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Anzeiger. ^ s«o. Montag dm 25. December. 1848. Bekanntmachung. Zufolge RathSbeschluffes und unter Zustimmung der Herren Stadtverordneten werden den Inhabern von Sparkassenbüchern anstatt disheriaer Zwei und Zwei Drittel Procent oder acht Pfennigen vom Thaler, vom ersten Januar 184V ab Drei Procent oder neun Pfennige vom Thaler jährliche Zinsen vergütet Da die irnhümliche Voraussetzung, es müsse die Einziehung der bis zum JahreSschtus ausgelaufenen Zinsen in den ersten Wochen des neuen Jahres bewirkt werden, Veranlassung zu übergroßem, oft nicht zu bewältigendem Audrange zu geben pflegt, so wird das Publicum hierdurch wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß die Erhebung der Zinsen zu jeder Zeit geschehen kann. Eine Vermehrung der Sparcassentage kann wegen noch vorzunehmender Bauveränderungen demnächst nicht eintreten. ES wird des halb noch weitere Bekanntmachung Vorbehalten. Leipzig, den 15. December 1848. Die Deputation de- NathS zur Spareaffe. Für und wider Schutz- und Differentialzölle. Die Vertreter der Danziger Kaufmannschaft bei der Versamm lung deutscher Handelsstände zu Frankfurt a/M. habm unter die sem Titel eine Denkschrift veröffentlicht, welche eine sehr scharfe und gründliche Entgegnung auf den von Hrn. Eisen stuck auS Ebemnitz im Namen der Minderheit deS volkSwirthschaftlichen Ausschusses der Nationalversammlung erstatteten Bericht (welcher daS ganze deutsche Gebier einem einheitlichen Schutz- und Diffe- rentialzollsystem unterwerfen lassen will) enthält. Indem wir auf diese interessante Denkschrift aufmerksam machen, theilen wir nach stehend den Schlußsatz derselben mit, in welchem die Gründe und Gegengründe zusammengefaßt sind. Die betreffenden inländischen Produzenten, vornämlich die Ei senproducenten, Twistspinner, Rübenzuckerfabrikanten und Verfer tiger halbwollener Zeuge, sagen, daß, ohne Schutzzölle, man weni ger Eisen, Twist und Halbwollenzeug und keinen Zucker im Lande produziren könnte. Die Gegner erwidern, daß man, ohne solche Aolleinrichtung, mehr Eisen, Twist, Halbwollenzeug und Zucker im Lande haben würde, indem man solche Produkte vom Auslande eintauschte. Jene Produzenten sagen, daß die Herstellung solcher Produkte im Jnlande ein sehr großes Eapital beschäftigt und sehr viele Ar beiter in Brot setzt. Die Gegner sagen, daß eben so viele Capitalien beschäftigt und eben so viele Arbeiter in Brot gesetzt werden würden, um die Waaren zu erzeugen, welche wir dem AuSlande für Eisen, Twist, Zucker und Halbwollenzeug zu geben hätten; eS handle sich blo- darum, ob Capital und Arbeit verwendet werden solle, um Dinge, die wir verbrauchen, oder Dinge, die wir auStauschen wollen, Ver- brauchSwaaren oder Tauschwaaren, zu verfertigen. Dies entschei det sich je nachdem wir von einer Waare, bei gleichem Aufwande, mehr verfertigen, oder mehr eintauschen können. Jene Produzenten wenden ein, daß unser Land Tauschwaaren nicht absetzen könne an daS Ausland, welche- Alles wohlfeiler und besser verfertigt, als wir eS vermögen. Die Gegner weisen auf die Ausfuhrlisten hin, welche zeigen, daß der Zollverein z. B. Fabrikate jeder Gattung an daS Ausland in größerer Masse absetzt, als in welcher er solche von außen her bezieht; — daß er in jedem Zweige der Jndüstrie, wozu die meiste Menschenarbeit und Geschicklichkeit der Hand erforderlich ist, mit aller Welt siegreich konkurrirt; daß er nicht bloS alle von ihm eingeführten Fabrikate, sondern auch die großen Massen von Halbfabrikaten und außerdem noch fast die Hälfte seine- Verbrauchs an Colo- nialwaaren mir Fabrikaten bezahlt, indem die von ihm auSgeführ- ten Bodenerzeugniffe und Rohstoffe nur etwa ein Achtel de- Werths der von ihm ausgeführten Fabrikate betragen Jene Produzenten sagen, daß fremde Regierungen unsere Fa brikate durch ihre Zollsperren ausschließen. Wollten wir einseitig die unsern lüsten, so würden mehr fremde Waaren bei unS, — aber nicht mehr von unserm Waaren in fremde Länder Eingang finden, folglich müßte baareS Geld unS entzogen werden. Die Gegner machen darauf aufmerksam, daß eine Verminde rung der Baarschaft sich verrLch und fühlbar macht nur in einer Verminderung aller Preise, welche, wo sie stattfindet, von der Ein fuhr abschreckt und zur Ausfuhr ermuntert, so daß ein Gleichge wicht zwischen Ein- und Ausfuhr allenthalben, sowohl in den Theilen eine- Lande-, als in verschiedenen Ländern, eben durch den Einfluß der Geldbewegung auf die Preisverhältnisse, aufrecht erhalten wird. — Die von den Schutzzöllnern behauptete Theorie, daß alle Kaufleute in allen Ländern sich stets bemühen, von den Kaufleuten anderer Länder baareS Geld zu beziehen, steht in Wi derspruch mit der Thatsache, daß jeder Kaufmann in jedem Lande stets bemüht ist, sein Geschäft mit möglichst wenig Baarschaft zu verrichten und bekanntlich einen Handel scheut, wobei er sich, an statt der Retourwaaren, baares Geld weit her mit bedeutenden Kosten zurücksenden lassen müßte, wofür ihn nur außerordentlicher Gewinn entschädigen könnte. Uebrigens stände e- in jede- deut schen Kaufmanns Belieben, für die von ihm ausgeführten Waa ren sich allezeit daareS Geld remittiren zu lassen, und er würde dies sicherlich thun, sobald baares Geld mehr als ein anderes Ding in Deutschland begehrt wäre. — Dagegen sucht da- Aus lands auf dem Wege deS Handels nur Befriedigungsmiktel. Sein Gelüst, die Erzeugnisse deutscher Arbeit zu verbrauchen, hat seine Schranke nur in der Forderung, Erzeugnisse seiner Arbeit dafür zu geben. Es ist also kein Grund für die Annahme, daß da- Ausland nicht willen- sein sollte, mehr deutsche Arbeftserzeugniffe zu nehmen, wenn eS von den seinigen mehr gegeben hätte. Alle bisherige Erfahrung zeigt, daß eine erleichterte Einfuhr in ein Land stets eine entsprechende Ausfuhr von dessen Erzeugnissen zur Folge gehabt habe. Endlich stellen jene Produzenten vor, daß sie große Einrich- tungScapitalien festgesteckt, und viele Arbeiter angenommen haben, und ohne jenen Zollzuschlag zu ihren Productenpreisen, d. h. ohne jenen von den Verbrauchern genommenen UederpreiS, ihre Be schäftigungen einstellen müßtm. Die Gegner erwidern, daß die Spinner und Fabrikanten von Halbwollenzeug, welche so viel weniger Lohn, alS ihre ausländi schen Mitbewerber, zu zahlm haben, ganz gut für dieselben Preise wie diese arbeiten könnten, wenn nur die Handelsfreiheit sie nö- thigte, Einrichtung und Betrieb ebenso zu vervollkommnen, als eS ihre Mitbewerber im AuSlande gethan habm; — daß die Roh- eisenproduzenten, von beschränkender StaatScontrolle befreit, sich gleichfalls ohne Steuerung der Verbraucher behaupten könnten in