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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187710187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18771018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18771018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-10
- Tag 1877-10-18
-
Monat
1877-10
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1877
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Grschctul 1S-k?ck, früh «'/. Uhr. su»-'it», «r «rpeSlNo» IvhaemtSgaffe »3. >x,rchst»»de, da Rrdncli»,,- Vormittag- lv—12 Uhr. Nachmittags 4—« Ubr. «nnahme der für dte »ich,- «o^iidr Nummer desttmmlrn Imerast an wachni tagen bis d Ltzr Nachmittags, au Sonn- «ud Festtag« früh dis '/,9 Uhr. H» »r, FiUaiea fite z^. Aaaahmr: L-tla Klemm. Univerfitätsstr. 22. E««t» Lösche. Kat, b,o '/.8 Uhr. NagtlilaN Anzeiger. Orzan für Politik. Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 15,25V. Kt-oounnkM,prrt« viertelt 4'/,Mi iucl. Brni«rlohu L Mt. durch die Post bqogru a Mt Jede einzeln« Stummer Zo Pf. Belegexemplar 1v M. Sedübren für Sxlrabeilagrn ahne PostdrsörLerung SV Ml mit Postbefvrderung 4L Mk Zostratr 4g«sp. BourgroiSz. 2 s Pf Größer« Schrrflru Mut nuferer: Pveisvrrzeichnih — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, »rcimara »ater b. »tdacttoochriq dt« Spaltzeile 4ü Pf Inserate find stÜ4and.<rp«Sttt-, zu send«». — Stadatt wird nckt gegeben. Zahlung prasuamenm-fs oder durch Popvorschuß. M L-1. Dorrnevstag den 18. Oktober 1877. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. Die Jahreszinsen der zur Untersttttzaug für ältere Jungfrau« in Leipzig welche ihren Lebens unterhalt durch Näh«, St ck«, Stricken und sonstige dergleichen weibliche Handarbeit«« erwerben ober früher erwarben haben, aber io Folge von Krankheit, Alter», »der Augen-Schwäche völlig arbeitsunfähig ober auch uur minder arbeitsfähig geworden sind, bestimmten Ho«if»»Ptft»»g sollen demnächst von ur- vertheilt werden und fordern wir nach vorstehenden SttftungSbestimmun gen geeignete Bewerberinnen hierdurch auf. ihre bezüglichen Gesuche bi» ,«« LA. Oelober b. I. »ei «nl (RathhauS. 1 Treppe, Zimmer Nr. 7) einzareichen. Leipzig, am 12. Oktober 1877. De« Verth der Gterdt Setpzt«. vr. Tröndliu. Mefierfchmidt. Bekanntmachung. Von den am 2K. August d. I. rar Versteigerung gebrachten drei Av de» Paree>tr»»g»pl««e» für da- ltuk» der US«I»-r«r-e „ Bauplatz Nr. 17 an der Anenstraße für da- darauf gethane einzige Gebot zngejchtagen, dagegen der Zuschlag der beiden anderen Bauplätze für die darauf gclhanen Gebote abgelehnt worden und es werden daher die Bieter hiermit derselben in Gemäßheit der BerstetgeruvgSbedivgungen «Lasten. Leipzig, den 16. Oktober 1877. Der Verth der Stadt Oetvztg. vr Georgt. Cerutti Wegen Neioigung bleiben die Expedition-locale deS EtandeSamteS Do»»er»taO, de» 18. und Areitag, de» IV. d. Mt. von Mittag- 12 Uhr an geschlossen. Leipzig, den ib. Oktober 1877. Da» K. S. Sta»deSa«t. Direktor Jul tu- Burckbardt. Bauplätze» «r. 17, 18, gelegene Warrareal »st der Gebot zr Lttzytg« 17. Oktober. ' DaS Wahlergebniß in Frankreich bat nach keiner Seite hin einen überwältigenden Er- iolg gebracht: die Republikaner haben gesiegt, aber auch die Regier»»gSleute haben Fortschritte erzielt, sie haben Bresche in die Reihen der Re- publikaner geschossen. Ja der Hauptsache hat sich dte unsichere Lage, wie sie vor den Wahlen war, nickt geklärt; der Kampf zwischen Republik und klerikaler Monarchie ist nicht auSgesochte» Daher gehen denn auch dte Deutungen de« Wählers»!- tat» uud dte Bermuthuugeu über Da-, waS uun werden soll, weit auseinander Dte „Berliner autographtrte Correspondenz" findet bei Abwägung de- Resultate», vaß die Waage sich mehr zu Gunsten de» MarschaA» neige: Daß »ach diesm» relativen Erfolge der Marschall Mac Maho» sich durch irgend ein Votum der geschwächten Majorität zm» Entschlösse des Rücktritt» von seinem Posten bewegen lasten wird, zu welchem er dem Votum emer stärkeren Majorität gegenüber keinen Anlaß zu haben erklärte, wird wohl im Ernst« Niemand glauben. Da» „ö'x -ui» ot j'x rs,ts" wird nach wie vor dte Devise de» Marfckall« Mac Mahon sein. Die neugr- wähltr Drputirtrukammer wird sich die Frage vorzulegeu baden, w«S sie unter solchen Umständen zu thmr Hab« Sie kann, gleich der aufgelösten Kammer, dem vom Marschall Mac Mahon ernannten Ministerium rin Mißtrauensvotum erthetlen uud den Eintritt in die Versitzung de» Budget» adlrhne»; dann würde der Marsck-ll Mac Mahon vor der Alternative stehen, seine M mister zu wechseln oder eine „bndgetlosr Regierung" zu führen. E» ist aber die Möglichkeit nicht auSge- scklofien, daß der Marsch all Mac Mahon durch «turn Wechsel oder durch rin« Modifikation des Ministeriums von der bereit» durch die Wahlen geschwächten republi kanischen Majorität, dte ja durchaus keine geschlossene Partei, sondern eiuru »ä voe geschlossenen Bund ver schiedener in ihren sonstigen Anschauungen weit aus einander gehender Pari»«» darstrllt, die konservativere» Elemente abznlösm uud zu fich hm überzu,irden sucht, indem m dm Vertrauensmännern derselbe« Posten in seine» Ministerium «turäumt. Die Kroge, die stch dabet erhebt, ist jedoch die, ob barm die Parteien, welche dm «arschaü Mac Mahon in seine gegenwärtig« Position gedrängt Hoden, damit er keine andere Wahl Hab«, al» sich zu« Werkzeug ihrer auf dm Sturz der Republik gerichteten Pläne »u machen, bei einer solchen Wendung, w lche sie um di« Frücht« ihrer An strengungen zu bringen droht, fortfahren wer dm, dt« Negienmg de» Marschall» Mac Mahon zu unterstützen. Marschall Mac Mahon könnt« bei dem Versuch, sich auf dt« ..mittleren Parteien" »u stützen, stch leicht zwischen zwei S»ühl« setzen. Wa» aber auch immer geschehen möge, da» Etue wirb fich nicht rrre chm lassen, baß die tonir« Lag« Frankreichs fich beruhigt Da» Mißtraum , der Republikaner gegm dir Abfichten brr Gegner der Republik und die ihnen Vorschub leistenden Anschauungen de» Marschall »Präsidenten wird nicht schwinden. Ern« Entscheidung haben die Wahlen de» I«. October nicht herdeigrfübrt. Die Zukunft Frankreich» bleibt dunkel und verhüllt und damit zugleich ein Gegenstand der ernstesten Aufmerksamkeit und Sorge für da» gesammte übtig« Europa. Die „Nat-Lib. Correspondenz" hält den Sieg der Republikaner für sehr bedeutend: Dt« Republikaner hatten in diese« Wahlkampf« keineS- wrg» die günstiger« Position Wie arg immer die rin- zelnm monarchistischen Parteien durch di, Vergangenheit b.»cr«bittr1 seien, immerhin war di« Loalitio« im Besitz« der Gewalt, immerhin hatten sie an ihrer Spitze em Staatsoberhaupt, welche» noch auf » Iah« hinan« m feine, Sicklung verfassungsmäßig gesichert ist. «» kam hinzu, daß auf de, «publikavtschm Seit« gerade der- jmiqe Mann, der i» dm Augen de» Volke» al» dt« verkörperte Garantie einer strtigeu Staalßeotwickekong gelten tonnte, der. selbst rin Republik«»« au« Zweck- mSßtakritSgrüudm. uicht au« Neigung. Unzählig« zu der gleichen Anpassung bekehrt hatte, plötzlich Hinweg- Gerafft wurde, ohne auch nur rutsrrul ersetzt werden zu können Wurde mit«, solchen Umständen da» franzö sische Volk vor di« Krage gestellt, in welche« von dm beiden groß« Gegensätzen r» die bessere Gewähr für Ruh« und Wohlfahrt erblicke, so kann t», bei semr« uotorischm Respekt »or der staatlichen Gewalt, nur Wunder nehmen, daß nicht m hr Wahlkreise, als die» thatsächlich der Kall gewesen, der republikanischen Partei untreu gewesen stad Unter diesem GrfichtSpnucte be trachtet. hat lie Thatsach«, daß die Republikaner auch in dem neuen Adgeorduetmhause «ne große Mehrheit besitzen werdm, für die Coalttiou vom 1V. Mat eine eradrzu erdrückende Bedeutung. Unrichtig wäre «S, zu st, " ageu. die groß« Mehrheit der französisch«, Bevölkerung sei im Herzen republikanisch geworden; aber «uzweisel- haft ist jetzt, daß sie, entsprechend de« GlaubenSdekenut- uiß >Td»er«', in der republikanischen Verfassung die alleinige Möglichkeit erblickt, endlich weder,« dauern den StaatSzufiäudm zu gelaagm. Daß di« geschlagene Eoalitioa die» Votum de» Lande» nicht zu respecriren gedenkt, hat sie im voran» uozwndmtig genug erklärt. Sie wird stch durch dm ihr gewordenen Zuwachs dazu uur um so mehr berechtigt erklären In wrlcher Weise sie weiter zu operirm gedenkt, ist noch ,hrGeh«tmuiß. Der einzige loyale Weg, abermalige Auflösung der Depntirtevkammer uvd abermalig« Neuwahl, wäre offenbar von zweifelhaftem Nutzen. Warten wir tnbeß Wettere» ab. Wa» un» in Deutschland einstweilen am meisten augrht, ist bi« Frage, wa« das Wahlrrsaltat für dir auswärtigen Be- zirhmigen Frankreich» zu bebeutm hat. Dir europäische Presse hat seit dem l«. Mai rückhaltlos erklärt, daß ein Sieg der klerikal »monarchistischen Loalttioo am letzten Ende den Krieg Frankreichs mit Deutschland und Italien bedeut«. Trotz aller Vertuschung»- und Ablrugnungäversuche der Regierung hat das stauzöfische Volk dte Sachlage genau in derselben W«,s« aufgrfaßt und durch sei»« Entscheidung energisch dagegen pro» trfitrt. Frankreich zu» Landsknecht de» Batican» werden zu lassen. Insofern bat da- Wahlergebniß in Bezug auf den europäischen Frieden au sich eine beruhigende Bedeutung. Leider wird diisrlbe wesentlich «^geschwächt durch dm Umstand, daß durch dir Entscheidung nicht» Difiu tive» entschieden ist. Frankreich wird auch ferner der Gegenstand dc: gespanntesten Beobachtung sür Europa bleiben. Die „VolkSztg." preist dm Sieg der demokra- lischen Sache, der stch tu dem Triumph der fran- zösischen Republikaner bekande: In diesen Tagm werden die Politiker Gelegenheit haben, wiederum »n lernen, was da» gefürchtete uud al« staatSgesährlich vrrschrieme, allgemein« gleich«, direct« uird geheime Wahlrecht sür em Laub zu be- dentea hat, wo di« Heftigkeit dl» Partetwrsm» i» dm höher« Glossen der Gesellschaft fast keinen ander« Ausweg übrig ließe, «l» die Revolution ober dm Staatsstreich. Da» Eine ist wohl sicher, baß dt« Stimme der französischen Nation rutsche drud für beide Parteien sein wird; oder mit anderen Worte» gesagt: die Wahl« »erden «dmso dt« Radikale» abschreckm von jeder Revolution, »t, die Conservattve« von jedem Staatsstreich. Welch« von beiden Partei« stch de» Ergebnisse» zu ersten« Hab« wird, da» ist sür jetzt zweifelhaft; aber dm Respekt ov, der Stimme de» Volke» wird keine au» den Augen zu setzen wag« Dagegen heben andere Berliner Blätter die Halbheit de- Ergebnisse- hervor Die „Rat.« Zta " sagt: Ein englischer Beobachter will bemerkt haben, daß man in Berlin den Gang uud Ausfall der französischen »,hlm mit einem Interest« verfolge, al« Handel« r» fich um etgmr Angelegenheit«». D«e Wechselbeziehun gen, die zwischen dm zwei Ration« im Gut« uud Schlimmen her, chm, mach« da» auch in der That sehr erklärlich Was di« bi««mal,geu Wahlen charak- t-ristrt, ist aber, daß st« Nicht» läse», Nicht» entscheide» und »ie Kragm nahezu da last«, wo sie var dm Wahlen stand«. Uud die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt: Dte »iffermätztgm ihren Erwart Date» ergebe», daß beide Partei« fich iu ihre» Erwartung« zu rockt »orgewrgt. Weber hat stch di« von dm Regierung«»rganm affecit,te Siegeszuversicht bewahrheitet, noch da» vertrau« der Republikaner aus ckueu »och eklatantere« Triumph ihrer Sache, al» ihn di« vorjährig« Abstimmung brockte Nicht nur, daß di« Verstärkung der republikanisch« Phalanx auf vie,hnud«,t Deputirt« ein frommer Wuusch Gambttta'S geblieben; «» ist nicht einmal gelangen. die »ielbernfmm „363" Mandate zu behaupten, sondern bst Anhänger de» Ministerium» Hab« auf Lost« der Opposition an Deputirtevfitzen gewonnen Ist sonach auch der absolut« Erfolg den Republikanern verblieb«, so können fich doch die Eonservativm mit dem rrlatrvm Erfolg« trösten und werden nicht ermangeln, ihn »or den Augen der Welt »ach Kräften heraußzustaffirm. Und freilich bedarf rr der künstlich« Nachhülse iu hohem Grabe, wenn mau bedenkt, wie geringfügig, trotz Anspannung der letzten Kräfte, da» Erreichte ist. Retrospektive Betrachtungen find tnbeß nickt Sach« de» die FLveu der Wahlmtrigu« leitenden Regisseurs, Herrn de Fourtou. best« Zuverstcht. durch dm für eigene Rechnung davong-tragen« Wahlsteg ermothigt, kaum lange zögern dürft«, au» der vorgesteru bewirktm ueuen Partckgruppirung »aucherlck überroschmdr Nutzanwen dung zu ziehell. Bevor eine weitergehmde Klärung der am Sonntag in Frankreich geschaffen« Situation ringetreteu sein wird, lasten fich über dt« vorauSficht lichm Schritte, welch« von den beiderseitigen Partei führern beliebt werden mögen, natürlich uur Lombt- oatronm ausstrllm, and rechnen wir dazu unter anderen auch die vermnthmrg, daß die Partei de» Elysee ver söhnliche Saiten auszuztehm gmeigt sein dürfte. Die „Köln. Ztg " it; in theilt zwei Stimmm über die Wahlen mit; in der einen heißt e-: Rein vernünftig betrachtet, mit Rücksicht auf dm ungeheuren Druck, unter dem sie vor fich gegangen, stellen die Wahlen ein« Sieg der republikanisch« Idee dar. Alle», wa» fest und selbstständig politisch denkt, hat gegm dm 16. Mai und gegen die Manifeste der Regierung protrstirt. Gambe tta hätte fich die Prahlerei von dm 400 spar« können; daß 32U Republikaner w ederkomwen, trotz aller Mittel, trotz all« Drucke», trotz aller Vergewaltigung urd aller officivsen Herab- fetzuug, ist genug; der Wille d«S Lande» ist damit deut lich ausgesprochen. E» fragt fich uuu aber, wie die Regierenden und insonderheit wie der Präsident Mac Mahon die Antwort Frankreich» auffaßt. So viel mau hört, ist man in den conservaiivm Kreisen, welch« den Marschall umgeben, eistigst bemüht, die 4v Stimmen, welch« die Lonservattvm ge« Mi«, al» «in« groß« Kim bei guten Sach« darzustellen. Di« Minister wollen am Ruder bleiben und die klerikal« Partei giebt sich alle Müh«, ihr versterben al» .möglich und geboten" darznstellm. Jedenfalls soll« dte Minister ihr« Post« behalten, dt» dt« Gmeralrath»- wahlen vorüber find — uud schon find heute dick« SeneralrathSwablm auf dm 4. November ausgeschrieben! Brogltr uud Fourtou «ollm di« Generalräth« noch unter ihrer Leitung erneuern last«; denn wenn di, Kammer zusammen tritt, dürfte dir Unhaltbaikeit de« jetzigen Eabinet» fich so klar Herausstellen, daß «in anderes an sein« Stell« tritt, und diese» um« Mint sttrium wild ma» versuchen zu einem sogmanntm Ver söhnungs-Ministerium zu gestalt«, d. h. e» soll so farblos wie möglich sein, um dm conservativm Prä- freien ihr »mt und der Eamarill» ihre Gewalt zu lass«. Da» ist in seinen Umriss« der couservativ« Plan für die nächste Zukunft. Ob er möglich ist, muß sich zeigen. Di« Linke, dt« auch rin Wort dabei mitzu- sprechen hat, »artet noch auf die Entwickelung der Dinge, um ihre Stellung zu nehmen. Tin anderer Cvrrespondmt der „Köln. Ztg." sagt: Da» Srgrbuiß der Wahlen hat weder die Regierung befriedigt, dte ihre voran» vom Minister de» Innern angekündigten 28t» Stimm« uicht erzielte und noch immer eine überwältigmd« Mihrhe t in ver Deputaten- kammer gegm fich haben wir», noch die Republikaner, dir einen Theil ihrer Sitze verloren, anstatt 4« bi» 6ü neue zu gewinn«, noch die Bvuapaitistea, welch« wüthenv find, daß ckuige ihrer „besten" Leute aus de« Kampsplatze blieben, noch dir Klerikalen ,md Royalisten, b,e stch zwar freuen, daß der größte Theil der Nieder lagen der Republikaner iham zu statten komme und di« Bonapatisten tu der nächsten Kammer »«Niger zahlreich sein werdm, al» fie o»sh«r waren, di« aber mimntbig sind, daß dir zahlreich« Gebet-, welche sie neun Tag« biudurch auf Befehl des Unfehlbar« gm Himmel sandten, kein« bessere Wirkung hatten uud di« republikanisch« Mehrheit nicht «tt einem Schl-a« vernichtet wurde. Senn b,e Regierungsblätter, die klerikalen sowohl al» die booapartiftische», dte Wad« heit sag«, so betrachtet da»E!ysüed«A,»gaug de« gestrigen Wahlkampfe« als eine Aufmunterung, auf der betreten« Bahn fortzu- schrcktm »ub der vmm Deputirtmkammer entschloss« di« Sp'tzr zu dirtm. Dies« Ansicht verttitt Nicht allem der „Monde", da» Organ de» päpstlich« Nuutiu», sondern auch da» bouapartistische „PoyS", da» ver langt. daß mau mit aller Gewaltthäti kckt vorgebe, so wie der vroglie'sch« „Franc'-'»", welchrr den Wider stand mehr dem» je so»tgejetzt haben will, und di« Dupauloup'sch« „DLsense". welche erklärt, daß „dir Ge fahr groß ser", aber hofft, „baß der Marschall seiuer Risston nicht untreu werde, und stch de, ihm vom Land« M Theil grwordmm Aufmunttrung würdig zeig« werde." Der Kaiser hat da» Entlaffirnasgefuch de» Grafen Enlenßnrg ablehnen» beantwortet; hiermit ist dieser Theil der Vinistelkrifi» vor- länfig erledigt. «,e die,.N. «. Z " meldet, iß de» Minister de» Innern n»r em längerer — wie es heißt, et» viermonatltcher — Urlaub be willigt »v» »er Minister der landwirthschaftlichev Angelegenheiten vr Friedenthal «it seiner ver- tretnnq heanstragt worden Rack» der Auffassung der „Kkeuzzeituog" würde die kacke mit dieser Entsckeidnng Ickne»veas al» endgültig b«ig«legt zu betracht« fei» Da» da» einstweilen vor- lügende positive Dfnttat anlangt. so ist r» ans alle Fälle sehr zu bedauern, daß der Minister de» Innern mitten tu dem großen Werke der Ber- waltnngKreform »nd gerade am Beginn einer Landtagssession dnrch seine» Gesnudhett-znstcuid zu einer länger« Unterbrechung feiner Tbättgkerr gezwungen wird. Dte Person oe» Stellvertreter», dessen Verdienste nm die Kret»ordo»ug noch sehr Wohl in Erinnerung find, kann freilich geeignet erschein«, gewiss« Hoffnung«, welche tm »o schluß an da» Eulenburg'sche Einlass»ngsgefuck von reaktionärer Seite ziemlich unverblümt an gesprochen worden find, dte Spitze abzubrrch«: allein, es kann unmöglich erwartet werden, das; Herr Friedmthal, dessen große Arbeitskraft bi»hei durch die zahlreich«, überaus wichtig« Aufgabe- d«S von ihm mit so viel Glück geleitet« uwd wirthfchastlich« Ministerium» abforbkt wnrde, sich nunmehr auch noch d« genannt« Reform- arbeiten im Ministerium de» Innern mit der ganzen für dieselben erforderlich« Hingebung «idmm könne. Die kaum zu vermeidend« Folge de» nunmehrig« Zustande» wird also fein, daß die VerwaltungSreform, obgleich fie nach officivsen Versicherung« „Schritt vor Schritt" weiter geführt werdm soll, thatsächlich iu» Stock« geräth. Zu dem Lntlassungsgefuch de» Grafen Eulen- bürg war in verschied«« Blättern behauptet, ein früherer Antrag de» Fürsten Bi»marck aus Enthebung de- Traf« Eulmburg sei seinerzeit vom König abgelehnt Word«. Hierzu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg ": „In RtgierungDkreisen ist von einem solch« Vorgang oder sehnlichem nicht da» Mindeste bekannt. Die MitthetUmg beruht auch insofern auf einer entschieden« Ver- kevnunz der Verhältnisse, al» die persönlich« Be ziehung« zwischen dm beivm Ministe« stet» der artig gewesen find, daß e». um dm Rücktritt dck Gras« Eulmburg herbeizufiihr«, eine» AutragS b« de« König nicht bedurft hätte. Auch jetzt lieg« die Dinge so. daß ein Au-scheid« de- Graf« Eulmburg ganz gewiß ohne jede Bitter keit »nd ohne Lösung der freundschaftlich« Be- ziehnog« zum Fürsten BiSmarck erfolg« würde. Die Zeitungen tragen in die Erörterung der Sache persönliche Geficht-Puucte hinein, welche d« Betheiligt« völlig fremd find." Die „Magdeb Ztg." berichtet von ein« ander« Tbeil der MtnisterkrtfiS und sagt über den Rück- trttt de- Mariaeminister- ktosch: „Daß General von Stofch die längste Zeit in seiner gegenwär tig« Stellung gewesen sein wird, wurde schon gemeldet. ES ist nicht möglich gewesen, die Diffe renzen au»j»gltlch«. die zwischen ihm und dem Reichskanzler während der letzt« Reich»1ag-sesfion ausgetreten warm, und weil d«»halb ein ersprieß liche- Zusammenwirken nicht zu erreich« rst. so eraiebt fich der Rücktritt de» Herrn von Gtosct, al» Nothwmdigkeit Durch die Zurückverfetzuns, zur Armee an die Spitze eine« Armercorp» wird einem alt« Wunsche de« Chef» der Admiraltti-r aenügt. Mau nimmt an. daß Herr von Stofch bi» zur nächst« Reich»tagösesston iu die ihm zu gedachte neue Stelle ckngctreten sein wird. Seit de« Confltct »it dem Fürst« von Bi»marck tm vorig« Winter sah« fich die beiden Männer niemals, und abfichlltch vermied es Herr v. Stofch, einem Mmisterrathe betzu-oohnm, wenn demselben der Fürst vvu Bismarck präsidirte Durch dev Rücktritt de» StaatSmiuister» vo» Stofch von der Marineverwaltung wird Beziehung« ein Ende gemacht, die fich geradezu zu ckner Uuerträglichleit zugespitzt hatten." LiMMjMchtttche Ackerstchi. Leidig, >7. October. Wie d,r „Reichsavzeiger" «ttthetlt, ist iu zahl reichen Exemplar« de« Minister der geistlich«, Unterricht», und Mkdicdialangeleaenheitm au» verschiedm« Ort« der Provinz Westfalen uud derRhewprovmz eine Beschwerde üb« Anord nungen der StaatSregieruug auf de« Gebiete de» Uuterrtchtswesen» zugegang« Hieraus hat der Minist« Or. Fall e»vm Bescheid «gehen last«, worin e» heißt: ..Entschied« zurück weisen muß ich d« au» d« Beschwerveschilft zu mt- nehmend«Vorwurf, als sei durch die Anordnung« d« Staat-reaieruvg die dm katholisch« Staats bürgern zustehmde volle freie AuSkbung ihrer Reli- gio» gefährdet. Eine solche Religion-Übung bildet allerdings ein ve,fassung-mäßig auerksunte» Recht Dasselbe kann ab« uur gemäß der Recht»ordaung de» Staate» grübt werde«. Diese Rechr-srdnmlg müssen auch dte Organ« d« römisch-katholisch« Kirche, inßhksoadere auch dte Geistlichen und Bischöfe anerkenn« und befolg«. Sobald dieser unabänderliche Grundsatz auch unter den katholi- sch« Eivwoduern immer «ehr zur richtig« Er- keuntuiß uud Auweudung Gelaugt, wird eine lleberetnstimmung üb« dte Entscheidung der ein z-lueu Streitpunkte auch auf de« Gebiete drL Unterrichts wes«» sich viel leichter »«stell« lass« als dte» z« «eiue« eigen« Bedauern bisher der Fall gewesen ist".
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