" wird von seinem Korre spondenten aus Petersburg gemeldet, e» gehe dort da« Gerücht, bei dem Moticnpaß habe eine Schlacht zwischen den Russen und Genera! Kuroki stattgefunden. Die Russen hätten abermals eine Niederlage erlitten und schwere Verluste gehabt. General Sassulitsch soll unter den Toten sein. London, 11. Mai. Dem »Daily Chronicle" wird au« Schanhaikwan telegraphiert, die erste japanische Armee btzprohe bereit« die Russen in Haitscheng. Die zweite Armee, die in drei Divisionen marschiert, drang schnell vorwärt«, um mit Kurokis Armee zu kooperieren, und schlug die Russen mit schweren Verlusten bei Wafungtien. Die japanische Artillerie wurde vorzüglich geleitet. Petersburg, 11. Mai. Nach einem Telegramm de» General« Kuropa tkin rückte am 8. Mai eine starke japanische Kolonne von Föngwangtscheng nach Haitscheng vor. Die Station SortSdamS ist von den Truppen der Grenzwache besetzt. Die Eisenbahn ist bi« Ssanschilipu auSgebesscrt worden. Oberstleutnant Spiridonow brachte nach der Landung der Japaner bei Pitjewo den in Liaujang eingctrofsenen Eisenbahnzug mit Krieg-Vorräten nach Port Arthur. Die Japaner rücken auf Kiutschou vor, die Vorhut derselben befand sich am 10. Mai in der Nähe von Ssanschilipu. Tokio, 11. Mai. Admiral Togo berichtet, seit dem 6. Mai höre man von Port Arthur her viele Explo sionen; die Ursachen derselben sei nicht fcstgestellt. Hier in Tokio neigt man der Ansicht zu, daß die Russen, am Erfolge der Verteidigung von Port Arthur verzweifelnd, ihre Kriegsschiffe zer stören, um dann die Festung zu räumen. Söul, 11. Mai. Die Russen, deren Zahl auf 200 geschätzt wird, griffen Andschu an. Die japanische Garnison verteidigt die Stadt hartnäckig. Tokio, 11. Mai. Der gestrige Angriff von 200 Kosaken aus Andschu ist zurückgcschlagen worden. Tschifu, II. Mai. Eine hier eingegangene nicht amtliche japanische Depesche erwähnt ebenfalls da- Gerücht, wonach die Russen ihre Schiffe in Port Arthur zerstört hätten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 13. Mai. Am gestrigen Himmelfahrt«- tagc wurde unsere Gegend von zahlreichen Ausflügler» besucht, trotzdem da« Wetter nicht gerade verlockend war. Die meisten hatten sich den Auer«berg zum Ziel genommen, von dem man aber de« bedeckten Himmel« wegen keinen umfassenden Rund blick hatte. — Eibenstock, 13. Mai. Gestern nachmittag in der 4. Stunde verunglückte der 7jährige Sohn de« Watvarbciter« William Gläß dadurch, daß er beim Spielen mit mehreren Ka meraden am Göpelgetriebe der Freihosfcheune (unterhalb der Bühlhalle) in die Kammräver geriet und ihm dadurch da« eine Fußgelenk buchstäblich zermalmt wurde. Eine bange Stunde hat der Bedauernswerte in dem Getriebe erdulden müssen, bis er von den herbcigehclten Leuten der betr. GutSwirtfchaft au« seiner schlimmen Lage befreit wurde. — Eibenstock Die am I. Mai diese« Jahre» vorge nommene Zählung der Fabrikarbeiter hat Folgendes er geben: In hiesiger Stadt bestehen 77 gewerbliche zählungSpflichtige Anlagen und zwar 29 Stickereien, darunter 1 mit Tambouriererei und 2 mit Gardinenfabrikation, 3 Sägewerke, 4 Holzschleifereien, darunter 1 mit Pappenfabrikation und 1 mit Spunvdrcherei, l Buchdruckerei, 1 Steindruckerei mit Buchvruckcrei, 1 Bleicherei, I Seifen- und Seifenpulverfabrik, I Gasanstalt, 1 Cemcnt- warensabrik, 4 Zimmerplätze, 3 Steinbrcchcreien, 2 Sandgruben, l Brauerei mit Mälzerei, 14 Schankwirischasten, 2 Müllereien mit Bäckereien. 9 Bäckereien. Gezählt wurden 1080 Arbeiter insgesamt (1899: 675; 1900: 687; 1901: 786; 1902:877 und 1903: 1092), nämlich 555 männliche und 525 weibliche. Diese Arbeiter verteilen sich auf die einzelnen Altersklassen wie folgt: 21 Jahre und darüber 398 180 16 bi« 21 Jahre 98 252 14 » 16 , 57 89 13 , 14 , 2 4 ES waren demnach vorhanden: 152 jugendliche Arbeiter, 502 minderjährige „ und 578 volljährige „ — Eibenstock. Neber die hier vom Sonntag ab aus dem Neumarkt Vorstellungen gebende Barum'schc Menagerie schreibt das „Karlsbader Tagblatt": Die Barum'iche Menagerie vcrsügt über eine ebenso reiche wie schöne Kollektion namentlich von Tieren der Raubtiergattungcn, die äußerst sehenswert sind. Mächtige Löwen, verschiedene Bärcngattungen, Leoparden, Panther, Hyänen, Königstiger, Silbcrlöwen, verschiedene Wolfsgattungen, Schakale, Jaguare — ferner einige Seelöwen, ein Zebu, ein Lama oder Schaskameel, eine Stcppenantilope, eine Heidcschnucke — von Vögeln I Pelikan, ein Helm Kasuar, ein Kondor, ver schiedene Papageien und Kakadu» — darunter ein weißer Kakadu, der »liebe Jakob", mit guter Dressur, — weiter eine Kolonie Affen, ein Tiger-Pferd (Bastard) unv das kleinste Reh der Welt, etwa so groß wie eine Mittelkatzc und 6 Jahre alt, bilden sehens werte Objekte der reichhaltigen Sammlung, an welche sich au» dem Reiche der Amphibien noch eine Riesenschlange reiht. Aeußerst interessant ist e«, die Fütterung zu beobachten, in welchem Augenblicke sämtliche sonst, wie e« scheint, sehr gutmütigen Tiere ganz außer Rand und Band zu geraten scheinen. Es sind ganz respektable Quantitäten, die da über tag« vertilgt werden. So erhält z. B. ein Löwe bi» 20, ein Tiger bi» 25, ein Leopard bi» 20, eine Hyäne bi« 15, ein Wolf bi« 10 Psund reine« und ge sunde» Fleisch, ein Bär bis 15 Pfund Brot, 15 bi« 20 Liter Milch die Affen, Kaninchen und Tauben die Schlange, Fische der Pelikan und Seclöwe. E« beansprucht daher die Erhaltung sämtlicher Tiere einen ganz hübschen Groschen Geld. Wa« die Dressur der Tiere anbelangt, so läßt diese nicht« zu wünschen übrig. Eine Meute Wölfe und Hyänen in einem Zwinger ge horchen ihrer Bändigerin (Fräulein Remo) auf« Wort, und wenn sich ein oder da« andere Individuum manchmal auch etwa« wider spenstig zeigt und knurrt, schließlich gehl e« doch aus Kommando durch« Feuer (brennenden Reis). Die Produktion des Herrn Stefano Humberto mit dem Königstiger bietet aufregende Mo mente genug — sie ging indessen ohne jegliche Gefahr ab, und die Zuschauer atmeten erleichtert auf, al« der Bändiger au» dem Käfig trat. Madame Barum leistet indeß da« Schwierigste im Löwenkäfig; sie bewegt sich unter den mächtigen Tieren, wie im Salon, bildet mit ihnen Gruppen, ruht aus ihnen au», spielt Violine und vollführt schließlich mit einem männlichen Löwen einen Ringkampf, au» dem sie als Siegerin hervorgeht, indem sie ihren Gegner regelrecht zu Boden wirft. Ein weißer Kakadu, der schon erwähnte „liebe Jakob", ist ein drolliger Bursche; er sagt seinen Namen aus Kommando, pfeift, turnt und küßt seine Dompteuse, und zeigt sich nach jeder Richtung hin al» wohl erzogene« Tier. Da« Publikum spendete den Dresseuren leb haften Beifall. Alle» in allem genommen ist die Menagerie sehr sehenswert und kann daher deren Besuch wärmsten« empfohlen werden. Ganz besonder« angezeigt dürfte e« sein, für die Schul jugend Separat-Borstellungen zu veranstalten, da für diese die Tiere besonder» lehrreich erscheinen. — Leipzig, 10. Mai. Die Gewerbckammer Leipzig hat sich, von der Regierung zur Meinungsäußerung veranlaßt, für die obligatorische Alter«- und Jnvalidität«vcr- sicherung aller selbständigen Handwerker au«-