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Sr,cheiul j»m Wochentag sri!h -Uhr. Inserate wer bt« bis Nachmittag- ; Uhr sür die nächst- «schrillende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich IS Ngr. Inserate werden di« gespaltene Zeile oder deren Raum mit 5 H berechnet. Amtsblatt des Königt. BeMsgrrichts zu Freibergs sowie der Königt. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 184. Mittwoch, den 11. August. 1858. - 'E' . "M !' Togesgeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 20. Ang. , Vormittags 9 Uhr. Hauptvcrhaudlung in der Untersuchung wider den Schneidermeister Gottlob Friedrich Stephani aus Ober- seifenbach und Cons, wegen Unterschlagung u. s. w. Aus Glauchnu wird dem „Zwickauer Wchbl." unlerm 5. August berichtet: Ucbcr die tausendfache Todesangst in den Tagen Ler Fluth vernimmt man herzzerreißende Schilderungen. Doch die Rettungsversuche sind, Gott sei Dank, fast alle ge lungen. Nur zwei Menschenleben hat man zu beklagen. Dem Webermeister Heinicke in der Schicßhausgasse schlug nämlich Leim verlassen seines HanscS das plötzlich zusammenbrechende i Gebäude seine 9jährige Tochter, Lie er auf dem Arme trug, in Lie Fluth und unter die Trümmer des Hauses, woraus das arme Kind erst nach Verlauf Les Wassers gezogen werden konnte. Ein zweiter Unglücköfall betraf Len Webermeister Stiller, Ler vom FclLschlvßchen anS in einem Backtröge auf dem Wasser dahin fuhr, um auschwimwendes Holz zu fangen, und den viel- : fachen Warnungen nicht Gehör gebend, etwas zu weit sich wagte, von der Fluth fortgerissen und verschlungen wurde. Der Scha- s Len, den Lie Stadl erlitten, dürste mit 200,000 Thlr. nicht zu gering angeschlagen sein. — Der „Gl. Anz." schreibt: Sind auch, Gott sei Dank, bis " seht nur 2 Menschenleben zu beklagen, so sind Loch ganz zer- stört: 26 Haupt-, 10 Neben- und 28 unbewohnte Gebäude; , ferner wegen zu großer Beschädigung abzutragen: 25 Haupt-, - 10 Neben- und 15 andere Gebäude; ingleichen räthlich abzu- ,, nagen: 19 Haupt-, 2 Neben- und 6 andere Gebäude; endlich bedeutend beschädigt: 75 Haupt- und 18 Nebengebäude, wobei allenthalben Scheunen nicht berücksichtigt sind. Wie viel Men schen hierdurch obdach- und brodlos geworden sind, ist noch nicht ! zu ermitteln, Lie Zahl derselben muß sich aber auf mehrere Hun- tcrt erstrecken, wenn man erwägt, wie Licht Lie Bewohner Glauchau's bei dem allgemeinen Wohnungsmangel beisammen wohnen; abgesehen davon, daß Biele noch wochenlang ihre un versehrten Wohnungen, weil sie völlig durchnäßt, nicht beziehen können. Die Noth ist daher groß, und wenn auch unsre be- nachbarten Städte und Dörfer, Meerane voran, alles Mögliche gechan haben, um uns die erste dringende Noth lindern zu hel fen, so fehlt doch noch viel, sehr viel, um ihr abzuhelfen. Lemberg, 3. August. (D. A. Z.) Am 29. Juli ist der Mör- der Les Brodher Bankiers, Dominik Borzemski, durch Len Strang hingerichtet worden. Eine Woche vor Ler Hinrichtung wollte er sich selbst Las Leben nehmen und hatte zu diesem Behuf an der Hand sich eine Ader dnrchbissen, wonach er durch den erlittenen Blutverlust beinahe das Leben verloren hätte; Lie rechtzeitige Wahrnehmung des Vorfalls jedoch beugte diesem vor. Nach der Publikation seines Todesurthcils gab es viele Neugierige, ! die Len Delinquenten im Gefängniß sehen wollten. Dies machte auf ihn einen peinlichen Eindruck, weshalb er um Aufhebung j dieser Lem Publikum gewährten Vergünstigung bat, was auch erfolgte. Zum Tode ging er ruhig und unterhielt sich mit den ihn Umgebenden; er war übrigens darauf gefaßt und wiederholte l mehrmals, daß Lebensüberdruß ihn zur Ausführung dieser jz schauerlichen That bewogen hatte. Bei seiner Abreise aus Tar- nopol, in der Absicht der Ausführung seines Vorhabens, hinter- i ließ er ein Testament, in welchem er über seine Immobilien disponirte, voraussehend, daß seine Sache schlecht enden könne. Er soll auch anfänglich nicht die Absicht zur Ermordung Haus ners gehabt haben, sondern wollte nur durch Drohungen Geld von demselben erpressen, und erst als er unerwartet auf Wider stand stieß, ließ er sich zur Ermordung dreier Personen Hinreißen. Er wollte mir dem geraubten Gelde nach Ungarn entfliehen, wohin ec bereits Briefe zur Vorbereitung seiner Flucht abgesandt hatrc. In Brodh weilte er nur ein paar Stunden und ein be spannter Wagen wartete schon seiner, um ihn weiter zu bringen. Sein ganzes Leben war eine Kette von schlechter Führung. Der Humorist Saphir in Wien sieht seinem Ende ent gegen. Er hat vor einigen Tagen seine Grabschrist verfaßt. Er muß Tag und Nacht im Bette sitzen, da ihm daS Athmen schwer fällt. In Bremen hat sich ein Comitv gebildet und einen Auf ruf zur Unterstützung der von Ler Wassersnoth betroffenen Be wohner Les sächsischen Erzgebirges erlassen. Derselbe erblickt seine Aufgabe Larin, die Bremer Gaben auf diejenigen Orte zu verlheilen, wo die Noth am größten ist, und sich deshalb mit Lem sächsischen Haupt-Comitö in Verbindung zu setzen. Paris, 7. August. Der „Moniteur" berichtet aus Cher bourg, 6. August: Nach dem gestrigen Diner wohnten die Majestäten Lem Schauspiel eines von Lem Mittelfort aus ab gebrannten großen Feuerwerkes bei. Die Königin von England verabschiedete sich gegen halb 11 Uhr. — Heute Mittag ist Lie Königin, nachdem halb 11 Uhr der Kaiser und Lie Kaiserin mit ihrem Gefolge noch einen Abschiedsbesuch an Bord Ler königl. Pacht abgestattet, von Cherbourg, von Len englischen Linienschiffen begleitet, wieder abgercist. Bald darauf hielt der Kaiser eine Musterung über die Mannschaften aller Schiffe Ler Escadrc ab und vcrtheilte bei dieser Gelegenheit eine Anzahl von Orden und Medaillen an die ihm vorgestellten Offiziere und Matrosen. — Ein kaiserliches Decret vom 6. d. M., das im heutigen „Moniteur" veröffentlicht worden, enthält die Ernennungen zu Len Präsidien der Generalräthe der Depar tements. Paris, 8. August. (Dr. I.) Aus Cherbourg meldet man: In seiner Rede bei Ler Einweihung Ler Statue Napoleon's I. äußerte Ler Kaiser sich ungefähr wie folgt: „Bei meiner Ankunft schon sprach ich es aus, es schiene, als sollte ich im Frieden Lie großen Bassins zur Vollendung führen, welche der Kaiser, mein Oheim, während Les Krieges begonnen hat. Nicht allein seine riesenhaften Arbeiten gelangen zur Vollendung, sondern auch Lie Principien, Lenen er Lurch Lie Waffen Geltung verschaffen wollte, triumphircn Lurch die Vernunft: die Freiheit Ler Meere ist entschieden worden durch Anerkennung LeS Rechtes der Neu tralen. Indem wir aber dem Kaiser Gerechtigkeit widerfahren lassen, dürfen wir Lie Anstrengungen anderer Regierungen nicht unerwähnt lassen, vor Allem der Ludwigs XIV., welche alle KriegShäfen und festen Plätze schufen. „Ich Lanke Cherbourg sür diese Bildsäule Napoleon's. Die öffentliche Meinung hat keinen Grund zu Befürchtungen wegen der Vollendung des Hafens und der Aufstellung dieser Statue. Eine Nation ist um so mächtiger, je geachteter sie ist, eine Regierung um so stärker, je mehr sie Mäßigung kn ihren Beschlüssen und Gerechtigkeit in ihren Entscheidungen obwalten läßt. Dann läßt sie es nicht auf die Antwort des Landes an kommen, um Lem eiteln Stolze einer vergänglichen Popularität geniegen. Die Regierung, indem sie sich auf die Massen stützt, ist nicht Sclave einer Partei, sie führt blos einen noth wendigen Krieg, um die nationale Ehre und die großen Inte ressen der Völker zu vertheidigcn. „Fahren wir fort, im Frieden in gleicher Weise alle Hilfs quellen Frankreichs zu entwickeln, laden wir die Fremden ein, bei unsern Arbeiten als Freunde, nicht als Rivalen gegenwär tig zu sein. Zeigen wir ihnen, daß eine Nation, bei welcher Einheit, Vertrauen und Eintracht herrschen, der Aufregung eines Tages widersteht und, Herrin ihrer selbst, nur den Stimmen der Ehre und der Vernunft Gehör schenkt." — Der Kaiser hat heute Nachmittag 3 Uhr die Rhede von Cherbourg verlassen.