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«r. VO 18. Iahrg. Mtttwoch, de« 2«. März l«l!> abends Sächsische G-fchäftSft-»« m»d Redakt»««. SV»,»»«,.«. 1«, Holbeirrstrasi- 4« Fernsprecher 21 SS« Vofsicheckkonto Leipzig «r. 147»? « e»»a «Preis I «,«»»»» X «U Uustr. «eUaae dteetellLHMi- ^88 4». In Dretden wi» amu Deutsch, k«» st«, Kau» ».»0 ^ ki Oe,t««rkb «.4« X. «st,«,»»» » dirürljabr»« «.«8^». In »««»en und ganz Deutschland st«. Hau« A st, Oesierretch ti.8V X. «tnj«I-Nummer 10 ». »I» «üchfische «ollSzettuna erscheint an alle» Wochentagen naqmmag». «l»ie,,en, ir?> Vre«, Ni, dl« Pettt-EpallzeUe »S^.sto WS» «eteU 8» 4- FamlUen^lnzetgrn »vj. nicht übernehmen, eprech,tunde der NedaM»ut 11—1« Uhr vorm. vrga« der Zeutrumspuriet. ^ Einzige katholische Tageszeirnng in Wachsen. Ausgabe ^ mtt illustrierter Mtterhawmgsbellage und reltg. Wocheubeilsge MemMmLo Ausgabe K mrk «tt der Wocheubeilagk Msp IlsmM SM er/a/FL s-sÄF/bK /Fp SÄk»» Ss/lnr/L Sirck Ff/PLZ-? L»IV St-ssss/ Ssnrm </§M/ SM M/s §LMSMSk'ÄMF M§ »-d-SMUSMIWk.S s«/ sl/s ..LsS-SweLs VEGEEGELEEEESLG^EEEL'L Das preußische Probten,. »D Kaum- waren die ersten Revolutionsstürme ver- brausr und kann, begannen sich die Geister mit dem dien bau des republikanischen Deutschen Reickzes zu befassen, da wurden von den bürgerlichen Politikern aller Schattierun gen, mit Ausriahme der preußischen Konservativen, die Zer legung des Hohenzollernstaates in die Debatte geworfen. Es ist hier am Platze, hervorznheben, daß als einer der ersten der preußische Dberpräslüenr v. Batoclt mit einem ausgearbeiteten konkreten Vorschlag auf den Pta» trat. Weite Kreise des nichtpreußischen Deutschlands griffen wi: großer Sympathie diese Gedankengänge ans, aber auch in preußischen Provinzen fand die Idee eine nicht zu unter schätzende Resonnanz. Außer im Rheinland und Westfalen machten sich starke LoSlösungsbestrebungen in Heßrn- Nassau, Hannover und sogar in Schlesien bemerkbar. Es soll gar nicht geleugnet werden, daß die von keinerlei Sach kenntnis getrübte Amtstätigkeit des weiland Kultus minister Adolf Hoffman» in überwiegend katholischen Gegenden den von ganz anderer Seite Propagiertei, Las- tösungsgedanken Anhänger ivarb, denn auf diese Weise konnte man scheinbar der kulturellen Vergewaltigung am leichtesten entgehen. Aber Mieter muß betont werden, daß die Urheber nicht im ZentrumsIa g e r zu suchen sind. Die Reichsregierung selbst und hcuiptsächlich der jetzige Staatssekretär Preuß ist der kräftigste Verfechter des Zer legungsgedankens Preußens gewesen. Wir werden im weiteren Verlause noch eingehender darauf zu sprechen kom men. Warm» aber fand der Plan, Preußen zu zerschlagen, in West-, Süd- und Mitteldeutschland so verblüffend schnellen Eingang, nmhrenl man vor der Revolution einen Verfechter dieser Ideen für nicht normal erklärt hätte? Es ist gar nicht zu leugnen, daß während des Krieges die Anti pathie gegen Preußen eine sehr starke Verschärfung erfahren hatte, die gegen Ende des Feldzuges zu einer gewissen Reichsmüdigkcit sogar im norddeutschen Mecklenburg ge führt hak. Es ist selbstverständlich, daß diejenigen, die Preußen vier besser dein preußischen System die 'Schuld am Verluste des Krieges zuschieben wollen, wert über das Ziel hinausschießen und ebenso falsch ist es, für all das Drückende und Eirrengende der Militärdiktatur, die mit den Kriegs- jahren immer schwerer auf Deutschland lastete und ins Ertremste ausgebaut wurde, Preußen allein verantwortlich zu machen. Die Tatsache besteht aber nun einmal, daß der preußische Militarismus nach 66 inehr oder minder dem übrigen Tciltichland ausgezwungen wurde und da war es naturgemäß, daß bei der Reaktion gegen die militärische Fessel sich der Unmut gegen Preußen kehrte. So sahen und sehen noch heute viele Deutsche die einzige Möglichkeit der freien demokratischen Entwicklung Deutschlands im Brechen der Preußischen Hegemonie. Von der Gefahr des radikalen Sozialismus und Bolschewismus muß hierbei natürlich abgesehen werden. Man ist im allgemeinen gewohnt, ivenn man vom deutschen Partikularismus spricht, nur an die eigcnbrödlc- rischen Bestrebungen der süd- und mitteldeutschen Staaten zu denken und von preußischer Seite wurde dieser Vorwurf stets m«r den eifersüchtig auf ihre Reservatrcchte pockienden Bundesstaaten zur Last gelegt. Stets wird von preußischer Seite betont, daß man diese Unterschiede nicht kenne, man fühle nicht preußisch, sondern deutsch, im übrigen, wer habe Deutschland denn geschaffen und wer habe es erst groß ge macht? Preußen und das preußische Militär. Mit Verlaub: Preußisch ist eben nicht cm ipso deutsch, und richtiger ist es wobl zu sagen, nicht Preußen und seine Militärpolitiker. son5ern ein Hobenzoller, Wilhelm I., und Bismarck haben Deirtschland geschaffen. Bismarck hat das Deutsche Reich in schwerstem Kainpfe mit dem Preußentum, das sich am reinsten in den preußischen Konservativen ausprägt, im schwersten Kampfe mit dem preußischen Partikularismus »äd isikM Preußisckfeu Militärs geschaffen. Man denke nur an dic» Landtagskonflikte vor 66, die Kämpfe um die Ver fassung des norddeutschen Bundes, das schwere Ringen mit der Militärpartei mrd König Wilhelm bei dem Frieden in Prag und wiederum beim Frieden von Frankfurt a. M., wo führende Militärs Bismarcksclie Politik als schlapv be- zeichneten, weil er nickst Belfort und noch einige andere inehr annektieren wollte. Man denke daran, daß Bismarck davor gewarnt hat, französische Teile Lothringens abzulrenmn. Heute ist es noch nicht möglich, lst.r zu sehen, welchen Ein fluß die Militärpolitiker ans den Verlaus des jetzigen Krie ges und damit des Kriegsendes gehabt haben. Ter p r e n ß i j ch e P artitnl a r i s in „ s eristn ri. man mag ihn noch so laut abstteiien. Und er einstier! eben in der Form, daß das Prenßentnin, das sich eben wiederum i» seiner reinsten Prägung in den Provinzen Brandenburg und östlich der Elbe befindet, nichts von seine:.! anZchlag- gebenden Einfluß ans die innere und äußere Pvlitil de.- prenhürnen Staates und des.Reiches abgeben wollte. Heine ist ja diese überragende Stellung gebrochen, aber ihre Rach Wirkung erleben wir noch an der plötzlich ansgetanchlen anti preußischen Bewegung. Es ist gar nicht abziistrciten, daß die preußischen Konservativen einer ler bedeutendsten Machtfaktvren im kaiserlichen Deutschland waren. Da sie im preußischen Landtag dominierten und im Herrcabauß Alleinherrscher waren, beeinflußten sie ausschlaggebend die Politik des preußischen Ministerpräsidenten, also Reichs kanzlers und damit das Reich, trotz des durch allgemeines gleiches Wahlrecht erwählten Reichstages. Die engen Fäden, die vom Kriegsiiiinisterinm und dem Generalstab, dessen staatsrechtliche Sonderstellung in einem modernen Dtaate einzigartig war, zu der konservativen Partei liefen, wollen nur nicht verfehlen, gebührend hervorznheben. Es gibt immer noch Leute, die behaupten, eine Militärparwi im vor revolutionären Dcntschland sei ein Hirngespinst der Enteiste- pressc. Daß die preußische konservative Partei aber schon längst nicht mehr die Mehrheit der Wähler in Preußen, geschweige denn im übrigen Deutschland hinter sich hatte, wird wohl nirgends bestritten werden können. Ebenfalls nicht, daß sie wirtschaftlich rein agrarisch orientiert war. Diese soge nannten preußischen Junker prägten dem ganzen preußischen Staate den Stempel ihrer ostdeutschen Eigenart ans und infolge der preußischen Hegemonie auch dem Deutschen Reiche. Ihre bewunderungswürdige Energie und ihren zielbewussten Machtwillen haben die Hvhenzollern nie breche,, tonnen. Die „Faule Grete" komtte Mar die Bur gen der Jtzenplitze und Pnttkamme^s in Trümmer legen, der Geist aber blieb imgebroären. Friedrich der Grosze be sonders trat es verstanden, sich diese Energie für seine Staatszwecke nutzbar z» mach-en; er wies seinen Junkern den Weg ins Beamtentum und Ossizierkorps. Mit der Zeit alber vergnickten die nunmehrigen Konservativen die Interessen deS Staates, des Militärs und endlich des König tums mit ihren einseitigen Standes- unnd Wirtschaftsinter essen. „Der König absolut, ivenn er unsern Willen tut." Der Kamps Wilhelms II. „m die Reform des preußischen Wahlrechts war die letzte Machtprobe. In diesem unbe zwingbaren Willen zur Herrschaft und in dem Widerstand ans Leben und Tod gegen jede Bewegung, die de» Einfluß der Ostdeutschen einschränten wollte, liegt der preußische Partikularismus. lind man kann wohl sagen, daß sich die übrigen Deutsäxm stets mit ihren Sonderwünschen in der Defensive befanden, denn wie es die Interessen des prenßi- sckfen Staates mit ihren eigenen unheilvoll idendisizierte, erklärte, und erklärt heute noch das Prenßentnin: Preußisch ist deutsch. l>. v. ZV. (Schluß folgt.) - Der Kampf um Danzig. Fravzöfische Gesetze. — ErzbergerS Anlwort. — Englischer e.i"-- e* Widerstand. — Bei einem Abschiedsessen, das in Posen zu Ehren des französischen Botschafters Noulen» gegeben wurde, hielt dieser im Anschluß an eine Rede KorsantyS nach einer Meldung der „Dtsch. Allg Ztg." aus Bromberg eine An sprache. in der er u a, sagte: Wir raten Ihnen, die gerechte Empörung der polnischen Bevölkerung gegen den Feind, der Sie tyrannisiert und Sie jetzt zur Verzweiflung treibt, nieder,»halten Die Gefühle deS Gegner« habe-, sich in nicht» geändert. Die Anmaßungen der Bergange heit wiederholen sich, sobald der Druck der Hand, die ste in Schach hält, nachläßt, die deutsche Oberste Heeresleitung bereitet eine Revanche vor »nd will sich dem Sieger nicht beugen, wobei sie mit einer Ent zweiung der Koalition rechnet, wozu er aber nicht kom? men wird. Nach dem Abbruch der Verbandlungen in Posen, von denen man versucht sein könnte, anzunehmen, daß er ein Mißerfolg sei, brauchen 1e nichts zu ve- fürchten, Der wasfenltiUstand dauert weiter, und wehe den Deutschen, wenn sie ihn nicht achten wollenI Sie rannen versichert sein, daß, wenn man Sie morgen augreisen wollte, die am Rhein ft eh enden Heere der VerbandSmächte die Deutschen zur Ein stellung der Feindleligkeiteu und Uebeigabe zwingen werden» Die Sicherheit Polens bleibt ertialien durch »nseie Armeen auf der westlichen Front, bisser sogar noch durch unsere Heere old durch ein Schriftstück, das durch die eine oder andere Partei unterzeichnet ist. Ich bin überzeugt, daß die Deutschen in nicht allzu langer Zeit gezwungen werden,, unsere Bedingungen anzunehme», die alsdann vielleicht, schärfer auSfallen werden als diejenigen die wir bei den Verhandlungen in Posen aufstellten. Wir werden, ihnen zeigen, dag der Wille des Verbandes anerkannt werden muß. Wir werden die Deutschen zur Uebernahme der Folgen ihrer Riederlage und zum Tragen ihrer große« Lasten zwingen. Zum Schluß erklärte Noulens, auS dem letzten Tele gramm, das er auS Paris erhalten habe, gehe hervor, daß die Frage Danzig entschieden werden solle ohne irgend welche Rücksicht aus einen deutschen Einspruch gegen die berechtigte Ausschiffung polnischer Truppen. * Auf die Posener Rede deS französischen BoBch-af!- :.s Noulens bat ler Rcichsminister Erzberger einem Mst- arbeiter der „Deutschen Allgein, Ztg," gegenüber folgende Erklärung abgegeben: „Die Rede des Botschafters ist der beste Beweis div'ür. daß es absolut notwendig war, die Posener Verhandlungen abz nb reche n. Tenn diese Rede atmet den Ger st stärkster U n v c r s ö h n l i ck> t e i t gegen Deutschland, nm nicht zu sagen des Hasses. Sie beweist aber lrx.st-aw, daß Botschafter Nonlens und die hinter ihm stehenden. Kreise gar nicht in der Lage sind, gerecht und unparteilich z» urteilen, Darum durste ich auch den Voisitz der Obei:- tomiiiission für nationale Paritätsbeichwerde» unter keinen Umständen Botschafter Noulens und den Alliierten armer- tränen. Ein solcher Vorsitzender hätte i »i m e r g e g n dieDentschen entschieden, da er nicht N i rh tee, sondern Partei ist. Es ist aber "Mv-ahr, ivenn Bot schafter Noulens sagt, daß „Deutschland die Poi - n i y r a n n i s i e r e und z u r V erzweisInng l r e r d e". Auf Grnund amtliche ii Materials muß ich ae.-m- nber Noulens feststellen: Im Bezirk Brombera wird de» Polen bei der Einführung des Polnischen als Ur.rer- richt-üprackre in der Schule gegen die Lehrerschaft in unerhörter W e i s e vorg e g a n g e n. Die Le-.-'er wurde» abgchetzt, ihnen die Gchaltbezüge. vorenthalten, . a- dere nmrden unter H o Ii n nnd Spott ihrer Scknnrr- ichast aus ihren Dierrslokten verjagt, die aus dmr Kriegsdienst Hcimkehrendcn wurden zur Uirlerricht. ..s- nahme nicht ziigelassen, andere wurden mit dem T.:e bedroht, i» einigen Fällen wurde in die Wohnnmi :<:r Lehrer geschossen, ein katholischer Lehrer :m Kreise Hohensalzn wurde erschossen. D-is deutsche Bevölternirg wird in der »nerlrörtesten W.-ch terrorisiert. So die unbestrittenen Tatsachen. Nar in einem Sctzlz stimme ich Botsclxrfter Noulens bei: „7er Waffenstillstand dauert werter." Aber die Polen,!.- s es, die ihn täglich brechen. Die deutsche D-tx Irr Heeresleitung trat oft den Befehl gegeben, die Kämpfe an rer ganzenD-emarlationslinie entlang eiiiznstelleii. Von Polin.Der Seite wurde immer wieder der .Kamvf gegen die Denißren ausgenommen: noch am Sonnabend und So » nzr g fand en Angriffe der Polen stall. Wenn Eor- sthaster Noulens mit schärferen Bedingungen drobt, so kann m. - s a- n. Deutschland in aller Rnbe ablrxirten, ob hinter b Fanatiker Noulens die gesamte Enk er. st e h t. Ans Botschafter Nonlens aber stillt die n l l c i n : Verantwortung für die Folgen, die ans seiner a peitschenden, volksverlictzciiden Rede erirwchi'en mi'ü' Sckivrr seine Begrüßungsrede war eine politische Taktlowg- keik gegenüber Deutschland, verschärft durch den limsr. -.g, daß sie aus deutschem Bode» geholte» wurde. Die L a --