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Dresden, den 17. Zuny rZrH- 29. Nr. Ucbcr einiges Sonderbare und Fehlerhafte in heiligen Gemälden. Es giebt in den Gemälden, welche heilige Perso nen oder biblische Geschichten vorstellen, so manches Auffallende, das bald überhaupt falsch und vorur» theilhaft, bald wegen seines uralten Herkommens nicht mehr erklärbar Ist, und mithin von unsern Künstlern nur um des Vcrjahrungsrechts in ihren Zeichnungen betbehalten wird. Wir wollen einige solcher Sonderbarkeiten hier bemerken und prüfen: r) Man zeichnet die Heiligen, die Apostel und die Jungfrau Maria mit Strahlen um das Haupt, und dies scheinet von den Aegyptern und andern heidnischen Völkern herzurühren, die ihren Göttern und Heroen auch dieselben beifügten, damit ihre Statuen nicht von den Vögeln besteckt würden. Wahrscheinlicher aber ist zu vermuthen, daß man jene Strahlen von dem Strahlenangesichte der Son ne, die ohnehin allen heidnischen Nationen als eine Gottheit galt, auch für alle andere göttliche Statuen zum Symbole ihrer Göttlichkeit borgte. Diese Strahlcnkrone hießen ste , kleine Monde. — Daß Christus gewöhnlich mit einem Nimbus gemalet Wird, leitet man aus dem Cannes Nu- mascen. in seinem Buche cko ortdock. ticke, Lib. IV. »7, wo er saget: AbgaruS^von Edessa habe seinen Maler geschickt, daß er Christum ab- zeichnen solle, er habe aber wegen der Klarheit de- Angestchts sein Bild nicht ccpiren können, so, daß es Christus von sich selbst gezeichnet und dem AbgT» rus zugeschickt habe. 2) Johannes der Evangelist wird als Jüngling abgebildet, weil sein Evangeli um von ihm im hohen Alter geschrieben, und er nach einer unter den ersten Cyristengemeinen herr schenden Sage nicht sterben, sondern lus zum Tage der Widerkunft Christi am Leben bleiben sollte. Zu seiner Seite steht ein Adler, weilZohannes mit sanften Fittigen doch immer zu der göttlichen Ma jestät und Würde des Gottessohnes sich empor schwingt, z) Man malet bei der Geburt Christi den Joseph als Greis, weil nach den nicht ganz ungegründet scheinenden Kirchenlegenden der erster» Jahrhunderte Joseph ein Wittwer und betagter Mann war, als ihm vom Priester die im Tempel erzogene Maria als Braut übergeben wurde. 4) So glaubten die christlichen Seelen, die Valenti ner und Marcioniten, Christus habe seine mensch liche Natur mit vom Himmel gebracht und sey mit dieser den Leib der Maria nur durchzogen; daher rühren einige Gemälde, auf welchen ein Kind vom Himmel kommt, und ein Kreuz auf dem Rücken trägt. 5) Die Meinung, Christus habe in der Krippe neben Ochsen und Eseln gelegen, rühret von der Unkunde der Morgenländischen Oekonomie, und der dadurch veranlaßten Mißdeutung der beiden Stellen, Hubac. Hl, *) les. I, Z. her, den LucaS ») In Nadse. lll. 1. lesen die 70 Dollmetscher statt welches Lutt-er übersetzt: „Du machest dein Werk lebendig mitten in den Iah-