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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900031901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900031901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-19
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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I V.VS). U»ritim« l)owv 8. IlLV.Lowp. > K»o»»a»mpe«r Bezugs-Preis i» d«r Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«- aabrstellrn ab geholt: vierteljährlich ^l4.bO, vei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« b.50. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrtrliährlich ^li S.—. Direkte tägliche Krruzbandlendung int Au-land: monatlich 7.S0. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgab« Wochentags um ü Uhr. Redaktion und Erve-Morr: AotzauntSgasse 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abeud« 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vorm. v. Klemm'» Eortt«. Untversität-straße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz?. Morgen-Arrsgabe. - KiMM TagMM Anzeiger. Amtsvlalt des Königlichen Land- und Ämlsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Volizei-Änrtes der Ltadl Leipzig. Anzeigen-Prers ' die ss^spMene PMzeile -0 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4aa- spalten- 50/^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrnsay nach höherem Tarif. Srtra-Veila»en (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrderuug 6V.—, m«t Poftbeforderung 70.—. Annahrneschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eiue halbe Stunde früher. Anzeigen siud stets an die Oxpetzitio» zu richten. —» 4»X» 4 Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. St. Jahrgang. 141. Montag den 19. März 1900. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, den zur Einfassung von Fußwegen in städtischen Straßen dienenden Eranitbordsedwelle» in Zukunft eine von der bisher gebräuchlichen abweichende Ouerschnittsform zu geben, und weisen diejenigen Gewerken, die sich mit der Anfertigung, Lieferung und dem Verlegen von Bordschwellen befassen, aus diese Aenderung mit dem Bemerken hin, daß Normalzeichnungen sür das neue Profil von unserem Tiefbau-Amte unentgeltlich abgegeben werden. Anstatt der bisherigen Breite der Schwellen von 32,5 em an der Oberfläche und 35 em an der Lagerfläche sollen die neuen Schwellen eine Breite von 3t vm an der Oberfläche und von 24 em an der Lagerfläche, gleichzeitig ober »ine Höhe von AL em anstatt 20 cm, wie bisher, erhalten. Schwellen mit dein alten Profil von 32,5/35 am Breite und 20 om Höhe sollen künftig nur noch in Straßen verlegt werden, in welchen solche mit dem alten Profil schon liegen und wo eS sich um Ein- siiguag von Bordschwellen zwischen bereits verlegte Schwellen bau- drlt. In neuen ftätztischkU Straßen soll da« neue Profil sofort, dagegen in neuen von Privatk» zu bauenden Straßen, sowie in alten Straßen, sofern es sich hierbei um geschlossene neue Bord strecken von Straßenkreuzung zu Straßenkreuzung handelt, vom 1. Januar tltüt ab verwendet werden. Leipzig, den 3, März 1900. Der tztath der Stadt Leipzig. Idazx.D.X. 807. vr. Dittrich. S. Bekanntmachung, die Errichtung de« SL. PolizeibczirkS betr. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß vom 20. März d. I an ein neuer 25. Polizeibezirk zwischen dem jetzigen 9. und 24. Polizeibezirk errichtet werden wird. Der neue Polizeibezirk wird im Norden von der Kronprinz- und im Süden von der Waisenhaus-Straße, im Westen von der Pleiße und im Osten von der Bayerischen Bahn begrenzt. DaS Polizeiwachlokal und die Rezirkomeldestelle befinden sich in dem Grundstück Siid-Stratze Nr. 80 (Ecke der Kaiserin Augusta- Straße). Leipzig, ain 16. März lSOO. Das Poltzeiamt der Stadt Leipzig. V.K.157. Brrtschneider. Städtebil-er aus Lachsen. Grimma. Nachdruck verboten. II. Nach beinahe Mjährigem Frieden wurde Grimma wiederum in das Treiben des Nordischen Krieges hineingestellt. Dieser kurze Krieg traf die Stadt schwer, an Contribution hatte sie 16 409 Thaler zu entrichten; die Fouragelieferungen hatten einen Werth von 10 626 Thaler, die für Proviant einen solchen von 10099 Thaler. Der Gesammtaufwand stellte sich auf 37 277 Thaler, dazu waren noch 41624 Thaler von der Bürgerschaft eingefordert worden. Weit mehr noch bedrückten die Kriegsjahre von 1744 lb i s 1763 die Stadt Grimma. Von Anfang bis Ende wurde es mit Lieferungen aller Art, mit Einquavtierungslasten, Durch märschen, Rccrutiningen, Schanzarbeiten und dergleichen geplagt. Je mehr sich der Krieg in die Länge zog, desto drückender wurden die Kriegslasten und desto größer die Forderungen der Preußen. Im Jahre 1762 betrug die Contribution 46 409 Thaler 21 Groschen, hierzu kamen noch 15 000 Thaler Brandschatzung, in Summa also für das Jahr 1762: 61409 Thaler 21 Groschen. Wie drückend diese Kriegslast sein mußte, versteht man, wenn man bedenkt, daß Grimma zu Ende 1762 nur noch 403 bewohn bare Häuser hatte, 98 lagen wüste. Die aus vielen Häusern lastenden Contributionsreste hatten eine solche Höhe erreicht, die den Werth derselben 6 bis 8 Mal überstieg. In einem Berichte vom Jahre 1763 sagt der Rath: „16 bis 20 Häuser würden meistens ohne Licitanten bleiben, wenn es zu einer Subhastation derselben kommen würde." Mit unnachsichtlicher Strenge wurden die aufgelegten Lasten eingetrieben; wenn nicht gleich gezahlt wer den konnte, 'wurden Stockhiebe und Plünderung in Aussicht ge stellt; Vorstellungen waren meist fruchtlos, ja, man verbat sich dieselben im Voraus. Als im December 1760 König Friedrich II. von Preußen Grimma berührte, überreichte ihm der Tuchmacher Svuße eine in Versen von ihm verfaßte Bittschrift, in der er um Erlaß einer 15 000 Thaler betragenden Brandschatzung im Namen seiner Mitbürger bat. Der König nahm dieselbe gar nicht entgegen, sondern wies ihn damit an einen Pagen. Lange erfolgte hierauf kein Bescheid, deshalb begaben sich zwei Bürger nach Leipzig, um den Bescheid mündlich in Empfang zu nehmen. Hier erklärte man ihnen, die Bittschrift sei verloren gegangen; sie wurde daher nochmals überreicht, aber auch dann traf Ant wort nicht ein. Eine schwere Schuldenlast drückte die Stadt nach dem Friedensschluffe. Um die arrfgenommenen Kapitalien mög lichst schnell zurückzahlen zu können, wurden vom Rache mit kur fürstlicher Genehmigung und in Uebereinstimmung mit der Bürgerschaft folgende Anlagen bis zur Tilgung der Kriegs- schuchen erhoben: 1 Groschen von jedem zur Mühle gebrachten Scheffel Getreide, sowie von jedem Scheffel Mehl oder Schrot, der vom Lande in die Stadt gebracht wurde; bei Bank- und Hausschlachten 4 Gr. von einem Rinde, 2 Gr. von einem Schweine, 1 Gr. von einem Kalbe oder Hammel; 1 Gr. von jeder zum Thore eingehenden Klafter Holz; 6 Pfg. von jedem Fuder Reishol^ 1 Gr. von jsdem Thaler Pachtgeld oder Miethzins; 1 Gr. von jedem Schock Bretter; 6 Pfg. von jedem Schock Latten, 'das die Brettevhändler verkauften; 6 Pfg. von jedem ge lösten Thaler bei Verkauf von Eisen- und Galanterie-Waaren; 6 Gr. von jedem Eimer Wein, endlich alljährlich dazu noch vier Quatembersteuern. Durch Erhebung dieser außerordentlichen Steuer war man endlich im Jahre 1803 in der Lage, die lebten 66 Thaler der Kr-ieqsschuldenlast abstoßen zu können. Auher den städtischen Kriegsschulden mußten auch noch die Kreiskrieas- schulden gedeckt werden und waren auch noch die kurfürstlichen Steuern, mit denen man drei Jahre im Rückstände war, zu be gleichen. Durch die ungeheuren Kriegslasten und Unruhen hatten Handel und Erwerb nicht nur im ganzen Lande, besonders aber in Grimma ganz auffällig gelktten. Ein Bericht des Rathes besagt darüber unterm 22. April 1763: „Der langwierige Krieg hat die Stadt bis auf den letzten Blutstropfen ausgesogen." Kaum hatte Grimma die letzten Kriegsschulden vom Sieben jährigen Kriege her gedeckt, so zogen in den Napoleoni schen Kriegen neue Kriegsunwetter und schwere Lasten über die Stadt herauf, wozu die Lage an der von Westen nach Osten führenden Hauptstraße wesentlich mit beitrug. Schon die Jahre 1806 und 1807 brachten drückende Einquartierungen. Vom 17. September bis 31 December 1807 mußten 4686 Mann mit 94 Pferden verquartiert werden, was einen Aufwand von rund 3600 Thalern verursachte. 1808 mußten 2 Generale, 20 Stabs- officiere, 307 Subalternofficiere, 4603 Unterofficiere und Ge meine verpflegt werden; der Aufwand stellte sich auf rund 4000 Thaler. Das Jahr 1809 brachte das „Schwarze Corps" des Herzogs von Braunschweig und eine größere Abtheilung Oesterreicher nach Grimma. Diese forderten sehr reichliche und besser« Verpflegung; von hier wandten sie sich nach Leipzig, kehrten aber bald wieder nach Grimma zurück. Bei der Rückkehr verlangten die Oesterreicher allein 20 Ochsen, 20 Scheffel Gemüse, 20 Eimer Branntwein, 10 000 Kannen Bier, 20000 Pfund Brod, 200 Pfund Salz, 12 Klafter Holz, 200 Flaschen Wein; für das Corps des Herzogs 3000 Pfund Brod, 1500 Pfund Fleisch, 1500 Pfuttd Tckbak, 60 Pfund Butter, 750 Quart Branntwein, 3000 Kannen Bier, 175 Scheffel Hafer, 80 Flaschen Wein und für 80 Offioiere Frühstück und Mittag essen. Der Verpflegunasaufwand für die Oesterreicher und Braunschweiger stellte sich auf 6648 Thaler 23 Gr. 5 Pfg. Diesen Truppen folgte auf dem Fuße König Jerome Napoleon von Westfalen mit feinem Heere, das von der Stadt abermals ver pflegt werden mußte, was 3200 Thaler beanspruchte. Die vor stehend aufgeführten Einquartierungslasten wurden dem Rathe wiüdererstattet, er brauchte also kein Darlehen aufzunehmen und die Commune mit Schulden zu belasten. Dies gestaltete sich aber anders in den Jahren 1813—14. Pom Januar 1813 bis Februar 1815 hatte Grimma fast ununterbrochen Einquartierungen zu verpflegen. Bei der großen Mittellosigkeit des Rathes und der Bürgerschaft wandte sich der Rath an die Kreisdeputation zu Leipzig und bat um Unterstützung, doch erhielt er ablehnenden Bescheid, da es an Geld fehle; doch Anfang April wurden die Vorräthe des Re- servemagazins zu Eilenburg nach Grimma gebracht. Dadurch ward wenigstens auf einige Wochen der großen Noth in eUvas ge steuert. Weitere Gesuche blieben ohne Erfolg; die Stadt mußte den Weg der Anleihen beschreiten, um den gestellten Anforde rungen nur einigermaßen entsprechen zu können. Nach der Schlacht bei Lützen, den 2. Mai 1813, rückten Franzosen in Grimma ein und trieben die hier lagernden Kosaken hinaus. Diese aber, nachdem sie die Muldsnbriicke überschritten hatten, steckten das Hängewerk derselben in Brand. Die Monate Mai, Juni, Juli und'August brachten weniger Einquartierung; doch vom September an, nach der Dresdner Schlacht, kamen starke Transporte von Gefangenen und dann Franzosen und Verbün dete, die nicht nur einquartiert und verpflegt sein wollten, die auch hin und wieder requirirten: besonders zeichneten sich hierin die Kosaken aus. Je näher die Völkerschlacht rückte, desto drückender und zahlreicher ward die Einquartierung. Die Zahl der Truppen ward so groß, daß die Stadt sie nicht mehr beherbergen konnte; sie hivouakirtrn in der Nähe der Stadt und nahmen, was sie gebrauchen konnten, ohne die Besitzer zu entschädigen. Auch in anderer Weise machten sich die Vorboten der großen Schlacht be merklich: am 16. October begann man mit der Errichtung von Lazarethen, und schon am Nachmittage dieses Tages erafen die ersten Verwundeten von Leipzig her ein. Das Toben der grausigen Schlacht war sogar in Grimma be merklich. In einem Rathsprotokolle heißt es: „Die Kanonade war an diesem Tage — 16. October — so stark, daß die Fenster in unserer Stadt von dieser Seite ohne Aufhören klirrten, und dauerte ununterbrochen als ein beständig rollender Donner bis zum Abend fort. Des Nachmittags gegen 3 Uhr fing sogar ein mal die Kanonade an, sich näher zu ziehen, so daß auch die Fenster auf der entgegengesetzten Seite klirrten, was, wie man nachher erfuhr, daher kam, daß die Ruffen auf einer Seite eine kurze Zeit bis au den Naunhofer Graben sich hatten zurückziehen müssen, von wo sie jedoch bald darauf wieder vorgerückt waren." — Nach der Schlacht stieg die Zahl der Verwundeten dermaßen, daß auch die Nicolaikirche zum Lazareth umgewandelt werde» mußte; in Bürgerhäusern lagen am 23. October 1813 41 Offi- ciere und 266 Gemeine. Zur Beerdigung der Gefallenen mußten die Stadt und das Amt Döben am 20. October 48 Mann stellen und am 22. October abermals 64 Mann, zur Pflege der Ver wundeten hatten am 26. October in Leipzig 24 Mann einzu treffen. Der liquid irte Kri«gsaufwand der Stadt Grimma bezifferte sich auf 106 057 Thaler 2 Gr. 8 Pfg.; von dieser Summe ward durch die Kreisdeputation mancher Ab strich gemacht und kamen die Verluste der Bürger an Holz, Ge rüchen, Feldsrüchteu, Vieh und dergleichen gar nicht in Ansatz, da erklärt wuvde, daß in Kriegszeiten ein Jeder solches tragen müsse. Lange zogen sich die Verhandlungen über eine endgiltige Abrechnung hin; zu Ende Les Jahres 1823 betrug die Summe der Kriegsschulden der Stadt Grimma 29 584 Thaler 10 Gr. 6 Pfg., die bis zum Schluffe des Jahres 1844 gedeckt ward. Die den Befreiungskriegen nachfolgende lange Zeit des Friedens hat wesentlich dazu beigetragen, die schweren Wunden des Krieges zu heilen. Friedliche Arbeit und der Anschluß an die neuzeitlichen Verkehrswege förd-vten das Wohl der Stadt und ihrer Bürger. Die erste Bahnverbindung erhielt Grimma im Mai 1866; zu diesem Zeitpuncte warv -die Bahnstrecke Leipzig—Grimma dem Verkehr übergeben. 1868 erfolgte der Ausbau der Linie bis Dresden, und 1877 folgte die Eröffnung der Muldenthalbahn. Zu den schweren Heimsuchungen in Kriegszeiten gesellten sich im Laufe der Jahrhunderte auch noch heimtückische Seuchm, Stadtürände, Ueberschwemmungen und theure Zeiten. All diese Schicksalsschläge würden in Grimma noch drückender empfunden worden sein, wenn nicht von altersher hier sich «in reger Handel und lohnendes Gewerbe heimisch gemacht hätten, sodaß ältere Schriftsteller von Grimma sagten: „GrimM war für Sachsen einst das Leipzig des Mittelalters." Zum raschen Aufblühen des Städtchens trugen die Vorrechte bei, mit denen die Fürsten Grimma begnadeten; solche waren das Markt-, Stapel-, Nisderlagsrecht, die Münze, das Privilegium des Ge leits, auch Pflastcrgeleite genannt, welches Recht 1838 von der Regierung durch Zahlung von 4500 Thalern an die Stadtcasse abgelöst ward, und schließlich hie Ueberlassung ver Erbgerichts- barteit. Der älteste und lohnendste Hauvel war ver Holz handel. Infolge des Stapelrechts -hatte Grimma die Befug- >riß, die aus der Mukvc ankommenden Hölzer und Holzwaaren anzuhalten und aufzukaufe» und Handel damit zu treiben oder mit städtischem Geschirr weiter zu schaffen. Die Flößer waren gehalten, alle ihre zu Hause gelotdeneu Holzwaaren bis nach Grimma zu flößen und unterwegs davon nichts auszuladen oder zu verkaufen. Dieses Vorrecht ward allerdings vielfach durch brochen, immerhin aber brachte es der Stadt Gewinn, denn diese erhielt von jedem ankommenden Floß einen Stamm von 18 Ellen Länge und 6—7 Zoll Stärke. Die aus dem Verkaufe der Stämme erzielte Einnahme betrug in den Jahren 1812—1831: 1582 Thaler 16 Gr., das letzte Floß kam im Jahre 1863 in Grimma an. — Von größerer Bedeutung war noch das Niederlagsrecht, nach welchem gewisse Kaufmannsgüter, die auf der alten Königsstraße durch Grimma geführt wurden, hier erst drei Tage zum Verkaufe ausgelegt werden mußten. Die Besitzer der Waaren hatten außer einer Abgabe auch noch ein Stättegeld zu entrichten. Durch dieses Recht ward der Verkehr innerhalb der Stadtmauern auf die günstigste Weise beeinfluß. Als 1507 Leipzig das alleinige Niederlagsrecht im Umkreise bpn 15 Meilen erhielt, mochte sich der Haupthandrl von Grimma be reits nach Leipzig gezogen haben. Unter den Gewerben nahm das der Tuch m acher eine hervorragende Stellung ein. Bereits ums Jahr 1407 wird dieses Gewerbes gedacht; zu diesem Zeitpuncte erbauten die Gebrüder Vogelsang für die Tuchmacher eine neue Walkmühle. Besonders blühend war dieses Gewerbe zur Mitte des 16 Jahrhunderts; 1531 wurden in Grimma 598, 1532 : 403, 1533 : 551, 1537: 572, 1543: 617 Stücke Tuch gefertigt. Die in Grimma er zeugten Tuche gehörten zu den besseren Tuchen, die in Sachsen gewebt wurden. Nach dem Dreißigjährigen Kriege kam das Tuch machergewcrbc in Verfall; 1699 hatte die Innung noch 97 Meister, 1718 waren es wieder 102, doch waren davon 24 so verarmt, daß sie ihr Gewerbe nicht betreiben konnten. Etwas belebter war das Gewerbe im Siebenjährigen Kriege, aber 2:c Zahlungs-Verhältnisse waren sehr ungünstige, so baß der Betrieb fast gar nicht lohi end war. Um 1784 zählte man noch 132 Tuchmacher. Mit der Einführung der Maschinen in anderen Orten erwuchs den Tuchmachern eine so starke Concurreirz, daß Feuilleton. Morogoro. Von Hauptmann a. D. Leue. Am Fuße d«S Uluguru-Gebirges hatte ich eines Morgens im November 1893 Rast gemacht. Meine Karawane lagerte an einer Stelle im Walde, wo ein leis« murmelnder Bach den Weg kreuzte. Auf der ganzen Landschaft lag «ine friedliche Stimmung. Durch die sich leicht im Winde bewegenden Gipfel 'der hohen Bäume schossen hin -und her die Sonnenstrahlen und fuhren wie spielend in leuchtenden Gebilden über den mit kurzem ÄraS bewachsenen Boden. Im Schatten über dem Gewässer wirbelte wie Schnee gestöber eine Wolke von weihen und bunten Schmetterlingen durch einander. Uno zwischen den Bäumen hindurch erblickte man das dunkle Bergmasstv, daS wie ein« blaue Wand gen Himmel strebte. „Willst Du nicht die Simbamunne besuchen, Herr?" sagte zu mir mein treuer Kirongost Hamiß, der unbemerkt sich mir genähert hatte. — „Wie, sind wir ihr denn so nahe?" fragte ich erstaunt. — „Ihr Dorf liegt kaum zehn Minuten von hier", entgegnete der Mann. — Mit den Worten: „Gut, gehen wir", stand ich auf, ge bot einigen meiner Leute, mir zu folgen, und machte mich mit Hamiß auf den Weg. — Als wir nach einigen hundert Schritten aus dem Port traten, sahen wir di« von einer Derpallisadirung umfriedigte, große Ortschaft dicht vor uns liegen. Di« Simbamuene, «ine schon bejahvte und ergraute, korpulente Dame, war eben mit den Borbereitung«n zu «inem Pombefeste be schäftigt. Ueberrascht erhob sie sich auS dem Kreise ihrer Frauen und trat, «twaS schwankend, mir mit «irrem Humpen Matamabier entgegen. — ,^<undo, bau» mstud»", begrüßte sie mich, „Du kommst grvadr recht, an unserem Trünke theilzunehmrn, tritt ein in meine bescheidene Hütte, Karibu! Karibu!" Da ich vorzog, im Freien zu bleiben, so ließ sie einen schon etwas verblichenen Thronseffel, der ihr einst von Seyid Bargasch, oem Sultan von Zanzibar, geschenkt worden war, herbeiholen und bat mich, daraus Platz zu nehmen. — So saß ich denn auf einem goldenen Thron« unter freundlichen schwarzen Hofdamen, unterhielt mich scherzend mit einer afrikanischen Herrscherin und trank schäumende Honigpomb« dazu. „Du, Hamiß", murmelte mein Diener Mandoa leise lachend hinter mir, „wie wäre es Dir Wohl ergangen, wenn Du vor zehn Jahren mit Waaren hier vorüber gezogen wärst?" — „Ja", er widerte Hamiß, der neben mir auf dem Boden hockte, „die Simba- muene ist hübsch zahm geworden." — Diese Sultanin nämlich war früher ein Schrecken der kleinen Karawanen und dafür be kannt, daß sie unter dem Borwandr der Erhebung von Wegezoll (bvbso) wehrlose Händler stets erbarmungslos ausplünderte. Der Name Simbamuene, wörtlich übersetzt, ist „Frau Löwin" und hat etwa die Bedeutung von „Besitzerin der Löwenhaut", d. h. etwa „Purpurträgerin". Nur der Sultan eines Landes im Innern berechtigt, «in« Löwenhaut zu besitzen und sich ihrer als Sitz gelegenheit und Unterlage zu bedienen. Diese Befugniß ist eins seiner Hoheitsrechte. Nicht lang« hatte ich mit der Simbamuene geplaudert, als plötzlich ein neuer Besuch in di« Erscheinung trat. Es war der etwa vierzigjährige Bruder der Sultanin, «der Häuptling Kingo von Morogoro, der auf die Einladung s«iner Schwester hin aus seiner zwei Stunden entfernten Residenz gekommen war, um sich an dem Pombegelage zu b«theilig«n. Kingo war ein kleiner, dicker Herr mit angenehmen Gesichtszügen, in gewählter arabischer Tracht, der augenscheinlich das Bestreben hatte, sich möglichst würdig zu benehmen. Er vermied aufs Aeußerste jede schnelle Bewegung, sprach höflich und sanft und führte, zierlich wie ein Fräulein, alle Augenblicke ein weißes Taschentuch zum Munde. Mir gegenüber zeigte er sich außerordentlich entgegenkommend, lud mich ein, bei ihm ein Lager aufzuschlagen, und war, als ich für diesen Fall auf sofortigem Aufbruch bestand, ohne Weiteres bereit, unter Aufgabe aller Pombefreuden mich zu begleiten. So verabschiedete ich mich denn von der Simbamuene, setzte meine Karawane in Marsch und ritt an ihrer Spitze mit Kingo in das fruchtbare Thal von Morogoro «in. vi» zur Höhe von 2SOO Metern «rhob sich vor mir das mächtige Uluguru-Gebirge steil auS der Ebene. Hier und da «r- goffen sich über Felsen und Matten schäumende Bäche herab. Zahlreiche Wakami-Dörfer klebten wi« Nester an dem Gebirgs hang«, und schimmernd sprangen die silbergrauen Dächer der Hütten aus dem dunklen Grün d«S Hochwaldes hervor. Auf einem Larberg« am Rand« einer von einem vergstrome durch, rauschten Schlucht lag die katholische Mission der Väter vom heiligen Geist. Und stolz ragt« der Krrchthurm, das Wahrzeichen I christlicher Cultur, in die strahlend blaue Luft hinein. Die ganze > Ebene war bedeckt mit Felsern von Matama, Mais und Hülsenfriichten, die Ufer der Bäche toaren mit Zuckerrohr be standen, und überall zeigten sich die Spuren friedlicher und fleißiger Arbeit. In Morogoro angelangt, schlug ich auf einem der freien Plätze des Dorfes mein Zelt auf, während meine Leute es sich in den nächsten Häusern und Hütten bequem machten. — Zum Will kommen schickte mir Kingo ein großes Gefäß mit saurer Milch, der ich indrß keinen Geschmack abgewinnen konnte. Da ich also zu Gunsten meiner Dienerschaft auf diesen Genuß verzichtete, so erschien der Häuptling, der mich absolut bowirthen wollte, mit einer Flasche Farre, den er aus Bagamoyo bezogen hatte. — Kingo, der den Champagner, den Loüerdot uloia, beinahe noch höher schätzte, als seine Honigpombe, wußte überhaupt zu leben. Er wohnte in «inem hübschen, aus Steinen und Kalk erbauten Hause, dessen Wohnzimmer mit einem Sessel, einem hohen Wand- jpirg«l, einem Himmelbett und sonstigen schönen Dingen möblirt war. Nur etwas dunkel war es in diesem Raume, da das nach Kingo's Ansicht höchst überflüssige Fenster einfach mit Brettern zugenagelt war. — Das eigentliche Gehöft des Sultans war von einer krenclirten Mauer umgeben, während der übrige Theil der Residenz durch ein Pfahlwerk geschützt wurde. Kingo schenkte mir auch das Fell eines mächtigen alten Löwen, der wenige Tage vorher durch dir Krieger des Häuptlings erlegt worden war. Die Landschaft Morogoro war durch diesen menschenfressenden Löwen, der die Gewohnheit gehabt hatte, Nachts die Hütten der Feldarbeiter zu umlauern und die beim Morgengrauen herauStretenden Bewohner zu greifen, längere Zeit 'hindurch arg beunruhigt worden. Als nun kürzlich wieder durch da- Raubthier ein zwölfjähriges Mädchen getödtet worden war, hatte sich der phlegmatische Kingo endlich ermannt und den Landsturm seines Gebietes mit Erfolg zum Kampfe gegen den Löwen aufgeboten. Noch am Tage meiner Ankunft stieg ich Nachmittags mit Kingo hinauf zur Missionsstation, wo ich von den guten Vätern freundlich empfangen wurde. Inmitten von Palmen und Orangenbäumen ist die Mission auf einem Hügel unter einer steil aufsteigenden Felswand gelegen. Die Anlagen, in erster Linie «ine Kaffeeplantaae, erstrecken sich in einer malerischen Schlucht bis in» Gebirge hmrin. In einem durch «in« Wasserleitung be ¬ wässerten Garten zieht dec Bruder Gärtner der Mission das köstlichste Gemüse, vor Allem Mohrrüben und Kohlköpfe von ganz unglaublichen Dimensionen. Auch dir Missionsstation stand damals unter dem Zeichen des Löwen. Kurz« Zeit vorher war Nachts ein Löw« in die Mission eingebrochen, und hatte die Schuppen und Stallungen des Vieh Hofes revidirt. Da es ihm nicht gelungen war, in die Viehställe' einzudringen, so hatte er sich den Wohnungen der Missionare zu« gewandt. Ueber eine Veranda spazirend, erschaut« er das offene Fenster eines Zimmers, in dem ein Bruder den Schlaf des Ge rechten schlief. Jnteresfirt hob der Löwe die Vorderprankcn auf das Fensterbrett und steckte seine Nase zwischen den nur finger dicken Holzstäben der Vergitterung hindurch. Er hätte nur einen leisen Ruck mit dem Kopfe zu machen brauchen, und das Gitter werk wäre zertrümmert gewesen. Durch das Knurren des Raub thiereS erweckt, schaute der Bruder nach dem Fenster hin und er blickte dort das furchtbare Löwcichaupt. Ein« Waffe hatte er nicht zur Hand und fliehen konnte er nicht, da die Thür des Zimmers gleichfalls auf die Veranda führt«. So lag er denn, starr vor Schrecken, auf seinem Lager und wagte kaum zu athmen. Endlich trat der Löwe vom Fenster zurück und ließ sich, behaglich knur rend, auf die Veranda nieder. — Er konnte warten! — Noch Stunden lang hielt er durch sein Schnauben und Schmatzen den geängstigten Bruder munter, bis schließlich der werdende Tag den Unhold vertrieb. Als nach all diesen Erzählungen ein junger Pater mir bei Sonnen-Untergang die Kafferplantage zeigte, blickte er von Zeit zu Zeit scheu zur Seite und gack mir auf meine Frage, wonach er denn so eifrig auSspähe, di« Versicherung, daß gewiß ebenso wie an den vorhergehenden Abenden auch jetzt wieder ein Löwe in der Nähe sei. — Augenscheinlich fingen di« Löwengeschichten an, alle Welt in Morogoro nervös zu machen. Nach einem solennen Abendessen auf der Mission wandten Kingo und ich bei Hellem Mondscheine unS unseren heimischen Zelten zu, und nach kaum einstünbigem Marsche waren wir in Morogoro glücklich wieder ongelongt. Ganz befriedigt von den Erlebnissen des Tages, suchte ich mein Feldbett auf, um mich durch einen langen Schlaf zu kräftigen für die Reisestrapazen des folgenden Morgens. (Deutsche Solonialztg.)
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