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Grossenhainer Unter!) altungs- und Anzeigeblatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 8. Mittwochs, vcn 27. Januar 1847. Bekanntmachung. Das Königliche Ministerium des Innern hat uns durch den landwirthschaftlichen Haupt verein mehrere Exemplare von dem gedruckten Bericht über das Landeswaisenhaus zu Großhenners dorf, aus welchem die Wirksamkeit und Einrichtungen dieser vorzugsweise auf Bildung land- wirthschaftlicher Dienstboten berechneten Erziehungsanstalt zu ersehen ist, zugehen lassen; theils damit die durch solche gebotene Gelegenheit sowohl zur Erziehung armer Waisenknaben, als zur Ermicthung dortiger Zöglinge für landwirthschaftliche Dienstboten, mehr bekannt werde, theils aber auch um die Aufmerksamkeit besonders der Landgemeinden darauf zu richten. Indem wir daher solches, insonderheit für das landwirthschaftliche Publicum, hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringen, bemerken wir dabei noch, daß der fragliche Bericht nicht nur bei uns, sondern auch bei den im hiesigen Bezirk befindlichen landwirthschaftlichen Specialvereinen zu Lommatzsch, Starbach, Tanneberg, Pristewitz und Schönfeld zur Einsicht bereit liegen wird. Uebrigens sind die Gesuche um Aufnahme von Zöglingen in obgenanntes Landeswaisenhaus — wo die Zahl der stellen noch um 10 vermehrt worden ist — bei der Königlichen Kreis- direction zu Dresden einzureichen. Meißen, am 14. Januar 1847. Die Direktion des landwirtbschaftlichen Bezirksvereins in der II. AmtShaupt- mannschast der Dresdner Kreisdirection. von Erdmannsdorf. Stein, 8. Die Turner. Bor hundert Jahren kam ein Mann Gar 'n' gute Wehr und Waffen, Der Hub den freien Menschen an Frei aus ihm selbst zu schaffen. Der Pestalozzi war's im Schwcizerland, Der Schule Meister, wie bekannt! Drum leb' er hoch, und in dem Lehrerstand, Leb' jeder hoch, der mit ihm geistverwandt! Mit diesem Jmpromptü grüßte ich eine An zahl Festgenossen des 12. Januar v. I., und es gab mir wiederholte Gelegenheit zu Gesprächen über den Grundgedanken desselben, daß man nemlich den Menschen und somit die Menschheit nur durch allseitige und möglichst harmonische Entwickelung und Uebung ihrer eingebornen Kräfte ihrer Bestimmung entgegefi führen kann. Pestalozzi reformirte mit diesem Grundsätze die ganze geistige Erziehungsweise. Die Ausbil dung verdrängte die Ein bildung. Ganz folge richtig kam daher auch Pestalozzi schon zu dem Grundsätze, daß die leibliche Erziehung und Uebung ein ganz nothwendiger Theil der Päda gogik sei, und er that für diesen Grundsatz, was zu seiner Zeit nur immer möglich war. Hierin sprach sich, im Vergleich zu dem bis dahin herrschenden Glauben, ein völlig neuer Geist aus. Nemlich der bisherige Glaube, auf den Lehren der Kirche ruhend, setzte den Men schen als ein völlig zweitheiliges Wesen voraus. Der Dualismus der ganzen kirchlichen Welt anschauung schied auch den Menschen in Leib und Seele, und zwar setzte sie den Leib, wie alle sichtbaren Stoffe, als seiner Natur nach böse voraus, und die Seele, meinte sie, sei zwar, als von Gott kommend, ursprünglich gut, doch aber durch den allgemeinen Fall auch sündlich geworden. Der Leib gilt da nicht ein mal mehr für einen Tempel des heiligen Gei stes, sondern für ein Gefängniß, in welchem die Seele gebunden ist, bis sie im Tode zum Himmel entflieht. So lange man Leib und Seele in einem solchen zuletzt doch mechanischen Verhältniß zu einander auffaßte, war es na türlich, daß man auch jeden Theil für sich be handeln zu können glaubte, daher die Gläu bigen den Leib und seine Kräfte mißachteten, ja mißhandelten und zwar, wie sie meinten, zu Gunsten der Seele, ja sie thaten dasselbe auch an Anderen, und des Sünders Leib weihen sie lieber dem Tode, damit die Seele für den