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Bon dieser Zeitschrift erscheint wöchentlich eine Nummer in Jm- perial-Quart, welcher zu öfterm erläuternde Zeichnungen, Karten, Pläne und Ansichten beigegeben werden. Der Abonnementspreis beträgt hier Orts drei Thaler für das Halbjahr, und nehmen alle Buchhandlungen, Postämter und ZcitungS - Expeditionen des In- und Auslandes Bestellungen entgegen. Planmäßige Beiträge werden anständig honorirt und unter Adresse der Redaction oder, wen, Leipzig näher gelegen, durch Vermittelung des Herrn Buch händler Wilh. Engelmann da selbst erbeten. Eisenbahn-Zeitung. Araunschweig i 10. März. 1844. Einige Beobachtungen über die Ursachen der Faulniß des Holzes, namentlich der Eisenbahnschwellen. Dem Acte der völligen Entmischung oder Ver wesung aller organischen Körper, geht stets der der Gährung voran. Zur Gährung so wie zur Fäul- niß, die nur die Zersetzung des organischen Kör pers in seine elementaren Bestandtheile ist, ist das Hinzutreten von Luft und Wasser unbedingtes Er forderniß, da die Erfahrung gezeigt, daß bei deren gänzlichen Abwesenheit, keine der erwähnten Er scheinungen eintritt. Das Holz bietet zunächst drei wesentlich verschie dene Bestandtheile dar: 1) die trockene feste Holzfaser (das Gerippe) an sich selbst wenig zur Fäulniß geeignet. 2) die fetten und namentlich ätherischen Oele, durch Zutritt der Luft in Harz verwandelt. Diese gehen ungleich schwerer in Verwesung über, und hindern nochbesonders diederHolz-! faser, indem sie dieselbe vor Einwirkung der Lust und des Wassers theilweis schützen;! endlich 3) die wässerigen Theile, der Holzsaft, Zucker, Pflanzenschleim, organische Säuren und Salze im Wasser gelöst enthaltend. Analog dem Blute des thierischen Körpers, ist dies die Flüssigkeit, aus der durch die Lebensthätig- keit die festen Bestandtheile, Holzfaser, Stärkemehl, Oele rc. abgeschieden werden und die bei Unterbre chung dieser Lebensthätigkeit, durch ihre besondere Beschaffenheit zumUebergang in die Gährung, dem ersten Stadium der Fäulniß, am meisten disponirt ist. Da man bisher diesen NahrungSsaft hcrauszu- schaffen sich nicht bemühte, so mußte nian, um den aus der Gährung des HolzsafteS entspringenden Nachtheilen einigermaßen zu entgehen, das Holz im Winter schlagen, wo die organische Kraft ihren jährl. Assimilationsproceß beendet, und die festen Bestandtheile abgeschieden hat, der Holzsaft mithin ll. dickflüssig und wegen mangelnden Wassers zur Gäh rung nicht mehr geneigt ist. Erhält jedoch dies im Winter gefällte Holz die erforderliche Feuchtigkeit und zwar unter Zutritt von Luft auf eine genü gende Zeit wieder, (welche Bedingungen eintreten, wenn man das Holz so auf einander schichtet, daß es durch den Regen durchnäßt, nicht so schnell aber von der Luft wieder ausgetrocknet werden kann,) so sieht man sehr bald diese Gährung eintreten, die sich durch das Blauwerdendes Holzes zunächstkund giebt und nach deren Verlauf parasitischen Pflan- zengcbilden, (Pilzen, Schwämmen) die Möglich keit des Bestehens gewährt ist, die sich sehr bald aus breiten und die beginnende Zersetzung der Holzfa ser beschleunigen. Ist es daher möglich, den Holz saft im flüssigen Zustande zu entfernen, resp. durch andere antiseptische Körper Zu ersetzen, so wäre da durch, wenn es vollständig gelänge, die Gelegen heit der Verwesung gehoben, und der Holzfaser, die für sich bestehend nur äußerst langsam der Fäulniß unterliegt, eine unvergleichlich längere Dauer ge sichert. Es ist dies der Gesichtspunkt von dem B o u- cb erie bei seinem Verfahren zur Conservirung des Holzes ausging, ein Verfahren das eben so einfach, wie naturgemäß, die vollständigste wissenschaftliche Begründung besitzt, und Gegenstand einiger gegen wärtiger genauer Versuche ist, wobei es sich nur um Bestimmung der wirkjamstcn und zugleich billig sten Substanz, die den Holzsaft verdrängen soll, handelt, indem dabei noch der Erfahrungssatz be nutzt wird, daß alle diejenigen Stoffe, welche die Fäulniß des thierischenKörperS behindern, auch der des pflanzlichen entgegenwirken, was im Allgemei nen durch die Säuren geschieht, wogegen Alkalien die Verwesung befördern. Es giebt aber noch ein anderes Moment, welches die Verwesung des Holzes in seiner gewöhnlichen Anwendungsform sehr erheblich beschleunigt. Or ganische Stoffe nämlich, die sich im Acte der Zer setzung befinden, haben die Eigenschaft andere ähn lich zusammengesetzte Körper zu der gleichen Meta morphose ihrer Bestandthcile zu disponiren, und die Entmischung zu befördern. In einigen Fällen ist diese Wirkungsweise höchst energisch, wie z. B. bei der Diastase der Hefe u. s. w., wovon äußerst geringe Quantitäten genügen, um eine ungeheure Menge von Stärke, Zucker u. s. w. zu entmischen; bei anderen unvergleichlich geringer. Gan; ähnlich verhält sich nun die faulende Holzfaser, die in Be rührung mit unzersetztem Holze, dessen Verwesung veranlaßt und befördert; da nun der Splint, der saftführende Theil desHolzes im Stamme, zunächst der Fäulniß unterliegt, so würde es von sehr we sentlichem Nutzen sein, die Unterlagsschwellen bei Eisenbahnen möglichst splintsrei anzuwenden, und werden zur ferneren Bestätigung desselben, die er forderlichen Versuche angestellt. Aus dem Vorstehenden folgt nun sehr leicht, wel chen wesentlichen Vortheil die Aufbewahrung der gewöhnlichen im Winter geschlagenen Hölzer, im Trockenen bis zu ihrer Verwendung gewährt, woher es kommt, daß der Kern, als der vom Holz saft fast gänzlich entblößte Theil, selbst bei völliger Verwesung des mit demselben angefüllten Splint holzes, sich meistens noch verhältnißmäßig viel we niger angegriffen zeigt, und weshalb die sehr har zigen und kiehnigen Hölzer eine so lange Dauer ha ben; endlich erklärt sich daraus der wesentliche Ein fluß der verschiedenen Bodenarten auf die Zerstö rung der Hölzer. Es hat sich nämlich auf das Unzweideutigste ge zeigt, daß die Hölzer bei gleicher ursprünglicher Be schaffenheit, in einem der Cultur noch nicht unter worfen gewesenen Lehm, also meistens im Abtrag, sich am besten conservirt haben, indem dieser Lehm, frei vonHumuS, für Luft und Wasser säst gleich un durchdringlich ist, und somit die Bedingungen zur Fäulniß ausschlicßt; bei weitem ungünstiger erweist sich der Lehm oder Thonboden, der bereits beackert wurde, durch seinenGchalt anHumus porös ist und dadurch, daß er Lust und Feuchtigkeit leichter an- nimmt, neben der Entwickelung anderer Pflanzen, auch das darin liegende Holz sehr angrcift. Soge nannter todter, also gänzlich unfruchtbarer Sand, wenn er durch eine wenigstens zwei bis drei Zoll dicke Schicht solchen strengen Lehmes aus Gruben,