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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000817015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900081701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900081701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-17
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Da hat sich erwiesen, daß bei Weitem mehr Chinesen im Amurgebiete sich befinden, als von der russischen Behörde registrirt sind, bezw. registrirt werden konnten, denn sie verstehen, sich der Controle überaus raffinirt zu entziehen. Eine solche Controle ist bei den langen Grenzstrecken an der Mandschurei und am Amurgebiete natürlich sehr schwer durchzuführen. Nord-Amerika vermag die Chinesen-Einwande- rung sehr einfach zu verhindern, indem es seine Häfen gegen die gelbe 'Seuche, wie man es nennt, sperrt; das liegt aber im asiatischen Rußland ganz anders. Vor Beginn des Baues der ostsibirischen Bahn gab es auf russischem Gebiete fast gar keine Chinesen. Aber mit einem Schlage änderte sich das, sobald der Bahnbau in Angriff genommen wurde. Es erschienen chinesische Händler, Klein-Handwerker, besonders massenhaft aber Arbeiter, welche die russischen Arbeiter bald zu verdrängen vermochten, da sie mit einem weit geringeren Tagelohn zufrieden waren. Die beim Bau der Transbaikal-Bahn für Holzbauten, Stein- und Erdarbeiten ausgeworfenen Voranschläge konnten beträchtlich herabgesetzt werden, da die Chinesen für den vierten Theil des veranschlagten Lohnes die Arbeit übernahmen, und, was be sonders ins Gewicht fiel, stets in wenigen Tagen in jeder ge wünschten Zahl zur Verfügung waren. Das „Artel"-Wesen (Arbeitsgenoffenschaft) kennen die Chinesen sehr gut. Ein Chi- nesen-Artel ist einem russischen aber von vornherein dadurch überlegen, daß er ganz gut einige Monate ohne Arbeit bestehen kann, was bei russischen Artels gänzlich ausgeschlossen ist. Trotz des so geringen Lohnes machen die Chinesen doch noch Erspar nisse, worüber man sich bei ihrer sprichwörtlichen Bedürsnißlosig- keit nicht wundern kann, — etwas Reis oder ein Stückchen ge dörrter Fisch oder einige Rüben genügen vollständig zum Unter halt. Die Frage, ob der Zufluß von Chinesen in die russischen Gebietstheile dem russischen Handel schaden und den Volkswohl stand erschüttern Wird, ist ohne Zögern sofort zu bejahen, da gegen die Frage nach Abhilfe -durchaus nicht kurzer Hand zu lösen. Auf der ganzen Strecke von Irkutsk bis Bogorodsk kaufen die Chinesen heimlich und natürlich zu äußerst niedrigen Coursen das an den russischen Fundorten illegal gewonnene so genannte Raübgold auf und bringen es nach China. Dadurch wird Rußland und seine Bevölkerung doppelt geschädigt, all gemein volkswirthschaftlich und direct finanziell. Ein weiterer Uebelstand ist der Vertrieb von chinesischem Branntwein, dem „Chansin", der, halb so theuer, als der russische Schnaps, sich von diesem nur durch einen anfangs etwas wider lichen Geruch unterscheidet, an den sich der wenig wählerische russische Arbeiter aber bald gewöhnt. Ganz selbstverständlich sind unzählige kleinere und größere Spitzbübereien, in denen die ge riebenen Schlitzaugen ja Meister sind, und ebenso selbstverständlich ist überall, wohin in aller Welt Chinesen kommen, das Ein schleppen ekelhafter, ansteckender Krankheiten und schändlicher, demoralistrender Laster. Das sind nur so einige Mißstände. Der gefährlichste Hauptpunkt ist aber immer das billige Arbeits angebot der Chinesen, wodurch bei den sonst so phlegmatischen russischen Arbeitern ein wilder Haß gegen die Concurrenten von der gelben Rasse wachgcrufen wird. Der Chinese unterbietet jedes europäische Arbeitsangebot und jeden Preis, — sei es als Tagelöhner, als Hausirer, Flickschuster oder sonstwie. Geholfen gsgen die Fl'uth der Chinefsn-Ginwanderung haben bisher alle Maßregeln so gut wie gar nicht, selbst nicht die echt-rufsische ultima ratio, 'daß das, was von 'dem gelben Burschen ohne Paß gefaßt wurde, furchtbar verprügelt über di« Grenze flog; sobald der biedere Li oder Pi -oder Chin wieder kriechen kann, schleicht er sich an einer andere 'Stelle wieder über die Grenze. Fest -ab- sperren könnte «man höchstens vielleicht -das Transbaikal-Gebiet, bei der Mandschurei ist das aber ganz unmöglich. Schon vor Jahr und Tag sprach man in russischen Regierungskreisen ganz unverholen von einer „chinesischen Gefahr", und welche Wichtigkeit man in Petersburg der Sache beilegt«, und mit Recht geht daraus hervor, daß man der Commission Männer beigab, wie z. -B. den bekannten National-Oekonomen Lewiteff. Die Er hebungen sind sehr gründlich durchgeführt, -aber sie haben eben nur di« Thatsachen klargestellt; irgend einen greifbaren Rath oder aussichtsvollem Vorschlag zur Abhilfe hat die Commission auch nicht zu geben vermocht. Allerdings hofft dran, daß durch das Zuströmen und Ansä'fsigwerdsn von Europäern im Amurgrbiet und Transbaikal-Distvict die Chinesen schließlich doch zurück gedrängt werden. Die Einwanderung von Russen in diese Ge biete wächst von Jahr zu Jahr, die fortwährend wioderkehrenden Behauptungen vom Gegenthoil sind tendenziöse Unwahrheiten, meist aus -englischen Quellen, deren Beweggründe klarliegen. 1897 betrug die Einwa-ndererzahl 86 576, 1W8 schon 206 645 und 1899 sogar 223 981. Kürzlich -sind auch noch wieder neue Verfügungen in dieser Hinsicht ergangen, beträchtliche Erleichte rungen für die Einwanderung, wie z. B. nur «in Viertel Bahn fahrt, 'Bauholz, Saatgut, Geräthe, -sogar Maschinen und dergl. mehr auf Credit vom Staat. So dürft« sich die Einwanderung in dies« so außerordentlich culturfähigen und aufgewandte-n Fleiß ! so reichlich lohnenden weiten Gebiete sicherlich stark weiter heben. Schließlich wird ohne Zweifel der jetzig« Krieg auch nicht un erheblich dazu beitragen, und auch Ar der Chinesenfrage irgend wie klärend — reinigend möchte man sagen — wirken! Emst Dcha Meyer-Kiel. Englands Gefahren. Während di« englischen Jingoes sich in Großthuereien «rgehen und mit Siegen in Südafrika prahlen, die im Grunde de- müthigender sind als Niederlagen, finden sich auch hier und da nüchtern« und scharfsichtige englische Politiker, die sich durchaus klar darüber sind, daß die Chamberlain'sche Politik die völlige militärische Ohnmacht England» bloßgelegt und da« 1 durch eine ungeheure Gefahr für das britische Reich heraufbe schworen hat. Die conservative „National Review", die ganz auf dem Boden der „imperialen" Politik steht, enthält, wie dem „Schwäbischen Mercur" aus London geschrieben wird, über diesen Gegenstand zwei bedeutsame Artikel, und namentlich der eine von ihnen — der überschrieben ist: „Obwohl sie Augen haben, sehen sie nicht" — behandelt die Frage mit großem Nachdruck. Nachdem der Verfasser an die im Krimkriege begangenen -Fehler erinnert hat, bemerkt er: „Die trübseligen Vorkommnisse des Krimkrieges, die den — «inst unvergleichlichen — militärischen Ruhm Großbritanniens so sehr beeinträchtigen, sind auf einem anderen Schauplatze erneuert worden- Wir haben uns in einen großen Krieg gestürzt, ohne vorher die Kosten zu berechnen und ohne angemessene Vorkehrungen zu treffen. Dafür haben unsere Soldaten grausam leiden müssen, und da alles dies vor den Augen einer -bewaffneten, eifersüchtigen, und thei-lwöis ver achtenden Welt vor sich gegangen ist, so ist dieser zweite Schlag, den unser Ruf erfahren hat, höchst gefährlich und schädigend. Nie zuvor haben sich in 'unserer Kriegsgeschichte solche Fälle er eignet, wie der von Sannas Post, wo 1200 Feinde 2000 britische Soldaten in die Flucht schlugen oder gefangen nahmen, oder der von Spio-nkop, wo 800 Boeren 20 000 britische Krieger unter unseren besten Generalen schmachvoll zurückwarfen. Nie zckbor haben wir ganze Batterien Artillerie verloren, und nie zuvor haben wir Tausende von britischen Soldaten die Waffen niederlegen sehen, weil man ihnen die unmöglichsten Stellungen gegeben hatte, und weil ihre Führer alle Vorsichtsmaßregeln ver nachlässigten." — Das ist, wenigstens in einer britischen Zeit schrift, ein überraschendes Bild „britischer Triumphe". Nachdem der Verfasser -den beschämenden Zustand des Heeres dargeleat hat, wendet er sich sehr naturgemäß einer Betrachtung über den Stand der Flotte zu. Britische Optimisten trösten sich gewöhnlich mit der festen Ueberzeugung, daß, wie schlimm es auch mit dem Landheer bestellt sein mag, die Flotte unbesieglich ist. Natürlich hatten sie dieselbe Ueberzeugung von dem Heere — ehe es auf die Probe gestellt war. Wenn sie auf di« ausgedehnten Rüstungen anderer Lander hingewiesen wurden, so waren sie sofort mit der Versickerung bereit, daß das kriegstiimtige britische He«r durch Qualität ersetze, was ihm an Quantität abgehe. Die ruhmredige Prahlerei, daß im Kampfe ein Brite für fünf Franzosen genüge, war vor zwölf Monaten noch in vollem Schwange. Der Verfasser des Artikels in der „National Review" sicht sich zu dem demllthigenden Zugeständniß gezwungen, -daß im süd afrikanischen Kriege ein Boer sich fünf Briten m«hr als ge wachsen gezeigt hat, und daß viel Grund für die Annahme vor liegt, daß das Vertrauen in die Flotte, gerade wie zuvor das Vertrauen in das Heer, auf Sand gebaut ist. „Es ist allen Ein geweihten wohl bekannt", so erklärt er, „daß unsere besten See- officiere weit davon entfernt sind, mit der Flotte zufrieden zu sein; daß die Befehlshaber auf fast allen Stationen dringend Verstärkungen verlangen, die ihnen nicht geschickt werden können, weil keine zum Schicken da sind, und daß mit Bezug auf Aus rüstung und Kriegsbereitschaft viele unserer Geschwader viel zu wünschen übrig lassen. Wenn das Publicum nur den wahren Stand der Dinge hier draußen kannte", so schreibt mir ein her vorragender Admiral einer unserer wichtigsten Stationen, „so würde es ein Geheul erheben." Ich zweifle daran: das Publi cum würde es vielmehr einfach nicht glauben; die Presse würde es gar nicht veröffentlichen, und die leitenden Staatsmänner unseres Volkes würden die Enthüllungen verlachen, als ob sie dem Ge hirn eines von Furcht Besessenen entsprungen wären." Weiter erinnert dann der Verfasser daran, daß die „Flottenliga" erst kürzlich nachgewiesen hat, daß noch 16 britische Schlachtschiffe mit Hinterladern ausgerüstet sind (!). Zu den Gefahren über gehend, denen Großbritannien in Aolge seiner Unbereitschaft ausgesetzt ist, führt er aus: „In diesem Augenblick haben die Franzosen in Cherbourg und Brest nicht weniger als 18 Schlacht schiffe und 14 Kreuzer mit völlig neuzeitiger Ausrüstung. Großbritannien hat augenblicklich 25 Schlachtschiffe und 23 Kreuzer im Dienste in heimathlichen Gewässern, aber wenn man sich die Schlachtschiffe näher ansieht, kann man sich der größten Besorgnisse nicht erwehren. 15 von den 25 Schlachtschiffen sind veralteter Construction, verschiedene sind mit alten Dampf kesseln versehen und enthalten vi«l -zu -viel leicht entzündbares Holz werk, und obendrein sind 4 dieser Schiffe theilweise oder gänz lich mit Hinterladern ausgerüstet. Und während di« französische Flotte von einem Officier, nämlich von Admiral Gervais be fehligt wird, der sich auf die besondere Aufgabe der Mani- pulirung französischer Geschwader im Falle des Krieges mit England seit Jahren vorbereitet hat, und der mit der Leistungs fähigkeit der ihm unterstellten Schiffe und Officiere vertraut ist, ist es andererseits unmöglich, in England einen -derartig geeig neten „Admiralissimo" zu entdecken. Man frage einen See- vfficier, wer wohl im Kriegsfälle den Oberbefehl der britischen Flotte übernehmen könnte, und er wird offen bekennen, daß er nicht die geringste Ahnung hat." Fähige -britische Admirale scheinen noch seltener zu sein, als fähige britische Generale, und Vas will viel sagen. „Aber es ist nicht allein eine große fran zösische Flotte im Canal stationirt", so fährt der britische Be obachter fort, „es ist auch ein großes französisches Heer von bei nahe 200 000 Mann bei Chartres mobilisirt, das, wie ein Blick ^uf die Karte lehrt, den Canalhäfen sehr bequem nahe liegt." Wenn eine solche Macht eine Landung an der englischen oder irischen Küste bewerkstelligen könnte, so würde sie allerdings weder in England noch in Irland auf großen Widerstand stoßen, denn Großbritanniens beste Soldaten und „beste" Generale sind immer noch in Südafrika unabkömmlich. Die Wirren in China. Ist wirklich der große Wurf gelungen? Sind die Gesandten Gerettet? Eine Nachricht liegt vor, die die» behauptet. Sie kommt au» amerikanischer Quelle und besagt: *Re» Park, 16. Angist. (Telegramm.) Tas „New -arker Janrnal" veritffentticht folgende, vam 14. AnGnft datirte Depesche seine» vrrtcktrrftatter» tn Tschtsn: „Ich erfahre an» anker chinesischer Quelle, Satz die Verbündeten am Montao vor Peking ein» getroffen sind, nnd habe guten Grnnd zn der An nahme, das; das Heer den Einmarsch tn Peking er zwungen hat, nnd das; die Gesandten nnd ihre Freunde heute gerettet siud. Wahrscheinlich befinden sic sich gegenwärtig wohlbehalten bei dem christlichen Heere." DaS soll am 13. geschehen sein. Nicht soweit, auch der Zeit nach geht die folgende Meldung: * Berlin, 16. August. (Telegramm.) „W. T.-V." berichtet ans Tokio unter den» 14. August: Bci Tages anbruch besetzten am 12. August die Japaner Tunglschon, 10 Meile» von Peking, ohne Wider stand. Ter Feind scheint die Nacht vorher sich nach Peking zurückgezogen zu haben. Bedeutende Waffcn- vorräthe und Magazine mit Getreide sind genommen worden. Noch einen Tag weiter zurück liegt nachstehende Meldung: * Rom, 16. Angust. (Telegramm.) Die „Agenzia Stefani" berichtet aus Taku über Tschifu unter dem 13. d. M.: Admiral Candiani ist hier eingetroffcn. Eine Abtheilung Italiener, befehligt vou Leutnant Sirianni, langte inPangtsun an. Die Verbündeten sind in der Nähe von Peking, nachdem sie am 9. August ein chinesisches Corps, befehligt von Tungsuhsiang, znrückgeworfen hatten. — Die „Agenzia Stefani" berichtet weiter aus Taku über Tschifu unter dem 14. d. M.: Die Verbündeten sind nach einem sehr beschwer lichen Marsche am 11. August in Matou eingetrosfen. Ein starkes chinesisches Corps sperrt den Weg nach Tschangkiawan. Der Befehlshaber der Russen theilt mit, daß die rückwärtigen Verbindungen bedroht seien; er befürchtet einen Angriff und verlangt Verstärkungen. Ein Bataillon Franzosen und zwei Com- pagnieen Italiener, diese voin Kriegsschiff „Fiera Mosca", sind ge landet worden. So Weiß man, da amtliche Berichte ausstehen, noch immer nichts Positives, wohl aber ist der Schluß des vorstehenden Telegramms geeignet, unsere wiederholt aus gesprochenen Besorgnisse, das Expcdit>onvco»^L könn«. vo» Tientsin abgeschnitten werden, zu vermehren. In Washington ist die weitere Nachricht des „Reuter'schen Bureaus" eingetrosfen, China werde einen hohen Beamten beauftragen, mit den Befehlshabern der ver bündeten Truppen in Tungtschou zusammen zutreffen, um mit diesen für das sichere Geleit der Gesandtschaften Borkehrungen zu treffen. Es heißt, Prinz Ts ching sei dazu bestimmt, die Unterhandlungen zu führen. Wahrscheinlich habe die betreffende Zusammenkunft bereits stattgefunden. Von Tientsin bis Peitsang ist die Eisenbahn w ied erhergcstellt. An der Ausbesserung der weiteren Strecke nach Peking wird von den Russen gearbeitet. ES verlautet nichts Neues von der Front und aus Peking. Shanghai. * Shanghai, 15. August. (Reuter'S Bureau.) In einer heute von den Conjuln abgehaltenen Versammlung ist von den anderen (?) Consuln kein Einspruch dagegen erhoben worden, daß die briti- sehen Truppen gelandet werden, doch erklärten die übrigen Consuln, daß auch ihre Regierungen Truppen landen würden. Der britische Consul sprach aber dagegen und drohte, daß jetzt die zur Landung bereiten britischen Truppen zurückgezogen würden. * Shanghai, 15. August. Die hiesigen Consuln sandteu auf Grund einer gemeinsamen Beschlußfassung folgendes Telegramm au die Regierungen: Wenn die indischen Truppen aus Wusung zurückgezogen werden, besteht eine große Gefahr für die Sicherheit Shanghais. Diese Truppen sollten auf Grund einer internationalen Verständigung zum ausreichenden Schutze Shanghais gelandet werden, und es sollten sofort noch mehr Truppen von den Verbündeten gelandet werden. * London, 16. August. (Telegramm.) Die Blätter ver- öffentlichen ein Telegramm aus Shanghai unter dem 15. August, nach welchem die englischen Truppen nicht gelandet werden, sondern nach Wei-hai-wei weitergehen sollen. Dieser Entschluß sei durch eine tiefe Niedergeschlagenheit erzeugt worden; man fürchte, daß die Chinesen bald Vortheil von dem Beschlüsse haben werden. * London» 16. August. (Telegramm.) Di« „Times" berichten aus Shanghai unter dem 15. August: Dem Admiral Seymour sind durch Vermittelung deS Generalkonsuls Instruc tionen gesandt worden, »ach denen die hierher gesandten Truppen nach Norden weiter gehen sollen. Die» wird morgen geschehen, wenn das auswärtige Amt den Be fehl nicht widerruft. Britische Bank- und Schifffahrt-- firmen telegraphirten heute an Salisbury und gaben der Meinung Ausdruck, daß diese Anordnung verhängnißvolle Folgen haben würde, indem sie die Regierung zugleich dringend ersuchten, die Sache nochmals in Erwägung zu ziehen. Die fremden Consuln, die ebenfalls wegen der Folgen eines solchen Vorgehen« besorgt waren, richteten identische Noten an die Regie rungen mit dem Ersuchen, die britische Regierung zu veranlassen, die Landung von Truppen hier anzuordnen. * Shanghai, 15. August. (Reuter'S Bureau.) Da unter dem Rindvieh, da» jetzt in Shanghai nach Tschifu für die britischen Truppen verladen wird, die Rinderpest herrscht, sind die Ver ladungen eingestellt worden. Sie Qesterreichcr im Kampfe hei »en Tak«-Aort». Di« „Weener Abend post" veröffentlicht «inen Auszug aus dem Bericht« 'des Linienschiffs-Fähnrichs Ernst Stenner von dem Torpcdoschiff-e „Zenta" über die Beschießung und Erstür- mung ber T-aku-Forts am 17. Juni. Der Bericht enthält außer vielem bereits Bekannten noch einig« Einzelheiten, di« neu sind, und daher wiedergegeben zu werden verdienen. Nachdem in dem Berichte Lage nnd Beschaffeinheit der Forts, die sämmtlich von deutschen Officieren entworfen, geschuddert worden sind, wird mitgetheilt, daß um 4^ Uhr (nach Besrkdigung -des Bom bardements) der „Iltis" das verabredet« Fernsignal zum Vor gehen der gelandeten Mannschaften gab, die 943 Mann stark, sich «twa 4000 Meter auf dem Terrain vor dem Nordwest-Fort entwickelt hatten. Dann heißt «s in dem Be richt« wörtlich: Meine Abtheilung machte mit der der deutschen Schiffe den Vormarsch in -der Dammdeckung. Da jedoch der Winkel, welchen die Straße mit der Schußlinie gegen Vas Font bildet, ein derartig spitzer war, daß man nicht ohne Gefährdung der Vordermänner schießen konnte, ging ich sprungweise bis 800 Meter vor -das Fort, wo die Straß« nach r«chts abbiegt, vor. Hier eröffnete ich -in sehr guter Deckung das F«u«r gegen die aus den Stückpforten schießenden chinesischen Truppen. Meine klein« Mannschastsa-bthe.ilung war mir stets mit Tapferkeit und Ruhe gefolgt und zeigte nun «ine gute Feuerdisciplin. Ich war sehr rasch vorgegangen und erreichte in beschriebener Deckung die eng lische Abtheilung der -Vortruppe. In ständiger Deckung hinter dem Straßendamm konnte ich sprungweise bis auf ca. 300 Meter dem Fort nahekvmmen, die Leute stets schießen und ausruhen lassen. Während dieses -Feuers hatten sich allmählich Abt heil u ngen verschiedener Nationen in dieser Deckung vereinigt, welche dem Kommando des nächsten Officiers folgten. Dem Seecadett-en Ernst Petvi, welcher sich -auf das Vorzüglichste benahm, gelang es m diesem Durcheinander, die Mawnschastsabthcilung zusammen- znhal-ten. -War 'schon beim Anmärsche das Gewehrfeuer nicht von besonderer Heftigkeit gewesen, so schien m'it dem Feuer auf Nahdistanz der letzte Widerstand gebrochen zu sein. Die Drücke überden Festungsgraben war intakt geblieben, das Thor gesprengt, und beim Erklettern der Wälle fielen nur mehr vereinzelte Schüsse. Als ich mit meinen Leuten den ersten Geschützstcmd -er klommen hatte, wurde -an dem Flaggenstocke -desselben soeben die englische Flagge gehißt. Da ich von diesem Standpunkte aus sah, daß bereits an -allen Puncten fremde Mannschaften er schienen und ich keinen leeren Flaggenstock mehr rechtzeitig «r- '-lchen konnte, hi ß te ich -im Einvernehmen mit einem englischen Officier um 5^/2 Uhr die k. und k. Flagge neben der englischen. Im Fort fand man sehr viel Munition und be- son'ders bei den Geschützständen viele Gefallene. Da der Angriff einseitig erfolgt war, schien die Besatzung beim Ansturm« unt«r Mitnahme der Leichtverwundeten nach der Südseite geflüchtet zu sein. Ich ließ meine Mannschaft sammeln, constatirte, daß Nie mand verletzt war, commandirte „Zum Gebet!" und vereinigte mich nach einem Patrouillengange 'durch das Fort wiederum mit den deutschen Mannschaften. Nach Einnahme des Nordwest-Forts wurde das Nord-Fort, und dann das Süd-Fort bombardirt. Während die Mann schaften auf dem geschützten Wege vom Nordwest-Fort nach dem Nord-Fort vorgingsn, erfolgte die Explosion des Seeminen- Depots. Das Nord-Fort -leistete keinen Widerstand. Dann be richtet der Linienschiffs-Fähnrich Stenner weiter: Schon während des Vor rückens im Gange gegen das Nord- Fort bemerkte ich, daß ein« 15-Centimeter-Schn«ll- lade - Kanone des Süd-Forts dem Kanonenboote „Iltis" scharf zusetzte. Sobald ich daher mit meinen Leuten in diesem Fort angelangt war, rief ich einige meiner Kanoniere und einige 'deutsche Artillerie-Matrosen -zusammen, -bemannte das nächste Geschütz, ein 15-Centimeter-Krupp I,/25. richtete es selbst gegen genannte Kanone des Süd-Forts und gab auch den Schuß selbst ab, nachdem ich, da das Geschütz nicht mehr vertrauenerweckend schien, die umstehende Mannschaft weg beordert hatte. Die Granat« traf das MunitionS-De- pot des Geschützes, auf welches ich gezielt hatte, und brachte selbes zur Explosion. Die Kanoniere gaben noch zwei Schüsse aus dem Geschütz ab, doch antwortet« nur mehr ein Ge schütz des Süd-Forts mit ztvei bis drei Schüssen, und war dann das Feuer sämmtlicher Forts «ingestcllt. Als wir -das andere Ufer des Flusses betraten, sahen «wir di« Abt-Heilungen bereits vor uns in das Süd-Fort «inz-iehsn und die Besatzung desselben land einwärts flüchten. Ich gab einige -Gewehrsalven auf die Flücht linge ab, worauf das deutsche Kanonenboot „Iltis" mit feinen Maschinengewehren in das Feuer einfiel. Di« Flüchtlinge er reichten bald eine Ortschaft -und konnte ich mich auf eine Ver folgung mit meinen ermüdeten Leuten nicht mehr sinlassen. Der nordwestliche Theil des Südforts wurde von -den Engländern, der südliche von Deutschen und unserer kleinen Abtheilung besetzt. Es waren somit alle Forts bis auf eine Strandbatterie südlich des Süd-Forts und das Südost-Fort, ferner ein ca. 4 Kilometer entferntes Landwerk genommen. Während genannt« Abtei lungen das Fort mit Beschlag belegten, brannten noch «in Muni tions-Depot, in welchem scheinbar Einheitspatronen lagen, denn Geschosse kleiaen Kalibers flogen wie Raketen senkrecht -in die Luft und fielen -dann ebenso herab, die Umgebung unsicher machend. Ferner erfolgten in kurzen Intervallen Explosionen von Gewehrmunit-i-on. Die k. -und k. Flagge ließ ich, da nun das Detachement einen Theil der Besatzung des Süd-Forts bildete, auf dem Nordwest-Fort ein-holsn und gemeinsam mit der deu t - schen -Flagge am südlichen Cavalier des Süd-Forts hissen. Am Nachmittag wurden, nachdem einige Schüsse aus den Ge schützen des Süd-Forts gegen die Stvanidbatterie und de» Süd ost-Fort abgegeben worden waren, und -dieselben verlassen schienen, dieselben von dem deutsch-österreichischen Detachement ohne Widerstand beseht und die Verschlüsse der größtentheil» modernen Geschütze entfernt. In dem Berichte wird -um Schluss« erwähnt, daß der Zünder der Granaten, welche man in Holzkästchen bei den Geschühständen vorsand, und mit denen die Chinesen jedenfalls auch -geschossen Hütten, zum grüß- ten T heile durch schlechte Aufbewahrung und di« Länge d«r Zeit unbrauchbar geworden waren Hieraus erkläre sich der verhältmßmLtzig geringe Schaden, welchen die vielen Treffer auf den Kanonenbooten verursachten. Australien un» Ltztna. Aus Sydney, 2. Juli, wird der „Welt- Torr." geschrieben: Der Sekretär deS Colonialamt», Herr Chamberlain, hat vor einigen Tagen das folgende Telegramm an die Gouverneure sämmtlicher australischer T»,
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