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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961023022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896102302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896102302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-23
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
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Abend-Ausgabe riMM Tageblatt Druck und Verkna v-m 'L. Volz in Seivikq SO. Jahrgang. Freitag den 23. October 1896. 22) r l'rebsr 784 6u»llo 7SL5 Die vro»^n»A^Sgabe erschein« am '/,? Uhr. öt» Nbend-Vlu-gab« Wochentag» um 8 Uhr. l». I 0,08>. > 0,10) 216,— 213,- 218,25 121.80 14225 189,25 202.80 159,75 Sb,80 ISS,SO 217.80 >.) V«ir«u «r 13l,— 21, o bsr 42,4V 41, FerrNlrts«. besonderer Weise durch den Umstand verschärft, daß Rudini Palermitaner und Crispi Abgeordneter von Palermo ist. In der französischen Presse werden die erwähnten scanda- lösen Vorgänge namentlich gegen Crispi persönlich verwerthet, welchem, z. B. im „TempS", verbrecherische Beziehungen zu Giacomelli nachzesagt werden. AnzeigeN'Preis die S gespaltene Petitzeile »0 Pfg. klrclamrn unter dem RedactionSstrich ^ge spaltet!! LO^j, vor Sen Famlliennachrichte, lvgesoalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Drei», vekzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Laris. Redaktion und Lrveditton: Iahannesgasst 8. DieLxpevitian ist Wochentag« anunterbrochon «D^Aaet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Litt Klemm's LortiM. kttkfred Hnhtt). Uviversitätsstraße 3 (Paulinum), L-Ui- Lösche, ktnibonnenstr. 14. Port, und KönigSHIatz 7. Sd. »dr. irttl Irk. tun. le. »br. »Ku tu» idr. 1U Isa idr. X. Sl. ?r. Visa Vkr. im r-kr. > ISN ' Ira. l«- Iinrr Product« überwundener WelterilärungSversnche nur noch in den dunkelsten Perioden der Menschheit Fleisch und Blut annehmen." Hier ist da« gerade Gegentheil von dem gesagt, was der tägliche Augenschein lehrt. Ein« ist ja wahr, die „Köln. Volksztg " und andere klerikale Blätter haben der Unterschrift de« Teufels Bitru die Anerkennung verweigert; dieses Stück war eben zu stark. Ader in Wemding bat der Teufel „am Hellen Tage" unangefochten erscheinen können und was die „Köln. Volksztg." öffentlich zu sagen für gut findet, giebt durchaus nicht immer ein getreues Bild dessen, was ihre Ge sinnungsgenossen in Familie, Schule und Seminar lehren und glauben machen, Es gilt eben, einige Rücksicht, nicht auf den „deutschen Ultramontanen", sondern auf den deutschen Katho liken nicht ultramontaner Geistesverfassung zu nehmen. Spuren der „modernen Weltanschauung" bat außer der „Köln. Ztg." wobl noch Niemand in der klerikalen Presse oder sonstwo beim KierikaliSmns gesunden, und dieses Blatt traut selbst seinem Urtheile nicht, denn es findet, daß ras Centrum die Fragen der auswärtigen Politik „nicht unter deutsch-nationalen Gesichtspunkten beurtheilt", sondern daß es „bei der Beurtheilung dieser Dinge fast nur die einseitigsten und kurzsichtigsten confestionellen Gesichtspunkte lennt". Einseitigste confrssiokielle Anschauung weltlicher Dinge verträgt sich mit der modernen Weltanschauung seihst in den ersten Stadien von deren „desinficirender" Ein wirkung nicht. Man kann eben das Schwarze nicht weiß sehen, wenn man nicht völlig die Augen schließt. Auch die „Köln. Ztg." kann das nickt, obwohl sie sich die Selbsttäuschung leicht macht, indem sie geneigt ist, „kein be sonderes Gewicht auf die Thorheit" zu legen, „daß die Centruinspresse die Regierung mit ihrer allerhöchsten Ungnade bedroht, falls die Regierung fick nicht entschließen könne, der Polonisirung des deutschen Osten mit verschränkten Armen zuzusehen". Wir legen großes Gewicht auf diesen Umstand und zwar hauptsächlich deshalb, weil wir in ihm nicht einen Ausfluß der Tdorheit, sondern einen solchen der zwcckbewußten ewigen Machtpolitik des Ultramontanismus erblicken. 84,50 152,- SS.1V »8,86 110.90 47,55 S,58 58,88 1.271, 110,5V 240,— ErtrarVeklcktttN (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SV.—, mit Postbesörderung 7V.—. a») sie. m- i«'> «') Mr > »ment !sm»nt 'iii^ itt» ,k»krlcn. Uevoteo itlooten Annahmeschluß für Anzeigen: Abrnd-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge «-Ausgabe: Nachmittag» «Uhr, Bei den Filialen und Annahmestelle« je ein» halbe Stunde früher. Anreisen sind stets N" die Erpetzkttt» zu rich: 88,10 265,— 180.75 158.80 113,10 3SL5 158.60 168,40 165.80 175,16 111.75 132.60 53,75 Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Votizei-Ämtes der Stadt Leipzig. 85,50 S. 165 50 8. 110,— S. 160,— 6. 1V2,— 0 102,50 6. 65, - U 181, - 6. IIS,— 0. 123,— 0. 118,— U 210,— (1 313,75 V. 100,— v 113,— t-rk 220,— 0 «in vtUctr. Bezugs-Preis M d« Hallpterpedition oder den im Stadt« ttjm nnd den Vorvrten erdichteten Aut» gabestellrn abgebolt: vierteljührltch^l^.SO, bet zweimaliger täglicher Zustellung in« ÖauS b.üO. Durch di» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierreljäbrliL -l 8.—. Dirtcte tägliche Kreuzbandirnbung in« Ausland: monatlich ^l 7.S0. w,»ö»iupksr or" »uk cker a kremea. )) von Vixo. «a, »dreve' von Soatd >atd»wptov, rwittaae ia «en- vv/io: Y von ^nt- Politische Tagesschau. * Leipzig, 23. Oktober. Die „Kölnische Zeitung" liebt cS neuerdings, bei der Beurtheilung des tlentrnms und des Ultramontanismus von Zeit zu Zeit eine rosenfarbcne Brille auszusetzcn. Dieses Verhalten könnte in den Augen von Bewohnern rein oder überwiegend evangelischer Gegenden deshalb eine Bedeutung gewinnen, weil das genannte Blatt als ein rheinisches in der Lage ist, den Klerikalismus in der Nähe zu betrachten. Es darf jedoch sestgestellt werden, daß die„Köln.Zlg." mit ihren,wie gesagt, auch nur ab nnd zu vorgetragenen Lobsprüchen auf das Centrum in ihrer Heimattz ganz allein steht. Auf dem letzten nationalliberalen Parteitag ist bekanntlich eine Reso lution beschlossen worden, die von der Annahme einer ungemindcrlen, wo nicht gesteigerten Gefährlichkeit der ultra montanen Bestrebungen auSgeht. Zn der Erörterung der selben haben auch mehrere Mitglieder vom Rhein daS Wort ergriffen; aber weit entfernt, den Optimismus der „Kölnischen Zeitung" zu theilcn, haben sie auf Grund ihrer heimischen Beobachtungen und einer von ihnen unter dem Ausdruck tiefen Bedauerns über die i,elcgcnt- lichen Sinnesänderungen dieser Zeitung auf die Nothwendigkeil erhöhter Wachsamkeit nnd verstärkter Abwehr gegen die ultra montanen Bestrebungen in Politik und Leben bingewiesen. Gerade von rheinischer Seite ist die unseres Er achtens nicht begründete Besorgniß geäußert worden, in Berlin, das heißt von den dort lebenden Mitgliedern der Centralleitung der Partei, könnte der Umfang und die Be deutung der gegenwärtigen klerikalen Propaganda unterschätzt werden, und ein Rheinländer ist es gewesen, der die Auf merksamkeit auf die wachsende Ausbreitung des tollsten Teufels- glaubenS im Volke und unter dem geistlichen Nachwuchs gelenkt hat. Irgendwelchen Widerspruch oder auch nur eineAbscbwächung haben diese Ausführungen nicht erfahren. Es ist daher sicher, daß Niemand in der nationalliberalen Partei hinter der „Köln. Ztg." steht, wenn sie in einer Betrachtung über „Rußland, Deutschland und dasCentrum" sich fol gender maßen ausspricht: „Eine Frage ist es, ob das Centrum und seine Presse durchweg den Anforderungen entspricht, die man vom deutschen Standpunkt stellen muß. Es muß zunächst anerkannt werden, daß in dieser Beziehung eine erfreuliche Entwickelung zum Besseren eingetreten ist. Sieht man von der „Germania" ab, die immer noch nicht begriffen hat, daß gerade die wüsten und gehässigen Schimpfereien ihr die besseren ultramontanen Kreise entfremdet haben, so kann man beobachten daß die größeren Centrums, blätter einen ruhigern und anständigern Ton anschlagen. Nur hier und da läßt sich noch ein profitgieriger Frömmler bei der hitzigen Jagd nach dem Mammon durch geschästskatholifchen Uebereifer zu plumpen terroristischen Verleumdungen anderer Blätter hinreißen Im Ganzen ist es interssant, zu beobachten, wie die moderne Welt- anschauung durch tausend Poren desinficirend in den Ullramon- tanismus eindringt und den gesammten mittelalterlichen Teufels- und Äundrrkram aus der grünen Praxis des Lebens in die ruhigen und weltfremden Gefilde der grauen, öden und blutlosen Theorie verjagt. Der Teufel und die Großmutter des Antichrists dürfen um Hellen Tage auch nicht den kleinsten Streich wagen, ohne daß ihnen die ullramoniane Kritik die Finger blutig schlüge. Es ist wirklich so, wie der „Pelikan" klagend bemerkte, oie Elite des deutschen Ultramontanismus führt den Teufel nur noch in der Theorie, in der Praxis darf er sich nicht inehr blicken lassen. Und wie der „Pelikan", so könnte auch Trier blutige Thronen weinen ob der Thomasnat^ des deutschen Ultramontanismus. Für einen deutschen Ultramontanrn, der etwas auf sich hält, dürfen die VL3 260,25 152,- 247,50 46,- Einer Verständigung zwischen Deutschland, Rußland nnd Frankreich in der orirnlalilcken unv egyptischen Frage redet rin Artikel des „Figaro" das Wort, der zur Abwechselung wieder einmal recht wohlwollend gegen Deutsch land gehalten ist. Die Verständigung zwischen den drei Staaten in der orientalischen Frage ist bekanntlich längst erfolgt; waö indessen eine Verständigung über die egyptische Frage anlangt, so ist nach unwren Informationen ein ent sprechendes Ansinnen an Deutschland bisher noch nicht erfolgt, und es steht auch kaum zu erwarten, daß Deutschland in dieser Frage eine aktive Rolle spielen werde. Hingegen ist Wohl zu beachten, daß Rußland die egyptische Frage offenbar mit noch viel größerem Eifer aufzurollen sich anschickt, als Frankreich. Rußland Hal auch in verTbat ein noch lebhafteres Interesse daran, als Frankreich. Die Franzosen wollen nur in Egypten ihren Einfluß zurückgewinnen, Rußland aber will nicht nur seinen Freunden einen Dienst erweisen, sondern sieht es vor allen Dingen auf die Schwächung der Position Eng lands ab. Rußland handelt also keineswegs, wie man so oft annimmt, in der egyptischen Angelegenheit lediglich als un eigennütziger Freund Frankreichs, vielmehr ist es für Rußland von hohem Interesse, wenn England durch den Verlust EgyptenS die Brücke zwischen Afrika und Asien verlieren würde und wenn dadurch zugleich sein Prestige bei den Völkern des Orients einen schweren Schlag erlitte. Deutsch land aber hat an einer Schwächung Englands in Egypten um so weniger Interesse, als sich dann England nock mehr als bisher seinen ostafrikanischen und südafrikanischen Aspirationen widmen würde. Ist doch unter den englischen DjingoS, die zu den Unruhen in Südafrika den Anlaß gegeben haben, eine Gruppe, die für ein Aufgaben EgyptenS eingenommen ist, weil dann England um seiner indischen Besitzungen willen Südafrika zu einem Hauptstützpuncte seiner Flotte macken müßte. So gern also Deutsckland mit Rußland und Frank reich Hand in Hand geben wird, wo deutsche Interesse» in Frage kommen oder zum mindesten nicht geschädigt werden, ö wird es in der egyptische» Frage eine Action gegen Eng- and ruhig Rußland, Frankreich und der Pforte allein überlassen. sehen nnd dabei ärgert er sich über da« Interesse, das dieser wider seinen Willen ihm abzuringrn versteht. Der scharfe Wind, welcher mit Ungestüm um die Ecke braust, wird unerträglich. Er glaubt zu frieren, aber er fiebert, seine Stirn ist heiß. Unruhig geht er hin und her. Drei Gestalten kreuzen jetzt in seinem Gehirn, seine Frau mit ihren ewig fragenden Augen, in denen das verzauberte Dunkel einer indischen Nackt gefangen ist, Onkel Stepan Wassilitsch und der junge Mensch ohne Ueberrock. Und jetzt taucht auch der Vierte im Bunde dort aus, eS ist Nahim. — Ja, Nahim! — Mit ihm, seinem Iugendvertrauten, will er sprechen. Er empfindet jetzt einen wahren Durst nach den Augen des Mannes ohne Ohren. Heulend hatte sich früher so manchmal der einstige Knabe, nach einer derben Leclion von Seiten seines fürstlichen Onkel«, in die Kammer Nahim'S geflüchtet, um diesem sein Leid zu klagen, und ohne Trost ging er nie von ihm weg; auch heut« sehnt er sich nach den gutmüthigen Zischlauten deS Tataren. Entschlossen nähert sich jetzt Zlija Andrej dem Hotel. Den Blick zu Boden gerichtet, ohne recht« noch link« zu blicken, steigt er zur Beletage empor. Einige Angestellt« de« Hotel« kommen vorüber und verneigen sich vor dem jungen Herrn, ohne daß dieser auch nur zu ihnen aufsieht. Da ist die Tbür zum Empfangszimmer des Fürsten, «r öffnet leise und tritt ein. Es ist Niemand hi«r. Zwei ThUren führen in anstoßende Gemächer. Dir dort bildet den Eingang zu den Zimmern der Petuschkiwna. Sie ist nur angrlebnt. Ein handbreiter Spalt bietet dem Heranschleickenden dir Mög lichkeit, in da« Gemach zu sehe«. Er zuckt zusammen und wird dunkelroth im Gesicht — dort steht der junge Mensch ohne Urberrock — Hand in Hand mit der selig lächelnd«« Sofia Andrejewna. Sie zieht ihn jetzt mit sich fort nach einem Sessel, auf den sie sich, ohne die Hände d»S jungen Manne« loSzulaffen, niedersrtzt. „Wir haben sehr schöne und glückliche Zeiten vor Augen, mein theurer Michael", plaudert sie vergnügt auf diesen rin, ,e« ist schade, daß der Fürst schon zur Ruh« ging, er könnte al«dann heute noch meinem thruren Michael die Hand reichen. Aber er bedarf der Ruhr, «r sprach zu viel mit dem kaiser lichen Bischof und wurde zuletzt ganz roth im Erficht, wa« nicht gut für ihn ist. Ja, r« ist wirklich schade um da« Frühstück, mein ßutrr Michael, abrr ich hatte wirklich kein« Zeit, ich mußt« eine Braut werden." Vie Schuld des Fürsten Romanskoi. Roman von Conr. Fischer-Sallstrin. NaibdenS verboten. Da taucht da« Hotel Bristol im Lichterglanz der Weltstadt auf. Wir vom Donner gerührt fährt er aus seinem Sinnen und Brüten auf. Kalt wir Reif zieht e« durch seinen Leib und mit geweiteten Pupillen starrt er hinauf nach der Beletage deS Palaste«. Dort droben, hinter den Fenstern des BalconS, im Schlaf gemach des Fürsten Romanskoi, soll seine Novelle ihren ver söhnenden, ausgleichenden Schluß finken. Durch daS Schlaf gemach de« Fürsten führt der Weg nach Slekok, er weiß es und ist längst bereit, diesen Weg zu betreten, und doch steht er zögernd da, al« hafte Blei an seinen Sohlen. Ein junger Mann komm« dem Grafen entgegen, der «ben- fall« stehen bleibt und aufmerksam nach dem Hotel hinauf sieht. E« ist rin Mensch ohne Ueberrock, mit frischem Gesicht, kessen ganzer Trotz nur dem rauhen Octoberwind gilt, rin Subjekt mit Kleinigkeiten im Kopf und im Herzen. Ilija Andrej fixirt ihn und findet nichts BemerkenSwertheS an ihm als den dünnen^ straff über den Leib gezogenen Rock. Plötzlich nimmt der Fremde einen Anlauf, eilt mit elastischen Schritten über den Prospekt nnd verschwindet im Hotel. Nun erst beginnt Graf Matscherskosi sich für ihn zu interesflren. Würde er im Pelz vor ihm erschienen sein, einen Brillanten an der linken Hand, er würd« sofort mit der Vrrmutbung fertig gewesen sein, daß das am Ende der Sohn der Sofia Andrejewna sein könnte. Aber in diesem Aufzug? — Nein, in einem so kläglichen Habit würde di« Sonja ihren Sohn ni« und nimmer unter Menschen schicken. Zlija Andrej zieht seine Uhr. E« ist noch früh, — zu früh für seinen beabsichtigten Besuch bei Stepan Wassilitsch. Wi« manche« Jahr hindurch hat «r ihm seinen Adendgruß gebracht, wenn er im Bette lag, und warum sollte er die« nicht auch heute thun? — Aber der Fürst ist noch nicht zu Bett, alle Fenster sind noch bell erleuchtet. Um nickt bemerkt zu werden, zieht er sich bis an die nächste Straßenecke zurück und bewacht von da au« den Ein gang deS Hotel«. Jeden Augenblick glaubt er den jungen Mann wieder au« dem Hotel auf die «kraße zurückkehren zu dabei flüsterte er vor sich hin: „Nahim kommt gleich zurück, gleich." Ilija Andrej ließ ihn geben. Als der Alle hinter sich die Tbür vorsichtig, wie dies so seine Gewohnheit war, ins Schloß gelegt, warf der junge Herr trotzig den Kopf empor, lauschte einen Moment, und als jetzt ein fröhliches Lachen der Petusckkiwna aus dem Nebengemache heraus drang und Tritte vernehmbar wurden, die darauf sckließen ließen, daß irgend Jemand ins Vor- zimmer herauStommen könnte, zog er sich durch die Tbür, durch welche Nabim bereingekommen, in das Wohnzimmer de- Fürsten zurück. Mit verickränkten Armen steht er da und blickt sich um. Wie fremd ihn hier Alles anmuthet. Wie ein Eindringling kommt er sich hier vor. Was sein Auge entdeckt, erregt seinen Neid, seinen Haß. AuS jedem Winkel des Gemaches klingt ihm da« schmerzrerrissene Lied des Enterbten entgegen. Aber er will sich nicht einer Petuschkiwna und ihrem Sohn zum Opfer bringen lasten, er hat die Pflicht, für seine Reckte zu streiten. Und wieder suckt er unter dem Rock den Griff seines Bulgarenmesser« und hält ibn fest. Ja, jetzt denkt er an seine Mutter in Sibirien. — Nahm der Onkel nur deshalb einst den Knaben von der Brust der jungen Mutter, um ihn hohnlachend einer solchen Stunde zuzuführen? Hat Sofia Andrejewna nur deshalb e« versucht, eine Stimme in seinem Herzen für dieses Weib zu wecken, weil sie schon immer wußte, daß einmal die Zeit kommen wird, in der Stepan Wassilitsch seinen Neffen, sobald er es seiber überdrüssig geworden war, ihn zu quälen, zu ihr zurück nach dem kalten Norden schicken würde? Ein bö-artigeS Läckeln kräuselt seine Lippen. Jetzt find ihm sogar diese zwecklosen selbstquälerischen Betrachtungen verhaßt. Seine gespannten Blicke wenden sich nun nach der Tbür, hinter der er da- Schlafgemach de« Fürsten vermuthet. Seine Tigernatur drängt mit Ungestüm zur That, setzt zum Sprunge an. „Nahim, Nabim!" ruft in diesem Augenblick der Fürst au« dem Nebenzimmer mit dumpfer Stimme, gleichsam als sei er au« einem unruhigen Schlummer, vielleicht durch ein Traumbild erschreckt, aufgesahren, „Nabim!" Ein Ruf deS Geschicke«! . . . Der Griff des Dulgaren- mester« wird heiß unter der Umklammerung seiner Hand. Jede Linie in dem sablen Gesichte Zlija Andrej'« ist straff gespannt wie die Sehne eine- Bogen-, von dem der vergiftete Pfeil schnellen soll. Sein« Augen sind verglast, di« Lippen 6oar» 151,50 8S.— 6. 165,— 6. 220,— 8 SO,— ». 107,— 0 Neue Skandale sind i» Italien auf der Tagesordnung. Nach der Liquidation der Banca Romana, nach dem Falli mente der Banca Generale, nach dem Bankerott des Crevito Mvbiliare ist jetzt jener des Credito Jmmobiliare eingetreten, besten Delegirter Verwalter der Commendakore Giacomelli war. Ter in Hast genommene Direktor, gegen welchen die Untersuchung schon seit Juni sckwcbt, wird beschuldigt, als delegirter Verwalter mit dolosen Mitteln LaS Falliment des Credito Jmmobiliare berbeigefiibrt zu haben, dessen Obli gationen im Nominalwertbe von 500 Lire bis zu lOOO Lire gehandelt worden waren und jetzt kaum 9 Lire gelten. Man legt ihm betrügerischen Bankerott, schlechte Führung der Bücher der Bank, Veriheilung nicht eristirender Dividenden rc. zur Last. Die Strafe für solche Tbaten ist Kerker bis zu 20 Jahren — vorausgesetzt, daß die Geschworenen Giacomelli's nickt dem Beispiel der Geschworenen TanlongoS von der Banca Romana folgen, welche sogar die geständigen Diebe schuldlos gesprochen haben! — Fast noch mehr Aufsehen erregt der Mnnicipal- scandal inPalermo. Der Held desselben ist der Cassirer der dortigen Stadtverwaltung, Antonio Martinez, der als reicher Mann galt und sich das Vertrauen, ja die Zuneigung Aller, namentlich durch di« Dienste, welche er Jedermann zu leisten immer bereit war, unv die verschiedenen Com- munalräthen in Geldverlegenheiten gegebenen Darlehen zu erwerben verstanden halte. Nunmehr ist er anläßlich einer Revision der Municipalcasse, die er nickt länger verzögern konnte, mit einem enormen Deficit aus Palermo verschwunden. Man stellte fest, daß die fehlende Summe sich ruf etwa 900 000 Lire belaufe, ohne den Scharen zu rechnen, den der Cassirer verschiedenen Privatpersonen durch Fälschung ihrer Namensunterschrift auf Wechseln zugesügl hat. Zählt man zum Schaden der Stadt den der Privat personen hinzu, so ergiebt sich, daß der Commendatore Antonio Martinez ungefähr eine und eine halbe Million Lire unterschlagen hat. Martinez wurde bekanntlich auf einem Gute des Fürsten v. Pandolfina in der Nähe von Palermo verhaftet. Er scheint fick, wie der „Nat.-Ztg." au« Rom geschrieben wird, des PertheidigungSsystems bedienen zu wollen, an das sich seiner Zeit Tanlongo gehalten batte: auch er übergab der Polizei eine Liste von Personen, welchen er Darlehen in baarem Gelbe gegeben zu haben bevauptet. Und diese Personen wären Munizipalräthe und Politiker! Daraus folgt mit Wahrscheinlichkeit, daß sich auch in Palermo eine Reihe von Skandalen entwickeln wird. Da in Italien die Politik in Alle« nnd jede« einzemisckt wird, so will man sie auch mit diesem Verbrechen in Verbindung l. „ - 7 " ' „ . 7 7,. . . , . . . sei von de» Anhängern C ri spi's protegirt worden, während die I welcke sic sich in der Gunst des Großbeirn befestigen, s» . " - r. . , " I ... .! sönlichkeit der Partei Rudini's. Jede« Wort, daS hier gesprochen wurde, berührt« ibn wie ein Dolchstoß. Er duckte sich nieder und schlich sich wie ein Panther von der Tbürspalte zurück. Wie ein Taumel er greift e« ibn. Er weiß nicht, ist eS blinder Haß, oder «ine Art von Verzweiflung, wie sie noch niemals über ihn ge kommen, was da durch seine Brust tobt. Zum ersten Mal verwirren sich seine Gedanken, er weiß nicht mehr, wo und wie er einen Halt finden und sich anklammern kann. Wie giftiger Hohn klingen ihm dir ZukunftSliever des Onkel-, die er schon dem Knaben vorgesungen, in den Obren. Er wagt kaum zu athmen, e« drängt ibn, fortzustürzen, irgendwo hin, um die Gluth, die durch seine Adern rollt, verrauchen zu lasten. Wa« soll er auch in Vieser Ge- mütbSoersastung mit Nabim sprechen? Schon näbert er fick der Tbür, da taucht Nahim, wie von einem bösen Geiste citirt, im Vorzimmer auf. Der Tatar trägt eine Wasserflasche in der Hand und ist erstaunt, den jungen Herrn, den er stets mehr geliebt, al« Vieser begreifen konnte, im Vorzimmer zu sehen. Ilija Andrei klammert sich förmlich an dem einzigen Arm de- alten Diener- fest und blickt mit gerötheten Augen zu ihm auf, al« wolle er ihm sagen: — stehe mir bei, hilf mir, Tatar! „Nicht schlimm", begann dieser und seine irisirenden Augen leuchteten vor Lust über die Vertraulichkeit de« jungen Herrn, „der Fürst, Stepan Wassilitsch, Hal nur zu viel Thee ge trunken, .... und nun schläft er schon. Ich werde wachen an seinem Lager. Bald gehen wir nach Slekok zurück, bald!" Nur dieser Worte bedurfte r«, um den Aufruhr in der Brust di« Grafen zu dämpfen. Klar und bestimmt stand ihm irtzt wieder ein Ziel vor Augen. „Ich will mit Dir plaudern, Nahim, wie wir früher auf Slekok so manches Mal geplaudert haben. Ich bin sehr un glücklich und Du sollst mich trösten." „Ja, Herr, wir wollen plaudern. Auch Nabim ist sehr traurig, muß in einem Loche schlafen und wird verhöhnt von Allen im Hotel, weil er keine Ohren bat. Niemand thut hier etwa«, wenn Nahim befiehlt, selbst da- Master muß er selber holen für seinen Herrn. Wie schön ist e« auf Slekok l" In dem gelben Gesicht lag ein glückliche- Lächeln, denn die Gunst und da- Vertrauen de- Trafen tbaten ihm wohl. Mit auf die Seite geneigtem Kopfe ging er auf die Tbür zu, um Master zu holen, wa« nicht aufzuschirben war, und -stk. uüo »«: Äcdvecv «in U«a »Hk r»ösr ö 541,— vkisa »m Laoten Uxorsa lpoa» » Lu»I»aL kost Seitdem der Tnltan sich entschlossen hat, Karatbeo- >ory Pascka als ersten Dolmetsch in den Palast zu berufen, beginnen die Günstlinge, die schon so viel Unheil an- gericktet haben, um ihre Macht zu zittern. Alle Anzeichen reuten darauf bin, daß ein stiller, aber erbitterter Kampf im Palast geführt wird, und Karatheodory Pascha ist der geeignete Mann, nm der Camarilla erfolgreich die Stirn zu bieten. Er ist Christ und hat dentsche Bildung genossen; unter dem Dekanate Stahl's wurde er an der Berliner Hochschule zum Doctor beider Rechte promovirt. Auf dem Berliner Con- gresse machte er sich als dritter türkischer Bevollmächtigter durch seine Schlagfertigkeit und seine Kenntnisse bemerklich, dann war er Gesandter in Brüssel und eine Zeit lang General-Gouverneur von Kreta. Seine Ernennung zum ersten Dolmetsch des Sultans wurde in Konstantinopel mit Befriedigung begrüßt; man verknüpfte mit ihr sofort die Hoff nung, daß Karatheodory trotz seiner dreiundsechzig Jahre die Izzet und Lutfi Bey aus der Gunst deS Großherrn verdrängen werde. So weit ist cs bis jetzt noch nicht, aber schon spricht man in Konstantinopel von der Möglichkeit, daß Said Pascha, der vor der Ungnade des Sultans in die englische Botschaft flüchtete, neuerdings Aussichten auf das Großvezierat bade, und daß die gegenwärtige» Minister, welche durch die Günst linge zu vollkommener Bedeutungslosigkeit herabgedrückt waren, ihrer Enlassung entgegensetzen. In der Ttzat wäre, wenn diese Erwartungen sich erfüllten, ein verbeißungsvollcr Um schwung angebatznt, denn jede Besserung der Verhältnisse in der Türkei, jede Reformarbeit muß mit der Be seitigung der erbärmlichen Güostlingswirth- schaft einsetzen, welche eS dahin gebracht hat, daß der Sultan den Ministern unzugänglich ist und vvn den Vor gängen der Außenwelt nur so viel erfährt, als ibm seine Crealuren mitzutbeilen für gut finden. Sie waren eS, welche den Sturz Kiamil und Said Paschas herbeifübrten und den Alltürken Halil Rifaat Pascha in das Großvezierat einsetzten, ihrem Treiben ist die Aufstachelung des musel manischen Fanatismus, das Wiedererwachen der jungtürkischen Bewegung, die grenzenlose Zerrüttung ter Verwaltung und der unaufhaltsame Niedergang der Finanzen zuzu schreiben. So lange nicht unabhängige und Willensstärke Männer daö Großvezierat und die Ministerposten bekleiden, so lange das Sctnckkal des Reiches einer Schaar gewissen loser und selbstsüchtiger Günstlinge ausgeliefert ist, wird für Sicherheit des Lebens und des EigenthumS in der Türkei überhaupt nicht und für die Sicherheit der Fremden am allerwenigsten verläßliche Bürgschaft vor handen sein. Mit dem Großvezier und dem Minister ves Aeußern verkehren die Botsckafter der Mächte schon lange nicht, weil dies ganz zwecklos ist; sie müssen bei jedem Schritte, den sie unternehmen, sich direkt an den Palast wenden, und dort wird jede Spur ihrer Vorstellungen und Rathschäge von obskuren Günstlingen verwischt, die durch keinerlei Verantwortung beirrt sind. Diese Günstlinge er bringe». Tie Freunde Nudini's sagen, ter diebische Cassirer I füllen die Gemächer des Palastes mit Projekten, durch Anhänger Crispi's entgegnen, er sei eine hervorragende Per- i mit dem Projekte einer Aenterung ' der Thronfolge sönlichkeit der Partei Rudini's. Diese Polemik wird in I und ähnlichen Hirngespinnsten, aber einer Entschließung zu nt-Hre- 7S 61-.,. »rtQK. 25-, 86-u, 27» 10» 1 2-2 > UlllLS wsnssts) 87^ lmt sv„ SO-!, 522 — >1. LLt. 58,— k 60S,- lKivftSQ — 6Q 25,75 eoot I — dssssro L«iiö« ILupksi ki-Lwiullx mriloilritlUeii. ällloxell Über krsncU Sootk 1.8m. 628 Il.iim. v.IWI. 471>ü om.-v. 487 8tr«iuw. -8v^r. 14-« «2-i, 8.7/1S. lor. 107,10 . äo. S7,50 lreat» 103.10 avirr. SS70 . Xlll. 8S.10 Md-?r 53.30 !.U1.0. — — »ciüe 53 SO krior. .ii-kr. 85.25 7ö,50 so«.-8 132,75 ckostd. 127,— ood. 83,30 ionitld 117,70 83,40 -toa S4,40 -L.-8. p. 145,10 . VllI 10450 k 157,00 124,80 86,25 112,40 i«rdr. ». - 182,— vilsrt. 165,— >oidr.) 11650 177,— ril.-V. 118.10 243,10 r 85 — 233,40 8»U». 84,25 conr» 166,— 122 —
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