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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 77 M 137. Arettag den 17. Mar »» W, 1861. Bekanntmachung. Die an den zur Ausführung kommenden Vorbauten der am Nischmarkt gekegenen Rathhau-Ewölbe erforderlichen Tischler-, Schlosser-, Glaser-, Klempner- und Lackirer - Arbeiten sollen auf dem Wege der Submission vergeben werden. Die betreffenden Herren wollen auf unserem Bauamte die Zeichnungen und Arbeitö-Verzeichnisse einsehen und bis zum AL. Mai ihre Forderungen versiegelt ebendaselbst abgeben. Die Auswahl unter den Submittenten so wie jede sonstige Bestimmung behält sich dabei der Rath vor. Leipzig den 16. M i 1861. De- Raths der Stadt Leipzig Baudeputation. Veffentlicher Aufruf. Getragen von der Idee, daß ein enges Aneinanderschließen der Deutschen nach jeder Richtung hin noth Hut und beseelt von dem Gedanken, daß insbesondere die Bildung deutscher Schützenvereiue, die Einführung einer gleichmäßigen Schühenwaffe, die richtige Handhabung derselben angestrebt werden muß, von der Über zeugung durchdrungen, daß die Einigung gefördert wird durch nationale Feste, und daß insbesondere das Schützenwesen gehoben werben wird durch allgemeine Preis- und Wettschießen, durch den persönlichen Verkehr der Schützen aller deutschen Stämme, haben eine Anzahl Männer der Stadt Gotha sich vereinigt zur Ver anstaltung eines Deutschen Schützenfestes in Gotha. Dasselbe soll abgehalten werden in den Tagen vom 8. bis 11 Juli dieses Jahres, und es wird mit demselben ein von den Thüringer Turnervereinen beschlossener „ThüringerTurmr- tag" verbunden sein. Die deutschen Schützen und Schützenfreunde w.'rden zur leb haften Beteiligung an diesem Feste hierdurch eingeladen. Die Ausführung erfolgt n-ch einem Festplane, der den Schützmvereinen und den Verständen deutscher Städte zur Ver breitung mitgetheilt ist. Um übersehen zu können, tvUchen Umfang das Fest gewinnen wird und um hiernach die Einrichtungen treffen zu können, ist erforderlich, daß die Anmeldungen zur Theilnahme an dem Feste zeitig erfolgen Es wird daher dringend gebeten, diese Theilnahme entweder bei dem nächsten Schützenvereine oder bei dem Fest-Aue schaffe zeitig zu erklären, und den planmäßigen Beitrag von einem Thaler zur Verfügung zu stellen. Gegen Zahlung desselben wird ein Vorweis ausgehändigt, bei dessen Abgabe in Gotha das Fest zeichen in Empfang zu nehmen ist. Diejenigen, welche sich eine Wohnung sichern wollen, werden ersucht, sich bei dem Fest-Ausschuß spätesten- dis zum 15. Juni anzumelden. Da das Fest wesentlich gefördert werden wird, wenn recht zahlreiche Festgaben als Ehrenpreise für die Schützen zur Ver fügung gestellt werden, so ergeht an deutsche Genossenschaften, an deutsche Männer und Fraum die Aufforderung, Gaben beliebigen Werches zu dem Feste zu widmen. Der Fest-Ausschuß ist zur Empfangnahme derselbe armächtigt, bisset aber, tze »u «ermu tigende Festgabe spätestens bis mm 15. Juni anzuründigen und — wo ttninlich mit Widmung versehen — bis spätestens zum 30. Juni zu übersenden. lieber die Verwendung wird dereinst Nachricht gegeben werden. Wir hoffen, wenn auch mit bescheidenen Mitteln, das Deutsche Schützenfest ln Gotha in einer der Nation würdigen Wesse begehen zu können. Gotha lm April 1861. Der Ausschuß deS Deutschen Schützenfestes das. L. «rau«. Erster Vorsitzender. Llcrstug. Zweiter Vorsitzender. Grd Hardt. Schriftführer. VSll. Lwalo. Glenck. Habicht. Helfricht. HSuerrLorf. Jacobs. Scherzer. Stölzet. Tümpel. Wenige. Der Vorstand des Turnvereins. Lkdrtrau. Liedermau». Lchör. Die Samnwolien-Ln-ustrie und die amerika nischen Wirren. (Vom volkswirthfchaftlichen Standpunkte.) II. In welchem Grade würde sich nun wohl ein gänzliches Auf hören der amerikanischen Baumwollenzufuhr etwa im Fall eines Krieges oder Sclavenausstandes England und den Contmental- staaten fühlbar machen? Die Gefahren können nicht leicht überschätzt werden. Die Be handlung und Verarbeitung der Baumwolle in all ihren Phasen, von der ersten Vorbereitung bis zum fertigen Fabrikate, beschäftigt und ernährt in England ganz Lancashire, Nord - Cheshire und Lamarkshire, den größten Theil der Einwohner von Derbpshire, Leiceftershire, Nottinghamshire und Porkshire, nebst einer sehr beträchtlichen Anzahl einzelner über ganz England, Schottland und Irland zerstreuter Menschen. M'Culloch hat im Jahre 1854 die Zahl der an der Verarbeitung der Baumwolle unmittelbar mit ihrer Handarbeit betheiligten Individuen auf eine halbe Million angegeben; okne Zweifel ist sie heute viel beträchtlicher. Rechnet man jedoch Diejenigen hinzu, deren Arbeit durch die Baumwollen- Jnvustiie hervorqerufen und in Schwung erhalten wird, wie in Kohlengruben, Maschinenwerkstätten, und veranschlagt man die von diesen Arbeitern erhaltenen Familien, so wird die Zahl Der jenigen, deren tägliches Brod von der Baumwollen-Industrie abhängt, eher mit vier als mit drei Millionen anzunehmen sein. Der Gesammtwerth der britischen Ausfuhr im Jahre 1859 betrug 130,440,000 L.; mehr als ein Drittel dieser Summe stellte Baumwollenftoff und Garn dar, deren Werth sich mit 48,200,000 L. bezifferte; für 4,635,000 L. haben davon die Vereinigten Staaten bezogen. Sehen wir nun, in welchem Maße die Vereinigten Staaten an der Lieferung de- für diese ungeheure Industrie nöthigen Rohmaterials betheiligt sind. Viele Länder verkaufen Baumwolle an England, so reichlich aber wie Nord amerika keine-. In gewöhnlichen Jahren liefert diese- drei Vier theile de- gesammten englischen Baumwollenbedarfs. Mehr al leine halbe Baumwollenernte geht nach England. Während der letzten vier Jahre, über welche eine vollständige Berechnung vor liegt, erhob sich die Gesammtmenge der ln England verarbeiteten Baumwolle auf 9,062,700 B., wovon 7,140,000 B. (folglich mehr als 77^ des ganzen Verbrauches) aus den Vereinigten Staaten bezogen wurden. Als die äußerste Wirkung eines gänzlichen Aufhörens aller Baumwollsendungen auS den südlichen Unionsstaaten stände daher immer nur eine solch« Einschränkunader englischen Baumwollen industrie zu besorgen, daß sämmtliche Webestühle nur auf halbe Zelt arbeiteten, so lange der Mangel an Rohstoff dauert. In welcher Ausdehnung diese Calamität sich auch auf Arbeitslöhne und Geschäftsgewinn erstrecken würde, ob auch der Fabrikant nur den halben oder gar keinen Gewinn erzielen und dle Arbeiter vielleicht nur den halben oder noch geringeren Lohn erhalten würden, hängt davon ab, wie der Mangel an Waare auf die Presse derselben wirken würde. Nehmen wir freilich den Fall an, daß die Krisis plötzlich