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Grossenhainer Anterhaltungs-und An^eigedlatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redlgirt von Herrmann Starke. 17. Sonnabend, den 27. Februar 1847 Das Ulhiltlpicl -er Ehr. (Von M. G. Saphir.) Den Karten gleich sind alle Frauenzimmer, So glatt, so Hunt und ost so fein gemalt; Vom Rücken aus, da gleichen sie sich immer, Nur das Gesicht allein stets anders strahlt. Bei Frauen und bei Karten nützt Verstand gar nie, Nur die Figur allein entscheidet die Partie! Bei Karten und bei Frauen giebt's vcrschied'nc Spiele, Die Lieb' ist blind, d'rum tappt sie blos Tarock, Der Leichtsinn liebt auf einmal Viele, Spielt ..preference" mit einem ganzen Schock; Zu Zweien spielte „mariage" man einst und eh', Jetzt spielt zu Zweien man blos „ecnrte!" Die deutschen Karten sieht man ganz verwaisen, Die französischen gerathen nur allein, In Lieb' und Eh', in allen Lebensweisen Spielt den „französischen Fuß" man allgemein; Einst waren „Hoffnung, Glaub' und Lieb'" in Flor, Doch jetzt sind „Geld und Rang und Titel" Terz major! Im Spiel der Liebe muß man kühn cs wagen, Nur als „Hazardspiel" Amor es erschuf, Jedoch die Eh' ist ein „Commerzspiel", so zu sagen, Die Eh' ist unter den Spielen: der lange Puff! Sie sitzen und sitzen und Niemand etwas spricht, Und spielen und beten: „Geduld verlaß uns nicht!" Jedoch mehr noch ist die Ehe zu vergleichen Stets mit dem „Whistspiel" durch die Bank, In beiden sieht man stets dieselben Zeichen, Entweder tiefes Schweigen oder lauten Zank, Bestimmt vom Schicksal ist die Partie, Man spielt zusammen und paßt doch nie! Die Frau spielt aus nach Wohlgefallen, Die gute Frau, sie macht allein „,V-tout!" Der gute Mann jedoch, man bemerkt's bei Allen, Der gute Mann giebt stets blos zu! Und invitirt einmal der Mann auf „6ueur", So trifft sich's oft, sie hat keins mehr! — Oft kann der Mann ihr Spiel gar nicht verstehen, Er weiß nicht: Was meint sie denn damit? Der Dritte aber scheint d'rauf einzugehen, — Das nennt im Spiel man „eine falsch' Jnvil", Der Dritte aber kennt die Zweite schon, Und sind't die Dame richtig — ^in^Ieton! Auch Färb' bekennen muß man lehren Im Ehespiel so wie im Whist, Daß wenn die Männer Herz begehren, Sie nicht zum Trotz mit einer pigue da ist, Denn wenn die Frau giebt falsch' Couleur, Verliert der Mann gar oft auch die Honneurs! Ja, Lieb' und Eh' und alle Lebensarten Sie gleicht dem Kartenspiele ganz und gar, Der Zufall mischt, das Schicksal giebt die Karten, Die Hoffnung reicht die Marken dar, Dem Glücklichen ein jedes Spiel geräth, Wer Unglück hat, ist immerdar „In-bete!" Doch fad und traurig wär' das Leben, Gäb's Ehe nicht und auch nicht Liebesspiel, Denn süß ist da so „geben" als „Vergeben!" Selbst jeder Stich ins Herz ist Hochgefühl; Der Hagestolz jedoch, wie er sich stemm', Er wird am Ende ganz allein — großschlemm! Die Ohrfeige. (Schluß.) Die fünfzehn Schritte wurden abgemessen und die Mensur abgesteckt. Man war zuvor übereingekommen, zu gleicher Zeit und auf ein Signal, das ihnen derMiethkutscher mit der Peit sche geben sollte, auf einander zu schießen; beide Gegner traten jetzt auf die Mensur, und der Kutscher ergriff mit Herzklopfen seine Peitsche, um den ihm gewordenen Auftrag zu befolgen. «Herr v. Gayac!» rief Bligny auf einmal; «ich ziele Ihnen auf's Herz!» «Um so bester,» gab dieser zur Antwort, «das ist eine gute Stelle! Was mich anbelangt, Chevalier, so ziele ich auf dieses abscheuliche Pflästerchen^ das Ihr Gesicht so verunstaltet.» «Zielen Sie nur gut!» rief Bligny; «wenn nur dieser Makel verschwindet, so liegt mir am Ende wenig daran, ob ich ihn mit meinem ei genen Blute oder dem Ihrigen abwaschc! . . . Nun Gott befohlen!» Der Kutscher knallte, die Schüsse krachten, die Kugeln flogen pfeifend durch die Luft . . .