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Adorker Wochenblatt. / .7- »0 «u, ------' Mittheilungen überörtliche und vaterländische Angelegenheiten. Dreizehnter Jahrgang. Preis für den Iahrzang bei Bestellung o«n der Post:.> Thaler, bei Bestellung de« Blatte« durch Botcngelegenhckt: 20 Neugroschen. 25. «I. Juni. 1848 Die Volksversammlung zu Schöneck nm IS. Juni IHtS ») Einen Beweis, dass auch wir Obervoigtländer wak- kcr zu kämpfen wissen für Deutschlands Einheit, Frei- 'krit und Recht — und dass auch wir fernerhin, wie alle «ndern verständigen Leute, —> nur die S o u v e r a n e l ä t sHerrschermacht) des Volkes, nicht aber die einzelner Mensche» anerkennen werden, gab unS die wahrhaft grasartige Volksversammlung zu Schöneck. Schon cm frühen Morgen kamen aus allen Thalern und Wäldern Schaaren von deutschen Biedermännern deraufgestiegt«, auf deren munteren Feierlagsgesichtern das stolze Bewustfein zu lesen war; dass Alle recht gut wissen, was das errungene Recht, sich unbeschränkt ver sammeln zu dürfen, für sie und das deutsche Vaterland zu bedeuten habe. Die Stadt Schöneck hatte Alles Mögliche gethan, tiefem freudigen Ereignis auch nach aussen «inen i<.cht freundlichen, schönen und lebendigen Anstrich zu geben. Dir Kommunalgarde durchzog meh- remaf mit einem bedeutenden Musikchor an der Spitze die Strafen der Stadt und gab so dem Einwanderer schon im Voraus das bewegte Bild freisinniger Bürger. Deon das muss man jezt den Bingern von Schöneck kaffen, --- sie haben unsere Zeit begriffen und sie stehen, hinsichtlich ihrer politischen Bestrebungen, nicht leicht einer anderen Stadl in Sachsen nach. Die Versammlung selbst wurde auf dem Ererzier- plaz der Stadt abgchaltcn, — der, auf Kommunkosten, auf das Festliciste herausgcpuzt war. In der Mitte befand sich die hohe Rednerbühne von Rasen, — zu welcher ringsherum Stufen hinauffuhrten, die in Blu men und Guirlanden gleichsam verstckt lag, und aus deren Mittelpunkt eine grose schwarz-gelb-rothe Fahne -Wir geben Sier nur da« Gerippe, weil ein» ausführliche K eschr,ibung alter.Alden und Einzelheiten bei weitem dcr Raum Blatte« nicht gestattet. ' D. B. dem Volke deutschen Gruss entgegenwehte. Links un ten prangte auch eine Flagge mit den sächsischen Farben, rechts oben eine mit den Farben der Stadt Schöneck. Den Plaz aber selbst fassten Markctenderbudcn und mit grünen Zweigen und Fähnleins geschmükte oder mit Bier beladene Leiterwagen ein. Verschiedene Gesang vereine aus Klingenthal, Auerbach und Falkenstein und die Musikchüre von Schöneck, Auerbach rc. gaben uns durch ihre freundliche Aufopferung schon im Voraus das gepriesene Omen der lieblichsten Harmonie. Aristokraten und Demokraten, Konstituzionelle und Republikaner, Halbe und Gleichgültige, Stuzer und Nichtstuzer, Frauen, Jungfrauen und Kinder — Alles wogte bunt und erwartungsvoll durch einander— und die Markedenter musten immer fleisig einschenken und auswcckseln; — denn der Tag war sonnig und heiss und daher das Wetter durstig. Endlich liess der Obmann des PlazeS, unser Freund, Bürgermeister Finke aus Schöneck, das Zeichen zum Anfang, durch einige Stöse in's Signalhorn geben, rief der Versammlung, die sicher zu 6000 Köpfe angewach- sen war, — einen biedern deutschen Gruss und Will kommen entgegen und trug sodann auf die Wahl eines Obmannes und Stellvertreters an, welch' erstere auf ihn selbst, leztere auf unseren Vater Klaus, Burgpr von Auerbach, siel. Diese Beiden erwählten sich nun wiederum zwei Gehülsen, — den Bürger Weninge von Auerbach und den Bürger Kraus von Lengenfeld. Nun begann die Wirksamkeit selbst. Der Obmann machte bekannt, dass der alte Bienenvater, Rich ter von Zwickau, angekommen sei, dem Treiben eines freien Volkes zuzuschauen! — ,,Hallo" — „Hurra" — ,jder Bienenvater 'rauö!"— Und der alte Veteran der Freiheit, der seines Freisinns wegen, Deutschland, sein heissgeliebtes Vaterland, zwölf Jahre lang, mit der Einsamkeit Nordamerika's vertauschen muste, — betrat zuerst die Rednerbühne und hielt einen prächtigen-Adr-