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12. Jahrgang Nr. 29S Montag» äen 24. Dezember 1917 Eine bedeutsame Kaiserrede h - «n Politische Uebersicht. feierliche krSNnung Ser frieaenryerbantliungen. Sine «»sprach« «ühlmanus. Au- Brest-Li towsk wird vom 22. Dezember gemeldet; Staatssekretär von Kühlmann ist mit seiner Be- alettuna «ktern abend Lier einaetroffen. Ter Staats. ver gestrige amtliche liriegrbericht. «restlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Vom Blankaart-See bis zur Dcule hielt lebhaftes Artilleriefeuer bis zur Dunkelheit an. Von einem an der Bahn Boesinghe—Staden durchgeführten Unternehmer wurden 30 Engländer gefangen eingcbracht. Beiderseits der Scarpe und südlich von St. Quentin entwickelte sich am Nachmittag rege Feuertätigkeit. Zahl reiche erfolgreiche Erkundungsgefechte zwischen Arras und St. Quentin. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zu beiden Seiten der Maas nahm in den Abend stunden das Artilleriefeuer zu. Die tagsüber in vielen Abschnitten sehr starke Flieder tätigkeit blieb auch bei mondheller Nacht rege. SHeern es;. Dover, Dünkirchen, sowie Ba h u a u l a g e n und Munitionslager hinter der englischen und französischen Frvnt wurden kräftig mit Bomben belegt. restlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Mazedonische Front. Die Gcfechtstätigkeit blieb gering. Italienische Front. Ein Vorstoß der Italiener gegen die Höhen westlich vom Monte Asolone scheiterte. Der Erste Generalqnartiermeister (W. L. « > Lndendorsf. als je eine große sittliche Verantwortung gelegt, ihren Kindern gegenüber. Wenn der Vater nicht die rechten Worte weihevollen Ernstes findet, die Mutter nicht die frohe Zärtlichkeit, den Kindern über Enttäu schungen Hinwegzuhelsen, dann ist es um die ernste und nachhaltige Wirkung geschehen. Und anstatt sich schon als Mtttväger der ungeheuren Zeit zu empfinden, wer den die Kinder klagen über das ihnen Entgangene. An Geschenken wird es ja nicht fehlen — aber die gibt es auch an Geburtstagen. Anderes fehlt. Und dies knüpft an das eingangs Gesagte anr eS fehlt wohl in den meisten Häusern das poestevolle Festgewand, Las deut scher Brauch der heiligen Feier innerhalb der Familie zu geben gewohnt war.- Ten kleinen Herzen wird es Vorkommen, als sei ihnen diesmal doch .etwas Wunder schönes, vielleicht das Allerbeste nicht geworden. Die Liebe und das vaterländische Pflichtgefühl der Eltern wird ihnen aber dafür anderes schenken: die Erinnerung an ein sehr großes erhebendes seelische» Erlebnis sekretär hätte Gelegenheit, noch am Abend mit den Ver tretern des Vierbundes und den russischen D«. legierten zusammenzutreffen. Heute um 4 Uhr nach mittags sind in Brest-Litowsk .die Friedensv er bau dlun gen in feierlicher Sitzung eröffnet worden. Prinz Leopold von Bayern begrüßte in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber Les Oberkommandos Ost, die in seinem Hauptauartier erschienenen Vertreter der Mächte des Vierbundes und Rußlands mit einer An sprache, in welcher er unter Hinweis aus den günsti- aen und erfolgreichen Verlauf der Waffenstillstandsoer handlungen der zuversichtlichen Hoffnung Aus- l ruck gab, Laß auch die nun begonnenen Verhandlungen möglichst bald zu einem die Völker beglückenden Frie den führen möchten. Hierauf lud er den ersten türkischen Vertreter, Ibrahim Hakki Pascha, ein, als Alters. Präsident den Vorsitz zu Übernehmen. Hakki Pascha, der sodann den Präsidcntenstuhl einnahm, dankte für die ihm erwiesene Ehre, begrüßt« die Delegierten und eröffnete die Versammlung mit den besten Wünschen für deren gedeihlichen Verlauf. Er schlug vor, daß Staatssekretär von Kühlmann als erster den Vor sitz bei den Verhandlungen übernehme, welchem An träge allseitig zugestimmt wurde. Staatssekretär von Kühlmann übernahm nun den Vorsitz und hielt fol gende Ansprache: „Es ist für das Land, das ich zu vertreten habe, und für mich eine große Ehre, gemäß dem Beschluß der Versammlung bei der heutigen ersten Beratung den Vorsitz führen zu dürfen, bei der Vertreter der verbün deten Mächte mit den Delegierten des russischen Volkes Zusammentreffen, um dem KriegeeinEndezuma- chen, und den Zustand von Frieden und Freund schaft zwischen Rußland und den hier vertretenen Mächten wiederherzustellen. Nach Lage der Verhält nisse kann nicht die Rede davon sein, ein bis in die kleinsten Einzelheiten ausgearbeitetes Friedensinstrument bei den jetzt begonnenen Beratungen herzustellen. Was mir vorschwebt, ist die Festsetzung der wichtigsten Grundsätze und Bedingungen, unter welchen ein friedlicher und freund nachbarlich er Verkehr, insbesondere auch auf kulturellem und wirtschaftlichem Ge biete möglichst bald wieder in Gang gebracht werden kann und die Beratung der besten Mittel, durch welch« die durch den Krieg geschlagenen Wunden wieder zu heilen wären. Unsere Verhandlungen werden erfüllt sein von dem Geiste versöhnlicher Menschen freundlichkeit und gegenseitiger Achtung, sie müssen Rechnung tragen einerseits dem historisch Ge gebenen und Gewordenen, um nicht den festen Boden der Tatsachen unter den Füßen zu verlieren, anderer seits aber auch getragen sein von jenen neuen großen Leitgedanken, aus deren Boden die hier Versam melten Zusammentreffen. Ich darf es ' als glückver heißenden Umstand ansehen, daß unsere Verhandlungen im Zeichen jenes Festes beginnen, welches schon seit langen Jahrhunderten der Menschheit die Verheißung „Frieds auf Erden denen, die guten Willens sind" ge geben hat. und ich darf in die Verhandlungen mit dem aufrichtigen Wunsche etntreten, daß unsere Arbeiten einen raschen und gedeihlichen Fortgang nehmen möch? ten." Auf Grund von Vorschlägen des Vorsitzenden wur den darauf folgende Beschlüsse gefaßt: Nangordnungsfragen werden nach der alpha betischen Liste der vertretenen Mächte gelöst werden. Im Präsidium der Vollversammlung alternie ren die ersten Bevollmächtigten der fünf Mächte. Als Verhandlungssprachen sind zugelassen die deutsche, bulgarische, russische, türkische und franzö sische Sprache. Fragen, die nur einzelne > der beteiligten Mächte interessieren, können den Gegenstand von Sonderver- Handlungen zwischen diesen bilden. Di e o ssiziellen Sitzungsberichte werden gemein sam festgestellt werden. Auf Einladung des Vorsitzenden entwickelte hierauf der erste russische Vertreter in längerer Rede die Grundlagen des russischen Friedensprogramm», west, ch« sich im wesentlichen mit den bekannten Beschlüssen des Arbeiter, und Soldatenrates und der allrussischen Bauernversammlung decken. Die Vertreter der vier ver bündeten Mächte erklärten ihr« I Bereitwilligkeit, in eine Prüfung der russischen Ausführungen einzutre ten. Ta» Ergebnis dieser Prüfung wird den Gegen stand der nächsten SiLuna bilden. Muer Tageblatt iWZ MZriger für. -as Erzgebirge fr«: Ino yau» - sprechrnürr Nabatt. AWWE mit öer wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: ^uer Sonntagsblatt. xA'WAW ag°r" UN» MiW.Wn.""w'e SprechstunSe Ser NeSaktion mit Ausnahme Ser Sonntage nachmittags 4—5 Uhr. — Telegramm.flSresse r Tageblatt flueerzgebirge. Fernsprecher SS. ^hm^"Äst«üunsen^en/g-^-ns Zür unverlangt eingesanSte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werSen. Manuskrlptnicht»«utttchi--dar ist, ! Der heutige MW MgsberW. jAmtlich.) Großes Hauptquartier, 24. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz. In Verbindung mit Erkundungsgefechten lebte die AriiNerie- tätigkeit in einzelnen Abschnitten auf. Gesteigertes Feuer hielt tagsüber aus dem westlichen Maas ufer an. vöstlich er Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonische Front. Ein feindlichr Vorstoß gegen bulgarische Stellungen nördlich Doiran-See scheiterte. Italienische Front. Zwischen Asiago und der Brenta haben die Truppen des Feld marschalls Konrad den Cul-del-Roso und die westlich und östlich anschließenden Höhen erstürmt. Bisher wurden mehr als Kvvü Gefangene eingebracht. Der Erste Generalquartiermeister («. D. B.f Ludendarff. Rriegsweihnacht im äeutschen Hause. Nun Wit man klagen: in diesem Jahre werden wir kem Weihüachtsfest feiern können. An so vielem fehlt es, was von jeher unserer Andacht und unserer Freude ganz einzigartigen, ganz deutschen Ausdruck gab. Es liegt uns nun einmal tief im Gemüt, dies Ver langen, uns an die sichtbaren und greifbaren Symbole eines sestticyen Geschehens zu halten. Wenn die Men schen, Kinder und Erwachsenen in die wiedererwachte Natur hinauswandern, bringen sie die Hände voll Blu men heim; keineswegs nur aus sinnlosem Zerstörungs trieb pflücken sie ab, was erreichbar ist; in ihnen ist der starke, wenngleich undeutliche Wunsch, den Früh- vom ling zu fassen, zu halten, seines Gekommenseins froher und gewisser zu bleiben, indem sie sein« Symbole nach Hause tragen. Von allen Gebräuchen haben die meisten Len Sinn, daß sie Freude oder Leid ausdrucksvoller, begrifflicher, unvergeßlicher gestatten wollen. Als zu Beginn des Krieges eine Bewegung entstand, di« den Angehörigen eines Gefallenen Trauertracht verbieten wollte, konnte sich dies Bestreben nicht durchsetzen. Das kummervolle Herz verlangte auch nach dem gewohnten Ausdruck — nach dem schwarzen Gewand. Eine Braut ohne Schleier und Kranz erschiene nicht weihevoll und nicht von je ner ernsten Freudigkeit umstrahlt, die der Stunde eines solchen Bündnisses innewohnt. So könnte man dem Leben des deutschen Volkes in unzähligen Einzelzügen uachgehen und fände immer wieder, wie wichtige Ge schehnisse ihm nicht vollgültig erscheinen, wenn die da mit verknüpften Gebräuche nicht zu erfüllen sind.' Nun soll in der deutschen Häuslichkeit das Weih nacht s s e st begangen werden, an vielen Orten ohne Tannenbaum,, üoerall ohne Lichter, ohne Süßigkeiten und Küchen auswand? Und die Familie, Lurch die Koh lennot in einen Raum zusammengedrängt, soll freudig und mutvoll Stimmung bewahren — unter solchen Be dingungen ? Ich meine doch : wenn wir es recht bedenken, kann es in jedem Hause, reich oder arm, gerade durch diese Schmucklosigkeit, durch all den erzwungenen Verzicht, ein Weihnachtsfest der erhebendsten Art werden! Wissen »vir nicht, daß unser Mut von zwei starken Quellen unerschöpflich neu gespeist ward? Die «iiie ist die Liebe zum Vaterland, das wir nicht verderben las sen wollten; die andere ist die Liebe zu unserer Nach kommenschaft. Um ihrer gesicherten Zukunft willen blie ben unsere blutenden Herzen stark. Sie, die Kinder, die Enkel, sollen sicher im blühenden Deutschland woh nen. Aber damit sie es können, ist es nötig, daß sie es mit dem Bewußtsein tun, welche Opfer es koste te! Sie sollen nicht ohne Verständnis, nicht ohne Er innerung bleiben, damit sie in Würde genießen, was wir ihnen errangen. Und in der geistigen, in der Gemütsentwicklung al- Qr Kinder muß gerade dieses Weihnachtsfest wie ein unvergeßlicher Markstein stehen! In ihrem Gedächt nis wird ein geheimnisvoll geheiligter Schauer sein, wenn sie an diesen 24. Dezember 1917 denken, wo kein Jubel um den Tisch ging und kein blendendes Licht geflimmer den Alltag vergessen ließ, di« häusliche, ge wohnte Stube zu unbegreiflich herrlichem Festraum um zaubernd. Und wenn diese Kinder, die heute mehr ahnungsvoll als klar verstehend das Fest ohne strah lende Farben begehen müssen, wenn diese, Kinder einst alte Leute sind, werden sie es stolz und mit ehrfurchts voller Stimme ihren Enkeln erzählen, wie es damals war, als die Not des großen Krieges uns die Lichter und die Süßigkeiten und allen Ueberfluß aus der Hand nahm. „Damals," werden sie berichten, „damals hatte der echte deutsche den Luxus verachten gelernt und be griffen, daß wir nur stark bleiben, wenn wir Selbstzucht üben und alle undeutschen Einflüsse von uns fernhal ten. Damals waren wir so ganz dem Vaterlande hin gegeben, daß es uns ein geringes schien, einmal ein Weihnachtsfest ohne die gewohnten Gebräuche pnd ohne Festüppigkett zu begehen." So trägt den einen Segen dies Fest schon von vorn, herein in sich, daß die Kund« davon hinüberwirkt auf künftig« Geschlechter, und kein« Wirkung kann stark ge nug, deutlich genug sein für di« Zukunft l Biel, vielleicht glles, kommt aber aus di« Elten: an! Kn iwe Land ist bei dem LiesiLLriaen Kelt meär