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Srs cheint Mn Wochmtag früh 1 Uhr. Inserate »er den dl« Nachmittag» 1 Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tagevlatt. Preis bierteljShrlich t« NM Inserate werdeq die gespaltene Zeile ober deren Raum mit S Zd berechn«. .H W , 0 71. Sonnabend, den 28. März. 1857. Tagesgeschichtc. Freiberg, d. 26. März. Der aus Freiberg vom 1. März datirte in der Deutschen Allgemeinen Zeitung enthaltene Artikel bedarf um so mehr eine Erwiderung und Berichtigung, se mehr er geeignet ist, falsche Ansichten über die Sache zu verbreiten und gerechten Ansprüchen auf erworbene Verdienste zu nahe zu treten. Auch muß es in der That beklagt werden, daß in einer Lebensfrage für Freiberg und seinen Berg- und Hüttenbau, die schon ohnehin mit kaum begreifllichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hat, durch zwieträchtige Richtungen Uebelstände erzeugt worden sind, die für das ganze Unternehmen unbedingt mehr hinderlich als förderlich befunden werden müssen. Der von uns schon oft genannte, ebenfalls aus Dresdener, Freiberger und Chemnitzer Notabilitäten bestehende, im Februar v. I. zusammengetretene Comite für Herstellung einer Dresden- Lharandt-Freiberg-Chkmnitzer Eisenbahn und Bildung einer Aktiengesellschaft zur Aufbringung der dazu nöthigen Geldmit tel, hatte, nachdem ihm allerdings von der Regierung, auf sein Gesuch um Concession zwar die Ertheilung einer solchen in Aus sicht gestellt, ihm aber ^aufgegeben worden war, zunächst erst speeielle Vorarbeiten für die von Freiberg bis Chemnitz zu wäh lende Linie beizubringen, diese Vorarbeiten mit allem Eifer be treiben lasten. Bevor diese Vorarbeiten speciell geschehen konn ten, wurden die 3 Linien 1) die von Freiberg über Hainichen, Frankenberg; 2) die über Oederan und 3) die über Großhart mannsdorf nach Chemnitz einer ziemlich genauen Voruntersu chung unterworfen, worauf man sich entschied, die speciellen Vorarbeiten nur auf die unter 1) genannte Linie auszudehnen. Inzwischen blieb der Comile sein Ziel unausgesetzt verfolgend, sammelte alles mögliche Material, welches zum Nachweis der Rentabilität der Bahn dienen konnte, bereitete die Statute« für die zu bildende Actiengesellschafl vor, reichte solche der Hohen StaatSregierung ein, und es beschäftigte sich auch ein Theil sei ner Mitglieder mit den Plänen, wie und ob die Geldmittel nach erlangter Concessioniruug durch Ausgabe von Actien zu beschaffen seien. Man kam dabei zu der Ueberzeugung, daß dieses bei der guten Meinung, die diese projectirte Bahn, welche, die alte Neichsstraße wieder herstellend, drei der wichtigsten Städte Sachsens auf kürzestem Wege mit einander verbinden, durch die gewerbthätigsten Kohlen- und Silberbergbaugegenden führen und die gerade Verbindung zwischen Westen und Osten im Herzen von Deutschland Herstellen wird, bei dem Geldpubli kum bereits genießt, keine so großen Schwierigkeiten haben dürfte, wie wohl Manche, die lediglich die gegenwärtigen Geldverhält nisse ins Auge fassen, zum Theil gar zu gern, glauben. Nach dem inzwischen die Vorarbeiten zwischen Freiberg und Chemnitz beendigt und nebst den vorher erwähnten Statuten der Regie rung eingereicht waren, gab man sich der angenehmen Hoffnung hin, daß bald darauf die, wenn auch eventuelle Concessions-Er- theilung erfolgen und somit ein großer Schritt weiter gethan sein würde, ein Schritt, den viele Tausende mit Dank und Ju bel begrüßt haben würden. Diese Hoffnung sollte aber leider nicht so bald in Erfüllung gehen und ein so nothwendiges Un ternehmen, für dessen Dringlichkeit und Wichtigkeit schon vor länger als 15 Jahren der Abgeordnete Herr Stadtrichter^Sachße in der sächs. Standeversamrnlung so warm das Wort geführt hatte, abermals hinausgeschoben werden. Es hatte sich nämlich in Oederan, welche Stadt allerdings bei Ler Wahl der Linie über Frankenberg und Hainichen umgangen werdey würde, aus dasigen Notabilitäten ein Comiti gebildet, welcher sich zur Auf gabe macht, eine ebenfalls günstige Linie über Oederan durch Vorarbeiten auf eigene Kosten nachzuweiscn und dann die Ne gierung zu bestimmen, daß dieselbe dieser Linie den Vorzug gebe, sowie bis zu geschehenem Nachweise eine definitive Ent scheidung abermals auSgcsctzt sein lasse. Letzteres hat der Oc- Lcraiier Comit« erreicht, wie in dem Eingangs erwähnten Auf satz in der „D. A. Z." bereits mitgctheilt ist, und wird es von der Beschleunigung der Vorarbeiten, welche durch den Oederaner Comit« veranlaßt worden sind, abhängen, ob Lie sehnlichst er wartete Entscheidung nun endlich bald erhofft werden kann. Ist nun auch den Oederaner Notabilitäten wegen dieses im In teresse ihrer Stadt herbeigeführten abermaligen Aufenthaltes einer so wichtigen Sache kein Vorwurf zu machen, ist vielmehr deren energisches Streben ganz besonders zu ehren, so mußte eS aber uns doch nicht wenig wundern, daß sich Freiberger Notabilitäten diesen, die Sache abermals in die Länge ziehenden Sonderbe strebungen, an denen Freiberg doch gar kein Interesse hat, an geschlossen hatten, da doch der schon bestandene und noch in Thätigkeit begriffene Dresden-Freiberg-Chemnitzer Comit« seine Mitglieder in Freibergs Mauern zählt. Wir wollen wünschen, daß nicht etwa Eifersucht auf die dem Dresden-Freiberg-Chemnitzer Comit« in Aussicht stehenden Erfolge den Freiberger Notabilitäten im Oederaner Comit« Veranlassung gegeben hat, die Bestrebungen des erstgenannten Comit«s zu Gunsten OederanS mit aufhalten zu helfen. Wir wollen ferner wünschen, daß dieses die letzte Sonderbestredung ist, welche das hochwichtige Unternehmen aufhält und daß nicht im Jahre 1858 auch noch die Lengefelder, im Jahre 1859 vielleicht auch die Großhartmannsdorfer Notabilitäten u. s. s. sich aufs Neue dazwischen legen. Wenn dieses aber dennoch ge schehen sollte, dann hoffen wir wenigstens, daß sich zu solchen fortwährenden Hemmnissen keine Freiberger Notabilität wieder ins Schlepptau nehmen laffen wird. Wenn übrigens auch noch zum Ueberflusse det Freiberger Nevierausschuß in einer Eingabe an die Regierung die Behauv- tung aufgestellt hat, daß es nicht möglich sei, die zu der in Rede stehenden Bahn erforderlichen circa 8 Millionen Thaler im Wege der Subscription aufzubringen, so kann versichert wer den, daß man im Dresden-Freiberg-Chemnitzer Comitö deSfallS anderer Ansicht ist. Möglich, daß der Freiberger RevierauS- schuß desfalls besser unterrichtet sein dürfte, als die zu letztge- dachtem Comitö gehörigen, zum Theil den großen Geldmärkten sehr nahestehenden Notabilitäten. Schlimm ist es, wenn ein projectirtes, von der Gunst des Geldpublikums abhängiges großes Unternehmen ohne hinreichenden Grund — wenn auch unab sichtlich — dadurch decreditirt wird, daß man die Gunst, die dasselbe bereits beim Geldpublikum besitzt, zu verkennen geneigt ist. Dresden, 24. März. (D. A. Z.) Die neueste Bekannt machung unsers Justizministeriums vom 21. Febr., daß vom nächsten Jahre an nur 18 Rechtscandidaten zur Imma trikulation als Sachwalter gelangen sollen, hat einen gelinden Schreck in Lie jüngere juristische Welt gebracht. Das Mini sterium will damit Lem zum Nachtheile Les Staatsdienstes zu großen Zudrange zu Lem äußerlich allerdings viel Verlockendes habenden Sachwallerstand einen Damm entgegensetzen. Ob ein solcher Damm helfen wird? In Sachsen soll sich ein Bedarf von nahe an 70 Actuarien fühlbar gemacht haben. Vielleicht würde eine Erhöhung der untern Besoldung dieser neuesten Maßregel recht gut zu Hilfe kommen. Ueber die Zahl Ler jährlichen Immatrikulationen hat unser Land mancherlei Be stimmungen. Nach einem Mandat vom 12. April 1723 wur den jährlich 40 admittirt. So war eS auch noch vor der Lan- destheilung 1815, alö Sachsen auf 648 Quatratmeilen 3,047,548 Einwohner zählte. Nachdem Sachsen auf 1,182,714 Einwohner reducirt war, reducirte eine Verordnung vom 29. April 1818 die Immatrikulationen in den Grblanden auf jährlich 25, ein Mandat vom 12. März 1821 in der Oberlausitz auf fünf; eine spätere Bekanntmachung erhöhte die erstere Zähl aber wieder auf 30, daher denn eine Verordnung vom 9. Juni 1836 die Zahl für Las ganze Land, einschließlich der Oberlausitz, auf 25 feststellte, was auch im Landtagsabschicdc vom 21. Aug. 1843 bestätigt wurde, wogegen eine Bekanntmachung vom 20. Juni 1854 Liese Zahl wieder auf 25 reducirte. Obgleich Sachsen nach Ler neuesten Zählung vom 3. Dec. 1855 wieder 2,039,176 Einwohner hat, so dürfte eine NeLuction, wie Lie neueste, weniger auffällig sein, wenn man erwägt, daß die advocatorische Praxis bereits durch ganz andere zeitgemäße organische und civil-und proceßgesetzliche Einrichtungen beschränkt worden ist, eine geringere Anzahl von Sachwaltern daher nicht allein dem Bedürfnisse genügen, sondern auch mehr zu thun haben und mit hin mehr verdienen würde.