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Nr. H. Liu unieihallendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. Nrdacteur und Verleger: Friedrich Walther. Preis i vierteljährlich ir'/»Ngr. Zu beziehen durch alle kgl. Psß- AastaU« UMchlW DocheitMA LPolitische Weltschau. t, durch »rwruwswanpIAter Jahrgang. I. vuartal. Preußen. Am 4. März fand im,königl. Schlosse zu Berlin die Investitur deS König- mit den Insignien und Dicora tionen des Hosenbandorden- unter dem üblichen Ceremoniel statt; cS waren mehrere Bevollmächtigte der Königin von England zu diesem Zweck nach Berlin gekommen. — Der König hat die Ernennung einer Commission augeordnet, welche eine Revision deS preußischen Avil- und Strafprozeß- recht- vornehmen, und, wenn möglich, die Herbeiführung einer gemeinsamen deutschen Gesetzgebung auf diesen RechtSgebüten Erhält diese neue Organisation de- Reich-raths die ständische Genehmigung nicht, so ist die Regierung bereit, sür Holstein ein Provisorium eintreten zu lassen, während dessen Dauer dem Herzogthume eine gewisse Selbständigkeit gesichert sein soll, fall- dasselbe eine gewisse Aversionalsumme zu dem Budget deS Gesammrstaat- beizutragen gemeint iß. Endlich ward auch noch ein LerfassungSentwurf für die besonderen Angelegenheiten de- HerzogthumS vorgeleat, welcher den Holsteinern, noch Ansicht der Regierung, „ein reiche- Maß bürgerlicher Freiheit" verleiht. Auf die SpeciUitäten dieser Vorlagen einzug^ wird erst dann geratdcn sein, wenn die holsteinischen Stände sich dar über ausgesprochen haben; denn e- unterliegt keinem Zweifel, daß diese Vorlagen, welche, neben einzelnen wenig gewährlei steten Conceffionen, die gesammtstaatliche Grundlage beharrlich festhalten, dasselbe Schicksal haben werden, wie die übrigen, Kit zehn Jahren von der dänischen Regierung gemachten Ver suche, da- gute Recht unserer schwergeprüften deutschen LantS- leute zu beugen. Deutschland. Die Bundesversammlung beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung hauptsächlich mit Mtlitärangelegen- heiten von untergeordneter Bedeutung. Für die Sitzung vom 14. März wird eine Erklärung de- dänischen Gesandten über die den holsteinischen Ständen gemachten Vorlagen erwartet; wie es scheint, hofft man in Kopenhagen durch diese Vorlagen da- Einschreiten deS Bunde- von Neuem hinausgeschoben zu sehen, eine Hoffnung, die aber schwerlich in Erfüllung gehen dürfte, da die dänischen Vorschläge den Anforderungen drS Bundes keineswegs entsprechen und ihnen die Zust'-mmung der holsteinischen Stände wohl kaum zu Theil werden wird. — Ueber den von der großherzoglich hessischen Regierung gestellten Antrag gegen den Nationalverein hat der politische Ausschuß noch keinen Bericht erstattet; doch wird-die bereit- früher ge machte Mittheilung bestätigt, daß die Mihrzqhl der in dem Ausschüsse vertretenen Regierungen, wenn auch au- verschiedenen Gründen, einem Vergeben deS Bunde- gegen jenen Verein nickt da- Wort redet. Nur Sachsen soll die entgegengesetzte Ansicht entschieden vertreten, obgleich bei unS der National verein bisher wenig Erfolge aufzuweisen hat. A«S dem Großherzogthume Baden wird berichtet, daß der Hauptlehrer zu Höpfingen von der dafigen Gchulinspection zur Verantwortung gezogen wurde, weil er gelegentlich geäußert: „daß auch die Protestanten in den Himmel kommen können." Man sollte so etwa- kaum glauben, aber da- Krankf. Journal bezeichnet die Mittheilung al- eine zuverlässige. — In Wür- temberg sollte am 12. März in der zweiten Kammer die Berathunq über da- Concordat beginnen; man sieht den De batten mit großer Spannung entgegen und die Einlaßkarten zu den Tribünen waren schon mehrere Lage vorher vergriffen. Am 10. März wurde von allen evangelischen Kanzeln de- LandeS eine „Ansprache deS König- an die evangelischen Würtemberger" in Betreff deS Concordat- verlesen, in welcher versichert wird, daß jene- mit Rom abgeschlossene Ueberein kommen über die Regelung der Verhältnisse de- Staate- zur katholischen Kirche in keiner Weise die Rechte der evangelischen Landeskirche berühre oder beeinträchtige; die Befürchtung, daß die evangelische Glaubensfreiheit gefährdet erscheine, sei daher eine unbegründete und ungerechtfertigte. In Nägelßädt bei Gotha hat am 5. März eine Feuers brunst SO Wohnhäuser, ungerechnet der Scheunen und Ställe, eingeäschert. Die Stände de- HerzogthumS Holstein sind am 6. März in Itzehoe zusammengetreten und eS wurden ihnen noch an demselben Lage die Entwürfe der Regierung vorgeleg welche diese eine Lösung des VerfaffungSstreitS herbeizuführen sucht. ES soll hiernach, wie schon früher angedeütet wurde, eine Modification der füra^lstein und Lauenburg cassirten Gesammtverfassung 1855) insofern eintreten, al ¬ ber Reichsrath künftig ^in^ei Kammem getheilt wird, von dene» die Mitglieder der etsten in unbeschränkter Zahl vom K-nige ernannt, die der zweiten frei gewählt werden. Diesen Kammern, in denen selbstverständlich die Herzogtümer der dä nischen Majorität unterworfen wären,'sollen alle gemeinschaft liche Angelegenheiten zur Beschlußfassung vorgelegt werden. vorbereiten soll. Im Herrenhause ist am 13. März der zum dritten Mal vorgelegte Ehegesetzenlwurf in seinen Hauptbestimmungen aber mals mit großer Majorität abgelehnt worden. Die weitere Berathuna des Entwürfe- wurde vertagt und die Regierung hat sich ihre Entschließung Vorbehalten. — Da- Abgeordnetenhaus hat am 12. März die sämmtlichen Grundsteuergesetzentwürfe an genommen; doch steht zu erwarten, daß auch diese Vorlagen iyr Herrenhause keine Genehmigung finden, sodaß voraussichtlich die gegenwärtige Session eine ziemlich unfruchtbare hl^ben wird., Oesterreich. Die Regierung hat angeordnet, da eS in Wien an einet geeigneten Räumlichkeit für die den 29. April zu eröffnende Reich-Vertretung fehlt, daß zu diesem Zwecke ein provisorisches Gebäude au- Riegelwänden vor dem Schotten- thore errichtet werden. Am 11. März wurde der erste Spatenstich dazu gemacht und den 25. April muß da- Par- lamentSgebäude laut Contratt vollendet und eingerichtet sein; eS wird deSHUb Lag und Nacht gearbeitet. — In allen Kron- ländern bereitet man sich auf die Landtag-wahlen vor und eS macht sich, namentlich in den Städten und unter den größern Grundbesitzern, in dieser Richtung eine lebhafte Regsamkeit bemerklich. — Die GemeinderatbSwahlen liefern zuweilen eigenthümliche Resultate; in Schlackenwerth ist der Großherzog Leopold von Toscana, welcher dort Besitzungen har, zum Bürgermeister gewählt und als solcher vereidigt worden. In Aussig wurde, wie die D. Allg. Ztg. berichtet, der Kaiser Ferdinand in den GemeindeauSsckuß gewählt. ES finden gegenwärtig in Wien Unterhandlungen statt, um wo möglich eine Ausgleichung mit Ungarn -erbeizüführeru Bekanntlich stoßen die auf Ungarn bezüglichen Abschnitte der