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Vormittag 11 Uhr angenom- I Preis sür die gespaltene Zeile » 1 n Raum 15 Ps. > LVW .N 56 oder deren nähme, nach welcher die Tage des jetzigen Londoner KabinetS Nachm. t an öckel. Oskar Vierte , 88, 89, 8 beutungssyslems aus der Verwaltung bildet den wichtiafiea > schen Kanzlers entspricht es vollständig, die Verlegenheiten Punkt des Programms. Diese Reform ist wohl bereits eines/diplomatischen Gegners nicht zur weiteren Schädigung vorher eingeleitet worden, es fehlte aber noch der energische! desselben, sondern zur Versöhnung desselben zu benutzen. Die nntags- V.SUHr, tNg im Z Z 85. cünberg, enen. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenom men und beträgt der l" Erscheint jeden Wochentag Abends '/,7 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., zweimonatlich 1 M. 50 Ps. und einmonatlich 75 Pf. er. ,7 Uhr. attuuz» i Nas ¬ an der Spitze der englischen Geschäft gar nicht in Betracht. Ist die An ¬ gezählt seien, eine gegründete, so scheint das der deutsche Kanzler nur als Grund dafür anzusehen, dauernden Mißver ständnissen zwischen Berlin und London vorzubeugen und dar auf hinzuwirken, daß die Erbschaft, welche das nächste englische Kabinet anzutreten haben wird, nicht im Voraus überschuldet werde. Der deutsche Reichstag berieth am Sonnabend den Bericht der Rcichsschulden-Kommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Norddeutschen Bundes, bezw. deS Deutschen Reichs, über die Thätigkeit in Ansehung der ihr übertragenen Aussicht über die Verwaltung des Reichs-Jnva- lidenfonds, des Festungsbaufonds, des Fonds zur Errichtung des Reichstagsgebäudes und über den Reichskriegsschatz. Der Bericht wurde nach kurzer Debatte an die Rechnungskommission verwiesen und dann die dritte Lesung des Etats beim Extra- ordinarium fortgesetzt. Für Weißenfels wurden auf Antrag des Abg. Rohland zur Herstellung eines neuen Poftdienst- gebäudes als erste Rate 80000 Mk. bewilligt. Zum Extra- ordinarium des Militär-Etats beantragte Abg. Rickert, die Kosten zur Bearbeitung eines Projekts für den Neubau eines Kadettenhauses in Stolp zu bewilligen, aber mit dem Ver merk: „in Stolp oder Kulm." Die letztere Stadt habe sich jetzt auch zur unentgeltlichen Hergabe eines Terrains bereit erklärt. Der Kriegsminister von Bronsart erklärte darauf; daß, wenn letzteres der Fall sei, die Belastung des Kadetten hauses in Kulm möglich erscheine. Der Antrag Rickert wurde angenommen, im Ucbrigen das Extraordinarium unver ändert und ohne Debatte genehmigt. Bei den Einnahmen aus den Zöllen erklärte Staatssekretär v. Bötticher, auf eine Anfrage des Abg. v. Christen, es werde eine Rückvergütung der Verzollung ausländischen Eisens an die kleinen Hufnagel schmiede von der Regierung zwar erwogen, doch seien die Verhandlungen noch nicht zum Abschluß gekommen. Das HauS möge daraus ersehen, welche Sympathien die Negierung den kleinen Industrien entgegenbringe. Abg. Richter meinte, die kleinen Industriellen würden gern auf diese Sympathien ver zichten, wenn die Regierung selbst nicht künstlich fortgesetzt neue Nothstände erzeugen würde. Der Staatssekretär von Bötticher wandte sich scharf gegen diese Behauptung, welche weder in noch außer dem Reichstag Glauben finden werde. Ueber solche Behauptungen müßten Kinder lachen. Zu dem Titel Rübensteuer bemerkte Abg. Graf Haak, daß er seinen Antrag auf Verlängerung der Steuerfrist zurückziehe, klagte aber über die strenge Art der Steuereinziehung. Der Finanzminister vonScholz versicherte dagegen, ihm sei noch keine Beschwerde darüber zugegangen. Zum Post- und Tele graphenamt regte Abg. Baumbach einen Mittelportosatz von 5 Pfennigen an für Versendung von Drucksachen im Gewicht von 50 bis 100 Gramm und Abg. Lingens eine Resolution wegen Einschränkung des Sonntagsverkehrs. Der Postetat wurde hierauf genehmigt, sowie noch eine Reihe weiterer Etats, womit die dritte Lesung sämmtlicher Etats erledigt war. Hierauf wurde das Anleihegesetz definitiv genehmigt. Nach den gefaßten Beschlüssen beläuft sich die gegenwärtige Summe der Matrikularbeiträge auf 22061 793 Mark. Der Gesammtetat balancirt in Einnahmen und Ausgaben mit 611930 572 Mk. Der Etat wurde nunmehr in der Gesammtabstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten bewilligt. Man kam nun zu den Resolutionen, von denen diejenigen auf spezrfizirte Mittheilungen über die Einrichtungen in den neuen Kolonien, auf Erhöhung des Gehalts der Postsekretäre, auf Regelung der Berechnung der Dienstzeit der^Postbeamten genehmigt, da gegen diejenigen auf Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit für verabschiedete Offiziere und über die Sonntagsruhe der Post beamten abgelehnt wurden. Es folgte die zweite Berathung des Tarifgesetzes, wobei Abg. Or. Meyer (Halle) den An trag Ausfeld befürwortete, welcher die Unzuträglichkeiten be seitigen will, die für den Verkehr aus der mangelhaften Fassung der zum Sperrgesetz erlassenen Bundesrathsverfügung erwachsen. Diese Verordnung mache einen Theil der Erleichterung illusorisch, die der Reichstag beim Sperrgesetz dem Handel zugedacht habe. Gerade um diesem eine feste Basis zu geben, ihn von wüsten Spekulationen abzuhalten, müsse man ihm einen festen Anhalt geben. Das sei aber keine Sicherheit des Zustandes, wenn binnen 24 Stunden der Bundesrath das Wort „nachweislich" in dem Sperrgesetz mit Hinwegsetzung über alle juristischen Beweistheorien zu interpretiren versuche. Hierauf vertagte das Haus die Weiterberathung auf Montag. Wie aus Kiel berichtet wird, geht Kontreadmiral Knorr als Geschwaderchef nach Ostasien und wird durch den Direktor der Marineakademie, Reibnitz, in Westafrika ersetzt. Die Bil- Tagesfcharu Freiberg, den 9. März. Ein vertraulicher Verkehr zwischen den Staatsmännern Deutschlands und Englands sei durch die Indiskretion Granvilles in Zukunft völlig unmöglich geworden — so schrieb noch vor wenigen Tagen die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." Inzwischen wechselte, gleichsam über Nacht, das Bild voll ständig. Fürst Bismarck sandte nicht nur seinen eigenen Sohn, den Grafen Herbert, nach London, um die vorhandenen an scheinend ernstlichen Mißverständnisse auszugleichen, sondern scheint auch nach Petersburg einen bedeutsamen Wink ertheilt zu haben, da gleichzeitig mit der Mission des Grafen Herbert ein Einlenken Rußlands zu bemerken war. Das Petersburger Kabinet, welches die erste Reklamation Englands in unbefriedigender Weise beantwortete und die zweite Be schwerde ganz unerwiedert ließ, beauftragte seinen Londoner v, 8. i«f all- t ««fr tiit: 37. Jahrgang- Dienstag, den 10. März. «8. rektor. Närz: , 83, 84, Mann, um die völlige Gesundung der Zustande zu voll-! Personen, welche dabei enden. Daß in der Botschaft nicht die übliche Versicherung stehen, kommen dabei md Tageblatt. Amtsblatt sür die königlichen nnd städtische» Behörden zn Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Brau« in Freiberg. Ueberlieferungen des ehemaligen fklavenhaltcnden Südens. Die amerikanische Demokratie von 1885 ist eine ganz andere als diejenige des Jahres 1860 und wie sehr die noch fvrtbestehende historische Parteiform einer gänzlichen Umbildung nahe ist, zeigt die Thatsache, daß der aus der ehemaligen Sklavenhalter-Partei hervor- gegangcne neue Präsident in seiner Antrittsbotschaft den Schutz der Rechte der Freigelassenen als dringend nöthig bezeichnete. Der ganze Inhalt dieser das volle politische Programm Clevelands enthaltenden Botschaft ist weit wich tiger als die Beschreibung der Frcudendemonstrationen anläß lich seiner Amtscinsetzung, denn er erfüllt die Hoffnung, in das Weiße Haus einen Mann einziehen zu sehen, der sich bei der Verwaltung seines verantwortlichen Amtes nur von seines Vaterlandes zu leiten gedenkt. Wenn die ursprüng lich so beliebte republikanische Partei von dem Staatsruder zurücktreten mußte, so hatte dies keinen andern Grund, als daß dieselbe häufig das Staatsinteresse versäumte, um ihren Parteigenossen gefällig zu sein, bei der ganzen Verwaltung aber nicht genug auf Ordnung, Gewissenhaftigkeit und Sparsamkeit sah. Es ist nicht der Parteimann Cleveland, der auf dem Präsidentenstuhl Platz nahm, sondern der ge wissenhafte Beamte, der vorher in mehreren schwierigen Gemeindestellungen und zuletzt als Gouverneur den Ruf änes bedeutenden Verwaltungstalents und eines fleckenlosen Charakters erwarb. Cleveland offen dahin erklärt, die Ausprägung von Silber dollars einzustellen und zu der früheren reinen Gold währung zurückzukehren. Jedenfalls ist von dem neuen Präsidenten der Union in allen Münz- und Zollfragen eine Zähigkeit zu erwarten, deren Werth gerade bei dem jetzt begonnenen Zollkriege zwischen Amerika und Europa uicht unterschätzt werden darf. Es ist Cleveland gelungen, in der eigenen Partei eine Anzahl tüchtiger Männer zu finden, die mit ihm über alle wichtigen Fragen, sogar über die sonst in demokratischen Kreisen wenig beliebte Suspension der Silberprägung vollständig einig ist. Den Grundsatz, geleistete Dienste nicht durch Staatsämter zu belohnen, bethätigte er, indem er keinen der Führer der unabhängigen Republikaner, selbst nicht Karl Schurz, der für seine Wahl so Außerordentliches leistete, in das neue Kabinet berief. Den Führer der New-J orker Demokratie, den großen Petroleum-Spekulanten William Whitney, welchem er die Wahl im Staate New Jork hauptsächlich verdankt, fand er mit dem unbedeutenden Amte eines Sekretärs der Marine ab, während das von demselben erwartete wichtige Schatz amt dem gemäßigten Schutzzöllner Daniel Manning anver traut wurde. Seinem vornehmsten Nebenbuhler um deu Präsidentschaftsposten, dem allgemein geachteten Senator Bayard, übertrug er das Portefeuille des Auswärtigen, dem bewährten Parlamentsredner Garland aus Arkansas das Ressort der Justiz, dem Vorsitzenden des demokratischen Nanonal-Komitees in Chikago, Villas aus Wiskonsin, das Postwefen. Man rühmt diese Zusammensetzung des Kabinets als eine treffliche und leistungsfähige. Wir haben fehlen würde, den Frieden und die Unabhängigkeit des nordamerikanischen Freistaates aufrecht zu erhalten, war zu erwarten. Ueberrascht hat nur die Schärfe, mit welcher Cleveland das Nichteinmischungs-Prinzip unter Anrufung der Manen Washingtons, Jeffersons und Monroes betonte, da sich der neue Präsident damit auf den Standpunkt Der jenigen stellte, welche es dem bisherigen Kabinet zum Vor wurfmachten, sich an der Berliner Kongo-Konferenz betheiligt und sich dadurch in einen viel zu innigen Verkehr mit der europäischen Diplomatie eingelassen zu haben. Von weniger hervorragender Bedeutung scheint die Erwähnung der wünschenswerthen Regelung der Jndianerfrage, der Mormonenfrage und der Einwanderungsfrage, während die Botschaft über die Währungsfrage hinweggeht. Immerhin ist es für Europa auch nicht ganz ohne Interesse, daß der neue Unionspräsident die Einwanderung solcher Arbeiter verhindern will, welche nicht Bürger der Vereinigten Staaten werden wollen, da diese Exklusivität dem Antrag des Senats ausschusses entspricht, der sogar darauf abzielt, alle Fremden und ausländischen Genossenschaften vom Landerwerb in Amerika auszuschließen. Clevelands Stellung zur Silberwährungsfrage ist von ihm selbst schon früher öffentlich dargelegt worden. Auf die Gefahr hin, mit einem großen-Theile feiner eigenen Partei in ein ernstes Zerwürfniß zu gerathen, hat sich kurzem rastlos Vaters, aerichts- Beger, ir theil- uerdurch Slöh^ .885. Der neue Umonspräsident. Nach einem Vierteljahrhundert verzweifelten Ringens um die vollziehende Gewalt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist es endlich der dortigen demokratischen Partei gelungen, ihren Einzug in das Weiße Haus zu Washington zu halten. Am Mittwoch ist daselbst in feier lichster Weise der neue Präsident, Grover Cleveland, durch seinen Amtsvorgänger, Chester Arthur, in sein Amt einge- sührt worden. Das neue Staatsoberhaupt hatte dringend gewünscht, daß die Feierlichkeiten in der Bundeshauptstadt aus das geringste Maß beschränkt würden, konnte es aber doch nicht verhindern, daß seine siegesfrohen Parteigenossen das so lange vergeblich ersehnte Ereigniß zu einer groß artigen Kundgebung benutzten. Auf Dampfschiffen und Eisenbahnen strömte eine fast zahllose Menge herbei, um bei dem großen Füedensfeste zwischen den bisher noch immer innerlich entzweiten Nord- und Südstaaten gegen wärtig zu sein. Die Zahl der am Mittwoch anwesend ge wesenen Fremden wird auf eine halbe Million geschätzt. Naturgemäß stellte der Süden das größte Kontingent und und rückten von dort einzelne demokratische Klubs in einer Stärke von über 1000 Mann an. Das Militär und die Miliz der benachbarten Staaten waren nach Washington zur Aufrechterhaltung der Ordnung kommandirt. Der große Aufzug, der sich unmittelbar an die Einfetzungsfeier- lichkcit anschloß, brauchte vier Stunden, um vor dem neuen Präsidenten zu defiliren. Die allgemeine Stimmung war um so festlicher, als Cleveland nicht nur der erste demokra tische Präsident ist, der seit 1856 gewählt wurde, sondern auch der erste, der die volle Zustimmung der Südstaaten besitzt, während sämmtliche seit 1860 amtirende republikanische Präsidenten nur als Erwählte der Nordstaaten angesehen werden konnten. Was dem jetzigen Präsidentenwechscl in Washington einen so eigenthümlichen Charakter verleiht, ist weit weniger der Sieg des demokratischen Prinzips als die ersreuliche Anbahnung einer Versöhnung der bisher in dem amerika nischen Freistaate vorhandenen politischen Gegensätze. Die Letzteren haben bereits in den letzten Jahren ihre eigentliche Bedeutung derartig verloren, daß es heute geradezu schwer ist, die beide Parteien trennenden wesentlichsten Momente genau festzustellen. Trotz des Sieges der demokratischen Partei denkt Niemand an ein Wiederaufleben der alten Die Antrittsbotschaft Clevelands beschäftigt sich, dem Zeitbedürfniß entsprechend, zumeist mit wirthschaftlichen Mgen, hebt die Nothwendigkeit der Sparsamkeit in dem Etaats- wie in dem Privatleben hervor, dringt auf Fest- Mlmig einer gesunden Grundlage im Finanzwesen der -vereinigten Staaten und auf Herabsetzung der Steuerlasten U Stelle der Anhäufung von Haushalts-Ueberschüsscn in dem Staatsschätze. Die vollständige Durchführung der schwierigen Reform des Zivildienstes durch die Belebung des Pflichtgefühls und durch die Ansrottung des Aus- Ihr ver- Lebens- as hier ¬ hause. s theuere en, des Mutter Trostes, chlreiche lll' dich empfun- unserer Pastor Leitung Gesang, ihltesten Botschafter v. Staal, der britischen Regierung zu versichern, daß Rußland aufrichtig eine Verständigung mit England über die afghanische Grenze wünsche. Der Friedenspolitik des deut schen Kanzlers entspricht es vollständig, die Verlegenheiten abzuwarten, wie weit sich dies bestätigt und wollen nur o , - - - hoffen, daß das neue Kabinet von Washington seine Tüch- Rücksichten der Ehrlichkeit, der Sparsamkeit und der Ehre^tigkeit nicht im schroffen Gegensatz zur Politik des Deutschen t-in-L M!— , Reiches zu bewähren suchen werde.