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Erscheint Hd«n Wochentag früh »Uhr. Inserate«er- dpt M, ^achMttag- ^i ypr M, die yiichft- «scheinende Nummer . angenommen. Freiberger Anzeiger und ! gespaltene Zeile oder ! bnen Nam» mit5 Pft Tageblatt. I!»: !i Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und - der Stadträche zu Freiberg, Sayda und Brand. 18ß1. 191 Freitag, den Iß. August. Einweihungsfeier bei. >u Paris. Die Preuß. Jahrbücher schreiben: „Das Gebaren d»r französischen Regierung, im Innern Le« eigenen Lande« hat etwa« ungemein Theatralische« und streift nicht selten an da« Lächerlich«. Vor Allem soll, solange nicht größere Unternehmungen nach a»chm die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen- der Napoleon» Cultusdic Gcmüther beschäftigen, und die Napoleon-Denkmäler, Hie Napoleon-Straßen und-Plätze vermehren sich in allen Theilen de- Lande«. Auch die Herausgabe der „Werke Napoleon'S" gehört m diese« Gebiet, und e« ist charakterlich genug, in welcher Weise tzaHft verfahren wird. Die despotische Roheit und Brutalität de« Helden, die sich von seinem ersten Auftreten als Feldherr an tu kaum g«- ahnter, in schreiender Weise in seinen Papieren kund aiebt dse darf natürlich nicht an das Licht kommen I Wie nm au« gutpr Quelle wissen, wird nur ungefähr ein Sechstheil des vorhandenen Materials zum Druck befördert. Alles, worin sich die brutale Miß handlung der Untergebenen, auch der Generale, zeigt, oder die Verachtung der Menschheit im Allgemeinen, der französischen Nation insbesondere; Ler unversöhnliche Haß, mildem er jedes>edelgeartete, ideale, freisinnige Streben verfolgte; die ruchlosen Beschle, Land bewohner, die sich nicht in schweigender Unterwürfigkeit willenlos in alle Forderungen und Verfügungen einer immer rücksichtslos, oft launenhaften Willkühr ergäben, selbst ohne die armselige Heuchelei gerichtlicher Formen massenhaft niederschießen zu lassen; der gewalt- thätige Sinn, dem auch in der Welt des geistigen Lehens und Schaffens nichts, gar nichts heilig ist — -. das alles wird sorgfältig unterdrückt! Wan erfährt, nur, daß in allen diesen Beziehungen in Napoleon'S Briefwechsel, und zwar von MhesterZeit an. AeußeruugM vorkommen, die jede Vorstellung, beinahe jeden Glauben übersteige». Um so größer ist die Vorsicht, die ungewandt wird; dip Schrisme- lehrten, welche die Sache zu«, Druck zu befördern habe», mM» sich gefallen lassen, nicht eben durchaus in der ehrenhafteste» Weise behandelt zu werden. Namentlich müssen sie sich dareinfügen, Last ihnen jedem Tag, wenn sie am Schluß der Arbeitsstunden das Archiv verlassen, im Vorzimmer durch Leute, denen der Imperator trauen kann, die Taschen durchsucht werden. Man will handgreiM davon überzeugt sein, daß sie nicht etwa Abschriften von vsrfaoguchen Papiere» mit hmauönehmen in die Welt." Aus Warschau wird gemeldet, daß die St-M troff des Ver bots das Nationalfest feiere. Die Börse, sowie sammtliche Comp toirs und Läden find geschloffen, Ml besucht. Trauer ist abgelegt. Die Stadt ist illunnnwt. Jn den Haupt straßen steht eine imposante Militärmacht mit Artillerie. Einzelne Verhaftungen sind vorgekommen. Amerika. Die Schlacht von Mauaffe, die am 2^ IM M der Union verlorene, geht uns Deutsche naher an, ass Hannover, 12. August. Der Kronprinz von Hannover ist beim Baden in Norderney von den Wellen fortgerjAen und nur mit Mühe gerettet worden. Wien, 13. August. ' Der „Wanderer" theilt in seiner Abend ausgabe ein Telegramm aus Pesth vom heutigen Tage mit, nach welchem der Kaiser die Präsidenten der beiden Häuser des ungari schen Landtags morgen Nachmittag um 2 Uhr empfangen würde. Haag, 8. Aug. (K. Z.) Am lebten Sonntage fand hkerselbst die feierliche Einweihung der neu erbauten deutsch-evangelischen Kirche statt, nachdem man vor 30 Jahren gufgehört hatte, ick Haag deutsch zu predigen, obgleich zwei Kirchen in früherer Zeit von Deutschen und für deutsche Predigt gebaut worden waren. Ihre Majestät die Königin der Niederlande, der CultuSNunistxt, dep Staalscommissar des Königs in der Provinz, der BüraetM^istsr der Residenz, Abgeordnete der remonstrantischen französischen »Nh reformirtcn Gemeinden und viele andere Autoritäten wohnten der Lagessjeschichte. Berlin, 12. August. Der dritte Tag des Allgemeinen Deutschen Turnfestes war zur Besprechung der verschiedenen vorliegenden turnerischen Fragen bestimmt. Daö große Lokal der Walhalla war so gefüllt, daß auck nicht das kleinste Plätzchen mehr zu finden war. Die Verhandlungen begannen um 9 Uhr. Der Präsident des Berliner Turnrath«, vr. Angerstein, führte de» Vorsitz, während Georgii aus Eßlinge» als Licepräsidcnt fungirte. Es erfolgen zuerst einige geschäftliche Mittheilungen. Es sind während des Festes nicht weniger als 160 Grüße und Beglückwünschungen auf telegraphischem Wege aus allen Gauen des weiten Vaterlandes eingegangen. Die Name» der Städte, aus welchen diese Grüße gekommen sind, aufzuführen, würde zu weit führen; von den größern Städten des Vaterlandes fehlt keine einzige. Selbst auch MS dem Auslande, wie ans Moskau, London, aus der Schweiz re., find solche telegraphische Grüße eingegangen. Auch an interessanten schriftlichen Festgrüßcn hat cs nicht gefehlt, wie z. B. von feiten des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preuße», der Prinzen Adalbert und Albrecht (Sohn) von Preußen, des Herzogs Ernst zu Sachsen-Koburg-Gotha, des Geheimrarhs Professor Böckh, mehrerer Turnvereine in Neuyoxk, Philadelphia, aus der Schweiz rc. Mit großem Beifall hört die Versammlung die betreffenden Mit- theilungen, der sich bei der Anzeige von den Zuschriften des Kron prinzen von Preußen aus Osborne und des Herzogs Ernst zu einem langanhaltenden Jubel erhebt. Zur Nachfeier des Allgemeinen Deutschen Turnfestes wurde am 13. August die hiesige Feuerwehr durch den königlichen Braud- director Hrn. Scabell den fremden Turnern vorgestellt. Von 9— 12 Uhr exercirte die Feuerwehr, all ihre gymnastischen sowohl wie auch praktischen Uebungen durchmachend Dazu spielte das Musikchor der Feuerwehr fröhliche Weisen. Die fremden Turner folgten den Leistungen der Feuerwehr mit der gespanntesten Aufmerksamkeit, sichtlich überrascht. Die hiesige Feuerwehr ist bekanntlich ein Muster institut, und es war offenbar der anerkennenswcrthe Zweck der ganzen Vorstellung uud Exercirübung, auch für andere Orte den Anstoß zur Nachahmung zu gebe», wo gerade die Turner das ge eignetste Mittel find. Die Turner, von der Vortrefflichkcit der hiesigen Einrichtung sofort überzeugt, machten denn auch die be treffenden Exercitien und Evolutionen schon gleich an Ort und Stelle nach. Damit dem allerdings etwas kurzen Kursus auch die praktische Seite wicht fehle, wird heute Nacht 11 Uhr ein zu diesem Zwecke heute auf dem Schützenplatze eigens errichtetes hölzernes Haus angezündet werden. Den Turnern wird so Gelegenheit ge geben, die hiesige Feuerwehr auch im Feuer zu sehen. Baden, 11. Aug. (A.Pr.Z.) Die Untersuchungsacten über Oskar Becker und sein Verbrechen find nun geschlossen und gestern an den Staatsanwalt des Hofgerichts des Mittelrheinkreises, in dessen Rayon die Stadt Baden gehört, eingesendet worden. Dieser legt sie mit seinem Antrag der Anklagekammer vor, von welcher die Verweisung vor die Geschwornen zu geschehen hat. Die Voruntersuchung geschah unter der Anschuldigung des vollendeten Mordversuchs und damit eines hochverrätherischen Angriffes auf die deutsche Bundesverfassung. Es steht nun dahin, ob der Staats anwalt seine Anklage ebenso stellen oder formuliren, oder aber sich nur auf die Anklage wegen des vollendeten Mordversuchs beschränken wird. Von vielen Seiten glaubt nian nur das Letztere annehmen zu dürfe», und zwar um so mehr, als Beckers wahnsinniger Frcvel- muth so weit geht, daß er in seinen Aeußerungen Alles aufbietet, um auch unter der Anklage des Hochverraths vor die Asfisen ge stellt zu werden, und sich schon wörtlich. dahin geäußert hat, er wolle lieber auf dem Schaffst, uls im Znchthause sterben.