Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-01
- Tag 1885-01-09
-
Monat
1885-01
-
Jahr
1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1885
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6>/„Uhr. Urdactiou und Lrprdition JohanneSgaffe 33. Hprechkun-ku der Lrtacti««: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tt>d>« MMe-d« migetoudier Maiucicrc»»« «acht ! dt« öiedatNrii luchl «rdmetich. "Mer Au«ah«e »er für »ie nächMelge«»« N»«««r »eft1««te» Anker« »c »« 8«che«ts,rn »iS L Utzr Nachiuttta«», au Ss«,- uu» -esttMgen früh »iS'/,» Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnahme: Otto Klemm. UnwersiiätSstraße 21, Louis Lösche, Italhuunenstraße 18, p. «ur »iS '/.L Uhr. Anzeiger. Lrgan för Politik, Localgeschichte, Kandels- und GeschLftsverkchr. Auflage I8,7S0 Äboiinrmentsprlls vierielj. 4'^, Mk. iacl. Bringerloha 5 Ml. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzeln» Nununer 20 Pi- Brlcgi-ecutplsr 10 Pi. Gebükren »ür Lxtrobeilaoen (in Tugeblatt-Format gesalzt) ohne Pvübei-rdernng R Mk. Uttt Postvesordcrung 48 Mt. Inserate ögespalrenc Pctitzeile 20 Ps. Brökere Schrillen laut uni. Presoerzeichuib. Tabellarischer u. Ziffernjatz »ach höher« Larff. tlrltamrn unter dem Nedaclionsstrich dle4gesvalt. Zeile 50 Pj.. vor den Iamiliennachrichte» die 6gcspulie»e Zeile 40 Pi. Inserate sind »cts an die Eypeaition zu jenben. — Rabatt wird n chl gegeben. Zahlung praenum« rnuao oder durch Post- oachnalune. s. Freitag den 9. Januar 1885. 7!>. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Die im Jahre 1870 mit Leichen Erwachsener, sowie im Jahre 1875 mit Leichen von Kindern besetzten Gräber auf dem neuen ZvhannissrieVbose komnien in gegenwärtigem Zadre zum Verfall und kann deren Erneuerung o«r nach Bei- bringuug der EoncelsionssLeine erfolgen. Leipzig. am 7. Zanuar 1885. Der -kath der Stadt Sei»;tg. I)r. Georgi. Krclschmer. Brenntiolz-Auction. Mittwoch, den 14. Aanuar sollen von Vor mittags 0 Uhr an im Forstreviere bonnewttz aus dem Mitlelwaldschlage in Abtheilung 35a und 36 o ca. S3 Hausen 4l»ran« -173 ° Schlagret-tg (Langhaufen) und « 160 Bund Dorne« unter den öffentlich auShängendcn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Jusauiineutunft: aus kein Holzschlage in der Conue- witzer Linie an der Stödelbrücke. Leipzig, am 2. Zanuar l885. De» RathS Forstdeputation. Der Arbeiter Karl Friedrich Mehr, geboren am 1. Ockober 1855 zu Zeih, zuletzt ia Halle a. S., ist durch rechtskräftiges Urtheil de« kömglichen Schöffengerichts z» Halle a. S. vom 28. Ortoder 1884 wegen Diebstahl» in zwei Fällen zu einer Gesängnißstrafe von 5 Monaten veruriheilt worden. E» wird um Strafvollstreckung und Rittheilung za den tlclen v. 537/84 ersucht. Hall» a. S., den 30. December 1884. Königliches Amtsgericht, Abtheil. IX. Nichtamtlicher Theil. Deutschland uu- England. Zwischen Deutschland und England besteht seit langer Zeit d»L krfitzor: ent« Einvernehmen nicht, uad da» lat s-iuen Grund wesentlich in der deutschen Colonialprlitik. England kann sich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß Deutschland ebenfalls Colonien gründen und in den anderen Welttdeilen der alten und neuen Wett neben England Besitz und Macht erwerbe« will. Der Streit wegen Nngra Pcguena ist nach langwierigen unerquicklichen Verhandlungen zwischen den beiderseitigen Regierungen endlich beigelegt worden, auch die Besitzergreifungen im Nigergebiet, welche anfänglich Reibereien verursachten, sind Mt von England als zu Recht bestehend anerkannt, aber die Erweiterung der deutschen Schutzherrschaft in Südafrika, besonders die Herstellung der Verbindung zwischen den Boerensreistaaten und dem Meere, will den Engländern nicht in den Kopf und deshalb suchen sie die St. Lucia-Bai, welche den Boeren das Meer öffnet, unter allen Umständen für England zu erhalten. Wenn England LaS hätte tbun wollen, dann mußte cs früher die nötvigen Schritte vorbereiten, jetzt ist die St. Lucia-Bai in den Besitz pe« HauseS Lüderitz übergegaugen und dieses genießt den Schutz der deutschen Regierung. Natürlich ist der Besitz der St. Lucia-Bai für den deutschen Handel in Südafrika vo» größter Wichtigkeit, während England seine Berechtigung, den Hasen für sich zu erwerben, erst noch darzuthun hätte. Englische Blätter räumen gleich der englischen Regierung ein. daß England es niemals der Mühe werth aebalten habe, die wüste Strecke Landes an der afrikanischen «üdwestküste. welche heute unter deutschem Schutz steht, in Besitz zu nehmen; jetzt gewinnt aber die benachbarte St. Lueia-Bai in ihren Augen plötzlich eine Bedeutnng, die sie nach ihrer bisherigen Auffassung nicht gehabt hat. Das läßt sich gerade so an wie der Streit um Angra Peqnena, und England wird vermuthlich auch hierbei wieder den Kürzeren ziehen. Herr Lüderitz befindet sich im Besitz der Kaufverträge, durch welche ihm da» Eigenthum an der Sl. Lucia-Bai und 60,000 Acres Land übertragen wird, und trotzdem bat der Gouverneur von Natal in der Bai die englische Flagge aufgehißt. Die „Times" benutzt diese Angelegenheit, um der englischen Regierung Maßregeln an- ruempsehlen, welche die englischen Hoheitsrechte zwischen Natal und der portugiesischen Grenze bei Delagoa-Bai außer Krage stellen, damit nicht etwa Deutschland später Gelegenheit «halte, sich in die Zulu- und Transdaal-Angelegenhett ein zumischen. Das heißt wenigsten» aufrichtig den wahren Grund »er englischen Angst nennen. Die Engländer haben gegen die Zulukaffern und gegen die BoerS seit Jahrzehnten »n wahrhaft brutaler Weise gehaust, sie haben sich zu Herren d^ Eaplandes gemacht und die Boeren immer weiter zurück- gedrängt, und jetzt fürchten sie, daß ihrem unverantwortlichen Lreiben ein Ziel durch Deutschland gesteckt werden könne. Wenn da» geschäbe, so wäre es nur in der Ordnung. Die „Times" findet, daß in Südafrika viel« Raffen- und Zntereffen- Rivalitäten besteben und daß deshalb Verwickelungen europäischer Machte unter einander zur Ausrechthaltung von Ordnung und Frieden verhindert werden müssen. Das heißt denn doch die Sache aus de» Kops stellen Wer hat den Frieden und die Ruhe in Südafrika gestört außer den Engländern? Sie haben die Boeren widerrechtlich au» dem durch ihre» Fleiß und ihre Betriebsamkeit cultivirten Gebiete hinauS- arbräugt und die Zulukaffern gleichfalls so lange gereizt und beunruhigt, bi» sie endlich zu den Waffen griffen und sich gegen englische Vergewaltigung wehrten. Da- wirv allerdings tu Zukunft anders »erden, wenn Deutschland sich d«r de- drängten Boeren und Eingeborenen annimmt, v>« englische Gewaltthätigkeit wird dadurch schon moralisch »iederqehaltrn, und wenn ern feste Beziehungen sic» zwilchen deutsche« Kolonisten uad den Boeren gestaltet haben, dann wird sich England wohl besinnen, bevor es in seinen alten Praktiken fortsährt. Das habe« die Abgesandten der Boeren sehr richtig heraus- geslthtt, al» sie dem deutsch«, Kaiserihre Huldigungen darbrachten und Deutschland als Freund unv Nachbarn in Afrika begrüßten Warn» haben den» damalsdieEngländer »icht von der St.Lucia Bai Baptz ergriff»? Staubten sie, daß man sich in Berlst, mit l«nwn Redensarten begnüge« würde? Da kennen die EngGnder die Deutschen schlecht. Wir pflegen nicht zur Ua, zeit zu prahlen, sondern zur rechten Zeit zu bandeln, besonder» wir einen Wann »te den Fürsten Bismarck an der Spitze haben. Jetzt ist eS zu spät für England, um seinen alten nur allzu schwer mißbraucvien Einfluß in Südakrik.i auch ferner auSzuüben; Deulschlanv wird die Gebiete, aus welche eS seine Hand gelegt bat, schützen und dafür Sorge tragen, daß in seiner Nachbarschaft Ruhe unv Ordnung nicht willkürlich durch englische Habgier und englischen Uebcrmuth gestört werden. Die englische Regierung wird von allen Seiten aufgefor dert, eine energische Action gegen die deutsche Eolonialpotitik )u entfalte». Am Niger und in Kamerun, im Caplande und ln Natal, in Australien und in der Sürsee, überall webrt man sich gegen da« Erscheinen der deutschen Colvnisten. aber mit der unserer Raffe eigenen Ruhe und Besonnenheit gehen wir an allen Orten, wo wir Fuß gefaßt haben, aus Vas in Aussicht genommene Ziel los unter steter Schonung fremder Rechte, aber mit voller Entschiedenheit, wo solche Neckte nicht bestehen, sondern nur grundlos in Anspruch genommen werden. England hätte wahrlich alle Ursache, seine Verlegenheiten nicht noch durch thörichtc Anmaßung oder niuthwilligen Trotz, wie es die „Pall Mall Gazette" nennt, zu vermehren, die egyptische Frage hat bereits eine so drohende Gestalt angenommen, daß ihre Lösung mit unaufhaltsamer Notliweudigkeit herannaht; aber cS scheint, daß Glad- stone und seine Collegen vollständig den Kops ver loren habe». Tic einzige Hoffnung, welche dem englischen Eabinet bleibt, ist die Störung des guten Einvernehmens zwischen Deutschland und Frankreich. Zwischen diesen beiden Mächten Zwietracht zu stiften, ist der höchste Zweck der Gtadstone'schen Politik. Aber während sich Gladstonc ver geblich abinllkt, dieses Ziel zu erreiche», bereitet sich ein neues Uilgeivittcr vor, welches sich demnächst über den Häuptern der englischen Minister zu entladen droht. Die A»nah»ie der englischen Vorschläge zur Regelung der egyptische» Finanz- verhältniffc ist von vornherein ausgeschlossen. Die ..Rvpubligue Fran^aise" weiß ganz genau, woraus Gladstvne hinaus will, er ist bemüht, die Kosten der englischen Occupalion aus die Schultern Europas abzuwälzen und gleichzeitig die englische Schutzherrschaft über Egypten aiiszurichlen. Dieses Strebe» ist aber so durchsichtig, daß es vo» allen europäischen Mächt-n durchschaut wird, und deshalb haben Rußland und Dcut'ch- tand den Eintritt ihrer Vertreter in die egyptische Staats- schuldencaffe verlangt. Deutlicher konnte der engtische» Re gierung nicht zu erkennen gegebcp werden. daß ihre M 8e. ln» T-übcn zu fischen, umsonst verschivendet sei. und des'-».k ist auch die öffentliche Meinung in England so c f- geregt gegen das Ministerium. Die „Times" rälh ihm wohlmeinend, abzudanken, bevor es noch durch ein Miß trauensvotum deS Unterhauses beseitigt werde, und die „Pall Mall Gazette" schildert Gladstvne als den Leiter der auswärtigen Politik wider Willen. WaS hilft es, Lord Derby alS cinen schwachen, schwankenden Charakter zu verdächtigen. Lord Granville den Vonvurf zu machen, daß er nickt Herr der Lage sei, wenn Gladstvne den an ihn zu stellenden Anforderungen ebenfalls nicht gewachsen ist? Die „Times" verlangt nach einem Ministerium der schlichten und praktischen Leute im Gegensatz zu dein gegenwärtigen mit den hoch klingenden Namen unv wirst der Regierung Gladstone'ö vor, daß sie mit Blindheit geschlagen und energielos sei. Ein Ministerwcchsel möchte wohl leicht zu erreichen sein, wenn das Unterhaus sich zu einem Mißtrauensvotum gegen Gladstvne ermannt, aber ob die Nachfolger eine andere Lage zu schaffen vermöchten, darf bezweifelt werden. Unter den ctzigen Umständen bleibt nur übrig, sich den Folgen der elbstgeschassenen Lage zu unterwerfen. Eine neue Conserenz ur Regelung der egyptische» Angelegenheiten ist bereit- in sicht und die „Rüp. fraiitz." kommt England aus halbem Wege entgegen, indem sie offen erklärt, daß Frankreich aus die Wiederherstellung der Doppelcontrole verzichtet, aber zugleich aus Uebernabme der Koste» für die egyptische Expedition durch England dringen müffe. Gladstvne muß heute zu der Ueber- zeuguug gelangt sein, daß kein Kunstgriff, den er anwenbet, yinreicht, um das gut« Einvernehmen zwischen Deutschland und Frankreich zu stören, und daher würde die Nächstliegende Lösung der bestehenden Schwierigkeiten die Einberufung einer neuen egyptische» Conserenz sein. Mit Annahme derselben aus einer möglichen Grundlage würde Gladstonc in gesundere Bahnen eingelenkt haben. * Leipzig, S. Januar 1885. * Zn der Mittwoch Nachmittag stattgehablen Sitzung der Afrikanischen Conserenz wurde die von der Com mission vorgeschlogene und bereits mitgetheilte Fassung der Declaration bezüglich deS Verbots des Sklavenhandels genehmigt. Der Beschluß über die definitive Fassung der Neutralisirung deS CongoveckcmS wurde ausgesetzt. Demnächst folgte daS nachstehende Declarationsprozect bezug,.ch der Formalitäten, welche zu beobachten sind, wenn die neuen Be sitzergreifungen an den afrikanischen Küsten als effective be trachtet werden sollen: „Die in der Conserenz vcrsammelteuBevollmächtigteu der Regierungen Deutschland«, Oefterreich-Ungarn«, Belgien«. Dänemark«. Spanten«, der Bereinigten Staaten von Amerika. Frankreich«, Großbritannien«, Italien«, der Niederlande, Portugals. Rußland«, Schweden« und Norwegen« und der Türkei haben, in Erwägung, daß e« sich empfehlen dürste, in die internationalen Beziehungen eine gleich, mäßige Doktrin hinsichtlich der Besitzergreifungen etvzusühren, welche künftig an den afrikanischen Küsten ftaNfiudea könnten, Aalende« beschlossen: 1) Die ! Blase. " ätz«. ie Macht, welche von Neuem von einem Gebiet oder einem der an der oft ikamschen Küste außerhalb ihrer gegenwärtigen Besitzungen gelegen ist, Besitz ergreifen oder dessen Protektorat über- nehmen wird, soll den betreffenden Act mit einer gleichzeitigen Anzeige au die anderen aus gegenwärtiger Conserenz vertretenen Mich« begleite», um dieselben !a den Stand »n setzen, entweder jenen Act al« effectw anzuerkrnuen oder gegebenen Fall« ihre Ei,» wendnnae» geltend z« machen. 2) Besagt« Mächte anerkennen die Verpflichtung, in den v»n ihnen besetzten oder unter Protntorat genommenen Gebieten oder Plätzen »ine tzttchtsprech»ng einz»rich«„. di« hiorttcht, »m de« Friede» aufrecht zu hatten, erworbenen Rechten, nab eintretenden Falls den Bedingungen Achtum, z, verschonen, unter de»«» dir Freiheir de» Handel« und de» Durchgangsverkehrs verbürgt werden wird. Di« Regierungen der Unterzeichneten »nden dies« Deckarttio» zur Kenntniß der Staate, dringe» und um deren Z,ft,m«u»g an- locheu» welche zur Dheilnahme an der Conserenz »tcht berufen worden sind." Dann die nächste Sitzung der Conserenz stattsmdea Wied, ist noch unbestimmt. * Unter den Petitionen, welche dem Reich-loge bezüg lich der Postdampservorlage zugegungen sind, ist die jenige der deutschen SchijsSdau-Firincn und Gesell schaften besonders demerkenSwerth. Die Firmen Blobi» und Boß in, Hamburg, die Bremer Schiffsbaugesellschast, vormals H. F. Ulrich- in Bremen, die Flensburger Schiffs baugesellschaft in Flensburg, die Sck'ffS» und Maschinendau- Aclieiigesellschasl Germania in Berlin und Kiel, Georg Howalvt in Kiel, Henry Koch in Lübeck, Zobann Lange in Vegesack. Zos. L. Meyer in Papenburg. „Neiberstieg", Schiffswerft und Maschinenfabrik in Hamburg, d>« Rostocker Actiongesellschaft für Schiffs- und Maschinenbau in Rostock, F. Scbicha» in Elbing unv die Stettiner Maschinen bau Actienoesellschast Bultan in Stettin richten an den Reichs tag die Bitte, der Subventionsvorlage die Zustimmung nicht z» versagen, dabei aber Vorsorge zu treffen, daß den Zuter- effe» oeS heimischen SchissSb.ineS im Sinne der Petition Rechnung getragen werde. ES wird ausgesührt, daß man allseitig vorauSsetzto, daß den bezüglichen Unternehmer» di« Bedingung ausorleat würde, daS zum Betriebe der in Aussicht aeno»»»e>i0ii Linien erforderliche Schiffsmalerial ans heimische» Werste» bauen unv aus deutschem Material Herrichten zu lassen, zumal letzteres bezüglich der Oualilät deS EisenS dem englischen überlegen, besinlick ker de« Stabl«diesem mindesten«gleicbkomme. Durch den Gang ker CommissiouSverhandlungen sei indessen sviar mehrjach die Bcjürchlung laut geworden, daß ver Wunsch dcr ReickSregicrung, die eine ober die andere der beabsichtigte» Linien möglichst Wigesaumt in Betrieb setzen zu können, leicht dahin sühre» möchte, die Zntercssen der veutschen Zntusiric dadurch zu gejährden, daß nicht eine tempoiare, sondern eine definitive Einstellung von srenivem oder älterein Sck ffsmaterial zugrlasien würde. Dem gegen über beten! die Petition, daß der deutsche Schiffsbau unv die mit ibm in Verbindung stehenden Ziivustrieu durchaus in dcr Lage sind, dem austreteuden Bedürfniß für Neubauten inner- balb Jahresfrist nach Feststellung der Bauzeichnungen und Bauvorschriften in vollstem Umsaugc zu entsprechen. Wenn bisher wiekeiholt derartige Neubauten nach den, Anstand« vergeben wurden, so liege ver Grand davon theilS in alter Gewohnheit, theilS auch darin, daß c« sich um kurze Liefer fristen handelte, denen der auf Borralh arbeitende englische Markt am leichtesten zu enlsvreckien vermochte. Andererseits befinde sich der deutsche Schiffsbau zur Zeit aus dcr vollsten Höhe t-chnisLer Vollkommenheit uad LeistuligSsähigkeit unv l,igeu di- doltgiltigsten Beweise dafür vor, welche durch uambaslc Bestellungen seitens autlänvffcher Re gierungen zum Ausdruck gebracht seien. Unter solchen Vcrhäiliiiffcn würde die definitive Einstellung von fremdem Schiffsmaterial ohne triftige und zwingende Gründe im Widerspruch stehen mit dem in den Motiven der Vorlage ;»»> Ausdruck gekommenen als selbstverständlich bezeichnet«!» Hinweis, daß die dadurch hervorgcruseiic vermehrte Schiffü- bauthätigkcit den heimischen Werste» zu Gute kommen würde, ja. es würde sogar durch ein derartiges dem deutschen Schiffsbau ausgestelltes ArmutbSzeugniß besten so mühselig errungener guter Rus die größte Einbuße erleiden. Da das disponible, vor längeren Zähren auS dem AuSlande bezogene, daher zum Theil veraltete und vorwiegend für die Fahrt in nördlichen Breiten bestimmte Sckisssmaterial wohl kaum den erhöhten heutigen Ansprüchen der Passagiere an Fahr geschwindigkeit und Comfort entspreche, um mit den bestehenden englischen und französischen Dampser-Compagnien aus jenen Routen erfolgreich in Concnrrenz treten zu könne», so ballen die Petenten für die auf den Hanptroute» einzustellcnden Schisse Neubauten für durchaus erforderlich. Lediglich bis zur Fertigstellung derselben innerhalb höchstens 12 Monate» möge vorhandenes Schiffsmaterial emgrstelll werden, falls eS Ver Reich-regiermig erwünscht erscheinen sollle, den Betrieb der Linien alsbald zu eröffnen. * Ter „Patriotische Verein Borussia" za Kassel erläßt einen Aufruf an daS deutsche Volk zur Bilvung eines NalionalsondS für die von Reichs wegen in Aussicht genom mene ArbeiteralterSversvrgungscasse, welche dem Reichskanzler als Ehrengabe zu seinem 50 jährigen Dienst jubiläum zur weiteren Verwendung gewidmet werden soll. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt: „ES wäre im Interesse der Gesundung unserer Partei verhältnisse dringend wünscheuSwerth, daß innerhalb der konservativen Partei wieder einmal euie gründliche Auseinandersetzung stattfände, und eS fehlt auch nicht an Anzeichen, daß sich derartige« vorbereitet. Es ist ein wahrhaft betrübender Anblick, das tonangebende Blatt der altpreußischen konservativen Partei allen warnenden Zeichen der Zeit zum Trotz sich immer fester in den einzigen Gedanken verbehren zu sehen, daß unter allen Umständen mit dem UltramontaniSmuS Frieden gemacht werde» muffe; wie viel vo» dem Ansehen, der Würde und Ehre de» Staat- dabei verloren ginge, daS kümmert die „Kreuzzeilung" und ihren Anhang wenig. Zmmer widerwilliger erträgt die Nation die Macht, welche der welsische CentrumSsührer in unserem politisch-parlamentarische» Leben auSübt; immer eifriger sucht sie nach Mitteln und Wegen, gesündere Parteivcrhältuisse und Parteicoalitionen herbeizusühre»; immer klarer tritt es zu Tage, daß eine nationalePolitik mit dem im Eentrum vereinigten UltramontaniSmuS und ParticulariSmuS nicht zu führen ist, daß diese Partei bei allen großen Reichsintcresscn versag», dabei aber in ihren klerikalen HerrschaslSansprüchen immer dreister wird und den kirchlichen Frieden nicht nur nicht befördert, sondern aus alle Weise hintertrcibt; immer offener zeigt da« Centrum sein Bestreben, im Verein mit den radikalen Parteien eine geschloffene Oppositionsmehrheit gegen den leitenden Staats mann zu bilden und seine nationale Politik zo durchkreuzen. Da» Alle- empfinden die weitesten Kreise mit wachsendem Unwillen, nur die „Kreuzzcitung" und. wir wollen hoffen, ein nur kleiner Theil der konservativen Partei nicht; ihr Recept gegen all« Wunden der Zeit lautet: Unterwerfung unter die Curie und Herr» Winvihorst. damit ein bischen trübselige Reaktion getrieben werden kann, mögen dabei auch die höchsten nationalen und staatlichen Interessen zu Schaden kommen. Gegen diese engherzige und beschränkte Richtung muß au- der großen konservativen Partei heran» Widerspruch und Verwahrung eingelegt werden Wir wissen, daß es in der conservaliven Partei Männer genug von weiterem Gesichtskreis und von lebhafter entwickeltem National- gesühl gicbl, al- die kleine Gruppe, die sich nur im Windt- yorsl'schen Gefolge wohl fühlt. Möchten diese Männer die Leitung der eonservalwcn Partei doch mehr in dir Hand nehmen! Eln kleiner aber typischer Vorgang hat sich dieser Tage in Marburg vollzogen. Tort sind die angescbenften bi-hccigen Mitglieder dcr conservaliven Partei auS derselben ausgelretcn, weil sie mit der kocdrcackionäre» Hand in Hand mit den Ultramontanen gehenden dortigen Parteileitung nickt mehr einverstanden waren und eS nickt billigen konnten, daß der conservative Vertreter von Marburg im Reichstag. Vr. Gr'inm, binter allen kirchenpoUtischen Demonstrationen des CeutrumS hcrläust. Man mag daS einen rein localen Vorgang nennen, er entspringt aber einer Strömung, die sicherlich sehr weit verbreitet ist. unv vo» der wir wünschlen, daß sie energischer und allgemeiner zum Ausdruck käme." «> * * Ter Präsident deS Obersten Nechnungsboseö und ehe malige Ministerpräsident Fürst Adolph AuerSperg ist am 5. Januar in Wien in Folge eine« Herzschlages ge storben. Fürs» Adclph Auersperg, der jüngere Bruder des Fürsten Karl AuerSperg, war am 2l. Juli 1821 geboren. Ce trat in jungen Zähren in die Armee ein unv diente blS i» d»e sechziger Jahre bei deni Dragoner-Regiment Prinz Eugen von Savoyen. Als Major trat er auä dem ackiven Dienste. Zin Februar l8K7 wählte ihn dcr nichlfidei- commiffarische böl-mische Großgrundbesitz zum Abgeordneten für den böbmiscken Landlag. Wenige Monate später wurde Fürst Adolph Auersperg z»m Oberst Landmarschall von Böhmen ernannt. Am 20 Zanuar 1860 wurde er zum lebenslängl.chen Mitgliede deS Herrenhauses ernannt. Am >5- März 1870 trat er in den activen Staatsdienst. ES erfolgte seine Ernennung zum Landes-Präsidenten von Salzburg, und in dieser Stellung trat er unter dem Ministerium Hokenwart dcr klerikal-föderalistischen Par tei des Landtages so entschieden entgegen, daß diese beim Ministerium die Absetzung deS Lankes-Präsidenten sordcrte. Nach dein Sturze des CabinctS Hohenwart wurde Fürst Adolph Auersperg nach Wien berufen und die Verhand lungen über die Bildung deS Ministeriums begannen. Am 20. November erließ Herr vo» Hopsen, der Präsident des im August 1871 aufgelösten Abgeordnetenhauses, an einen intimen Kreis von Abgeordneten dcr Verfaffungspartei die Einladung zu einer Confereuz, in welcher Fürst Akolpk Auersperg sein Programm entwickelte. Am 25. November war da» Ministerium gebildet unv erfolgte die osficielle Ver lautbarung der Ernennungen. Fürst Auersperg verblieb in seiner Stelling als Ministerpräsident bis zum 15. Februar 1878. Es ist kein Gcheimniß, daß der Fürst das Haupl, aber nicht der Kops seine- Cabiaet» gewesen »st. Er schöpft-, bei der politische» Führung auS Ver unendlich reichen Erfahrung, Sachkennlniß und Routine Laster s und der sprühende Geist Unger's schaffte Rath in schwierigen Situationen, wie sein redegewandter Mund daS Wort für das Ministerium im Parlamente führte. Aber wa« die Bestand- theilc de« Cabinel« zusamineiihielt, die Continmtät desselben repräsentirte, Las Ganze zu ci»em Körper verschmolz und ihm nach außen bin de» Glan; und Klang eines großen und vvlkslhümtichen Namens verlieh, das war dock der Minister- prasiveut Fürst Adolph Auersperg. Wollte man seine politische Gesinnung analysire», so würbe man finden, daß er nicht allen Ausorderungen entsprach, die man an einen liberalen Staalsmann zu stellen berechtigt ist. Unerschütterlich war aber seine Treue für die Verfassung. Mil zäher Ausdauer hat er an der Wiederherstellung tes verfassungsmäßigen Zustandes und »och niehr an denen aUmäliger Consolivirung gear beitet; als dieses Werk soweit gediehen war, daß auch keine Spur mehr von den Verwüstungen dcr Aera Hohenwart'» zu erblicken, alS die Wahlresorm durckgesührt, die konfessio nelle Gesetzgebung resormirt, der ungarische Ausgleich ab geschlossen, der Berliner Vertrag verfassungsmäßig genehmigt war, legte er bescheiden, wie er gekommen, sei» Amt in die Hände de« Kaisers zurück. Die »niniltelbarc Beranlasfnng zu seinem Rücktritt gab die Adstinimung dcr liberalen Partei iin Abgeordiielenhause über die die bosnische Occupatio» und den Ausgleich mit Ungarn betreffende» Gesetze Fürst Auers perg batte in beiden Fragen den Wünschen deS Kaisers »icdr Rechnung getragen, alS siir die liberale Sache unv die Interesse» Oesterreichs zuträglich war. Nach seinem Rück tritt wurde er zum Präsidenten deS Obersten Rechnungs hofes ernannt. * Das Königreich Belgien zählte im Jahre >876 5.336.185 Bewohner. Von dies ii sprachen 2,256,860 sran- zösisch, 2,659.890 vlamiscb, 340,770 vlamisch unv französisch. 38,070 deutsch, 22,700 französisch und denlscd. 1790 vlamiscb unv deutsch, 5490 deutsch, vlamisch und fraiizösisch. 7650 auS- schließlich fremde Sprachen; 2070 waren taubstumm. Da cS nur selten verkommt, daß ein Franzose vlamisch oder deutsch lernt, so sind die 310.770 vlamisch und französisch Redenden der vlamischen Nation, die 22,700 französisch unv deutsch Redenden der deutschen Nation zuzuzählen. Die Zabl der germanischen Vlamen würde dann aus über drei Millionen, die Zahl der Deutsche» in Belgien aus über 80,000 steigen. * DaS „Journal de St. PötorSbourg" bringt folgenden, den englischen Journalismus charaklerlsire!'.- den Artikel: „Die „Times" entlehnt einem Pariser Korrespondenten ihr Urtheil über die russische Politik in Eentralasien. Die Quelle ist etwa» eigenlhumüch und Hüne dem chrenwerlhc» Blatte ein gewissiS Mißtrauen emslvßrn sollen. Sie bcklagt sich über daS Stillichwelgen, welches über jenem wichtigen Punkt in Rußland beobachtet wird, und sicht darin allerlei bkiinruhigendc Lyinploine. Wenn wir dem sremdländischen Jour »aliSmuS in alle» Pba Oasica folgen sollten, mit denen er seine oll-m zahlreichen Spalten ftilli, so hätte» wir viel z» thun; tue russisch- Presse hat sich mit anderen D »gen zu beschäftigen. Thcttsacbe ist, daß die rn'ßiche Regierung igre Angelegenheiten in der Tiirkmenenstrpve so sübrt, wie sie eS in ihrem eigenen Inter esse sür notbwcndig hält. Wen« sie eS sür ihre Ruhe und Staier heit sür notwendig erachtet hat, de» Unordnungen und dem Räuber wesen der Steppe ein Ende zu machen, so muß sie bi« auS Ziel gehen und nicht eher rasten, als bis diese Arbeit vollendet ist. Zn jenen Wüsten verlrtzt sie kein Recht, kein legitimes fremde« Interesse. Wenn englische Journale in jeder ganz natürlichen Handlung Ruß land« die Drohung eine« Angriffs aus Indien jeden wollen, so Ist da« ihre Sache. Jeder Weg führt »ach Rom. Wenn man immer wieder neue strategische Schlüssel vorstndet, wird man schließlich auf dcr ganzen Erde keinen eia zigen Punct mehr finden, dcr nicht der Schlüssel zu irgend etwa- wäre. Wir glauben, daß diese beständigen Aeußerungen von vnbegrü». beten Besorgnissen sogar ihrem Zweck direkt znwiderlausen. Sie lassen da- Vorhandensein eine« Amagoni-inu« verinulhen, der keine Eristeiijbercchiigung Hai, der aber nichts desto weniger die betheiligte» Böller »rre leiten kau». Wenn sich daraus, wie die englische Presse Nag«, eine Gefährdung des britischen Prestige« in Indien eraicbl, s»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite