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Erscheint schm Wochentag früh »Uhr. Inserate wer de« bis Nachmittags ; Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger A»zeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich 15 Ngr. Inserats werden chie gespaltene Zeile ob« deren Raum mit 5 Zh berechnet? 1857. Mittwoch, den 13. October. Tagesgeschichte. Freiberg, d. 8. Oct. Bücher und Schriften aller Art größeren und kleineren Umfanges erscheinen in unseren Tagen die Hülle und die Fülle, wie man zu sagen pflegt, aber die > wenigsten sind wahrhaft bildend, belehrend und lcsenswerth. i Namentlich fehlt es an solchen guten Schriften, die der Damen welt mit gutem Gewissen empfohlen werden können. Darum erscheint es als eine doppelte Pflicht, wenn einmal ein Buch zu ! Tage tritt, welches diese Empfehlung verdient, auf dasselbe auf- merksam zu machen. Und ein solches liegt uns vor unter dem Titel „Galerie der Sächsischen Fürstinnen". Bio graphische Skizzen sämmtlicher Ahnfrauen des Königlichen Hau ses Sachsen. Quellcngcmäß dargestellt von Franz Otto Stichart. sLcipzig, bei Fleischer. 1857. S. 530. 8.) Der Verfasser hat s In der That das, was er durch seine sächsische Geschichte gesün- digt hatte, wieder gut zu machen gesucht Lurch gründliches Stu- dmm und Lurch eine geläutertere Ansicht von den Pflichte» eines ! Geschichtschreibers. Sein Werk, was einen Zeitraum von 7 s Jahrhunderten umfaßt und 37 biographische Skizzen enthält, von Konrads des Großen Gemahlin Luitgard v. Schwaben bis mit Caroline v. Oesterreich (s 1832), Ler ersten Gemahlin ' Friedrich August s II., ist in vorzüglichem Grade für diejenigen ' Kreise der Damenwelt geeignet, welche in den Tugenden der Wirklichkeit und in den Lehren der beglaubigten Geschichte mehr BilLungsstoff finden als in den zum Verderben sich einschmei- j chelndm Phantasien des Romans oder in den schillernden Far- z bcn von Gestalten, für welche das Leben weder Raum noch ' Bestimmung hat. Das angegebene Werk führt uns Persönlich- . keilen vor die Seele, die noch heute musterhaft erscheinen; führt uns in Zeiten ein, die auf der einen Seite beneidenswerthe ' Eigenschaften besitzen, auf Ler anderen aber auch Erscheinungen Larbicten, vor deren Wiederkehr wir uns glücklicher Weise ge schützt fühlen; führt uns endlich auf Verhältnisfe und Zustände, Lie kulturgeschichtlich betrachtet für alle Diejenigen von Interesse sind, Lenen das Nachdenken oder Vergleichen lieber ist, als das Fahrzeug einer Zeit, an dessen Steuer Ler Uebermuth als Steuer mann sitzt und dem der Schwindel zum Kompaß dient. Ge nug: wir glaubten eine Pflicht zu erfüllen, wenn wir Leser unL Leserinnen dieses Blattes auf ein Buch aufmerksam machten, Las Jung und Alt über Das zu unterrichten bemüht ist, was man einst in Kreisen war, die man in der neuesten Zeit mit Schmuz zu bewerfen sich nicht entblödet hat, bald aus Unwis- ! senheit, bald aus böser Absicht. Dresden, 10. Octbr. Das „D. I." berichtet: „Aller- ! höchstem Befehle zufolge wird wegen erfolgten Ablebens Ihrer königl. Hoh. der Prinzessin Marie, Herzogin zu Sachsen, älte sten Prinzessin Tochter Ihrer königl. Majestäten, von morgen an am königlichen Hofe Trauer angelegt und nach dem von Lem Oberhofmarschallamte darüber ausgegebcnen Reglement sechs Wochen, bis mit Lem 21. Nov. d. I. getragen. Heute Mittag 1 bis Nachmittags 5 Uhr fand Lie öffentliche Ausstel- ! lung Ler hohen Leiche der höchstseligen Prinzessin Marie königl. : Hoheit im hiesigen königlichen Residcnzschlcsse im Thronsaale Les höchstseligcn Königs Friedrich August II. bei Kerzenlicht statt. Der Zudrang der Bevölkerung aller Classen war außer ordentlich und die von derselben an Len Tag gelegte Theilnahme bei diesem Anlasse eine allgemeine und herzliche. Nächstkom- menden Dienstag, den 13. Octbr., Vormittags um 11 Uhr, finden in der hiesigen katholischen Hofkirche Lie feierlichen Epe- auien für die am 8. Oct. verschiedene höchstsclige Prinzessin Marie königl. Hoh. statt." Für Chemnitz sind am 10. Octbr. Vormittags von 110 abstimmenLen Wahlmännern Advocat Stadtrath Magnus Otto mar Koelz mit 105 Stimmen zum Landtagsabgeordneten und Ler Kaufmann und Fabrikant Gustav Dörstliug mit 77 Stim men zu dessen Stellvertreter gewählt worden. Zittau, 2. October. (D. I.) Der soeben erschienenen „Uebersicht des Zustandes deS Armenwescns in Zittau im Jahre i 1856" entnehmen wir folgende Notizen. Die Summe der AuS- ! gaben belief sich demzufolge im vorigen Jahre auf 9203 Thlr., von Leuen die wöchentlichen an 329 Personen ausgezahlten Spenden, die Kost- und Verpflegungsgelder für 48 Waisen und die Verpflegung von 169 zum Theil obdachlosen, zum Theil kranken Personen in den hiesigen Armen- und Krankenhäusern Lie Hauptposten bilLen. Die Einnahme betrug 10,265 Thlr., so Laß sich Ende December 1856 ein Ueberschuß von 1062 Thlrn. ergab. Dieses seltene plus war größtentheils die Folge davon, daß der Stadtrath im Einverständntß mit den Communvertretern und mit Genehmigung der Regierungsbehörde versuchsweise be schlossen hat, wegen der in den letzten Jahren bemerkbar ge wordenen Verminderung der durch freiwillige Beiträge erzielten Zuflüssezur Armenkasseund wegender gegenwärtigen Theuerungs- verhältnisse alljährlich 3000 Thlr. von den Lurch die Stadtanlage erhobenen Geldern für die Zwecke des Armenwesens zu bestim men. Ebenso ist dadurch eine Ersparniß erzielt worden, daß die Leitung der Arbeitsanstalt für Arme, welche seit einigen Jahren aus mancherlei Ursachen nicht mit dem erwünschten Nutzen hatte arbeiten können, sondern einen jährlichen Zuschuß von 300 Thlrn. hatte erhalten müssen, jetzt versuchsweise auf drei Jahre in die Hände des Werkmeisters an Ler hiesigen Industrie schule auf dessen alleiniges Nisico gelegt worden ist, wobei der. Letztere sich verpflichtet, sämmtliche arbeitsfähige Arme, soweit solche nicht auf andere Weise Arbeit finden können, mit lohnen der Beschäftigung zu versorgen. Grimma, 11. October. (Dr. I.) Heute wurde Lie hiesige ncuerbautc katholische Kapelle Lurch Len Pfarrer an Ler katho lischen Kirche zu Leipzig, Herrn Superior Stolle, welcher hierzu von Lem Herrn Bischof Forwerk in DresLen mit Auftrag ver sehen war, feierlich eingewciht. Auf die zahlreich versammelte Gemeinde machte die erhebende Feier einen tiefen Eindruck, der um so größer war, als auch die einer andern Confession zuge lhauen Mitbürger durch ihre zahlreiche Anwesenheit ihre Theil nahme an diesem Freudenfeste bewiesen. Berlin, 10. October. Gestern Mittag ist den hiesigen Privattheatern eröffnet worden, daß sie während der Krankheit Sr. Majestät des Königs nur Stücke ernsten Inhalts geben oder ihre Vorstellungen entstellen müßten. Demzufolge haben die zweiten Theater bereits Aenderungen in ihrem Repertoir vor genommen. Vermuthlich ist diese Verordnung infolge eines Er lasses Les Hrn. Ministers des Innern gemacht worden, worin die Erwartung ausgesprochen wird, daß man nicht Lustbarkeiten anstellen möge, welche mit der ernsten Stimmung, wie sie das Befinden Sr. Majestät mit sich bringt, nicht im Einklänge stehen. — Heute waren hier sämmtliche Kirchen, in welchen Fürbitte für die Wiederherstellung des Königs gehalten wurde, überfüllt; ebenso das Hofmarschallamt, in welchem man die neuesten Bulle tins einsah und die Namen der zahlreichen Anwesenden in den Listen verzeichnet fand. Berlin, d. 11. Oct. Die heutige Nr. der „Zeit" schreibt: „Die Hoffnungen auf Lie Genesung Sr. Majestät deS Königs, für welche wir gestern nur geringe Aussichten eröffnen konnten, haben heute einen stärker» und zuverlässigem Anhalt gewonnen. Die Klarheit der Auffassung tritt immer entschiedener hervor, und der König hat heute mit gutem Appetit zum Frühstück ge nossen, was die Umstände erlaubten. Allerdings werden die sehr geschwächten Kräfte Sr. Majestät des Königs noch einer län geren Zeit bedürfen, bis es Allerhöchstdemselben gestattet sein wird, mit der gewohnten Rüstigkeit Sich der Erfüllung der kö niglichen Pflichten zuzuwendc», aber wenn nicht unvorhergesehene Zwischenfälle eintretc», ist zu erwarten, daß unter Gottes gnä digem Beistände die vollkommene Wiederherstellung Sr. Mas. erfolgen wird." — Auf der Potsdamer Bahn waren die gestrigen Local- und Extrazüge stark besetzt. In langen Zügen begaben sich Li- Fahrgäste nach Schloß Sanssouci, um sich nach Lem Befinden Sr. Majestät des Königs zu erkundigen und ihre Namen in das dort ausgelegte Buch einzutragen. Schon Tags zuvor hat ten sich allein über 1000 Personen eingeschrieben.