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Freiberger Anzeiger -Lr gespaltene Ztlle oder » / deren Raum mit S X Tagevlatt. Srscheir.t jede« Wochentag ftüh » Uhr. Inserate wer de» bis Nachmittags Z Uhr für die »Lchst- ersch ein ende Nummer «»genommen. 86. Freitag» den _ I " DM », , I i Tagesgeschichte. Dresden, 15. April. (D. I.) Gestern geruhten Se. Maj. der König, begleitet von dem Oberstallmeister General- lentnant v. Engel und dem Flügeladjutanten Major Freih. v. Fritsch, eins der von dem hiesigen gemeinnützigen Bauverein erbauten Doppelhäuser, und zwar das in der Prießnitzgasse ge legene, mit einem Besuche zu beehren. Bon der innern Ein richtung des Hauses und den Wohnungen mehrerer Familien genaue Kenntniß nehmend, sprachen Se. Majestät Sich belobend über die überall vorgefundene Sauberkeit aus und geruhten bei Ihrem Weggange gegen einige anwesende Vorstandsmitglieder den Wunsch zu erkennen zu geben: daß cs dem Vereinsvor stande, durch fernere Bctheiligung des Publikums, möglich ge macht werden möge, den Vereinszweck, minder bemittelten Fami lien gesunde und gesicherte Wohnungen zu beschaffen, fernerhin zu fördern und dem Unternehmen, dem Bedürfnisse gemäß, eine größere Ausdehnung zu geben. Berlin. Hinsichtlich des dänisch-deutschen Conflicts, glaubt man in den hiesigen diplomatischen Kreisen an eine, den deut schen Wünschen günstige Wendung der dänischen Politik, welche als eine Folge der dringlichen Vorstellungen Frankreichs und Rußlands zu betrachten sei. Man geht darin so weit, die dä nische Ministerkrisis mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang zu bringen. Berlin, 14 April. Ucber die Neuenburger Angelegenheit schreibt die D. A. Z.: Die officiellen Verhandlungen derselben auf der Pariser Conferenz sind noch nicht wieder ausgenommen; es wird aber desto lebhafter außerhalb der Conferenz über den weitern Gang derselben unterhandelt, ein Umstand, welcher daraus hiujuweisen scheint, daß man Preußen zu einigen Modifikationen seiner Forderungen zu bewegen sucht, weil man hofft, auf diese Weise den Widerstand der Schweiz schneller und gefahrloser zu überwinden, als durch sofortige schroffe Ablehnung jedes Ein wandes, der von ihr gegen die preußischen Forderungen erhoben wird. Preußen hat aber durchaus keinen Anlaß, von seinen Ansprüchen abzugchen. Es hat in denselben ein Maß beobachtet, das in Bezug auf Billigkeit kaum vermindert werden kann, ohne andere Uebelstände herbei zu führen. Unsere Negierung ist daher, augenblicklich wenigstens, keineswegs geneigt, irgend eine Modifikation in ihren Forderungen cintreten zu lassen, und die vermittelnden Mächte sind ebenso wenig in der Lage, Preußen in Lieser Hinsicht etwas vorschrciben zu können, als sie dazu geneigt sind. Die Schweiz wird aber zuletzt auf die Forderungen Preußens eingehen müssen, wenn sie nicht will, daß Alles wieder in Lie alte Schwebe gcrathe, bei welcher jedenfalls die Schweiz übler daran ist als Preußen. Die Nachricht, daß Graf Hatzfeld bereits mit neuen Verhaftungsbefehlen versehen worden sei, ist eine leere Vermuthung, zu der die Reise des preußischen Bundes- gesandten Anlaß gegeben haben dürfte. Mainz, 11. April. Einige 30 der Schneidergesellen, welche hier ihre Arbeiten einstellten, sind verhaftet worden. Die übri gen haben wieder angcfangen zu arbeiten. Wiesbaden, 13. April. Die Mittelrheinische Zeitung berichtet: „Nach Privatmittheilungen, die wir soeben erhalten, soll es gestern Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr in Castel zwischen österreichischen und preußischen Soldaten zu einer furcht baren Raufrcvolte gekommen sein. Es wurde uns erzählt, daß vier Wagen theils mit Todten, theils mit Verwundeten unter j Patrouillebcglertung in die betreffenden Lazarethe gebracht wur den. Unterm Alarm des Generalmarsches sollen Lie Militär oberbehörden ausgcrückt sein und durch zahlreiche Verhaftungen Lie Sache beendet haben. Die Betheiligung von beiden Seiten soll eine sehr große gewesen sein." Eine zweite Mittheilung desselben Blattes lautet: „Wiesbaden, 13. April. Neuern Mit- theilungen zufolge soll es bei der gestrigen Militäraffaire, welche zwischen österreichischen und preußischen Soldaten bei Castel stattgefunden, 7 Todte und 150 Verwundete gegeben haben." I». April. 1887. Frankfurt a. M., 13. April. (D. A. Z.) Man wurdt heute hier durch starke Militäpatrouillen und andktö auffallendt Maßregeln zur Vermeidung von Conflicten der börschiedetten Theile hiesiger Garnison überrascht. ES sind, wie Wan ver nimmt, allerdings blos Vorsichtsmaßregeln, veranlaßt durch eine lange und blutige Schlägerei zwischen österreichischen und preu ßischen Soldaten in Mainz, Castel und Kostheim, welche dort den gestrigen Nachmittag sehr tumultuarisch machte und auch vier (nach Andern acht) Soldaten das Leben, andern wenigstens ihre gesunden Glieder kostete. Dieser Kampf, theilweis« mit blanker Waffe geführt, war der Ausbruch einer schon seit meh reren Tagen herrschenden gegenseitigen Aufregung zwischen Oesterreichern und Preußen, deren Grund uns nicht bekannt ist. Da die Schlägerei in Kostheim begann, auf der Straße nach Castel fortging und selbst in den Straßen von Mainz sich zwi schen einzelnen Gruppen erneuerte, so war mittelbar auch die ganze, an dem herrlichen Frühlingstage schaarenweise ins Freie geströmte Civilbevölkerung von Mainz davon in Schrecken ge setzt, ehe es gelang, die Soldaten in ihren Kasernen durch die üblichen Signale zu consigntren. Sogar die Generalität sah man durch die Straßen eilen, um durch ihr Erscheinen den hier und da mit Gefahr verknüpften Bemühungen der Offiziere zur Widerherstellung der Ruhe zu Hülfe zu kommen. Bei der großen Erbitterung, welche nun dort zwischen einzelnen Trup» pentheilen noch herrscht, fand man für gut, hier etwaigen Auf regungen, wie sie auch hier schon sich öfters Luft machten, mit den oben erwähnten Vorsichtsmaßregeln zuvorzukommen. Die Augsburger Allgemeine Zeitung erhält dagegen auS Main; vom 12. April ein Schreiben, in welchem daS in den vorstehenden Artikeln Geschilderte bedeutend abgeschwächt wird. Man schreibt ihr: „Heute, an dem hohen Festtage, kam eS außerhalb der Stadt zu Reibungen zwischen österreichischen und preußischen Soldaten. Die hohen Militärbehörden beider Truppentheile waren sogleich zur Stelle, so daß weitern Ercessen vorgebeugt wurde. Es wird nicht fehlen, daß, wie schon früher geschehen, Nachrichten in die Blätter gelangen, die von einem förmlichen Kampfe zu reden wissen." Schweiz. Der berner Correspondent der „Presse" bringt die Nachricht, daß die schweizer Negierung ihr letztes Wort in Ler Neuenburger Angelegenheit gesagt habe. Das Princip deS BunLesraths scheint zu sein, in allen Punkten, welche die Selbst ständigkeit der Schweiz verletzen, Widerstand zu leisten und in den übrigen Punkten alle möglichen Concessionen zu machen, wenn sie nicht der Würde Ler Schweiz zuwider sind. Unter den nicht annehmbaren Bedingungen befinde sich auch die, welche die Herstellung der religiösen, politischen und finanziellen Vorrechte der Geistlichen in Neuenburg betrifft. Wie der Cor- respondcnt bemerkt, habe diese Classe immer einen Staat im Staate gebildet und der Regierung oft viel zu schaffen gemacht; selbst Friedrich der Große habe nicht mit diesen Geistlichen aus kommen können und einst an einen Staatsmann geschrieben: „Ich wollte den Minister Petitpierre in meinem Fürstenthum gegen die Intoleranz ^er Priester schützen, aber ich habe es nicht: vermocht; ich wollte Jean Jacques Rousseau gegen die Ber», folgungen, welche man ihm bereitete, schützen, allein ich habe: ihn auch im Stich lasse» müssen." Wenn Preußen und die Schweiz sich nicht verständigen konnten, so würden die andern vier Mitglieder der Conferenz die Grundlagen einer Verständi gung ausarbeiten und vorlegen; werden diese von Ler Schweiz, allein und nicht von Preußen angenommen, so ist wahrschein- lich, Laß die vier Großmächte einfach die Unabhängigkeit Neuen burgs anerkennen würden. Kopenhagen, Dienstag, 14. April Abends ^8 Uhr. (D. I.) Wie „Faedrelandet" meldet, ist Bluhme nnd später Tillisch wegen Bildung eines neuen Ministeriums zum König berufen worden. Ersterer s:ll abgelehnt haben; die Antwort des Letzter» ist noch unbekannt. Die Beibehaltung von Mit gliedern des früher» Ministeriums ist unwahrscheinlich.