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MhenerDUachrichten. versrduungsblatt der SreiShauptmannschaft Bantzen als Soufistorialdehörde der Oderlaufitz. Amlsölatt der Anttshauptmaimschaftnt Bautzen und Li^ru, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut und Bernstadt, des Hauptzollamts Bautzen ingleichen der Stadtrate zu Bautze« und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Orga» der Handel-- »»d Gewerdelammer zu Aitta«. Montag, de« 30. Mai 191V, abends «r 12l prei« r «Mch 1 ««1. 10 PtemU««. eiset Tigllch abend» mit «u»uahmr der Sm«. »»d Feiertage. Wcheistteit«»« und Ba»*». Innere Lensch, 4 Feaisprrcher: Nr. 51. — Drahtnachricht: «»EaN, «»ihm : Die Saespalteoe Petitzeile oder deren Raum 15 Wenni*, in geeigneten Fällen Ermäßigung. Schwieriger Satz mHtzrccheM Rekl«me«: Di« 3grspaltrn« Petitzeil« 50 Psennige. 1Li>. Jahrgang. Taö Wichtigste vom Tage. * Das Befinden des Kaisers, dessen Furunkel am rechten Handgelenk mit Erfolg operiert worden ist, gibt zu keinerlei Bedenken Anlatz. * Die chinesische militärische Studie n ko m- mission ist am Sontag vom Kronprinzen in Vertretung des Kaisers in Potsdam empfangen worden. Der Kaiser Franz Joseph ist Sonntag abend von Bu dapest im Sonderzug in Begleitung eines grotzcn Gefolges, der gemeinsamen Minister und der beiden Ministerpräsidenten nach Bosnien abgereist. Der Zar Nikolaus empfing in Zarskoje-Selo Deputa tionen von Studenten der Petersburger Universität und der anderen Petersburger Hochschulen, im ganzen über 50 Stu denten, in deren Mitte er sich photographieren lietz. Der finnische Landtag hat die kaiserlichen Vorschläge, betreffend eine besondere Militärsteuer für 1911 und Anweisung von Mitteln zur Vervollständigung des Kriegsfonds für 1910 abgelehnt. * Die Erregung in der Türkei wegen der Kreta- frage nimmt immer grötzeren Umfang an. In Kammer und Se nat fanden deswegen bedeutungsvolle Sitzungen statt. In den Häfen des Schwarzen Akeeres setzt ein scharfer Boykott aller griechischen Waren ein. Der türkische M a r i n e m i n i st e r hat demissio niert. Als Grund werden offiziell Gesundheitsrücksichten ange geben. (Sollte die türkische Flotte trotz aller Reformen noch immer aktionsunfähig sein? — D. R.) * Präsident Madriz von Nicaragua hat Blue- fields, das Hauptstandquartier der Insurgenten, voll ständig e i n g e s ch l o s s e n und die letzteren nach blutigem Kampfe am Freitag geschlagen. Hingegen konnte er bisher den wichtigen Platz nicht erobern, da General Estrada, der ge nerische Oberkommandierende, gestern einen neuen üutzerst hef tigen Angriff unter General Lara siegreich a b s ch l u g. * Wetteraussicht für Dienstag: Wolkig, kühl, Regen. ' Ausführliches siehe an anderer Stelle. Die Grundzüge und Zwecke des Giroverbandes sächsischer Gemeinden sind im Volke und insbesondere bei der am meisten in teressierten Geschäftswelt noch lange nicht genügend be kannt. Davon gibt die in den meisten dem Verband ange schlossenen Orten verhältnismäßig noch niedrige Teil nehmerzahl Zeugnis. Obwohl sich die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit des Giroverkehrs längst herausgestellt und erwiesen hat, stehen viele ihm noch mit sehr gemischten Ge fühlen, die sich in der Hauptsache aus Unkenntnis der Zwecke und Vorteile des Verkehrs erklären dürften, gegen über. Die weitaus größte Bedeutung des Systems der bar geldlosen Zahlung liegt jedoch nicht in den ins Auge fallen den Vorteilen für den einzelnen, so wichtig diese auch sein mögen, sondern vielmehr auf dem Gebiete unserer Volks wirtschaft. Unsere jedenfalls in ihrer Bedeutung schwer zu begreifende Wirtschafts-Rechtsordnung hat es zu wege gebracht, daß den rund 13 000 Millionen Sparein lagen des deutschen Volkes, die im Laufe von 100 Zähren angesammelt worden sind, rund 10 000 Millionen Bank einlagen gegenüberstehen, die in der Hauptsache in den letzten 2 Jahrzehnten gesammelt sind und binnen kurzer Zeit die Spareinlagen überflügeln werden. Daß diese Bankeinlagen zum großen Teile Spargelder sind, die der Bank nur wegen der dort bestehenden Vorteile, denen je doch auch aus der anderen Seite Nachteile gegenüberstehen, zugeführt werden, darüber besteht nach dem vorliegenden statistischen Material kein Zweifel. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, daß der S t i l l st a n d unserer Sparkas s e n, den 1907 die Banken verursacht haben, sich noch in einen Rückgang verwandelt. Ein Rückgang aber würde unabse hbarenSchaden bedeuten. Nicht allein für die Gemeinden, die den Ausfall an Reingewinn durch Rückkehr zu einer geringeren Lebenshaltung einer seits und die Anziehung der Steuerschraube bald ausglei chen würden, in höherem Maße für die Sparer, die ihr Spargut dem weniger sicheren Schiff der Banken nicht an vertrauen wollen und deswegen von den siechenden Spar kassen geringere Zinsen erhalten würden, in vollstem Maße aber für den kleineren Erundkredit, der jetzt fast ausschließ lich von den Sparkassen befriedigt wird, und dann, wie die Denkschrift der Staatsregierung von 1906 mit Recht sagt, bei Kündigung von Sparkassen-Hypotheken rat- und hilfs los dastehen und der Habsucht gewißer Geldvermittler preisgegeben sein würden. Dtzeser Gefahr mußte von vorn herein begegnet werden dadustch, daß die Gemeinden ihrer seits sich in den Dienst des bargeldlosen Verkehrs stellten, was auch vor reichlich Jahresfrist durch Gründung des Giroverbandes sächsischer Gemeinden er- 1 folgt ist. Schon mit Rücksicht darauf, daß der Ueberwei- sungsoerkehr völlig kostenlos ist, sollte sich die Geschäfts welt in größerem Maße, als dies bisher geschehen, bereit finden, sich am Verband zu beteiligen, umsomehr, als sie dadurch mit beitragen hilft, einen gemeinnützigen Zweck zu verfolgen, der nur dem Lande zum Wohle und Segen ge reichen muß: denn es wird in Fachkreisen für möglich ge halten, daß der ins Leben gerufene Giroverkehr vielleicht die letzte Möglichkeit war, die sich dem kleinen und kleinsten Gewerbslapital bot, unabhängig von der Großfinanz zu bleiben. Das müssen alle, die nicht in der Anhäufung der Geldmacht in wenigen Händen das Heil unseres Volles sehen, beherzigen. Vor allem müssen es die tun, die heute schon schwer um Kredit kämpfen. Wird die letzte Möglich keit verpaßt, dann besteht Gefahr, daß unser Mittelstand an seiner eignen Schuld zu Grunde geht. Geht aber die breite Masse des Volkes auf den Gedanken ein, ergreift sie die selbstlos von den Gemeinden dargebotene Hand, so wird sich der Giroverband zu einem Gebilde entwickeln, das in unserem Volke eine Bedeutung erlangen kann, wie sie heute unsere Sparkassen haben. Dann werden nicht nur die Spar kassen weiter blühen zum Segen ihrer Geldgeber und Geld nehmer, sondern es wird von der Girozentrale aus eine mächtige finanzielle Hilfe sich darbieten für alle Kreise des Wirtschaftslebens, die sich an sie anlehnen zum Segen des ganzen Polkes und des ganzen Landes, zumal die Hoff nung besteht, daß der Gedanke, wie er in Sachsen die Feuer probe bestanden hat, im übrigen Deutschland Nachahmung findet und so ganz Deutschland in ein Gironetz vereinigt wird für die Zwecke und Dienste der Kleinen, wie es in der Reichsbank zu einem Gironetz für die Großen vereinigt ist. Das wäre das höchste Ziel des Eiroverbandes! v.-?. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Die Stellung des Abgeordneten Langhammer im Ver band Sächsischer Industrieller. Zn einem Aufsatz der „Post" in Berlin wird die Stellung des Abg. Langhammer als Vorstandsmitglied des Verbandes Sächsischer Zndustrieller anläßlich der jüngsten Erörterungen Uber die gegen den Abg. Langhammer erhobenen Vorwürfe berührt. Um etwaigen unzutreffenden Presse-Erörterungen über diese Frage vorzubeugen, bemerken wir, baß der Oiesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Zndustrieller bereits wiederholt zu der Angelegenheit des Herrn Langhammer Stellung genommen hat, um so mehr, als es sich bei den gegen Herrn Langhammer erhobenen Vorwürfen um solche handelt, welche die Wahrung kaufmännischer Ehre betreffen. Die zum Teil völlig widersprechenden Aeußerungen und Mit teilungen über das Verhalten des Herrn Langhammer bei Verkauf seines Unternehmens an die Tapeten-Jndustrie- Aktien-Eesellschaft haben den Gesamtvorstand in seiner letzten Sitzung zu dem Beschluß veranlaßt, die von Herrn Langhammer angekündigte Klage gegen die Vorwiirse des Rechtsanwalts vr. Zöphel abzuwarten, um nach der in diesem Prozeß auf Grund der unzweifelhaften Anschul digungen des Herrn Or. Zöphel wohl bestimmt zu erwar tenden gerichtlichen Klarstellung seinerseits zu der Frage Stellung zu nehmen, ob Herr Langhammer sich ehren rühriger Vergehen schuldig gemacht hat, die ihm die Aus übung eines Ehrenamtes in einer industriellen Körper schaft nicht mehr gestatten. Herr Langhammer hat im übrigen seit dem 14. Dezember 1908 an Vorstandssitzungen des Verbandes Sächsischer Zndustrieller nicht mehr teil genommen. Der Sächsische Vürgcrmeistertag ist seit Freitag zu feiner alljährlichen Tagung in Riesa versammelt. Der Freitagabend galt einem geselligen Beisammensein, das zu zwangloser Aussprache der Teilnehmer über verschiedene Tagesfragen Gelegenheit gab, und Sonnabend früh wurde zunächst eine Besichtigung der Stadt Riesa vorgenommen. Bald nach 9 Uhr begannen dann in der Aula des Real- prvgymnasiums unter Leitung des Vorsitzenden Bürger meister vr. Hesse- Eibenstock die Verhandlungen, die sich lebhafter Teilnahme erfreuten. Nachdem der Vorsitzende die erschienenen Kollegen begrüßt und Bürgermeister vr. Scheiter- Riesa sie als Verrreter des diesjährigen Ver sammlungsortes herzlich willkommen geheißen hatte, nahm man den Kassenbericht entgegen, der einstimmig genehmigt wurde. Als Vorort wurde Eibenstock wiedergewählt. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten trat man in die Verhandlungen selbst ein. Zunächst standen vier Vor träge auf der Tagesordnung, von denen aber der des Herrn Bürgermeister Or. Seetzen - Wurzen über das Stempel steuergesetz ausfallen mußte, da der Herr Referent im letz ten Augenblick am Erscheinen verhindert worden war. Herr Bürgermeister Kneschke - Geyer i. E. referierte alsdann über die Anstellungsverhältnisse der sächsischen Bürger meister, während nach einer kurzen Pause die Herren Bür germeister Hofmann-Buchholz und Vogt-Waldheim das Eemeindeverbandsgefetz und das Starkstromwegegesetz erörterten. Es folgten noch verschiedene Referate. Herr Bürgermeister Or. A y - Meißen berichtete über die Ver handlungen des letzten Landtages (der zweite Referent zu diesem Punkte, Herr Bürgermeister vr. Noth- Burgstädt, war durch Krankheit von der Tagung ferngehalten). H'rr Bürgermeister Or. Freyer-Mittweida sprach über die Sächsische Allgemeine Bürgermeistervereinigung, Herr Bür germeister C a r l - Marie, berg llivr den Sächsischen Ge- meindetag. Herr Bürgermeister Beckmann-Crim mitschau hatte sich den Deutschen Stäotetag zum Gegen stände seiner Ausführungen gewählt. Die Vorträge und Referate veranlaßten fast sämtlich eine lebhafte Aussprache. An die Verhandlungen, die übrigens nicht öffentlich ge führt wurden, schloß sich mittags 2 Uhr ein gemeinsames Essen im Bahnhoss-Hotel. Für den Nachmittag war ein Ausslug nach Nünchritz bezw. Diesbar vorgesehen. Wendcnvcrsammlung in Guttau. Gestern, Sonntag, nachmittag 3 Uhr fand hier die 3. öffentliche, vom l ü n d- l i ch e n W a h l v e r e i n einberufene Volksversammlung der Wenden statt. Zn derselben fanden die bereits be kannten Entschließungen in Bezug auf die Zwickauer Thesen Annahme, außerdem wurde der bereits an an deren Orten gefaßten Resolution in Bezug auf das Recht der wendischen Sprache in den Volksschulen des wendischen Sprachgebiets mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Die Versammlung, die sehr stark besucht war, nahm zeit weilig einen recht lebhaften Charakter an. Der Hansabund in Oftritz. Heute, Montag, den 30. Mai, spricht im „Ratskeller" zu Ö st r i tz der Leiter des Organisations-Bureaus des Hansabundes, Herm. Schmidt- Berlin, über die Ziele, die bisherige Entwickelung und die wirtschaftlichen Aufgaben des neuen Bundes. Obmann der Ortsgruppe (bis jetzt 20 Herren) ist Fabrikdirektor August M e n g e n. * * * Die Genugtuung der Italiener. „Popolo Romano" schreibt, die herzlichen Ausführungen, mit denen die deutsche Presse den Besuch des M a r ch e s e d i S a n Giu liano einstimmig begrüße, könnten in Italien nur ein Empfinden dankbarer Gesinnung Hervorrufen. Den sym pathischen Empfang, den der Minister am kaiserlichen Hofe wie in den politischen Kreisen Berlins finden werde, be trachteten die Italiener, als wenn er der italienischen Na tion, der Freundin und Verbündeten der starken deutschen Station, bereitet werde. Es sei überflüssig, nach so lang jähriger Erfahrung von einer Befestigung des Dreibundes zu reden, der jetzt in das politische Bewußtsein des italieni schen Volkes übergegangen sei und auch von den nicht zum Dreibund gehörigen Nationen als ein sehr wirksamer Fak tor der Aufrechterhaltung des Friedens angesehen werde. San Giuliano, der am Sonnabend vormittag in der italienischen Botschaft den Besuch des Staatssekretärs Frei herrn v. Sch o e n empfangen hatte, stattete im Laufe des Nachmittags dem Reichskanzler einen Besuch ab und verweilte längere Zeit bei ihm. Ebenso besuchte er den Staatssekretär Freiherrn von Schoen im Auswärtigen Amte. Im Neuen Palais bei Potsdam trafen gestern um 12 X- Uhr mittags ein der italienische Minister des Aus wärtigen und sein Kabinettchef Sforza. Beide Herren wurden vom Kaiser empfangen; hierauf hatte der Kaiser eine Unterredung mit San Giuliano allein. Zur Früh stückstafel beim Kaiserpaar um 1 Uhr waren geladen San Giuliano, Sforza, Botschafter Pansa, der Reichskanzler, Staatssekretär v. Schoen, Botschaftsrat Wilhelm Prinz Stolberg, Generaloberst v. Plessen, Vizeoberzeremonien meister v. d. Knesebeck. Der Kaiser verlieh dem Minister und dem Botschafter das Eroßkreuz des Roten Adlerordens, dem Grafen Sforza den Roten Adlerorden 2. Kl. mit dem Stern. An dem Diner bei dem italienischen Bot schafter zu Ehren des Ministers Marquis di San Giu liano am Sonntag abend nahmen teil die Kaiserin, der Kronprinz, die Kronprinzessin, Prinzessin Viktoria Luise und außer einer Reihe weiterer Gäste der Reichs kanzler und der Staatssekretär Freiherr v. Schoen mit Ge mahlinnen. Ueber Las Scheitern der preußischen Wahlrechtsvor lage schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." halbamtlich, es sei im Interesse des Landes tief bedauerlich, daß kein posi tives Resultat erzielt worden sei. Das Blatt wirft dann einen geschichtlichen Rückblick auf den Werdegang der Vor lage und führt aus, daß, nachdem die Staatsregierung den Parteien so weit entgegengekommen sei, niemand ihr den Vorwurf machen könne, das Scheitern verursacht zu haben.