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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050127025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905012702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905012702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-27
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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W. Jahrgang. Nr. 48. Freitag den 27. Januar 1905. Hellte. o. besteht inw. der das ;von linüe Be- Cs * AuS Tokio werden die Auistellunq eines fünf ten Armeekorps, die baldige Erklärung der Blokade von Wladiwostok un'd die Landung einer Division aufFormosa gemeldet. (S. russ.-jav. Krieg.) * Ter amerikanische Staatssekretär Hav will eine Konferenz der Mächte lueacn der Neutralität China- einbecufen. (2. russ.-jap. Krieg.) * Die russische Streikbewegung hat nun- mehr auch Riga. Dorpat, Libau, Kelsinafors, Wilna. Kowno, Kiew un>d Odessa erfaßt. (Siebe den Artikel.) er, Herrn übend ent- tze S. über das L». es Herrn m Gesell« iug 19: M. volles" wurden. Allerdings lasse sich vorau-sehen, daß die Interessenten einzelne Zollsteigerungen als zu weitgehend, vielleicht als kaum erträglich bezeichnen werden. Das werde sich in Oester reich wohl ganz so wie in Deutschland ergeben, aber man könne mit ebensoviel Sicherheit behaupten, daß der Inter essenten ungemischte Freude wohl noch keinem Handelsvertrag zuteil geworden sei. Es werden dann u. a. folgende positive Angaben gemacht: Agrarzölle: Futtergerste (mit einem Hektoliteraewichte bis zu 65 lex) 2 .^i, Braugerste 4 (bisheriger Say für Gerste 2 ^i!; Malz 575 (gegenüber 10,25.^ des neuen deutschen autonomen Tarife» und 3,60 ./l bisherigem Beitragssatzes Hopsen 20 (autonomer Satz 70 .^i, bisheriger Vertragssatz 14 ^L); Mehl 10 20 .X (autonomer Tarif 18,75 ./i, bisheriger Beitragssatz 7.30 >l). Die deutschen Getreide-Minimalzölte sind natür lich bestehen geblieben. ,Weientliche Milderungen der autonomen deutschen Zollsätze sind", so schreibt da- Wiener Blatt, ferner für Geflügel, Butter, Eier und andere Agrarprodukte erüelt worden. Auch bei den Viehzöllen ist das A.rgsle der G.sabr abgewendet worden, wenn auch durchaus nicht alles für Oesierreich-Ungarn erreicht werden konnte. Die im neuen autonomen Tarif vorgesehene Gewichtsverzollung bleibt auf recht, aber der Einheitszoll wird mit 8 pro 100 lcx (autonom 25 pro 100 kg, bisher 25,50 pro Stück Ochsen» ststgeietzt.. Für den Schweine-Export wurde die Herabsetzung des Tarifsatzes von 18 aus 5 (bisheriger Vertragssatz 5 ^l) per 100 kx erzielt, ein Erfolg, der sich in den kommenden Jahren, sobald die Tilgung der Schweinepest vollzogen sein wird, in erhöhtem Maß» geltend machen wird." Ueber die Holzzölle schreibt das „Fremdenblatt": „Eine der allerschwierigsten Fragen bildete die Bemessung Holzzölle Deutschlands, eine umso größere Schwierigkeit, als Geheimbleiben des an Rußland gewährten RvhholzzolleS eS unseren Vertretern aufs äußerste erschwerte, Vereinbarungen über den Säckc- holrzoll zu treffen. Die Spannung zwischen Rod- uns Rundholz war im bisherigen Vertrage mit 1 4 festgesetzt. Dieses Verhältnis bleibt nun allerdings nicht erhalten, es weicht vielmehr dem Ver- hältn isse von 1:6, wonach dem an Rußland bis auf 12 herab gesetzten Rohholzzolle ein Schntttholzzoll von 72 an die Seite tritt. Diese Ermäßigung des Rohholzzolles auf 12 geht schon so tief, daß zumindest eine nachträgliche Vergrößerung der Spannung auf dem Wege der Herabsetzung des RohholzeS als ausgeschlossen erscheint und daß für die Forstwirtschaft Oesterreichs daraus verstärkte Anregung zur Rohholz ausfuhr ausgehen wird." Bezüglich der Industriezölle schreibt daS,,Fremdenbl.": „Im Roheisenzolle Oesterreich-Ungarns wurde nur eine aus zollmanipulativen Rücksichten notwendig gewordene Abrundung des Satzes von 1,55 auf 1,50 Kronen beschlossen. Gerade diese Frage hat in Oesterreich-Ungarn zu lebhaften Erörterungen und Besorg, nisten Veranlassung gegeben. Eine wirkliche Ermäßigung speziell deS Roheisenzolles in Oesterreich - Ungarn hätte übrigen» auch für Deutschland, für besten Ganzfabrikateausfuhr wenig Lockende« gehabt. „Im Bereiche der Industrie zölle Oesterreich-Ungarns seien die Ermäßigungen erwähnt, die bei den allerdings sehr hohen prozen tualen Wertzöllen und dem Maximalzollbetrage der neuen Teer- farbenzollsätze auf Andringen Deutschlands gewährt worden sind. Diese vertragsmäßige Herabminderung lag übrigens auch im In- teresse der Textilindustrie. Für die Baumwollspinnerei wurde dagegen ein namhafter Zollschutz zugunsten der Fein- gar ne (Nummern 60 bi- 70) erzielt. Die Textilindustrie, die Leinenbranche, erlangt ferner durch günstigere Kassifikation der feineren Leinenwaren, gesäumte Taschentücher, gemusterte Leinen- Vertrag auf den Verkehr ^inwirken werde. Die „Zeit" saßt ihr Urteil über den Vertrag in folgenden Sätzen zusammen: „Es ist erreicht worden, was unter diesen Umständen zu erreichen war. Als für unsere Unterhändler mildernde Umstände wollen wir darauf verweisen, daß auf beiden Seiten autonome Tarife mit abnorm hohen Zoll sätzen den Verhandlungen als Unterlagen dienten, daß in Deutschland wie auch in unserer Monarchie auf die starke agrarische Strömung Rücksicht genommen wurde, und daß unsere Monarchie infolge ihrer innerpolitischen Verhältnisse in einer schwierigen Situation sich befand." — DaS „Wiener Deutsche Tagblatt" führt au», daß der Handelsvertrag mit dem deutschen Reiche deshalb von größter Bedeutung sein werde, weil er die kommerziellen Beziehungen auf zwölf Jahre hinaus regeln und festsetzen solle, weil er dem ganzen Wirtschaftsleben Sicherheit und Bestand bieten muß. Leider sei Oesterreich zu einer verschlechterten Auflage deS gegenwärtig bestehenden Handelsvertrages gelangt. Es sei aber hoch an der Zeit gewesen, mit den Vertragsverhand lungen zu Ende zu kommen. — Die „Deutsche Zeitung" spendet der Zähigkeit, Sachkenntnis und Geschicklichkeit der österreichisch-ungarischen Unterhändler uneingeschränktes Lob. waren u. dergl. eine bessere Behandlung ihrer Ausfuhr nach Deutschland. Für die Taschrntücherindustrie Oesterreich», die speziell in Hohenelbe zu hoher Blüte gelangt ist, verspricht das namhaften Vorteil. Zu den Jndustrlezöllen Oesterreich-Ungarns zurüctkehrend, bemerken wir noch, daß die von unserer Maschinen- industrie so lange gefürchtete Ermäßigung der Maschinenzölle sich in engen Grenzen gehalten hat und daß die Bedürfnisse der Erzeugung vor allem der Zuckerfabrik-, Textil-, Brauerei- und Brennereimaschinen und .Fabrikeinrichtungen nach Möglichkeit gewabrt worden sind." Ueberaus wichtige Aenderungen und Neuabmachungen sind, wie daS „Fremvenblatt" schreibt, auch im VertragStexte selbst vereinbart worden: „Die Frage der Einfuhr sehe ine Deutschlands, die sich Vollend seit den Zollsteigerungen seines neuen Tarifs immer mehr als kräftige Exportprämien geltend gemacht hätten, wurde für Gerste und Malz, asto in den in dieser Richtung für uns bedroh- liebsten Punkten in einer für Oesterreich - Ungarn befriedigenden Weiie gelöst. Hätte Oesterreich - Ungarn sich damit einverstanden erklärt, daß die Gerste - Einfuhrscheine zum Bezüge de» Boll- betrage» des neuen Zollsatzes 4 ./i) berechtigen, wie dies im deutschen Zollgesetze bisher verbürgt war, so hätte das bei der großen Differenz des deutschen und der Auslandszollsätze eine dauernde Gefährdung unserer Gersteproduktion und ihres Absatzes mit sich gebracht. Den Bemühungen der Vertreter Oesterreich- Ungarns ist die Beseitigung dieser Gefahr gelungen. Die Zoll- Vergütung des Gerste-EinfuhrscheineS wird nicht mit dem vollen Zollbetrage, sondern nur mit der Hälfte (2 ^l) bemessen werden. Daneben wird nur die Wahl de- immerhin mit weitgehender Zoll- amtSkontrolle verbundenen Zollrestitutionsverfahrens für die Aus- fuhr des aus der eingesührten Gerste erzeugten Malzes mög lich sein. „Die Erneuerung de» Biehseuchen-Utbereinkommen», der sogenannten Veterinärkonvention, ist gelungen; es ist gelungen, durch klare, genaue Fassung der Vereinbarungen und durch deren zweckmäßige Neugestaltung, vor allem betreffs der Seuchen- sperrgebiete Kanteten für die Vergrößerung der Sicher- tzeit unieres Biebrxport» nach Deutschland zu erlangen. Üeberdies, falls sich trotzdem Meinungsdifferenzen ergeben sollten, ist die fallweise Bildung einer Sachverständigenkommission beider Reiche unter dem Borsitze de» Vertreter» eines dritten, unbeteiligten Staates vorgesehen/" „Ein Schiedsgerichtsverfahren ist im Handelsvertrag speziell für zolltarifarische Differenzen vorgesehen. Der neue Handelsvertrag enthält außerdem Vereinbarungen über die Durchfuhr von Sprengstoffen (Munition», über Eisenbahn tarife und Steuerfragen und über die Betriebszulassung In sozialpolitischer Richtung dürften die Abmachungen über die Be- Handlung eingewandrrter Arbeiter, so auch über deren soziale Ver sicherung getroffen worden sein." Die Geltungsdauer des Vertrag» ist bi» zum Jahre 1918 bemessen worden. Im Hinblick aus daS dualistische Verhältnis zwischen Oesterreich und Ungarn wurde eS Oesterreich-Ungarn indes ermöglicht, im Bedarfsfälle die Lösung deS Vertrags schon mit dem Jahre 1916 zu erzielen. Hinsichtlich deS Geltungsbeginnes diese» und der anderen neuen Ver träge ist der automatische, also kündigungslose Ueber- gang vom alten zum neuen VertragSregime beabsichtigt. Die übrigen Wiener Blätter von Bedeutung sind auf einen gewissen resignierten Ton gestimmt. Die „Neue Freie Presse" schließt einen Bericht über Einzelheiten de» ab geschlossenen Vertrages mit der Bemerkung, daß nicht mit Bestimmtheit vorhergesagt werben könne, wie der iwaare« zum Ve it, sowie aufSstelle. Var wichtig«- vom rage. * Der Bundesrat wird schon beute mit der ratunq der Handelsverträge beginnen, wird angenommen, daß die führenden einzelstaatlichen Minister bei der Beratung der Handelsverträge im Bun- desrate auch die Fcaqe einor gesunderen Gestaltung des Finanzwesens im Reiche besprechen werden. Vie neiirn a-attch.Ssterreichircben 2öIIe. Während auf deutscher Seite nichts über die Bestim mungen de» eben unterzeichneten deulsch-österreickisch-unga- rischen Handelsvertrages durchgesickert ist, füllen die Angaben über die Höhe der vereinbarten Zölle ganze Spalten der Wiener Blätter. Besonders daS ösfiziöse „Wiener Fremden blatt" weiß viel zu erzählen. Zunächst begrüßt es den Ab schluß deS Vertrages mit der selbstverständlichen offiziösen Genugtuung. Die Schwierigkeiten, die bei diesen Vertrags beratungen zu Arbeitsfreude, wahrt werden Stunde Herr der halbweg« der deutschen und auch der mitteleuropäischen Handelspolitik aufmerksamen Blickes verfolgt hat. Ein Albdruck sei nun von unserer (lies österreichisch-ungarischen) Wirtschaftspolitik ge wichen; die schwersten Gefahren für Industrie und Landwirt schaft seien gebannt. Uebrigens eine ganz lustige Selbst verspottung, wenn man sich der hohen Töne erinnert, die in Wien bei der Abreise deS Grafen PosadowSky angeschlagen überwinden waren, die unverdrossene die von den Vertragsunterhändlern be- mußte, um jener Hemmnisse in letzter zu werden, all das könne wohl nur ermessen, der die neueste Entwicklung stand an» Oberlehrer ntemntk, er vritke, r. Bors. * 40 Bergarbeiter wurden im Trifailer Kohlenwerk (Untersteiermark) durch Stickluft getötet. (Siehe Aus aller Welt.) * Eine offiziöse Wiener Meldung teilt mit, daß TiSza nach der gestrigen Wahlniederlage spätestens unmittelbar nach Abschluß dec Wahlen sein EntlassungSgcsuch einreichen, und daß Szell oder Graf Julius Andrass» als Nachfolger bezeichnet werde. (S. Ausland.) * Gegen die Bekanntmachung der Moskauer Po- lizei, daß japanisch und englisckw Agenten die russischen Revolutionäre mit Geld unterstützten, orbob der eng lische Konsul Einspruch bei der r u s s i s ch e n Re gierung, welche versprach, eine Untersuchung anzu stellen und die Wiederholung derartiger Vorfälle zu ver- hindern. (Siehe den Artikel.) Vie flririr in flurrlanä. Di« Vorgänge in j)«ter»bnrg. Vom heutigen Tage wird aus Petersburg gemeldet, der Zar habe dem Großfürsten Wladimir seinen Dank für die Unterdrückung der Unruhen in Petersburg ausgedrückt. Ferner habe er eine Arbeiterdeputation zu sich befohlen, weil ihm von hochstehender Seile mitgetcilt wurde, daß die Bewegung sich nicht gegen die Person deS Zaren, sondern gegen die Polizei richtete. Dies entspricht einer früheren, noch nicht bestätigten Meldung. Der russische „Reaierungsbote" veröffentlicht ein kaiserliches Dekret, dem- zufolge Pobiedonoszew aus seinen Wunsch in die zweithöchste Klasse der Beamten des Reiches versetzt w>"d und die Erlaubnis erhält, besondere Streifen an seinen Paradebeinkleidern zu tragen als Zeichen, daß er mit den MinisternaleichenRang hat. Die Liberalen Petersburgs bemerken hierzu: „Die Streifen an den Parade- bcinlleidern des Prokurators in diesen weltgeschichtlichen Tagen, das sei der beste Kommentar für die Befähigung ver jetzigen Machthaber, em Sechstel des Erdballs zu regieren." Eine Versammlung der Redakteure beschloß, die Zeitungen am Sonnabend wieder erscheinen zu lassen und über die Unordnungen nur amtliche Berichte zu oringen, ohne jeden Kommentar. Der Vorstand der Bergbau- akademie läßt sein tiefes Bedauern über die ent- etzlichen Ereignisse zum Ausdruck bringen, erklärt die Fort- etzuna der Studien für unmöglich und drückt den Angebr-- — )er Getöteten Sympathie aus. Der Vor st und des etzuna der Studien für unmöglich und druckt den Angehörigen )er Getöteten Sympathie aus. Der Vor st und des Jn- tituts der Zivilingenieure nahm eine gleiche Re- olution an. An der Unlversität ist die Anmeldung zu )cn Vorlesungen bis zum 28. Februar verschoben. Wie jetzt verlautet, sind die Journalisten Annensky, Karejew, der Redakteur des „Prawo"', Hessen, SemejewSky und andere nicht wegen ihres Bittganges zu Swiatovolk- Mirskn, Witte und Nvdewsky verhaftet worden, sondern wegen der Reden, die sie in der Freien ökonomi sch e n G e s e l l s ch a f t bei der Verhandlung über den Streik der freien Berussarten gehalten haben. Die Lohn auszahlung der Arbeiter in den Putilow-Werken dauert fort; die Arbeit ist noch nicht ausgenommen. Der Ausstand in der Nobelschen Pctroleumfabrik hat aufgehört. Nach einer Depesche fand auf dem Iekate - rinoslaw platz gestern abend eine Kundgebung der Ausständigen statt. Die Menge zog durch die Straßen und griff die Polizei an, wobei ein Polizist durch einen Re volverschuß getötet wurde. Truppen mußten requi- Doch der andere schüttelte nur den Kopf. Da warf sich der Japaner mit einer Bewegung des Unmutes auf seine Matte zurück und schloß die Augen. — Es war etwa fünf Uhr morgens. Die Soldaten ruhten noch immer von ihrem anstrengenden Marsche. Und Jack Napier wälzte sich unruhig auf seinem un- gewohnten Lager. Lausend Gedanken zermarterten sein Hirn. Er hatte den entsetzlichen Tod des Weibes, das er geliebt mit jeder Faser seines Herzens, nicht vergessen können. Täglich, stündlich sah er das zer- schmetterte Haupt mit den verzerrten Gesichtszügcn vor sich. Er empfand abwechselnd Reue, Bedauern, Wut. Er quälte sich, wie ein Mensch sich nur quälen kann, der sich selbst den Tod eines von ihm heiß geliebten Wesen- zuschreibt. »Warum hatte er sie allein gelassen in der Villa?< Das war's, waS ihm keine Ruhe ließ. Mit dem Instinkt des Liebenden, der eher empfindet als weiß, hielt er Suwarow für den indirekten Mörder Camilles, und fein einziger, ständiger Gedanke bei Tag und Nacht war — Rachel Rache an Suwarow!! Mit Hülfe des hervorragenden japanischen Spionage- systemS, unterstützt durch mit freigebiger Hand ausge« streute Geldsummen, war es Napier gelungen, in Er- fahrung zu bringen, was aus Suwarow geworden war. Erst gestern war ihm die Nachricht überbracht worden, Suwarow sei.Hauptmann in der russischen Armee. An diesem Morgen gegen fünf Uhr nun hörte Napier, der die ganze Nacht hindurch nicht einen Moment ge schlafen hatte, Plötzlich den Hufschlag herannahenücr Pferde auf dem harten Boden. Er sprang empor und lauschte. Dann schlug er die Matte zurück und legte das Ohr auf die nackte Erde. Richtig. Der Boden schien leise zu beben; ein großer Trupp mußte in der Nähe sein. Im nächsten Moment hatte er seinen Freund Joko geweckt; eine Minute später standen die Japaner kämpf- bereit unter Gewehr. Jetzt hörte man das Pferdegetrampcl schon gan- deutlich, und während die Soldaten die Hütte verbarri kadierten, trat der Leutnant vor die Tür. Er kam aber gleich wieder zurück. „Laßt ab", rief er. „Es sind Freunde." Wirklich war es nur ein Trupp japanischer Kavallerie unter dem Befehl eines Obersten. Und während In fanterie und Kavallerie sich gegenseitig von den Freuden und Leiden deS Kriege- erzählten, gingen vor der Hütte Oberst und Leutnant, in ein allem Anscheine nach sehr wichtige« Gespräch vertieft, etwa eine Stunde lang auf und nieder. Im Osten dämmerte der Morgen. — — „Und Sie glauben, daß er absolut zuverlässig ist, Leutnant? — Daß kein Spionagetrick dahinter steckt? — Sie wissen — ich traue diesen Europäern nicht!" Der junge Leutnant hielt in der Promenade inne und sah seinem Vorgesetzten fest in die Augen. „Für seine Ehrlichkeit übernehme ich die persönliche Verantwortung, Herr Oberst!" sagte er. Der Oberst nickte leicht mit dem Kopfe, ohne seinen Gang zu unterbrechen. „Ordonnanz!" Ein Soldat stürzte herbei. „Der Infanterist Jack Napier soll Herkommen!" Und zum Erstaunen der versammelten Krieger mar- Werten für die Dauer der nächsten halben Stunde ein Oberst, ein Leutnant und ein ganz gemeiner Soldat vor der Hütte auf und nieder und unterhielten sich wie gute, alte Freunde. — — — — — — — — — — Auf Befehl des Obersten batte sich die Kavallerie und Infanterie in Reih und Glied vor der Hütte aufgestellt. Napier stand etwas abseits, außerhalb der Aufstellung. „Freiwillige — einen Schritt vor!" Wie e i n Mann, ohne die geringste Zögerung traten beide Truppenkörper einen Schritt vorwärts. Der Oberst lächelte stolz. „Brav, meine Kinder! Aber alle kann ich euch nicht brauchen. Ich will euch sagen, um was cs sich handelt, dann macht's unter euch ab. Also — wir brauchen einen schlanken, mittelgroßen Russen. Einen Kavallerie soldaten. Tot oder lebendig, ist gleichgültig. Aber besser ist — lebendig. Und wir brauchen ihn bald — sofort! Wir bleiben hier, bi- wir ihn haben. Diesseits des Jalu, — also in nächster Nähe — stehen vorgeschobene Wachtposten. Einen müssen wir gefangen nehmen. Und er darf keinen Alarm geben können. Deshalb können auch nur wenige Mann mit, — höchstens fünf. Euer Leutnant wird euch führen. Die Expedition ist sehr gefährlich. Merkt der Vorposten etwas und gibt den Alarm, dann seid ihr all« verloren. Go — nun wißt ihr. Freiwillige — einen Schritt vor!" Doch das erneute Kommando erzielte nur denselben Erfolg wie zuvor. Jeder Mann wollte mitmachen. „Hätte ich mir denken können!" brummte der Oberst. „Leutnant — suchen Sie fünf Mann auS!" Der Leutnant liebte seine Soldaten, wie sie ihn liebten. Um nicht- in der Welt hätte er einen von ihnen verletzt. Deshalb kommandierte er nur kurz: „Die ersten fünf der ersten Reihe! Drei Schritt vor wärts — marsch!" — Ein Viertelstündchen spater verließen der Leutnant und fünf Mann die Hütte; die übrigen, inklusive Jack Napier, blieben zurück. — — — — — — — — ^Dietrich. Brunner. Sohuke. Feuilleton. Am jeden Preis. 27) Roman von Sergei D . . . . Nachdruck verboten. Stunden vergingen. Die Soldaten und Viehtreiber ringsumher schliefen den Schlaf der Gerechten; nur der Leutnant und der europäische Soldat pflegten im Flüster ton eine lebhafte Unterredung. Der Japaner sprach ein leidliches Englisch. „Jack", sagte er eben, „ich rate dir, laß ab!" Der Europäer, es war kein anderer als Jack Napier, zog düster die Augenbrauen zusammen und schwieg einen Moment. „Nein!" meinte er dann. „Joko, mein Freund, du ken.ist ja meine Geschichte. Ein Dutzendmal habe ich sie dir schon erzählt. Also — vergiß nicht — sie lebte ihrer Rache: ganz ihrer Rache! Und ging zu Grunde daran l" fügte er leise flüsternd hinzu. „Und da sollte ich sie nicht rächen?! Ich kenne überhaupt nur einen Wunsch, Joko, daß ich zusaminentreffen möge mit jenem Manne, durch den mir mein Liebstes geraubt wurde. Den Wunsch hege ich schon — oh, so lange! Und jetzt, wo ich weiß, wo er ist, — wo ich ihn vielleicht bald sehen soll, — jetzt ratest du mir — laß ab?! Nie und nimmer, Joko!" Napier war ganz blaß im Gesicht, während er sprach. Er knirschte mit den Zähnen und ballte seine Fäuste. Der Leutnant betrachtete ihn stillschweigend einige Momente, dann meinte er: „Schau' mal, Jack, — du hast mir das Leben gerettet. Jetzt möchte ich deines retten. Es ist Wahnwitz, sag ich dir, — laß ab!" Abend-Ansgabe slrerr. Annahmeschluß sür Anzeigen. Abend-Au-gab«: vormittag» 10 Uhr. Morgrn-Au-gabe: nachmittag» 4 Uhr. a. t. im i»» 3, BrzugS-PretS in der Hanptexprdttion oder deren AuSgabe- stell« abgrholt: vierteljährliches.—, bei zweimalig« täglich« Zustellung in» Hau» e S.7K. Durch di« Post bezogen für Deutsch- land n. Oesterreich vierteljährlich e 4.50, säe di« übrigen Länder laut Zeitung-pret-Iiste. Aedaktt»« «ntz Expeditia«: 153 Fernsprecher 222 Johanni»gass« 8. Hanpt-Ktltale Dre-den: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). „ - Haupt-Ailtale Verlt«: CarlDuncker, Herzgt.Bayr.Hofbuchbandlg. Lützowslraßr 10 (Fernsprecher Amt VI Nr. 4603». An zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S , Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell, Anzeigen, GeschästSanzeigea mn.- Text oder an b«»onderer Ereile nach Tarif. Die -gespaltene Reklamezetle 75-H. lchMcr.TaMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- un- -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales un- -es Aolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen sind stet» an di« Expeditton zu richten. Ertra-Veilagen (nor mit der Morgen- Ausgabe) noch besonder« Vereinbarung. Die »rv-ditian ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. I)r. B.,R. L W. «liukhardtl Diese N««mer k«ftet auf allen Bahnhöfen und III I bei den Zeitungs-Verkäufern 4 v s
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