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Inserate werden bi» Vormittag 11 Uhr angenom- FH UH mm und beträgt der Preis für die gespaltene Zeile H OO-) oder derm Raum 15 Ps. reikWrM^^ md Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd sWttscheu Behörden zn Freiberg »nd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. „ >> 38. 2ahraa»a. -» 1/H LH/HFH ! Erscheint jedm Wochentag Abends »/,7 Uhr für den Dienstag, de» 8. September. Der Konflikt mit Spanien Der Im größten Theil der Exemplare der Sonnabends- eln nach Pritzwalk, wo um 3'/- Uhr ein Militärdiner stattfand, zu Im Allgemeinen pflichtet man aber in der spanischen " „ wnarchischen Parteien ineral von Caprivi, wohnten der Feierlichkeit bei. zu einer einzigen Partei Vereinen. Die Partei Sagasta, Den Mitgliedern der Internationalen Telegraphen-Konferenz welche wahrscheinlich ans Ruder kommt, soll beschlossen I hat die Berliner Kaufmannschaft am Sonnabend Tagesschau. Freiberg, den 7. September. Den Gang des am Sonnabend bei Pritzwalk stattge fundenen Manövers verfolgte der deutsche Kaiser, größten- theils im Wagen stehend, mit bewundernswerther Frische. Der greise Monarch war umgeben vom deutschen Kronprinzen, den Prinzen Wilhelm und Albrecht von Preußen, Arnulf von Baiern, dem Erbgroßherzog von Weimar, dem russischen Militärbcvollmächtigten und einer glänzenden Suite. Das zu Tausenden versammelte enthusiasmirte Publikum drängte oft bis dicht an den kaiserlichen Wagen. Die Witterung war im Allgemeinen günstig, zeitweise trat kurzer Sprühregen ein. Nach Beendigung des Manövers nahm der Kaiser den Vorbeimarsch der Kavallerie-Regimenter ab und kehrte sodann um 12'/, Uhr Anblick, den die drei großen Säle der Berliner Börse Wien, wie sie sich im elektrischen Lichte strahlend dar- tellten, in dem Mittelsaal, den mit Blumen und Lichtern reich zezierten Tafeln — dieser Anblick entriß den Gästen der Kaufmannschaft den Ausdruck der Bewunderung. Die Durch blicke durch die Saalreihen riefen bei den weltdurchfahrende« Besuchern besonders durch die elektrisch beleuchteten, das Palmenmotiv verfolgenden Säulenausladungen die Erinnerung an Kordova und seine Wundermoschee zurück, wenn auch die Erinnerung an Spanien an sich eben gerade nichts Anziehendes hat. Den ersten Toast brachte der deutsche Staatssekretär vr. d. Stephan in französischer Sprache auf den Kaiser und die Fürsten und Oberhäupter der in der Konferenz vertretenen Staaten, indem er den kulturhistorischen Werth einer solchen Vereinigung ohne Gleichen in der Geschichte nochmals betonte. Ihm folgte der Präsident der Aeltesten der Berliner Kauf mannschaft Geh. Rath Mendelssohn mit einem Trinkspruch in französischer Sprache. Namens derGäste danktePostdirektorNielso» (Norwegen) mit einem Spruche auf die Berliner Kaufmann« fchaft, in welchem die von der Konferenz erzielten Fortschritte ihre gebührende Würdigung fanden. Bei den jetzt unweit von Tulln stattfindenden österreichi sche« Manövern ereignete sich am Freilag ein eigenthümlicher Zwischenfall. Die Truppen des vom Kronprinzen Rudolf kommandirten Ostkorps griffen die gegnerische Hauptpofition auf dem Spitalberge an. Von dem Momente erst, als der Kaffer von der Westbahn aus in dem Manöver-Rayon anlangte, ent spann sich der durch die Artillerie eingeleitete Kampf auf allen Linien. Die Gegner hielten sich eine Zeit lang die Waage, bis durch ein im Ernstfälle tollkühnes Reiterstück, daS dem Oberst Grafen Wallis durch Ueberflügelung des Gegners mit seiner Kavallerie bei Loibersdorf gelang, die ganze Korps- artillerie des Westkorps — fünf Batterien — außer Gefecht gesetzt wurde. Dieser kühne Koup entschied im Wesentliche« das Manöver, wobei es allerdings einigermaßen nach Ausspruch hoher Artillerie-Offiziere unbegreiflich ist, daß jene gefangen genommenen Batterien ohne jedwede Jnfanteriedeckung gewesen, da selbst nur eine einzige Kompagnie das Heranrücken der Kavallerie hätte verhindern können. Bei Michelhausen ver suchte die Brigade Böcklin nochmals den Vormarsch, wurde jedoch durch die konzentrirte Feuerwirkung der auf allen Höhen postirten Artillerie des Ostkorps gehemmt. Zu Mittag war das Westkorps, auf allen Linien geschlagen, im vollsten Rück züge. Kronprinz Rudolf schob im Verlause seiner mit so schönem Erfolge gekrönten Operationen sein Hauptquartier bis nach Heiligeneich vor. — In Prag verabschiedete sich am Sonnabend der bekannte czechische Bürgermeister Tzerny nach dreijähriger Amtsthätigkeit von dem Stadtverordnetenkollegium. Nach der Abschiedsrede erinnerte der Bürgermeister-Stellver treter Valis, an Czerny's „denkwürdige Jnstallationsrede" und betonte, daß sich derselbe auf „den Standpunkt des patriotischen Bewußtseins" stellte. Von diesem Standpunkte ausgehend, habe Czerny feierlich verkündet, daß das goldene Mütterchen Prag slavisch sei und immer slavisch sein werde. — In Pilsen protestirten die deutschen Gemeinderathsmitglieder gegen die Ernennung des czechischen Bürgermeisters Pechaczek zum Ehren bürger der Stadt Die Czechen schrien darauf wüthend: „Pfuil" und „Schmach Euch!" Man ließ eine halbstündige Pause eintreten, während welcher die noch fehlenden czechischen Gemeinderäthe herbeigeholt wurden, um die Beschlußfähigkeit zu sichern. Dann wurde die Abstimmung vorgenommen und der Antrag zum Beschlusse erhoben. Nach der Sitzung be gaben sich der Bürgermeister Pechaczek, die czechischen Mit glieder des Gemeinde-Ausschusses und die städtischen Beamte» in die Erzdekanal-Kirche, an deren Eingang der Dechant mit dem Klerus ihrer wartete, den Bürgermeister zum Hochaltar ' geleitete, worauf ein Hochamt gelesen wurde. Nachdem alle französische« Blätter die Spanier gegen Deutschland gehetzt haben, mahnen sie jetzt ihre eigene Regierung zur strengsten Neutralität. Die „Röpublique franyaise" schreibt in hochosfiziöser Form, Frankreich dürfe sich weder durch > Sentimentalitäten, noch durch die Leidenschaft fortreißen lassen, l Von Seiten der französischen Regierung sei man der Besonnen« i heil sicher; auch die verschiedenen politischen Parteien Frank« - reichs seien zuverlässig. Sie begriffen alle die Nothwendigkeit des Friedens und daher einer ehrlichen Neutralität. Nur die nach Berlin zurück. — An demselben Tage hat in Wil helmshaven der Stapellauf der Ersatzkorvette „Viktoria" stattgefunden. Den Weiheakt vollzog die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen und taufte das Schiff in Gemäßheit kaiserlichen Befehls auf den Namen „Charlotte". Prinz Heinrich von Preußen, sowie der Chef der Admiralität, Ge neral von Caprivi, wohnten der Feierlichkeit bei. Presse und gewisse Gesellschaftsschichten seien zu fürchten. Der Patriotismus fordere von ihnen einen Verzicht auf alle Sympathiebeweise für Spanien. Wenn Frankreich die Ver mittlerrolle von Deutschland angeboten würde, so würde es diese nur mit Zustimmung der übrigen Mächte übernehme« und nie allein handeln. — Das Journal „Paris" sagt: Die Politik, welche Frankreich im spanisch-deutschen Konflikte be ¬ hüben, den Krieg an Deutschland zu erklären. Die republi-1 Abend ein wahrhaft glänzendes Bankett gegeben, konischen Führer Spaniens sammeln sich in Paris. Zorilla " wird erwartet. Die Königin Isabella befindet sich noch in zu dem Wappen über der nur mäßig hohen Hausthür zu gelangen, bedarf es keiner besonderen Vorbereitung. Die Entwicklung von Militärmacht in der engen Straße mit selbst für Madrid mangelhaften Zugängen ist allerdings nicht ohne Schwierigkeit; es läßt sich leicht denken, daß em aus der Nachbarschast zusammengeströmter Mob für eine Zeitlang in dieser Straße dominiren kann. Die Fenster des Erdgeschosses sind nach Madrider Sitte vergittert. Da zu den Volksvergnügen der Madrider neben den Stier- aefechten von Zeit zu Zeit ein Straßenauslauf oder eine Revolution gehört, die seit einer sür spanische Begriffe außerordentlich langen Zeit sistirt waren, so ist der Eifer, welchen der Madrider Pöbel bei dieser Gelegenheit ent ¬ wickelte, um so verständlicher." Die deutsche Regierung wird unverzüglich verlangen, daß alsbald von der Madrider Regierung Namens des spanischen Landes, unter Bestrafung der Schuldigen, volle Genugthuuna gegeben wird. Nach den letzten Telegrammen hat es den Anschein, daß die Autorität der Regierung zu nächst soweit hergestellt ist, um ihr dies zu ermöglichen. Wird keine ausreichende Genugthuung gegeben, so bezweifi wir nicht, daß die deutsche Regierung die diplomatischen Beziehungen zu Spanien abbrechen wird. Deutschland hat jetzt mit Spanien zwei Fragen zu regeln: die eine ist die Rechtsfrage über die Besitzergreifung der Karolinen, welche Deutschland bereit ist, der Entscheidung eines Schiedsrichters zu überlassen; die andere Frage ist die der Genugthuung für den dem deutschen Wappen angethanen Schimpf. Diese Genugthuung bleibt schlechterdings an die Fort-Existenz der Dynastie Alfons XII. gebunden, da im Fall seines Sturzes ein, republikanisches Regiment, im Vertrauen auf ein enges Zusammengehen mit Frankreich, sich schwerlich so schnell zu einem Akte herbeilaffen dürste, der doch einer Verleugnung des Ursprungs dieser republikanischen Regierung ziemlich gleich käme. So lange Frankreich in der An gelegenheit neutral bleibt,ist jedenfalls einKrieg zwischen Spanien und Deutschland unmöglich, da die spanische Flotte keinen ernsthaften Kampf mit der deutschen aufnehmen kann und eine spanische Armee, die ohne Frankreich zu passiren nach Deutschland gelangen wollte, durch die Luft fliegen müßte. schüft meldete, haben wir sofort durch Extrablätter zur Kenntniß zahlreicher Leser gebracht. Der erwähnte Akt der Gewaltthätigkcit mußte um so mehr überraschen, als an scheinend in Madrid eine ruhigere Stimmung eingetreten und der Ausbruch der Vvlksleidenschast in keiner Weise begründet war. Wie man aus Berlin offiziös versichert, sollte die Hissung der deutschen Flagge auf der Insel Aap nur eine vorläufige Maßregel sein, welche der endgiltraen Regelung durchaus nicht Vorgriff. Solche Fragen werben nicht durch Schiffskapitäne, aber auch nicht durch Pöbel- revoltcn ausgeglichen, sondem durch die Regierungen. Die ersten Mittheilungen über die Unruhen in Madrid sind seit Sonnabend durch folgende Meldungen ergänzt worden: Eine zahlreiche Volksmenge stürzte Freitag Abend nach dem deutschen Gesandtschaftspalars, zerbrach die Fenster, riß die deutsche Flagge und das deutsche Wappen herab, und verbrannte Beides an der Puerta del Sol. Die behördlichen Organe konnten gegen die zahllose Menge nichts ausrichten. Sodann zog die Letztere vor das Palais des Minister-Präsidenten und verlangte die sofortige Kriegs erklärung an Deutschland. Sonnabend stütz 6 Uhr zogen gegen 6000 Personen mit spanischen Fahnen durch die Straßen Madrids. Vor dem Hause des Militärvereins und vor dem Athenäum wurden die Rufe laut: „Tod dm Deutschen! Es lebe Spanien!" Wegen derartiger Rufe vurdm endlich sechzig Personen verhaftet, und die bewaff nete Macht erhielt Befehl, den Auflauf zu unterdrücken. Nachdem die Truppen die Puerta del Sol und die benach barten Straßen besetzt hatten, ging die Menge allmählich unter dm Rufen: „Es lebe die Armee!" auseinander. Der König Alfons, dem die Minister die Besetzung Japs nach La Granja gemeldet hatten, kam Sonnabend nach Madrid, um dem Kabinetsrath zu präsidiren. Viele tausend Personen erwarteten den König an der Puerta del Sol, um die Wiedernahme der Insel Aav mit Gewalt zu sordern. In Madrid ist man allgemein der Ansicht, daß irgend welche Konzession seitens des Königs gegen Deutsch land gleichbedeutend sei mit dem Sturz der Dynastie. Im Kabinet soll beschlossen worden sein, ein Ministerium der nationalen Vcrtheidigung zu errichten. Die Offiziere der drei spanischen Dampfer, welche die Insel Aap verließen, wurden bereits abgesetzt, trotzdem feststeht, daß ihre Schiffe ungenügend armirt waren und den Kampf mit dem deutschen Kanonenboot nicht aufzunehmen vermochten. Der deutsche Gesandte, welcher Sonnabend früh von La Granja kommend in Madrid eintraf, wurde mit einer starken Eskorte nach seiner Wohnung geleitet, ohne daß eine Volksdemonstratton stattgefunden hätte. Die deutsche Gesandtschaft wird jetzt von fünfzig Gendarmen bewacht. Die militärischen und Politischen Klubs verlangen Revanche gegen Deutschland; die liberalen Blätter fordern einstimmig die Kriegserklärung. Sonnabend Abend fand in Madrid vor dem königlichen Palaste eine Kundgebung statt unter den Rufen: „Es lebe Spanien! Es lebe König Alfons!" Die Haltung der an dieser Manifestation theilnehmenden Menge war eine ruhigere. der nördlich von den Pelew-Jnseln gelegenen, aber zur West- Karolinen-Grnppe gerechneten Insel Aap durch ein deut sches Kanonenboot meldete. Dieser Akt vollzog sich am 24. August unter dem Protest der Kommandanten zweier spanischer Kriegsschiffe, die Auftrag hatten, auf der Jnfel die Flagge Spaniens zu hissen, denen aber das deutsche Kanonenboot zuvorgekvmmen war. Diese Nachricht traf Freitag Abend in Madrid ein, erregte dort die ganze Be völkerung in maßlosester Weise und verursachte in der Nacht zum Sonnabend Exzesse solcher Art, daß ernste Folgen unausbleiblich scheinen. Ein uns erst Sonnabend Abend zugegangenes Telegramm, welches den Angriff eines Madrider Pöbelhaufens auf die dortige deutsche Gesandt- Nummer war eine Depesche enthalten, welche die Besetzung Paris. Bis jetzt sind die Provinzen noch ziemlich ruhig, nördlich von den Pettw-Jnseln gele^enen^ aber zur West- doch haben in 26 spanischen Städten antideutsche Kund gebungen stattgefunden. In der Provinz Kadix rotteten sich circa 300 Sozialisten unter Befehl des Schmugglers Tuerata zusammen und riefen „Es lebe Zorilla". Nach 6 Stunden waren die Aufrührer genöthigt, vor der feind lichen Haltung der Bevölkeeung zurückzuweichen. Ueber die Lage der deutschen Gesandtschaft in Madrid schreibt man der Berliner „National-Ztg.": „Die Gesandt schaft bewohnt in der Straße Isabella la Catolica den mittleren Stock. Die genannte Straße ist ziemlich eng und winklig und umgeben von Quartieren, die durch die niederen Klassen der Madrider Bevölkerung bewohnt werden. Um Hauptstadt der Ansicht bei, welche der vormalige spanische welchem die königlichen Prinzen, die Generalität rc. befohlen Minister Salmeron in Paris einem Redakteur der Ligue waren. Abends 8'/, Uhr kehrte der Kaiser wohlbehalten gegenüber kundgab: „Unsere Rechte auf die Karolinen sind "" " ' unbestreitbar. Der König ist verloren, wenn er ein Schieds gericht acceptirt. Kein Spanier wird ihm auf dieses Gebiet folgen." Das jetzige Ministerium Canovas ist schon jetzt unmöglich. In der spanischen Kolonie zu Paris glaubt man, ein neues Ministerium derLandesvertheidigung unter Dominguez und Vivcnne werde alle monarchischen P>